Barthel-Index

Der Barthel-Index ist sowieso ein nicht besonders aussagekräftiger Score. Auf den Einstufungsbögen (seien es digitale Formulare oder Papierformulare) sind die Kriterien nicht einheitlich. Ein Patient kann daher bei zwei unterschiedichen Formularen zwei unterschiedliche Punktzahlen erhalten. Und dazu kommt, dass z.B. beim Bereich Waschen nur bewertet wird, ob der Patient beim Gesichtwaschen, Zähneputzen und Haarekämmen selbstständig ist. Alles andere, was man noch so waschen könnte, wird gar nicht berücksichtigt, sondern taucht nur im Bereich Duschen und Baden auf. Zumindest ist Letzteres in unseren Formularen so.

Aber ich bin da wahrscheinlich etwas voreingenommen... Der Barthel kommt aus der Altenpflege, wir müssen ihn in der Kinderkrankenpflege einsetzen, und da ist es einfach nicht sinnvoll, weshalb ich diesem Einstufungssystem mehr als skeptisch gegenüberstehe.

Ein Barthel-Index von 11 ist aber ganz sicher nicht möglich. Die Kriterien werden immer in 5er-Schritten bewertet.

Von dem, was du schreibst, kann ich nicht beurteilen, ob deine Einstufung von 60 Barthelpunkten richtig war, aber ehrlich gesagt, ohne deiner Kollegin zu nahe treten zu wollen, kommen mir "11", also wahrscheinlich 10 Punkte, doch sehr wenig vor. Manchmal steckt System dahinter, Patienten schlechter zu machen als sie sind.
 
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Manchmal steckt System dahinter, Patienten schlechter zu machen als sie sind.

Das denke ich auch, z. B. im Rahmen der geriatrischen Rehas. Da wird bei Neuaufnahmen eher schlechter bewertet und beim Entlassassessment wird sehr großzügig bewertet um nachzuweisen dass die Rehas erfolgreich waren.
Den Eindruck habe ich schon länger, eine Geriatrie- Mitarbeiterin hat mir das mal bestätigt. Ja ist ein Einzelfall und kann nicht auf alle geriatrischen Stationen übertragen werden, ich weiß!

Und wie bereits erwähnt, schlechte Barthel Werte sind bezüglich der DRGs teilweise erlösrelevant und allein deshalb lohnt sich das monetär!
 
11 Pkt. - auf der Braden-Skala zur Dekurisikoeinschätzung - könnt passen.

Allgemeines Risiko 18-15 Punkte
Mittleres Risiko 14-13 Punkte
Hohes Risiko 12-10 Punkte
Sehr hohes Risiko < 9 Punkte

Erweiterter* Barthel, Braden, Sturzrisikoeinschätzung (nach Hendrich) - Standard bei jeder stationären Aufnahme, ggf kommen noch weitere dazu.


* ICD-10-GM deutsche Version 2020: Erweiterter Barthel-Index
 
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Interessant, von diesem "Barthel-Index" mal zu hören. Wir haben das in unserer elektronischen Dokumentation vorgesehen, ist aber nicht aktiviert. Ist also ein Index der Pflegebedürftigkeit? Dann frage ich mich, was wir damit sollen (unsere Dokumentation ist dialysespezifisch)? Wir pflegen gar nix, abgesehen mal von gelegentlichen Bettpfannen. Unsere Patienten werden behandelt, die Pflege findet woanders statt. Wer da immer so was an Schreibtischen ausbrütet...
 
