Diakonie, Malteser oder privat

HuhnXYA

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Guten Tag
Stimmt es dass die Qualität von Pflege, die Zeit pro Bewohner, die Lebens / Arbeitsbedingungen in diakonischen Einrichtungen eher besser ist, als in privaten Heimen die einem Konzern angeschlossen sind ?
Sicher gibts immer solche und solche.

Aber ich habe den Eindruck "Schlechtes Haus, gutes Geld", Gutes Haus, schlechtes Geld".
Als ich mich in einem Betrieb der Diakonie beworben hatte, und mir mein Brutto vorgeschlagen wurde, dachte ic das soll ein Witz sein. Geld ist für mich nicht alles, und wenn die Einrichtung gut ist und die Bedingungen auch, ist das Geld nicht das erste.

Aber der Lohn hatte sich extremst von dem unterschieden was man bei einer privaten Kette bekommt. Die privaten zahlen ja meistens, wenn nicht immer auch tariflöhne um dann von den Krankenkassen Ausgleichszahlungen zu erhalten. Darum dachte ich dass in Diakonie und Malteser auch diese tarife gelten. Oder haben die andere ? War es Zufall dass dieser Betrieb so wenig zahlt, oder kommt euch das bekannt vor dass Einrichtungen der Diaknoie eher schlecht zahlen ?
 
Malteser, Caritas und Diakonie haben idR Avr-Tarife. Genaue Details dann da in den Tarifverträgen nachlesen.
Es kann jedoch auch sein, dass es Häuser gibt, die davon abweichen und nach dem Nasenfaktor bezahlen.
 
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Wie ist es mit städtischen Einrichtungen ? Wie ist da das Verhältnis von Lohn und Arbeitsbedingungen ?
 
Wahrscheinlich wie überall im sozialen Bereich, eher schlecht. Allgemeingültige Aussagen kann man nicht tätigen. Wie soll man auch für alle "städtischen Einrichtungen" o.ä. auf einmal sprechen?
 
Wahrscheinlich wie überall im sozialen Bereich, eher schlecht. Allgemeingültige Aussagen kann man nicht tätigen. Wie soll man auch für alle "städtischen Einrichtungen" o.ä. auf einmal sprechen?
Das möchte ja niemand. Im ersten Teil meines Beitrages habe ich auch darauf hingewiesen dass mir bewusst ist, dass nicht alles schwarz weiss ist. Aber die subjektive Erfahrung Einzelner, die seit X Jahren in der Branche tätig sind, ist natürlich schon etwas Wert.
 
Schau mal bei den Zeitarbeitsfirmen in deiner Nähe nach. Dort sind Gehälter ab 25€/h Brutto für normale Krankenpflege und ab 30€/h für ITS die Regel.
 
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Schau mal bei den Zeitarbeitsfirmen in deiner Nähe nach. Dort sind Gehälter ab 25€/h Brutto für normale Krankenpflege und ab 30€/h für ITS die Regel.
Ja schon drüber nachgedacht, aber dann alle 8 Wochen ein neuer Arbeitgeber, da ist man ohne AUto schnell fertig in seiner Stadt oder ?
 
Die privaten zahlen ja meistens, wenn nicht immer auch tariflöhne um dann von den Krankenkassen Ausgleichszahlungen zu erhalten.
Nein. Gerade die privaten Träger sind ja nicht an die Tarife von z. B. kirchlichen oder kommunalen Trägern gebunden. Oft haben sie ihren eigenen Haustarif - oder gar keinen:
Ich hab einige Jahre in der ambulanten Intensivpflege gearbeitet, da hat jeder frei mit der Firma verhandelt. Dachte früher auch, bei den privaten ist es generell schlecht, aber mein Gehalt war gar nicht so übel. Einige Kolleginnen wurden allerdings mit Mindestlohn abgespeist bzw. knapp drüber. Das kann Dir mit Tarif halt nicht passieren.

Ein allgemein verbindlicher Fächentarifvertrag Pflege scheiterte ja an der Caritas:

 
Ja schon drüber nachgedacht, aber dann alle 8 Wochen ein neuer Arbeitgeber, da ist man ohne AUto schnell fertig in seiner Stadt oder ?
Du kannst bis 18 Monate bei einem Kunden eingesetzt werden, sofern Bedarf besteht.
Auch möglich wäre ein Firmenwagen, hängt von deiner Verhandlung ab.
Ansonsten kriegst du eine Monatskarte für Bus und Bahn.
Sofern ein eigenes Auto vorhanden ist, erhält man auch eine Kilometerentschädigung für je Hin- und Rückfahrt.

Je nach Qualifikation erhält man einen Stundenlohn, der bei TVöD auf P16 datiert sein kann.
Zusätzlich dazu hat man bei vollzeitanstellung neben dem guten Gehalt auch eine wochenarbeitszeit, die der einer Teilzeitbeschäftigung im Krankenhaus entspricht.

