Erarbeitung Sicherheitskonzept für Mitarbeiter bei fremdgefährdende Patienten. Ideensammlung, Brainstorming

InetNinja

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Hey Zusammen.

Ich benötige eine Richtung, Denkanstoß und Literatur.

Bei uns auf Intensiv hat sich ein Vorfall ereignet in dem ich deutlich Involviert war.
Ein massiv Fremdgefährdender Patient. Der Umgang seitens der Kollegen und Ärzte eher ins blaue hinaus.
Kommunikation mit der Pflege, schlichtweg nicht vorhanden etc.

Also grottenschlechter Umgang untereinander.
Das hatte zur Folge das ich mich nicht mehr sicher gefühlt habe und massiv überfordert war.

Auch sind Dinge passiert die in einem grundsätzlich professionellen Umgang hätten niemals passieren dürfen.
Zum Großen Glück ist nichts schlimmeres passiert.

Nun möchte ich gerne das solche Situationen in Zukunft besser gehandhabt werden können.
Ich stelle mir da den Vorschlag einer SOP, was auch immer, etc. vor.

Mein Chef ist natürlich mit dem Vorfall betraut. Sowas ist selten. Kommt alle paar Jahre mal vor, daher hat sich da auch noch nie wer Gedanken drüber gemacht wie wir solch delikates Klientel begegnen. Welche Fallstricke entstehen könne, wie man sie vermeidet etc.

Ich möchte gerne etwas erarbeiten und damit dann auf die Leitung zugehen.
Lass es unter der Überschrift "Fremdgefährdende Patienten" laufen.
- Handlungsempfehlungen
- wie erkenne ich einen solchen Patienten?
- gibt es Asessements/ Screenings das vllt. schon vorher Tendenzen zu ermitteln?
- Rechtliche Grundlagen, Dokumentation, Vorgehensweisen,
- Vorgehensweise Fixierungsgenehmigung durch Gericht
- Fixierung,Systeme, Aufklärung, Handhabung, Rechtliches,
- Fixierung/ Zwangsmaßnahmen aus Sicht des Patienten. Perspektiven
- Medikamente, Gruppen, Aufklärung, Handhabung, Rechtliches
- Deeseskalation
- Umgang mit verdächtigen Delinquenten/ Forensik
- Wo bekomme ich Hilfe
- etc.

Ziel ist es einen Strang zu haben an dem ich mich ggf. langhangeln/ festhalten kann. Aber auch etwas in der Hand zu haben um einem ignoranten, herrischen Arzt auf seinen Pflicht verweisen zu können.

In meinem Fall wurde nämlich meine Sorge etc. übergangen, mit dummen Sprüchen abgetan etc. ich beim meiner leitung habe ich keine Hilfe bekommen. Die genauso unerfahren und ich wusste garnicht was ich an Hilfe überhaupt brauche.

Ich freue mich auf Anregungen und einen konstruktiven Austausch. :)
 
Google spuckt mir das aus…


 
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Ja das hatte ich auch schon gefunden.

Ich würde mir noch den Austausch mit Kollegen die das Leben wünschen.
 
Schon länger her. Ich war alleine im Nachtdienst und wurde von einem deliranten Patienten angegriffen und verletzt. Ich "durfte" mich verarzten lassen und dann den Nachtdienst weiter machen. Es gab keine Nachbesprechung, keine Hilfe keine Unterstützung. Für mich war klar, dass ich mir selber helfen muss, denn solche Situationen werden noch öfter auf mich zu kommen. Ich habe eigenfinanzierte Fortbildungen besucht, wie z.B. Deeskalation, Situationen richtig einschätzen etc. Dazu trainiere ich regelmäßig Selbstverteidigung.
Es gab in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal aggressive ,über griffige und gewalttätige Patienten , so eskaliert wie mein "erstes Mal" ist es nie wieder. Durch die Schulungen konnte ich vieles schon im Vorfeld erkennen und deeskalieren. Wenn das dann mal nicht so gut geklappt hat, konnte ich mich wehren, auf Abstand halten bis Hilfe da war oder überwältigen.
Es gibt Sicherheitsfirmen, die Konzepte für Kliniken entwerfen Vorschläge machen und Schulungen anbieten um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. Vielleicht kannst du deinen Arbeitgeber dazu motivieren dafür Geld zu investieren.
Wenn ihr einen Betriebsrat habt, dann hol den mit ins Boot.
 
