Ausbildung zur Krankenschwester und unglücklich

Juko

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26.11.2014
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Hey ihr Lieben,

ich bin ganz neu hier und komme direkt mit einem Problem.

Letztes Jahr habe ich meine Ausbildung zur Pflegeassistentin sehr erfolgreich abgeschlossen. Die praktischen Einsätze verbrachte ich im Klinikum. Dort fühlte ich mich absolut wohl. Das Team war klasse, mir wurde Aufgaben zugetraut die eigentlich examinierte Fachkräfte machen, ich durfte absolut selbstständig arbeiten und wurde für meine fachliches Wissen und meine gute Umsetzung immer gelobt. Allerdings muss man sagen das ich mich mit der reinen Pflege nie so richtig wohl fühlte. Vor allem der Kontakt zu den Menschen, der reine medizinische Aspekt also Diagnosen, Krankheitsbilder, Anatomie usw. stieß bei mir auf größeres Interesse als die Versorgung der Patienten an sich. Es begeisterte mich vor allem so vieles machen zu dürfen was sich außerhalb der Grundpflege befand.

Aufgrund meiner absoluten Euphorie für diesen Beruf habe ich dieses Jahr eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen allerdings in einer anderen Klinik als in der wo ich meine Pflegeassistentin gemacht habe. In der Zwischenzeit habe ich dazu noch geheiratet und gestalte grade mein eigenes Familienleben. Mein anfällige Euphorie vom letzen Jahr ist in diesem Jahr zur totalen Unzufriedenheit geworden.

Die langen Schichten bis 22 Uhr nerven mich, denn somit büße ich viel an meinem Privatleben ein und ich kann vieles meiner Hobbys nicht mehr so richtig ausüben, z.B. Reiten oder Standart-Tanz-Kurse mit meinem Mann. In meiner Pflegeassistentin Ausbildung hat es mich auch schon gestört aber das habe ich als notwendiges Übel hingenommen, dass fällt mir jetzt zusehends schwerer.
Die Grundpflege an sich mache ich sehr ungern, ja ich war nie davon begeistert aber das war eigentlich immer so das ich es mit anderen positiven Aspekten kompensieren konnte. Alles möglichen Tätigkeiten Rund um die Pflege nerven mich irgendwie. Essen anreichen, lagern, waschen. Nichts davon mache ich mit Begeisterung. Die Teams sind ok allerdings nervt es mich aber auch rein garnichts selbstständig tun zu dürfen. Gerne schaue ich mir Verbandswechsel an oder bin bei PTA´s dabei aber wenn es wieder klingelt und ich weiß schon was mich erwartet, z.B. Begleitung zur Toilette, dann würde ich am liebsten garnicht hingehen. Ich bin absolut erschrocken wie es in mir aussieht. Ich dachte immer das ich für die Pflege geboren sei, aber jetzt wo ich so richtig Pflege werde ich von Tag zu Tag immer unzufriedener. In meiner Pflegeassistenten Ausbildung habe ich natürlich auch gewaschen aber das war es fast auch. Ansonsten musste ich BZ Messen, RR und Puls, Heparin Spritzen aufziehen usw. Den Rest übernahmen die Schüler im FSJ. Dazu muss ich sagen das mir auch praktische Anleitungen zugetraut wurden, d.h. ich sollte den FSJ´lern eine Ganzwaschung zeigen, oder das Lagern oder die Reinigung eines Anus Praeter. Das machte ich z.B. immer sehr gerne.

Nun bin ich aber einzig und allein für die Grundpflege zuständig. Ich wasche Patienten im Akkord. Kümmere mich nur um den Wechsel von IKM, Essen anreichen und Lagerung. Das bereitet mir überhaupt keinen Spaß.
Nun Familie und Freunde sind der Meinung das ich im Bereich der Medizin zwar richtig bin aber eben nicht in der Pflege, da ich ja an den Haupttätigkeiten garkeinen Spaß habe. Dazu kommen einfach noch andere Sachen die ich früher überhört habe aber heute eben nicht mehr spurlos an mir vorbei gehen. Eine Schülerin im FSJ sagte mir z.B. das sie auf keinen Fall Hauptberuflich in die Pflege gehen würde, sie will doch nicht ihr ganzes Leben den Hintern fremder Abwischen und ständig im Schichtdienst arbeiten und soviel von ihrem Privatleben opfern.

Dieser Satz brachte mich irgendwie zum Grübeln, so in die Richtung das es andere tolle Berufe im Bereich der Medizin gibt außerhalb der Pflege.
Dazu kommt das ich einige Sachen sehr gut kann und mir das einfach fehlt. Ich organisiere gerne und kann das überhaupt nicht ausleben. Ich kümmere mich auch gerne um die Sorgen der Patienten, also im Rahmen von Gesprächen und Beratung. Ich bin einfach gerne für jemanden da, habe ein offenes Ohr und versuche zu unterstützen und zu helfen wo ich nur kann, leider kommt das auch viel zu kurz da mir oft die Zeit dafür fehlt. In meiner Ausbildung zur Pflegeassistentin hatte ich einige Fälle von stark alkoholisierten Jugendlichen mit familiären Problemen. Hier konnte ich im Gespräch mit den Eltern und dem Kind z.B. Anregung für eine Familientherapie geben.