Übrigens musst du auch nur die Tätigkeiten ausführen, die in deinem Vertrag vereinbart worden sind.
So entfallen beispielsweise viele Organisationstätigkeiten einer stationären Einrichtung (Worüber sich Festangestellte teilweise echauffieren).

Alles in Allem ist Zeitarbeit für Pflegekräfte, die sich nicht an eine Klinik mit allen entsprechenden Konsequenzen binden möchten, die richtige Wahl.



Meine eigene Work-life Balance hat sich dadurch verbessert. Auch in der Hinsicht, dass eine angemessene Kinderbetreung erst möglich wurde, da ich meine Dienste selber plane.
 
Zusätzlich dazu hat man bei vollzeitanstellung neben dem guten Gehalt auch eine wochenarbeitszeit, die der einer Teilzeitbeschäftigung im Krankenhaus entspricht.
Darf ich da mal kurz nachhaken?
Ich habe ja nun schon mit vielen Kollegen aus dem Leasing gearbeitet, das allerdings habe ich so noch nicht gehört. Wie kann ich mir das vorstellen? Wie wird Vollzeit im Leasing berechnet? Wenn ich die Stundenzettel unterschreibe, werden stets dieselben Stunden abgerechnet, wie sie unsere VZ-Kräfte auch arbeiten.
 
Ich glaube, Leander meint, dass man für das gleiche Gehalt weniger Stunden arbeiten muss.
Dazu kommt, dass viele Leasingfirmen eine 35 Stunde/Woche anbieten. Jedoch ist nicht alles bei den Verträgen so rosig, wie es immer beschrieben wird.
 
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Ich glaube, Leander meint, dass man für das gleiche Gehalt weniger Stunden arbeiten muss.
Dazu kommt, dass viele Leasingfirmen eine 35 Stunde/Woche anbieten. Jedoch ist nicht alles bei den Verträgen so rosig, wie es immer beschrieben wird.
Das kann ich bestätigen. Eine Vollzeitstelle bei einer Leasingfirma entspricht 35h die Woche.
Bei einem Stundenlohn, den ich oben genannt habe, kann sich jeder ausrechnen, was er bei einer monatlichen Arbeitszeit von 140h/20 Arbeitstagen erhält.
 
Ach so meinst du das. :) Dann hab ich dich da falsch gelesen.

(PS: Den Verdienst muss ich mir nicht ausrechnen. Den haben die Leasingleute jahrelang jedem hoheitsvoll unter die Nasen gerieben, bis von der PDL die Anweisung kam, das tunlichst zu unterlassen, bei Androhung dienstrechtlicher Konsequenzen. Das Geprahle über den Verdienst ist seitdem verstummt, die mitleidigen Blicke für die Festangestellten sind geblieben.)
 
Das mit der Dienstanweisung ist ja schon ein interessanter Fall, der auch bei einer rechtlichen Überprüfung dem zuständigen Rechtsanwalt eine große Freude bereitet hätte.
Gott sei Dank sind die Gehaltstabellen auch bei Arbeitnehmerüberlassungen transparent gehalten. Natürlich gibt es auch Verschwiegenheitserklärungen, die jeder Mitarbeiter unterschreiben muss, dennoch kann man eine grobe Rechnung gemäß des IGZ-Tarifes durchführen. Die Branchenüblichen Zuschläge bzw. die individuell vereinbarten Gehaltszuschlag muss man natürlich hinzurechnen.

Klar, Zeitarbeit hat auch Nachteile, zum Beispiel eine geringe Jahressonderzahlung, die man selbst auf das Niveau des Weihnachtsgeldes anheben muss. Aber auch da liegt es im eigenen Ermessen, seinen Stundenlohn auszuhandeln. Dementsprechend muss man auch eine gewisse Summe monatlich zurücklegen. Wie hoch diese Summe dann ist und wie hoch dann das eigene Weihnachtsgeld ausfällt, bleibt jedem selbst überlassen. Zusätzlich dazu gibt es die tariflich vereinbarte Jahressonderzahlung on-top.

Jetzt muss man sich überlegen, ob man sich einen flexiblen Einsatzort mit wechselnden Kunden antun möchte.
Ob man dafür eine Dienstplangestaltung aus eigener Hand eingeht und ob man bereit ist, auf ein festes Team zu verzichten und alle paar Wochen/Tage bei einem neuen Kunden anfangen will.


Es gibt festangestellte Kollegen, die sich darüber beschweren, dass Arbeitnehmerüberlassungen immer so teuer sind - zurecht!
Eine Pflegekraft, die über die Arbeitnehmerüberlassung in einem Unternehmen tätig ist, kostet viel Geld. Sehr viel Geld.
Geld, für das die Klinik auch mehrere Festangestellte beschäftigen könnte.

