Unterschriftenaktion für gesetzliche Regelung der Personalbemessung

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Ver.di hat NIE gesagt, dass 160000 Pflegekräfte fehlen! Wie kommt Pflege darauf, dass sich alles nur um sie dreht?
Ca. 50% der Mitarbeiter im Krankenhaus sind Pflegekräfte, das ist die bei weitem größte Gruppe. Ärzte will verdi nicht einstellen ("Mit den Fallpauschalen investierten die Kliniken in Ärztinnen und Ärzte, bei der Pflege wurde gespart."). Der Großteil der 160.000 sollen offensichtlich Pflegekräfte sein. Selbst 80.000 GuKs schießen nicht plötzlich aus dem Boden. Die Unterschriftenaktion ist reiner Populismus, ändern wird sich so nichts.
 
Ca. 50% der Mitarbeiter im Krankenhaus sind Pflegekräfte, das ist die bei weitem größte Gruppe. Ärzte will verdi nicht einstellen ("Mit den Fallpauschalen investierten die Kliniken in Ärztinnen und Ärzte, bei der Pflege wurde gespart."). Der Großteil der 160.000 sollen offensichtlich Pflegekräfte sein. Selbst 80.000 GuKs schießen nicht plötzlich aus dem Boden. Die Unterschriftenaktion ist reiner Populismus, ändern wird sich so nichts.

Natürlich, da macht ver.di mal was um Druck auf die Politik auszuüben und dann ist es Populismus. Macht ver.di nicht, ist sie nicht interessiert. Verrate mir doch bitte mal, was ver.di machen soll?
 
Natürlich, da macht ver.di mal was um Druck auf die Politik auszuüben und dann ist es Populismus. Macht ver.di nicht, ist sie nicht interessiert. Verrate mir doch bitte mal, was ver.di machen soll?
Zum Beispiel:

* Arbeitsreduktion durch bessere Aufgabenabgrenzung gegenüber Hilfspersonal und ärztlichem Dienst
* Ausweitung der Ausbildungskapazität und Verbesserung der Bedingungen (Bespiel: Kürzliche Abschaffung des Schulgeldes für Altenpflegeschüler in Bayern)
* Verbesserung der Arbeitsbedingungen (außere Bedingungen wie Kinderbetreuung, aber auch monetär) um qualifiziertes Personal im Beruf zu halten
* etc. pp.

Mit "ein Fünftel mehr Stellen" als Hauptforderung macht sich Verdi lächerlich. Das ist ähnlich wie die Politik die "mehr Landärzte" fordert, aber ohne Maßnahmen dahinter. (Ich bin übrigens auch Gewerkschaftsmitglied (Marburger Bund), und halte das prinzipiell für sehr wichtig.)
 
Wenn ich deine Ideen so anschaue... wo ist der ganz persönlicher Beitrag jeder einzelnen Pflegekraft damit diese Ideen auch wirklich zum Tragen kommen.

Verdi hatte vor Jahren mal die Kampagne "Mein Frei gehört mir". War gut gemeint. Scheiterte an denen, die ihr Selbstwertgefühl scheinbar einzig und alleine aus der Arbeit schöpfen können. Es kommt einer Aufwertung gleich, wenn man da zu hören bekommt: du bist der Einzigste der da ist.

Solange man darauf wartet, dass da jemand kommt, so lange wird man umsonst warten. Unsere Gesellschaftsordnung sieht nicht vor, dass man viel Geld ausgibt, wenn es auch billiger geht. Jeder- und die Betonung liegt auf JEDER- ist für die Entwicklung verantwortlich.

Yoyo...s Fraktion macht es dich vor: zuerst denkt man an sich selbst. Denen ist es völlig egal wie es den anderen Berufsgruppen geht. Hauptsache ihnen geht es besser. Macht euch mal die Mühe und lest so einige Aussagen von Funktionären des MB bezüglich unserer Berufsgruppe. Mir ist keine Aussage bekannt, bei der man sich bescheiden gegeben hätte damit die Pflege auch was abbekommt.
Ob das auch yoyo...s Meinung ist, ist dabei völlig unrelevant. Er wird durch diese Leute vertreten und das zählt.

Elisabeth
 
Wenn ich deine Ideen so anschaue... wo ist der ganz persönlicher Beitrag jeder einzelnen Pflegekraft damit diese Ideen auch wirklich zum Tragen kommen.
Das sind explizit Vorschläge für Verdi.

Wenn sich Pflegekräfte deiner Meinung nach zu devot verhalten ist das nicht die Verantwortung von Verdi.

