Noch näher dran wären Pflegekräfte als Parlamentarier.
Stimmt, warum nicht mehrgleisig fahren?
Nee, nicht unmittelbar, sondern beratend. Großer Unterschied. Eigentliche Macht hat sie nichts und auch keinen Einfluss was am Ende wirklich im Gesetz steht. Sie hat nur einen Anrecht darauf ihre Meinung zu sagen.
Das ist schon unvergleichlich viel mehr, als wir bis jetzt erreicht haben.
Aber wie gesagt, gerne auch Einfluss über parteipolitische Vertreter. Der Vorteil der Kammer: Die kann nicht nach einer Legislaturperiode abgewählt werden. Und spätestens beim Personalwechsel in den Ministerien gilt: (Experten-) Wissen ist Macht. Die Ministerien sind durchaus auch froh, wenn sie nicht alles selbst wissen und allein entschieden müssen. Sonst hätten sie sich ja auch die ganzen Umfragen sparen können.
Unsere Gesetze zeigen, dass zuviel Ärzte und zuwenig Pflegekräfte in den Parlamenten sitzen. Das ändert die Kammer nicht, sondern verschärft eher das Problem, weil die Menschen die sich für Berufspolitik engagieren, dann statt in die Politik zu gehen, ihre Zeit mit einer Kammer verschwenden, die mit ihrem Aufgabenbereich die eigentlichen Probleme der Pflege gar nicht lösen kann.
Das sehe ich umgekehrt. Nicht jeder Politiker ist gleich begabt. Diplomatie erfordert auch Erfahrung. In einer Kammer ziehen wir auch unsere Diplomaten heran, denn die Kammervertreter haben viel Kontakt zu den Politikern. Dabei müssen sie aber durchaus nicht ihre Zeit verschwenden. Warum wird immer angenommen, dass unsere Berufsgruppe ab einer bestimmten Karriereebene nicht taugt?
Der Unterschied ist, dass bei den Ärzten die Kammern *per Gesetz* mehr Zuständigkeiten haben. Eine Pflegekammer kann niemals eine Mindestbesetzung erzwingen, dafür fehlt ihr die Macht.
Es macht wenig Sinn, einen Zustand zu beklagen und zugleich zu sagen, dass sich an dem Zustand wegen des Zustandes nichts ändern wird. Wir müssen uns die Macht in jeder möglichen Weise nehmen und unaufhörlich kämpfen, oder wollen wir, dass alles so bleibt?
Lobbyorganisationen die bei der Gesetzgebung beratend mitwirken und pflegerische Interessen formulieren, gibt es schon. Das ist doppelt gemoppelt. Und diese sind sympathischerweise keine Pflichtorganisationen. Was es noch nicht gibt, sind Pflegekräfte im Parlament.
Frag mal die Pflegeräte, wieviel Gehör und Einfluss sie haben. Allein die endlos lange Diskussion über die Zugangvoraussetzungen zum Pflegeberuf ist doch ein Beleg, dass die Anhörung ein zahnloser Tiger ist. Die Selbstverwaltung des Pflegeberufes mit eigenständigen Entscheidungsbefugnissen ist eine ganz andere Nummer.
So ein Opern-Parlament wie die Kammer kann vllt. irgendwelche Weiterbildungsfragen regeln, aber die eigentlichen Probleme der Pflege fallen gar nicht in ihren Zuständigkeitsbereich.
Woran werden Löhne und Tarife festgemacht? An der Qualifikation. Warum will der bpa nicht, dass eine Pflegekammer darüber bestimmt? Die Antwort kannst Du Dir selbst geben.
Ich verspreche dir hiermit, es wird eine Pflegekammer eingeführt, und selbst nach Jahren werden wir in den betreffenden Bundesländern keine bessere Personal- und Einkommenssituatione erleben als in Ländern ohne Pflegekammer. Manche Erfahrungen muss man vermutlich erst selbst machen, damit man sich das vorstellen kann.
Danke für das Versprechen. Schade, dass ich Dich nie darauf festnageln kann.
Ich teile Deine Befürchtungen. Ich nehme an, das der Start sehr holprig werden wird, nicht nur wegen den ganzen Widersachern. Es wird einen Lernprozess geben müssen. Aber wir haben nun wirklich keine Zeit mehr zu verlieren und wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Man braucht sich ja nur die Aufgabenbeschreibungen der Pflegekammern durchzulesen, diese beinhalten gar nicht die Bereiche, wo unsere Probleme herrschen. Einheitliche Weiterbildungen, etc. ist sicher wichtig, aber da liegen nicht die Probleme unseres Berufsstandes.
Die Pflegekammer kann nicht alles und soll auch nicht alles. Aber ich meine, man muss es sich als ein Gesamtpacket vorstellen. Wie gesagt: Die Gehälter werden an Qualifikationen festgemacht. Wenn wir die Qualifikationen nicht selbst in die Hand nehmen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn am Ende wegen leerer Kassen nur präkäre Arbeitsverhältnisse auf niedrigstem Qualifikationsstand entstehen. Man muss das einfach vielschichtiger sehen.
@Josepha: Genau. Unterschreiben.