Citrat?

Hallo marcsl,

der Katheter geht vielleicht nicht zu, aber was ist mit Nebenwirkungen für den Patienten?
Desweiteren wirkt Citrat erst nach Tagen bzw. Wochen gegen Viren...
Bei meinen Dialyspatienten kannst Du jedoch in Stunden rechnen zwischen dem erneuten Blocken des Katheters, insofern erzielen wir keine Besserung für den Patienten...

Gruß
 
Hallo Dialyse123,

das ist so absolut nicht richtig. Citrat fängt sofort an zu wirken. Oder wie erklärst Du dir sonst die äußerst positven Ergebnisse bei Dialysekathetern in vielen großen internationalen Studien?
Ließ bitte dazu das:
http://www.akut-dialyse.de/dokumente/citrate-antibiotic-weijmer.pdf

Zu den Nebenwirkungen ist zu sagen, dass sie eigentlich nur bei Überdosierung auftreten, d.h. ab 0,2-0,3ml aufwärts fangen die Nebenwirkungen an (Erfahrungswerte), die sich in der Regel nur mit kribbeln in den Fingern und einem metallischen Geschmack im Mund äußern.

Treten diese Nebenwirkungen auf, ist das ein klares Zeichen für nicht exakte Füllvolumina.
 
Hallo Marcsl,

hier im Ordner ist der original Citralock-Prospekt von Dirinko:
Es wirkt, jedoch erst nach Tagen....
Vergleiche Tage und Stunden bei Heparin und Citralock bzw. im Gegensatz zum TauroLock Prospekt... Bei Citralock steht ganz klein "days" drunter....
Bei Heparin wachsen die Bakterien innerhalb von Stunden, bei TauroLock werden Bakterien bereits nach Stunden abgetötet.
Wie gesagt, ich halte hier 2 Herstellerprospekte in den Händen, das habe ich mir nicht ausgedacht!

Was bringt es mir, wenn Citralock innerhalb von 30 tagen einen S. aureus abtötet, ich jedoch das Citrat nach 48 Stunden bereits wieder aus dem Katheter entfernt habe?
In Bezug auf eine Anti-Bakterielle Wirkung ist Citralock nahezu wirkungslos, der Katheter mag frei bleiben, dafür habe ich Infektionen die mir eine Liegezeit des Patienten außerhalb der Dialyse einbringen können und ich meine Pauschale nicht abrechnen kann.
Ganz zu schweigen von den Strapazen für den Patienten!

Verstehe mich nicht falsch, es geht mir nicht um einen möglichen Verschluss des Zugangsystems, sondern um eine Infektionstherapie bzw.-prophylaxe.
Gerade bei unseren älteren Patienten ist die Katheterpflege ihrerseits zum Teil mangelhaft und wir haben einfach das Ergebnis, daß mit einem TauroLock-Block gegen Null streben.

Bezüglich der Füllvolumina in Bezug auf Citrat hake ich mal nach.
Hier haben wir bei TauroLock ja eh kein Problem, da wir immer nebenwirkungsfrei überinstillieren können.
 
Hallo,

ich habe auch beide Prospekte der Firmen vorliegen und Du meinst sicherlich diese Grafik, die teilweise auch auf dem Dirinco Prospekt zu finden ist:
http://www.taurolock.de/uploads/taurolock/deu/bilder/Igrafik.jpg

Ganz ehrlich, diese "Kurve" sieht mir, für Marketingzwecke, arg geschönt aus.
Oder kennst Du Studien (die nicht von der Industrie gesponsort sind), die diese Kurve (Taurolock) belegen können? Ich denke eher nicht.

Fakt ist, das Citrat sofort anfängt zu wirken und ein gewisse Anzahl an Keimen in X Tagen abtötet. Und mehr sagt die Citrat-Kurve nicht aus.

Fakt ist auch, dass eine 30%ige Lösung ausreichend ist um eine antibakterielle Wirkung zu erzielen, die Infektionraten gegen null senkt.
Bei 30% sind allerdings die Verschlußraten der Katheter vergleichbar mit Heparin, erst mit 46,7% kann eine deutliche Verbesserung der Kath.-Verschlüsse erzielt werden. Und diese ist in vielen großen internationalen Studien bestätigt worden.

Mit Taurolock gibt es massive Clotting-Probleme oder warum meinst Du steht in der Packungsbeilage, dass Heparin beigemischt werden kann bzw. soll?
Diese ist auch von sehr vielen Zentren in Deutschland bestätigt worden und kann auch im Internet in einigen Foren nachgelesen werden.

Zum Thema Citrat gibt es wesentlich mehr und größere internationale Studien als zu Taurolock, die alle hervorragende Ergebnisse zum Citrat-Block zeigen.
Mal abgesehen davon, Taurolock spielt international überhaupt keine Rolle. Warum bloß?