Und ja, der Marburger Bund hat in den letzten 20 Jahren große Verbesserungen bei den Ärzten mit durchgesetzt. Ich erwarte diesen machbarkeitsorientierten Lobbyismus von einer Gewerkschaft, auch von Verdi. Ich habe vor kurzen den Vortrag eines Chefs einer mittelgroßen Klinik gehört, der erzählt hat welche Forderungen die Ärzte mittlerweile vor der Einstellung stellen (weit übertarifliche Bezahlung, Kinderbetreung 24/7, Umzugskosten, Unterkunft, Arbeitszeiten etc.) und dass sie damit heutzutage (zu seinem Leidwesen) durchkommen. So gehört sich dass. Grow some balls.
 
Zum Beispiel:

* Arbeitsreduktion durch bessere Aufgabenabgrenzung gegenüber Hilfspersonal und ärztlichem Dienst
* Ausweitung der Ausbildungskapazität und Verbesserung der Bedingungen (Bespiel: Kürzliche Abschaffung des Schulgeldes für Altenpflegeschüler in Bayern)
* Verbesserung der Arbeitsbedingungen (außere Bedingungen wie Kinderbetreuung, aber auch monetär) um qualifiziertes Personal im Beruf zu halten
* etc. pp.

Allerdings sind dies, bis auf die Arbeitsbedingungen, meines Wissens nicht Aufgaben einer Gewerkschaft...
 
...Wenn sich Pflegekräfte deiner Meinung nach zu devot verhalten ist das nicht die Verantwortung von Verdi.
...
Schick "Mutter Oberin" vorbei, dann kannst hoffen. Nur wer will heute schon noch in das Gewand?

So lange es immer noch Pflegekräfte gibt, die sich weit unter Wert verkaufen, wird sich nix ändern- ob mit oder ohne Gewerkschaft.

Btw.- auch der MB könnte nix bewirken, wenn er den gleichen Organisationsgrad hätte wie Verdi.

Elisabeth
 
Btw.- auch der MB könnte nix bewirken, wenn er den gleichen Organisationsgrad hätte wie Verdi.

Elisabeth

Naja viel fehlt da auch net mehr. Die Zeiten in denen die Ärzte den MB stark gemacht haben sind seit Montys Tarifflop auch vorbei. Bei denen ist es rein die Lobby die zählt.
 
Ca. 50% der Mitarbeiter im Krankenhaus sind Pflegekräfte, das ist die bei weitem größte Gruppe. Ärzte will verdi nicht einstellen ("Mit den Fallpauschalen investierten die Kliniken in Ärztinnen und Ärzte, bei der Pflege wurde gespart."). Der Großteil der 160.000 sollen offensichtlich Pflegekräfte sein. Selbst 80.000 GuKs schießen nicht plötzlich aus dem Boden.
So einfach ist die Rechnung nicht. Der Großteil der Pflegekräfte in Deutschland geht Teilzeit arbeiten. Im Bereich 70-80% IIRC.
Ich z.B. auch schon vorm Studium, weil ich mit 100%-Stelle nicht mehr genügend regenerieren konnte.
Die Kliniken bräuchten gar nicht 20% mehr Kräfte einstellen, sondern die Forderung nach einer Mindestpersonalbesetzung heisst ja auch, wenn diese nicht erreicht wird, dann Sperrung von Betten.
Bei einer humaneren, weniger stressigen Arbeitssituation, würde ich auch wieder 100% arbeiten gehen, und schwupps ist das ein Zuwachs von 33% (von 75% Stelle auf 100%).

Gäbe es eine gesetzliche Mindestpersonalbesetzung und würde es die Kliniken dann Geld kosten, wenn sie nicht genügend Personal haben, z.B. durch Bettensperrungen, dann würdest du z.B. erleben, dass etliche Kliniken Betriebskindergärten einrichten würden, um den Müttern das zu erleichtern wieder mit mehr Stunden in der Woche zu arbeiten.

Zuwenig Ärzte kostet die Kliniken Geld, weil man nur das verschlüsseln kann, was man auch behandelt hat. Deshalb sind die Docs in einer super-Verhandlungsposition.
Bei zuwenig Pflegekräften kostet das keinen Umsatz, sondern es bringt Gewinne, und dir sagen die Verwaltungen rotzfrech: "die Kasse zahlt eh nur ausreichende Pflege, also Pflege nach Note 4, euer Problem ist also, dass ihr versucht nach Note 1 und 2 zu pflegen". Man ist einfach in einer wesentlich schlechteren Verhandlungsposition als einzelner Pfleger ggü. einem einzelnen Arzt.