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Für mich war das Problem.

Der Patienten war definitiv gefährlich. Wurde auch so vom PsychKonsil eingeschätzt.
Ich bin später schlichtweg nicht mehr in die Box. Hab mich darüber selber geschützt und bin weiterem Ärger aus dem Weg gegangen.

Was völlig schief gelaufen ist, der behandelnde Arzt hat es überhaupt nicht für nötig gehalten mit mir zu sprechen.

Ich kann leider nicht so detailliert darauf eingehen wegen Datenschutz. (der Patient wäre über die Eckdaten öffentlich zu ermitteln)
Also das ist etwas was durch die Nachrichten ging. Hier wurde gefühlt mehr auf das Befinden des Patienten und Rechtssicherheit des Arztes acht gegeben als auf mich. Und das war pure Unsicherheit. Die Ärzteschafft war mehr damit beschäftigt die Dokumentation sauber zu halten damit die Selber nichts auf die Finger bekommen, als mal nach mir zu gucken. Eben weil das auch ein Fall war der durch die Presse ging. Mit der Rechtsabteilung wurde jedenfalls reichlich gesprochen.

Und ich hab es nicht auf die Kette bekommen zu sagen "Halt stopp so arbeite ich hier nicht!!!"
Das weil ich garnicht wusste was um mich herum passiert. Denn ich hatte über viele Dinge keine Kenntnis ... das ich hätte einschreiten können.

Am Ende hab ich komplett an mir gezweifelt. Und muß das auch heute noch aufarbeiten. (Ist in Arbeit, aber wie ihr wisst mal eben Hilfe bekommt man nicht)

Daher möchte ich wirklich wissen wie sowas gehandhabt werden muß?
Fakt war der Patient war gefährlich.

Was hätte gemacht werden müssen um ihn legal wieder zu fixieren?
Was muß der AG, Arzt, Kollegen leisten um ein solches Ereignis wie dieses zu vermeiden?
Das Ereignis, das ich jetzt getroffen bin. Eben auch wie kann man das in Zukunft besser machen? Nur weil etwas und er Presse ist kann man doch nicht seinen eigenen Kollegen aus den Augen verlieren. Vor allem die die ins Zimmer und an den Patienten ran müssen.

Ein Waches Auge, Wertschätzendes Verhalten, Kommunikation... gerate bei solchen Patienten... Mir ist das schier unverständlich das man da nicht von selber drauf kommt... bloß scheinbar bedarf es da ja eine SOP wenn der Arzt selber in Stress gerät.

@alesig Ich werd mir auch mal so ein Seminar raussuchen. Ich hab dringend bedarf Achtsam mit mir in so einer Situation umzugehen und von mir selbst nicht so viel zu erwarten. Ich bin Trotz Angst da rein. Mir wurde nämlich vermittelt ich würde mir das nur einbilden. So hab ich an meinem Urteilsvermögen gezweifelt.

Im Nachgespräch mit dem PSychkosnil wurde mir aber bestätigt das ich die Situation mehr als realistisch eingeschätzt habe und ich vom Arzt richtig hängen gelassen wurde. Mein Chef ist stinken Sauer auf den typen, kann den aber auch nicht konfrontieren. Weil gibt ja keinen Standard gegen den er sich stellte und ich bin nur empfindlich. (Dieser Konflikt wirkt so schwer das ich wohlmöglich meine geliebte Station verlassen muß)

Letztendlich ist hier jemand zu Schaden gekommen und das bin ich. Wenn auch nicht durch den Patienten selber sondern durch einen/ mehreren Kollegen die die Situation viel zu leicht eingeschätzt hatten und mich nicht ernst nahmen.

Mir ein Bild darüber zu machen, wie man mit solchen Situationen besser umgeht ist u.a. der Prozess ob ich nochmal zurück gehe oder nicht.
Daher sammle ich jetzt informationen um später mit dem PR gestützt das mal aufarbeiten kann. Vor der Einsicht und der Späteren Umsetzung ist es dann abhängig...


Mein Appell: Wenn ihr Kollegen habt die unsicher wirken, die gar Angst, Unwohlsein äußern... Schaut genau hin... Geht mit, schaut euch die Situation an. Lasst euch sagen welches Emotionen bei dem Kollegen sind. Warum der Kollege so fühlt. Versucht eine Lösung zu finden.

