Armes Deutschland?

Teilzeitschwester

Poweruser
Registriert
21.02.2008
Beiträge
461
Ort
bei Köln
Beruf
Krankenschwester, Examen 1991
Akt. Einsatzbereich
Nuklearmedizin
Funktion
Wundexpertin ICW/Hygieneberater,Palliativ Care
Wie erlebt Ihr unser Gesundheitssystem ??
In meinem letzten Dienst wurde in der Klinik jemand zum zweitem Mal eine Niere transplantiert.(c.a.40 J.alt)
Der Patient gab an, nach der ersten Transplantation irgendwann aufgehört zu haben seine Medikamente zu nehmen, so wurde das Organ natürlich abgestoßen.
Als Grund nannte er, daß er sich die Zuzahlungen nicht mehr leisten wollte/konnte.
Wir werden ihm natürlich vor der Entlassung alle Hilfe, um dieses Problem lösen zu können anbieten. (Sozialdienst )
Ich erlebe also einerseits, das keine Kosten gescheut werden, damit eine Transplantation komplikationslos verläuft, ist der Patient enlassen, wird klar, das er selbst diesen "Preis" für sein neues Organ garnicht tragen kann...das wiederspricht sich doch-- einerseits ist alles möglich- andererseits wird an Kleinigkeiten "gespart".:gruebel:
 
Ich habe während meines Zivildienstes bereits erlebt, welche Macken unser Gesundheitssystem hat, und welche bürokratischen Steine es den PAtienten in den Weg legt.

Das sind teilweise Zustände, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann, und deine Story gehört da sicherlich auch zu.

Vielleicht schreibst du bei Gelegenheit mal ne nette Dankes-Mail an ursula.schmidt@bundestag.de
 
Hallo Teilzeitschwester!

Die begrenzten Mittel der Kliniken und deren extreme Sparkurse wirken sich auf meine Arbeit aus und das gehörig...
Durch minimale Arztbesetzung verlängert sich die Wartezeit von Patienten in unserer Ambulanz um ein vielfaches!
Einerseits kann ich genervte Notfallpatienten schon verstehen, wenn sie stundenlang auf einen Arzt warten müssen, andererseits werd ich rasend wütend, wenn ich den Frust abbekomme und mir vorwerfen lassen muss, die Abteilung wäre faul und würde nicht arbeiten, wenn der einzige Dienstarzt vielleicht gerade im OP oder in der Notaufnahme Leben rettet und ich das Chaos in meiner Abteilung nur verwalten kann.
:streit:
Es fällt mir sehr schwer, die Aggressionen abprallen zu lassen, weil nicht wenige Patienten auch übelst persönlich und beleidigend werden, egal wie man sich bemüht, freundlich und verständnisvoll zu bleiben.
Muss mir mal überlegen ob es mir mit einer kurzfristigen Ur-Schrei-Therapie im Treppenhaus bessergeht, wenn es mal wieder soweit ist.....

LG
dieter
 
Meine Oma hat sich mit der Brotmaschine in die Fingerkuppe geschnitten, habe sie in ein kleines -aber dennoch LMU-Lehrkrankenhaus gefahren.... die Wunde ist auseinandergeklafft und hat geblutet wie S** und wir mussten WARTEN im WARTEBEREICH.....

Erinnert mich an die Folge der Simpsons, als Bart auf einer Liege in die Notaufnahme gefahren wird und ihm eine Zeitschrift angeboten wird....Armes Deutschland
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Pflegequalität in der Ambulanz bedeutet natürlich Erstversorgung ohne Arzt, sprich Kontrolle der Blutung, Abschätzen der Wundgröße in deinem Fall, Kreislaufkontrolle und andere schockprophylaktischen Maßnahmen.
Dann hatte deine Ambulanz-Erfahrung wohl auch mit mangelnder Pflegebesetzung oder schlechter Pflege zu tun... :cry:
 

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