Zum Thema nebenwirkungsfrei Taurolock überinstillieren zitiere ich mal aus Hygiene Aktuell, 2003, 25, 3:128-131:

"Stimmen die Angaben im Prospekt der Firma über eine Zerstörung des Biofilms, keine Resistenzbildung und keine Toxizität, könnte man einem Einsatz zustimmen. Dadurch würde der Erfolg einer antibiotischen Behandlung bei implantierten Kathetern wie z.B. Port-a-Cath System oder einem CAPD Katheter eventuell erhöht. Die Häufigkeit der Katheterentfernung könnte gesenkt werden.
Angesichts der schwachen Datenlage (randomisiert-kontrollierte Studien? Langzeitergebnisse? Systemische-Effekte? Resistenzbildungen?) sollten jedoch weitere Studien abgewartet werden"

Wie kannst Du dir einen wesentlich größeren und erfolgreichen Einsatz von Citrat erklären, wenn Citrat erst nach 30 Tagen wirkt??????

Warum setzten mittlerweile fast alle Uni`s in Deutschland Citrat (30 oder 46,7%) ein? Es haben sogar einige von Taurolock auf Citrat umgestellt

Ich denke nicht, dass dies auf das "nichtfunktionieren" des Citrates zurückzuführen ist. Und die Hauptanwendung ist eben auch die Infektionsprophylaxe.

Bitte poste mir mal den Link zum FDA-Bericht, aber nicht den Warning-Letter sondern den Med-Watch Bericht. Danke
Ansonsten muss ich alles einscannen :-(
 
Hallo,

diesbezüglich habe ich mich in letzter zeit etwas schlauer gemacht.
Meine Erfahrung ist jedoch eine ganz andere:

TauroLock findet nur aufgrund des Kostenspiegels seltener Anwendung, und dies auch nur im Bereich der Kliniken. Hier im ambulanten Bereich kann es bis auf eine Ausnahme von uns rezeptiert werden. Dies funktioniert sehr gut und somit ist unser Kostenschlüssel gleich Null.

Im stationären Bereich ist dies mit Sicherheit anders. Hier geht vieles um den Preis.
Ein befreundeter Kollege in einem Herzzentrum hat mir nur von guten Erfahrungen mit TauroLock berichtet udn gesagt, daß die dort eine Jahresabnamemenge ausgehandelt haben udn somit die Kostenersparnis in bezug auf Infektionen, Neulegen der Systeme und ähnliches absolut gegeben ist. Dort arbeiten auch die Pädiatrie und die Homecare bzw. Brückenpflege ausschließlich jetzt mit TauroLock.
Die Vorteile der schnellen Wirkungsausbreitung (binnen weniger Stunden und nicht wie bei Citrat binnen tagen) sowie die Nebenwirkungsfrei heit haben hier den Ausschlag gegeben. Dazu kommt, daß TauroLock ein zugelassenes Medizinprodukt ist und auch haftungsrechtliche Aspekte dadurch abgesichert sind. Rady to use Fertigampullen sind das sicherste was der markt hergeben kann. Hat Citralock mit den komischen Plastikampullen ja auch im Visier gehabt.

Du darfst nicht vergessen, daß Du zwar erst investierst, das ganze dann aber über stabile Flüsse und null Infektionen auch wieder retoure bekommst.
Zumindest würde ich dies aus wirtschaftlicher Sichtweise so betrachten.

Den Med-Watch-Bericht muss ich selber nochmal suchen, war die letzte Zeit im Ausland und habe meinen Laptop mit allem möglichen voll...

Grützi
 
Hallo.
Wir blocken mit 30% Citrat. Die Citrate bekommen wir fertig in Ampullen, und nur ganz leichte Überinstillation von 0,1ml...

Grüße
 
Hallo,

wir haben auch bis vor kurzem noch mit Citrat geblockt. Aber nach dem letzten Zwischenfall in Holland, als es bei einem Patienten zu Herzstillstand kam, sind wir nun auf TauroLock umgestiegen.
Der Umstieg war absolut unproblematisch und durch die Möglichkeit der Rezeptierung konnten wir unsere Kosten auch noch senken.
Clotting-Probleme sind bei uns keine aufgetaucht.

Grüssle
 
@stevie:
Womit blockt Ihr denn nun?
Umstieg unproblematisch --> Auf was?

Viele Kollegen blocken mit 3% Citrat gem. Vascular...