Bin ich tatsächlich falsch in der Pflege? Ich war doch mal so motviert! Für mich käme es eben auch nie in Frage im Altenheim tätig zu sein, denn da fehlt es mir an Abwechslung. Ich weiß nicht was mit mir passiert ist, denn ich habe die letzen Jahre nur auf die Ausbildung zur Krankenschwester hingearbeitet und jetzt würde ich mich am liebsten gänzlich aus der Pflege verabschieden!
War es wirklich der Betrieb und die mir zugesprochenen Aufgaben die mich so euphorisiert haben? Im großen und ganzen habe ich mehr in der Organisation sowie Tätigkeiten außerhalb der Pflege gemacht, als wie ich wirklich gepflegt habe! War es, das ich soviele Aufgaben übernehmen durfte, die eben genau meinen Fähigkeiten entsprechen? Ich bin total verzweifelt. Jeden morgen fahre ich mit Magenschmerzen auf Station und überlege mir ständig neue Ausreden warum ich heute nicht arbeiten kann, wobei mein Pflichtbewusstsein mich hintreibt. Ich hoffe immer nur den Tag zu überleben und bin nach der Frühschicht meist so negativ das ich nicht mal mehr Lust habe an dem Tag noch etwas zu machen. Ich verkrieche mich dann aufs Sofa und will meine Ruhe.
Wenn ich allerdings 4-5 Tage am Stück frei habe, dann blühe ich regelrecht auf. Ich unternehme viel und gerne etwas. Genieße meine Zeit und habe wirklich richtig gute Laune. Im Alltag bin ich eher total leicht reizbar, launisch und möchte mich eigentlich nur eingraben. Ständig benutze ich meinen Mann als Frustblock, mache aus Mücken einen Elefanten und suche quasi Streit um meinen Frust loszuwerden. Dies ändert sich aber sofort wenn es mein letzter Dienst vor frei ist, sobald ich im Auto sitze bessert sich meine Laune von Kilometer zu Kilometer, da ich weiß das ich jetzt erstmal nicht mehr hin muss.
 
Im 1. Lj ist es nunmal die Grundkrankenpflege die deine Hauptaufgabe ist. Das ändert sich aber im 2. Lj.. Ich war vorher auch FSJ und durfte dort viel machen und fing in der Ausbildung nochmal von 0 an. Aber wenn du es nicht magst die Menschen zu pflegen solltest du dir deine Berufswahl überlegen. Wobei das eine gute Voraussetzung ist für andere Berufe.

Aber die Aussage von dem FSJ :
Eine Schülerin im FSJ sagte mir z.B. das sie auf keinen Fall Hauptberuflich in die Pflege gehen würde, sie will doch nicht ihr ganzes Leben den Hintern fremder Abwischen und ständig im Schichtdienst arbeiten und soviel von ihrem Privatleben opfern.
ist absolut Falsch meiner Meinung nach.
Man macht viel mehr als ,,Hintern abwischen...'' . Sry das ist aber keine Aussage, dass zeigt nur das diese Person kein Interesse am Beuf hat.
Du solltest dich nicht von anderen so runterziehen lassen. Und trotz Schichten kann man seine Hobbies weiterführen. Ich bin zwar auch noch Schülerin aber ich schaff es auch noch regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen oder mal zu Entspannen , mit Freunden was unternehmen oder nach der Arbeit noch einen kleinen Ausflug machen.
Du musst für dich wissen was gut ist und Sprich am besten mal mit einen Lehrer oder einen Mentor oder PA auf Station.
 
Nichts finde ich sinnloser als eine Ausbildung nur um der Ausbildung willen zu machen. Es ist auch keine Schande, eine Ausbildung abzubrechen, weil man erkennt- es passt nicht. Warum also drei Jahre vergeuden, wenn du schon jetzt weißt, dass das eigentlich nicht das ist, was du möchtest. Schau dich mal bei BERUFENET, Berufsinformationen einfach finden - Suche um. Da findest du sowohl Ausbildungsberufe- falls du dich zu einem Wechsel entschließen kannst, als auch Berufe, in die du mit einer Pflegeausbildung quer einsteigen kannst.

Btw.- Professionelle Pflege ist mehr als nur waschen, füttern, trocken legen. Und hier meine ich jetzt nicht die vielzitierte Krankenbeobachtungsmöglichkeit bei eben diesen Tätigkeiten. Leider kommt der Aspekt viel zu kurz in einer Ausbildung, wo man vor allem das handwerkliche Geschick trainiert.

Elisabeth
 

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