Was tun?

carmen

Poweruser
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22.07.2002
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Hallo zusammen,

vor knapp 3 Wochen bekamen wir eine Pat. mit Einweisungsdiagnose Hyperglycämie. Die Pat. ist 73 Jahre alt, lebt allein zu Hause, stixt BZ selber und spritzt sich auch Insulin.
Am selben Tag noch stellten wir fest, dass sie inkontinent ist und Inkomaterial benötigt. Die Pat. lehnte das rundweg ab und wir waren die ersten Stunden nur damit beschäftigt, sie und ihr Bett frisch zu machen.
Erschwerend kam noch hinzu, dass sie nicht allein aufstehen durfte, da ihr BZ zu sehr schwankte und sie dadurch mit. Außerdem sollten wir sie lt. Arzt Flüssigkeitsbilanzieren. Aber bitte wie? Bettlaken auswringen?
Also begab ich mich zu der Pat. und versuchte ihr zu erklären, weshalb sie für ein paar Tage, einen DK haben sollte. Natürlich schrie sie Mordszertio, willigte dann aber doch ein.
Und siehe da, sie schied pro Tag um die 4 Liter aus, trank aber auch soviel.
Gestern war nun der Tag, wo der DK wieder gezogen wurde.
Und was macht die Pat.?
Sie weinte, bettelte, schrie, dass wir doch bitte den DK nicht entfernen sollten, es sei so "schön" damit.
Ihr Flehen half nicht, der DK kam raus. Seither sitzt sie fast ausschließlich, Tag und Nacht, auf dem WC-Stuhl und will nicht eher ins Bett, bevor sie keinen DK bekommt.
Das geht natürlich nicht.
Aber Inkomaterial lehnt sie weiterhin ab und das Pflegepersonal ist wieder am Anfang, nämlich alle 15-30 min Bett und Pat. komplett frisch machen. Die Pat. sagt auch frei heraus, dass sie nun absichtlich ins Bett uriniert, damit wir die Faxen dicke hätten und ihr doch wieder einen DK legen.
Darauf kann die Pat. aber lange warten, unter uns gesagt.

Doch, wie könnten wir reagieren, um ihr Inkomaterial angedeihen lassen zu können? Habt Ihr Vorschläge?

Liebe Grüße

Carmen
 
Hallo Carmen,

da habt ihr aber einen schwierigen Fall, was? Was sagt der Arzt dazu? Alte Menschen hören oft eher auf den Arzt als auf die Schwester. Und habt ihr schon mal überlegt, wie das bei ihr zu Hause weitergehen soll?
Zu Hause hätte ein Hausarzt nämlich keine Probleme eine DK anzuordnen wenn es die Pat. doch unbedingt möchte! Auf ihre eigene Verantwortung einen DK legen? Habt ihr mal rausgefunden, warum sie kein Inkomaterial möchte?
Bei unseren Pat. zu Hause bieten wir die Tena Pants an, quasi Unterhose und Pampers in einem. Die wirken nicht so wie Pampers, "rascheln" nicht so, und man kann in sie wie in eine Unterhose hieneinschlüpfen. Bis jetzt haben wir alle damit noch am ehesten überzeugen können.
Ist die Pat. noch mobil? Sie soll ihr Bett doch einfach mal selbst beziehen oder ihr bezieht es einfach nicht mehr so oft, damit sie die unganehme Nässe spürt. Zu Hause bei ihr ist nämlich auch kein Pflegepersonal rund um die Uhr da! Ich wünsche Euch viel Glück und noch viel Spass :wink: !
LG
Trisha
 
Hallo Carmen!
Deine Schilderungen klingen sehr nach einem heftigen Diabetes Insipidus.
Pollakisurie ist dafür sehr kennzeichnend. Wenn nun diese Symptomatik reduziert werden könnte, hätte Deine Patientin ihre Problematik zumindest nicht in dieser Frequenz. Und dann würde sie vielleicht auch eher für ein Inkontinenzmaterial stimmen, denn es macht schließlich auch Mühe und fragt einige Fingerfertigkeit um dieses Zeug auch anzulegen und wieder zu entsorgen. Von der Kostenentwicklung mal ganz zu schweigen!
Liebe Grüsse und viel Erfolg bei der Problemlösung!
Jens
 
Das war natürlich ein wertvoller Beitrag von Jens zur Ursachenbehebung. Danach wollte ich eigentlich auch fragen!
LG
Trisha
 
Hi Trisha,

weshalb die Pat. kein Inkomaterial wollte, konnte sie nicht sagen und mit den Ärzten spricht sie gleich gar nicht.
Nach einem Neurologischen Konsil wurde festgestellt, dass die Pat. nicht nur einen entgleisten Diab. mell. hat, sondern auch eine beginnende Demenz und eine Angstpsychose.
Da wir als Pflegepersonal diesen Verdacht vor dem Konsil dem behandelnden Arzt aussprachen, lief dieses Konsil überhaupt erstmal.
Naja, der Stand der Dinge ist so, dass sie überall hin uriniert, wo sie steht oder geht. Sie bringt es klar auf den Punkt, dass sie unbedingt wieder einen DK möchte, indem sie sagt " solange ihr mir keinen DK legt, pinkle ich hin, egal, wo es ist und ihr müßt es wieder weg machen".
Tolle Wurst!
Die Pat. wird heute auf die Geriatriestat. verlegt, von dort aus in die Kurzzeitpflege und anschließend in ein Pflegeheim.
Sie ist eigentlich noch voll mobil, hat aber Angst vor dem Laufen (auch in Begleitung), da sie schon mal zu Hause gestürzt war.
Ob die Koll. auf der Geri es schaffen, dass sie wieder zum WC geht oder sich wenigstens bei Urin,-Stuhldrang meldet, bleibt abzuwarten.

Schöne Woche

Carmen
 
Hallo Carmen,

ein echt krasser Fall, hab´ja schon Einiges erlebt, aber das ist echt krass. Ist/war bestimmt eine Menge Arbeitsaufwand für Euch auf Station...Ich wünsche der Frau wirklich alles Gute und Euch gute Nerven und Geduld!
LG
Trisha