In den Evidenz-basierten Empfehlungen von Dr. Simon und Dr. Beutel der GPOH finden sich folgende Möglichkeiten:

Ethanol --> Keine Empfehlung...
Urokinase --> applizieren, intermittierend ....
Taurolidin + Citrat --> ( Taurolock, oder? ) kann zur Primär und Sekundärprävention CVAD-assoziierter Infektionen genommen werden, sowie als adjutive Maßnahme zur systemischen Behandlung in der Therapie

Unser Arzt hat nun aus Erfurt Unterlagen über TauroLock mitgebracht, nachdem er bereits aus dem Uni-Kinikum damit konfrontiert wurde....

Wer hat dieses schon dauerhaft im Einsatz?

Danke und lieben Gruß
 
Hallo Saarland_Nephro,

wir sind auf TauroLock umgestiegen. Das gibt es jetzt wohl auch schon fertig mit Heparin gemischt.
Das Klinikum Karlsruhe hat TauroLock schon seit einiger Zeit im Einsatz. Sagt zumindest ein Kollege von dort.

Grüssle
 
Karlsruhe hat TauroLock in gebrauch? Soso, dann kann ich dort ja mal direkt nachfragen. Hatten die nicht mal Citralock ...?

Habe einen Patienten aus dem UK Magdeburg, dieser kam bereits fertig mit TauroLock - Block. Dort wird auch TauroLock eingesetzt, und zwar laut PP das ohne Heparin.
 
Da das Thema bei uns weiterhin diskutiert wird und wir durch die hervorragenden Ergebnisse mit TauroLock nun dieses fest in unser Management integrieren wollen haben wir mal das weite Internet durchforstet.
Neben vielen berichten aus anderen Bereichen der Inneren Medizin stießen wir auf folgenden, neuen Artikel:
IngentaConnect A NEW HAEMODIALYSIS CATHETER-LOCKING AGENT REDUCES INFECTIONS IN ...

Insbesondere die Kostenseite ist hier für uns von Interesse, da wir zur Zeit eigene Werte ermitteln.
Habe hierzu lediglich Informationen aus der pädiatrischen Onkologie vorliegen..Im Dialysebereich sind wir erst in der Erstellung und Erfassung dieser Kostenwerte.

Hierfür suchen wir in usnerer kleinen, aber feinen Arbeitsgruppe noch Beispiele bzw. allgemeine Formeln. Wer hat Erfahrungen in diesem Bereich? Gibt es internationale Literatur diesbezüglich? Für Tips sind wir Euch sehr dankbar.
 
Hallo 123,

mhm..genaue Zahlen kann ich Dir so aus dem Stehgeif auch nicht beziffern. Uns liegen hier keinen genauen Zahlen vor.

Den Link zu dem Bericht aus England finde ich interessant. England gilt ja allgemeinhin nicht als Hygieneparadies auf der Welt...:eek1:

Wobei ich die Einsparungen schon immens finde..Mit 15.000 Euro Ersparnis durch Infektionsprohylaxe bzw. Vermeidung einer intraluminalen Infektion bei Katheterblock mit Heparin durch TauroLock könnten wir uns hier schönes Weihnachtsgeld zahlen.:)
Oder unser Hyg.Man. bekommt nen Orden..Man weiss es nicht....:gruebel:

Habe jedoch von einigen gehört die TauroLock inzwischenfest in Ihren Richtlinien zur Versorgung der ZVKs haben und wo sich dieses bewährt hat. Ob und wie diese kostenseitig argumentiert wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei Gelegenheit werde ich mal entsprechend nachfragen, vielleicht kann ich etwas für Dich herausfinden..

Allgemein sollte eh immer der patientenschutz bzw. die bestmögliche Versorgung des Patienten im Vordergrund stehen und keine Rechenbeispile das Geschehen dominieren!
Wirstchaftlich gesehen ist es natürlich auch folgendermaßen:
Was nützt es mir, wenn ich einen 30 Cent günstigeren Block habe, aber mir der Patient für ne Woche in der Dialyse wegen stat. Aufenthalt fehlt? Da kann mein Chef lieber 3 Euro pro Block ausgeben um ihn 154 mal im Jahr hier zu haben...:emba:
Und man hat dann noch weniger Aufwand mit den Systemen wenn diese stabil und komplikationsfrei laufen, was wiederum für uns ideal ist..:)

Grüße
 
Das Thema ruht ja jetzt schon eine Weile, mich würde aber interessieren wie der aktuelle Stand ist. Hat sich Taurolock durchgesetzt oder doch Citrat? Wird bei irgendjemandem hier TauroSept verwendet?

Ich bin Studentin und schreibe gerade eine Hausarbeit zu diesem Thema. Wer entscheidet über den Einsatz der Lock-Lösung? Der Arzt oder hat der sich ggf an interne Richtlinien zu halten?

Danke für Eure Auskünfte!