Also gesetzliche Mindestpersonalbesetzung mit Pflicht zur Bettensperrung, oder wesentlich mehr Klagen von Patienten und Angehörigen, einen anderen Weg sehe ich nicht. Ich versuche immer wieder Bekannte zu überreden Anzeigen zu machen, bisher ohne Erfolg :(.
 
Ich finde doch immer wieder schön wenn man mit dem Konjunktiv anfängt: man müsste, man sollte, man könnte... obwohl- in der Pflegeheißt das ja anders: die anderen müssten, die anderen sollten, die anderen könnten.

Mir fällt dazu nur eins ein: Hätte, hätte, Fahrradkette.

Arbeitsbedingungen kannst auch verändern wenn das Personal höchstpersönlich sich weigert die aktuellen Bedingungen zu akzeptieren. Funzt aber nur, wenn ALLE da mitziehen. Ich erinnere in diesem Fall gerne an die LNK Spernau.

Elisabeth
 
Die Zeiten in denen die Ärzte den MB stark gemacht haben sind seit Montys Tarifflop auch vorbei.
Solche Flops wünsche ich mir für mich auch mal. Hab ich da was nicht mitgekriegt?

Zuwenig Ärzte kostet die Kliniken Geld
Bei allem pflegerischen Selbstbewußtsein muß ich an dieser Stelle aber auch sagen, daß dies tatsächlich oft vergessen wird. Patienten kommen wegen der ärztlichen Behandlung ins Krankenhaus. Die Pflege ist hier unterstützend tätig. Da bestehen Unterschiede zu Einrichtungen nach SGB XI.

"die Kasse zahlt eh nur ausreichende Pflege, also Pflege nach Note 4, euer Problem ist also, dass ihr versucht nach Note 1 und 2 zu pflegen".
Wenn man von seiner Verwaltung die Absolution bekommt, nur noch ausreichend pflegen zu dürfen.. fein. In der Regel wird es aber so sein, daß man mit einer ausreichenden Personaldecke eben eine wettbewerbsfähige pflegerische Versorgung bieten soll - eine, die besser ist als im Konkurrenzhaus.
Pflege muß sich natürlich im Krankenhaus neu definieren und sich bei allen Tätigkeiten Fragen lassen, ob sie zielführend ist. Sonst arbeitet man sich kaputt.
Wünschenswert fände (Optativ!) ich, daß Pflege anhand der selbst professionell gestellten Ziele einer stationären Krankenpflege auch die Personalbemessung und -finanzierung verhandeln würde.
Leider muß ich an dieser Stelle der Mehrheit der Pflegekräfte die Fähigkeit absprechen, ihre Arbeit dahingehend zu reflektieren. Also braucht´s eine Kammer, die das mal festlegen.

Also gesetzliche Mindestpersonalbesetzung
...und wie hoch wäre die? An welchem Kriterium mache ich das fest. Im Nachtdienst gibt´s so was ähnliches an der Patientenzahl gemessen. Aber jeder wird wissen, daß 40 Patienten sehr unterschiedlichen Aufwand bedeuten können.
Es gibt ja durchaus auch schon Referenzwerte, wieviel "Geld" und damit Stunden bei einer DRG auf die einzelnen Berufsgruppen entfällt.
Da fühlt sich natürlich jede Berufsgruppe zu knapp bewertet. Und wir wissen auch, daß eine DRG eben nicht den Pflegeaufwand wiedergibt. PKMS greift nicht bei vielen Patienten und die Einnahmensteigerung im DRG-Bereich führt nicht zuwangsläufig zu mehr Stellen im Pflegedienst.

Zur Unterschriftenaktion:
Ich unterschreibe alles gerne, was eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordert.
Aber ich zweifle nach fast 10 Jahren DRG am Nutzen solcher Aktionen. Trotzdem... kostet nicht viel Mühe und schadet zumindest nicht.
 
Bei allem pflegerischen Selbstbewußtsein muß ich an dieser Stelle aber auch sagen, daß dies tatsächlich oft vergessen wird. Patienten kommen wegen der ärztlichen Behandlung ins Krankenhaus. Die Pflege ist hier unterstützend tätig.
Das ist grob falsch. Die Pflege hat großen Anteil am Erfolg der Behandlung.
Nur als Beispiel: steigt der Anteil der Absolventen eines Bachelor of Science auf 10% am Personal, sinkt die Sterblichkeit um 6%, und dieser Effekt ist in anderen Studien auch bis zu einem Anteil von 60% BSc. nachgewiesen, dann natürlich mit entsprechend noch stärker gesunkenen Sterblichkeit.