Nehmen wir mal ein fiktives Beispiel:

Auf einer Station fangen zwei Pflegekräfte aus der Arbeitnehmerüberlassung an (abk. ANÜ).
Diese zwei beziehen ein Gehalt, welches weit über dem Tariflohn liegt (ich habe bereits angemerkt, dass man teilweise auf P16 kommen kann). Nun will aber die Arbeitnehmerüberlassung natürlich an diesem Geschäftsmodell mitverdienen. Berechnen wir also das Brutto-Gehalt der Kollegen von der ANÜ mit 30% Aufschlag des Arbeitgeber-Bruttolohns. Schon kommen wir in einen Bereich, der im unteren fünfstelligen Bereich liegt.
Für diese Summe könnte die Klinik stattdessen auch ~3,5 Pflegekräfte P8|2 beschäftigen.

Tut sie aber nicht.

Gibt es dafür eine Erklärung?
Meistens ja, denn der AG sieht hierbei einen kurzfristigen Bedarf an Pflegekräften, die er über ANÜ wirtschaftlich decken kann. Dazu benötigt er kurzfristig keine weiteren festangestellten Pflegekräfte.
Ist der Bedarf aber längerfristig vorhanden, also über 18 Monate hinausgehend, dann hat der AG ein Organisationsverschulden bei der Erstellung seiner wirtschaftlichen Planung begangen.


Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die sich über die ANÜ beschwert haben.
Es wurden immer wieder solche Sachen genannt, wie:
-ANÜ kostet viel Geld
-ANÜ hat wenig Qualität
-ANÜ versorgen nur Patienten
-ANÜ übernehmen keine weiteren organisationsbedingten Tätigkeiten,
- etc.


Nun muss man aber einen emotionallen Schritt zurück tätigen und die Sache mal nüchtern betrachten:
Eine ANÜ führt nur die Tätigkeiten aus, die auch im Vertrag vereinbart worden sind, dafür wird sie auch bezahlt.
Das Argument mit der geringeren Qualität ist nicht haltbar, da der Einsatz der ANÜ stets dann erfolgt, wenn die eigene Qualiät des AG/Station nicht mehr vorhanden ist, bzw. der Bedarf aus eigenen Mitteln nicht mehr gedeckt werden kann.
Das keine stationsinternen Arbeiten verrichtet werden, liegt auch darin begründet, dass dies nicht im vereinbarten Tätigkeitskatalog der ANÜ abgebildet ist und somit auch nicht bezahlt wird.
Das Ein- und Ausräumen von Material-/Medikamentenbestellungen ist und bleibt im Organisationsbereich der Station.
Auch weitere Hol- und Bringdienste fallen nicht in den Bereich der ANÜ, genausowenig wie haushaltsnahe Tätigkeiten.

Für Kolleginnen und Kollegen von Station mag das ein Fluch sein.
Für die ANÜ-Pflegekraft ist es ein Segen, da sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren kann: Die Versorgung des Patienten.

Und ein Argument wird gerne gebracht, bzw. dagegen gehalten:
Der Verdienst ist übertariflich. Und damit auch dem Arbeitsumfang und der Verantwortung einer Pflegekraft gerecht.

Wer argumentiert, dass Geld alleine nicht glücklich macht, verharmlost die immer weiter steigende Diskrepanz zwischen Gehalt und Inflation. Die Armut in Deutschland nimmt stetig zu und auch Pflegekräfte spüren die Belastung in ihrem Geldbeutel bei jedem Einkauf an der Kasse.
Und was tut sie dagegen? Meistens nichts. Sie organisiert sich nicht mal in den Verbänden, die eine Gehaltsanpassung erst möglich macht!
Stillschweigend wird ein monatlicher Kaufkraftverlust hingenommen. Die Tariflohnanpassungen liegen immer unter der Inflationsrate und sind somit ein schlechter Witz.

Nur jemand, dessen Grundbedürfnisse nach der Maslow'schen Pyramide erfüllt sind, wagt die menschenverachtende Aussage, dass Geld alleine nicht glücklich macht.
 
Das mit der Dienstanweisung ist ja schon ein interessanter Fall, der auch bei einer rechtlichen Überprüfung dem zuständigen Rechtsanwalt eine große Freude bereitet hätte.
Gott sei Dank sind die Gehaltstabellen auch bei Arbeitnehmerüberlassungen transparent gehalten.
Nur damit das nicht falsch verstanden wird: Es ging nicht um Transparenz. Du sagst es, die Tabellen sind öffentlich einsehbar und die Leasingfirmen werben offen mit ihren Löhnen.
Worum es unserer PDL ging, war die Eindämmung von mobbingähnlichem Verhalten. Das höhnische Vorhalten des geringfügigen Minilohns, Lächerlichmachen, Bemitleiden und ständiges Thematisieren der eigenen Vorteile vergiften das Arbeitsklima und machen vertrauensvolles Arbeiten unmöglich. Als die Leasingleute dann zusätzlich das aktive Abwerben begannen, sprach die PDL ein Machtwort. Einige wurden fristlos abgemeldet, den anderen ein Maulkorb verpasst.
 

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