Benötige Informationen zur Sicherheit in der Psychiatrie

g.h.turtle

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11.01.2006
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Wir behandeln gerade das Thema Psychiatrie und da sind noch so eineige Fragen bei mir offen geblieben, hoffe ihr könnt mir da ein wenig helfen!? Undzwar welche baulichen Veränderungen zur Sicherheit gibt es in der Psychiatrie? Wendet ihr in der Psychiatrie irgendwelche spezielle Pflegekonzepte an? Wenn dann welche? Gibt es in der Psychiatrie auch irgendeine Unterstützung in Richtung der Pflegekräfte? Wäre euch echt dankbar wenn ihr mir dies beantworten könntet. Danke! lg turtle
 
Hallo g.h. turtle,

es gibt sehr viele Pflegekonzepte zu bestimmten Themen wie:

-Aggression und Gewalt
-Angst
-Krisenintervention
-selbstverletzendes Verhalten
-Mißbrauch- und Traumaerfahrung
-Machtlosigkeit, usw.

Was meinst Du mit Unterstützung der Pflegekräfte?

Was meinst Du für bauliche Veränderungen zur Sicherheit in der Psychiatrie?
Zur Sicherheit des Patienten? Oder zur Sicherheit der Pflegekräfte?
Kannst Du es bitte näher erklären.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo! Das mit der Unterstützung für das Pflegepersonal meine ich so, dass wenn man jahrelang in der Psychiatrie arbeitet auch oft Probleme auftauchen u. man viele Dinge mit sich rumträgt die einen belasten. Da war meine Frage jetzt ob viell. Gespräche mit Psychologen etc. auch für die Pflegegnden angeboten werden oder ob es wöchentliche Treffen für alle Pflegekräfte gibt wo sie sagen können was sie bedrückt? Und das mit den Baulichen Gegebenheiten meine ich bezüglich der Sicherheit der Patienten aber auch der Pflegekräfte! Ich war noch nie in der Psychiatrie und es würde mich interessieren was baulich so anders um die SIcherheit von beiden zu gewährleisten? Lg turtle
 
Hallo g.h.turtle,

in der Psychiatrie haben wir bei uns im Haus alle 14 Tage Supervision.
Diese Supervision haben wir entweder als Fallsupervision (sprechen über einen Patienten), oder auch Teamsupervision wo wir z.B. Schwierigkeiten in unserer Arbeit oder mit der Zusammenarbeit haben. Ich habe diese Supervisionen als sehr hilfreich erlebt und kann mir eine Psychiatrie ohne Supervision nicht mehr vorstellen. Hoffe, wir bekommen auch weiterhin die Gelder dafür bewilligt.
Schaue Dir aber dazu mal den Link an.

Supervision in der Krankenpflege

Zu den baulichen Gegebenheiten kann ich sagen, das sich für Psychiatrie-Patienten in den Jahrzehnten schon was getan hat. Die Psychiatrie-Enquéte 1975 brachte damals vieles auf den Weg. Schaue aber auch mal dort. Weg von den "Bettenburgen" ...Wachsäle wurden abgeschafft. Psychiatrische Patienten wurden gleichgestellt mit somatischen Patienten. Getrennte Behandlung psychisch Kranker und geistig Behinderte,usw... Aber zu dem Thema findest du selber viel im Google.

In der Psychiatrie ist die Milieugestaltung in erster Linie wichtig, wobei aber auch die Sicherheit bedacht werden sollte.
Das bedeutet eine Umgebung die nicht unbedingt einen Krankenhauscharakter haben muss. Soviel Sicherheit wie nötig, aber auch eine Atmosphäre die angenehm und für die psychische Gesundheit förderlich ist. Hospitalisierung auch in dem Zusammenhang zu nennen. Unter diesem Begriff findest du aber auch viel bei Google.