Ich arbeite auf eine Pflegestation.
Aber wir füllen keine Indexe mehr direkt aus.
Wir müssen recht umfängliche Fragen beantworten (BASS) und daraus errechnet das Computerprogramm dann alle Indexe. Da kann mann etwas weniger schummeln
 
Hier läuft einiges durcheinander! Der Pflegegrad hat mit dem Barthel erst mal null zutun.
Aber jemand mit PG 4 kann meines Erachtens keinen hohen Barthel haben. Ich habe jahrelang für Pflegestufen begutachtet und bin auch in der Begutachtung für Pflegegrade geschult (die es seit 2017 gibt).
Jemand mit Pflegegrad 4 ist nahezu in allen Bereichen auf umfangreiche Hilfe angewiesen.
Ich kann mir deshalb auch nicht vorstellen dass jemand mit Pflegegrad 4 selbstständig die Urinflasche nutzt.
Natürlich ist es möglich, dass er zu dem Zeitpunkt als der Pflegegrad begutachtet wurde akut schlecht dran war, sich inzwischen aber wieder erholt hat.
Anstelle von Marieeva würde ich unbedingt die examinierte Pflegekraft nochmal fragen, wie sie auf ihre Beurteilung kommt.

Noch eine kurze Anmerkung. Es war schon vor der Umstellung auf Pflegegrade gut möglich demenzbedingte Fähigkeitsstörungen bei der Selbstversorgung zu bewerten. Erforderliche Anleitung und Beaufsichtigung konnte man genau so bewerten wie die volle Übernahme aufgrund körperlicher Einschränkungen.
Onkologische Patienten haben oftmals einen höheren Pflegegrad, als er zur aktuellen Situation passt, da der AZ stark schwankt. Sprich vor 3-4 Wochen entsprachen sie dem PG, wurden besser aber die nächste Panzytopenie haut sie wieder um.
 
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Onkologische Patienten haben oftmals einen höheren Pflegegrad, als er zur aktuellen Situation passt, da der AZ stark schwankt. Sprich vor 3-4 Wochen entsprachen sie dem PG, wurden besser aber die nächste Panzytopenie haut sie wieder um.

Das stimmt und ist mir bewusst (habe wie gesagt sehr lange Pflegestufen begutachtet) aber im Rahmen der Begutachtung wird versucht das weitgehend mit zu berücksichtigen. Es gilt dabei abzuschätzen wie der Hilfebedarf für die mind. nächsten 6 Monate zu ermitteln.
 
Das stimmt und ist mir bewusst (habe wie gesagt sehr lange Pflegestufen begutachtet) aber im Rahmen der Begutachtung wird versucht das weitgehend mit zu berücksichtigen. Es gilt dabei abzuschätzen wie der Hilfebedarf für die mind. nächsten 6 Monate zu ermitteln.
Es gibt aber ja den Eilantrag vom KH aus und dort kann ich ja gar abschätzen ob der Pat. Sich wieder berappelt wenn er nur 1-2 Wochen dort war. Leuko‘s sind dann zwar ok aber der AZ nicht
 
Es gibt aber ja den Eilantrag vom KH aus und dort kann ich ja gar abschätzen ob der Pat. Sich wieder berappelt wenn er nur 1-2 Wochen dort war. Leuko‘s sind dann zwar ok aber der AZ nicht

Die Leukos spielen keine Rolle! Einen Pflegegrad gibt es nur, wenn man davon ausgeht dass ein Hilfebedarf für mind 6Monate besteht.
Und Eilanträge werden erst bearbeitet, wenn man davon ausgeht, dass der Patient innerhalb von wenigen Tagen entlassen wird. Ist noch ne Reha oder AHB geplant wird dies erst abgewartet.
Einen Barthelindex kann man jederzeit machen um die aktuelle Selbstständigkeit abzuschätzen...
 
Ist also ein Index der Pflegebedürftigkeit?
Ja, bzw. der Selbstpflegefähigkeit. Der Barthel geht von 0 bis 100, und je höher er ist, desto höher ist die Selbstpflegefähigkeit. Ein niedriger Barthel ist dementsprechend meistens gleichzusetzen mit einem hohen Pflegeaufwand, weil der Patient wenig selbst kann.
Dem von mir oben beschriebenen Problem mit den unterschiedlichen Formularen sollte durch das sogenannte Hamburger Manual entgegengewirkt werden (https://www.dimdi.de/static/.downloads/deutsch/hamburger-manual-nov2004.pdf), aber manche Kliniken verwenden trotzdem noch andere Vorlagen.
 
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