Mir hätte das geholfen. Ich bin nichtmal mehr darauf gekommen den Patienten einfach gegen einen anderen zu tauschen. Mit einem Kollegen der mit der Situation besser fertig geworden wäre. Der sich hätte besser gegen den Arzt durchsetzen können etc. Der nicht selber so sehr an sich gezweifelt hätte. Ich war damit überfordert.
Ich hatte es geäußert und keiner hat darauf reagiert. Stattdessen wurde sich mit anderen Dingen beschäftigt die zu dem Zeitpunkt absolut unwichtiger waren.

Auch überlege ich ob und wie man eben so etwas wie "Mein Kollege wirkt unsicher" implementieren kann? Besser aufeinander zu achten. Was kann ich tuen wenn ich bemerke mein Kollege wirkt unsicher?

Ich glaube nicht das es Absicht war. Weder vom Arzt, der Leitung, den Kollegen.
Daher brauchen wir ein Tool um Aufmerksamer zu sein. Auf einer Station die Aufgrund ihrer Klinik ein Emotionales Schlachtfeld ist.


Ich finde der Fall hat reichlich Aspekte und Perspektiven:
- Fremdgefährdung, Sinnvoller Auslassversuch.
* Abstimmen im Team der Vorgehensweise
* Evaluierungspunkte
* Wann wird die Maßnahme evaluiert?
* Was kann passieren, Aufmerksamkeit
* Was teuer wir wenn X Passiert?
* Achten auf die Kollegen+* Emotionale Stimmung einfangen, sin die Kollegen überhaupt im Stande das zu leisten?
* etc.
 
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Das kann doch alles nicht Aufgabe der betroffenen Pflegekraft selbst sein… :eek1:

Wenn Du bei DBfK o. ä. bist, kannst Du Dir eventuell Beratung oder rechtliche Hilfe holen.
 
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Nein.

Das wurde mir auch nicht in Auftrag gestellt. Ich will es nur wissen.

Ich brauche das um dass zu verarbeiten und ich möchte das sowas in Zukunft bestmöglich nicht mehr passiert.
Ob ich das implementieren kann und will steht auf einem anderen Blatt.

Erstmal geht es mir darum, wie hätte man das besser machen können?
Denn gesunder Menschenverstand alleine reicht ja nicht aus.

Im Gespräch mit einem Kollegen vom OAmt der selber mal in der Psych gearbeitet hat hab ich erfahren das es durchaus Mittel gibt. Bzw. es in seiner Erfahrung oftmals an Unwissen, aber auch an "Feigheit" lag. Als Assistenzarzt z.b. nachts den Hintergrund anzurufen.
Den Patienten lieber dann unfixiert zu lassen, Kollegen zu gefährden, anstatt mit dem Hintergrund zu diskutieren oder den Richter anzurufen. Er für seinen Teil wusste seinerzeit aber was zu teuen war. (das ist schon mehrere Jahrzehnte her). Er war aber dadurch in der Lage auf den Arzt einzuwirken.

"Sorgst du jetzt nicht dafür das dieser Patient fixiert wird, sorg ich dafür das du dich morgen nicht um dein Patriachatsproblem kümmern musst sondern du wirst vollends dafür verantwortlich gemacht wenn hier heute nacht etwas passiert"
 
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Ich kann dir auch keine Hilfstipps geben.
Ich hatte einen ähnlichen Fall, Ca. ein Jahr vor Corona. Nachts alleine auf Internistischer Station.
Allerdings absolut aus dem Nichts - und auch vorher nie auffällig.
Bei mir reichte Anruf des AvD + Ambulanz und innerhalb von 2/3 Minuten standen 2 Ärzte auf der Station.
Die hatten dann ein Gespräch mit dem Pat. der noch immer Wahnzüge zeigte. Mitpat wurde verlegt - sonst passierte nichts weiter.
Übergabe morgens: keiner glaubte mir wirklich und ich wurde mehr oder weniger ausgelacht.
Im Laufe des Vormittag rasstete der Patient dann erneut aus und griff das Pflegepersonal an. Polizei wurde gerufen und es begann dann wohl eine "Jagd" über die gesamte Etage (= 2 Stationen)
Bei uns wurden "anschließend" zur Zeit in Corona, als man wieder AnwesenheitsFB veranstalten durfte, Selbstverteidigungs- und Deeskalationskurse angeboten.
Weiter passierte aber nichts.
 
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