Die Stationen sind meist auch mit einem Arlarmsystem verbunden, wie man sie auch in der Somatik kennt. Andere Arlarmsysteme gibts vielleicht noch in anderen Psychiatrien. Die Fenster sind verschlossen und können auch nur mit einem Schlüssel geöffnet werden. Wieviel Sicherheit eine Station braucht, ist immer unterschiedlich. Manchmal liegt es auch an uns selber, unsere Ängste. Habe erlebt, dass es geschlossene Stationen gibt, die keine Wasserflaschen aus Glas haben, aus Angst es könnte was passieren. Andere Stationen haben Glasflaschen und es ist noch nie was damit geschehen.

Meiner Meinung nach, kann immer etwas geschehen. Es gibt keine 100% Abischerung.

Türen sind auf den geschlossen auch zu, wobei es Stationen gibt, die nur zeitweise zu sind. Besucher müssen also auch schellen.
Entsteht eine neue psychiatrische Station wird meist drauf geachtet, dass alles übersichtlich, einsehbar und schnell zu erreichen ist. Auf den geschlossen Stationen gibt es manchmal auch Überwachungszimmer, wo man ständigen Blickkontakt hat.
Ich denke mal, dass dir hier noch mehr Kollegen aus der Psychiatrie schreiben werden. Denn das Thema ist sehr umfangreich und ich habe nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Wenn du aber noch weitere Fragen hast. Schreibe bitte, ich beantworte sie dir gerne.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo thurtle!

Bei Pflegekonzepten schlage ich dir vor google mal nach Ian Needham, einer der wenigen die sich auf psychiatrische pflege spezialisiert haben. Ansonsten kann man in der psychiatrischen Pflege nicht nur nach einem Pflegenodell gehen, da man immer jeden Patienten individuell behandeln muss.

Viel Glück bei der Recherche!

PS: Wenn dich das Thema nicht nur für das Referat interessiert, lohnt es sich das Buch Psychiatrische Pflege von Ian Needham zu holen. Gibst vielleicht bei e- bay etwas günstiger.
 
Pflegekonzepte sind was anderes als Pflegemodelle. Natürlich wird bei einem Pflegekonzept, danach hatte thurtle auch gefragt..... die Individualität des Patienten berücksichtigt. Das ist immer da "A" und "O"...Genau wie bei Standards, die nur eine Richtschnur vorgeben sollen.

Brady
 
Hallo Ihr alle,
soweit ich weiß verwenden einige Psychiatrien das " integrative Pflegemodell " nach Käppeli. Interessant beim Thema Psychiatrie ist bestimmt auch der soziologisch / systemische Ansatz des " Systemmodell für die Pflege " ( the Neuman Systems Modell )von Betty Neumanns. Auch aus der Psychiatrie stammt das " Modell der dynamischen Beziehung zwischen Pflegenden und zu Pflegenden " ( Dynamic Nurse - Patient Relationship ) von Ida Orlando Pelletiers. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, wir arbeiten nach dem Modell der Intuition und dem Konzept des Schwebens im freien Raum.
Zu den baulichen Maßnahmen kann ich folgendes aus der " geschützten " Psychiatrie beisteuern.

- Ausgänge die nur durch Personal geöffnet werden können ( inkl. der Fenster )

Folgendes gilt ledigl. für unsere Überwachungseinheiten:

- Thermostate an den Wasserhähnen die kein heißes Wasser zulassen ( verbrühen )
- Das fehlen von Stöpseln in Waschbecken
- Überlaufrohre in Badewanne in einer Höhe die nicht zum ertrinken ausreicht
- Wasserhähne / Duschen sensorgesteuert, so das diese sich nach 30 sek. immer ausschalten
- Duschvorhänge die an Stangen aufgehängt sind, welche nicht fest verankert sind
( erhängen )
- Schränke u.ä. sind bei uns fest verankert, damit man diese nicht umschmeißen kann
- Sicherheitssteckdosen ( befinden sich nicht im Zimmer, sondern lediglich auf dem Gang )
- Kleiderbügel sind bei uns fest im Schrank verankert
- Alles woran man sich erhängen könnte hat Sollbruchstellen
- Zimmer sind durch Glasscheibe einsehbar
- Jegliche Elektrik / Wasserleitung kann vom Dienstzimmer aus abgestellt werden
 

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