Die Patienten kommen ins Krankenhaus um geheilt oder behandelt zu werden, und da ist die Pflege genauso einflussreich wie die Ärzte. Das Ziel muss sein, diesen Zusammenhang besser zu kommunizieren. Schlimm finde ich, wenn er selbst von der eigenen Berufsgruppe geleugnet wird.

Das Problem ist, dass die DRGs die Hauptfinanzierung ausmachen, da gehts nicht unbedingt um den Erfolg der Behandlung, sondern wichtig ist die Anzahl. Das spielt den Ärzten in die Hände, wenn es darum geht, viele Behandlungen zu machen, während die qualitative Umsetzung durch die Pflege dann egal ist. Qualität in der Umsetzung der Behandlungsentscheidungen wird nicht bezahlt, macht aber einen großen Anteil am Erfolg aus.
Leider muß ich an dieser Stelle der Mehrheit der Pflegekräfte die Fähigkeit absprechen, ihre Arbeit dahingehend zu reflektieren. Also braucht´s eine Kammer, die das mal festlegen.
[...]
[Zitat von mir: Mindestpersonalbesetzung]
...und wie hoch wäre die? An welchem Kriterium mache ich das fest.
Es gibt für nahezu jeden Bereich der Pflege Assesmentinstrumente um den Pflegebedarf zu erfassen. Z.B. bei uns auf ITS ist es der TISS-28, aber auch in anderen Bereichen gibt es ja Abbildungen für den Pflegeaufwand. Man kann die Erhebung dieser Scores verbindlich festschreiben und je nach benutzten Bereich/Score verschiedene Mindestschlüssel festlegen. Z.B. 50 Punkte im TISS-28 Punkte könnten einer Pflegekraft pro Schicht entsprechen.
Die aktuelle Mindestpersonalzahl wird dann anhand des Durchschnitts der beiden vorherigen Quartale errechnet. Hat man weniger Mitarbeiter müssen anteilig Betten gesperrt werden.

Ich hab jetzt hier ca. einen Absatz dazu geschrieben, was als Grobkonzeption durchaus hinhaut in meinen Augen. In einem Gesetzestext kann man seitenlang Feindifferenzierung machen.

Ich seh keinen Grund warum ich dafür eine Kammer brauche, die kann nämlich an der Situation gar nichts ändern, weil sie gar nicht an den richtigen Hebeln sitzen. Sowas muss per Gesetz erfolgen. Wichtig ist eine größerer Einfluss der Pflege auf die Gesetzgebung.
 
Bundesregierung gegen gesetzliche Regel für Personalausstattung
26.04.2013 | bal

Die Bundesregierung lehnt gesetzliche Mindestanforderungen an die personelle Ausstattung in Krankenhäusern ab. Eine solche Vorgabe würde die notwendigen Dispositionsmöglichkeiten der Krankenhäuser „unangemessen einschränken“, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion, wie der Newsletter des Deutschen Bundestages berichtet. Eine gesetzliche Regelung sei „nicht sinnvoll und auch kaum sachgerecht möglich“.

Die Abgeordneten der Linken hatten in ihrer Anfrage argumentiert, dass die Zahl der Pflegekräfte in den Krankenhäuser in den vergangenen Jahren zurückgegangen sei, während die Zahl der Patienten gestiegen sei. Folgen dessen seien eine Verdichtung von Arbeit und eine steigende Überlastung des Pflegepersonals.

Die Bundesregierung schreibt laut Bundestag-Newsletter hingegen, unter dem verstärkten Wettbewerbsdruck der vergangenen Jahre seien vielfach Arbeitsorganisation und Aufgabenverteilung in den Krankenhäusern „neu und effizienter“ organisiert worden. Daher könne aus den gesunkenen Beschäftigtenzahlen im Bereich der Pflege „nicht automatisch auf eine Unterbesetzung geschlossen werden“. Um einem weiteren Personalabbau entgegenzuwirken, habe die Regierung im Jahr 2009 dafür gesorgt, dass mit dem so genannten Pflegestellen-Förderprogramm über drei Jahre bis zu 14.400 zusätzliche Pflegestellen in Krankenhäusern geschaffen worden seien, in denen Bedarf bestanden habe. Es habe sich aber gezeigt, „dass allein die Bereitstellung finanzieller Mittel nicht ausreicht, um die Situation im Pflegedienst der Krankenhäuser zu verbessern“. Die Verantwortung für eine ausreichende Personalausstattung müsse bei den Kliniken bleiben. Bundeseinheitlich allgemeingültige Anforderungen festzulegen sei „kaum möglich
...
https://www.bibliomed.de/news/-/content/detail/942342

Folgende Stellungnahme enthält auch die Links zu den entsprechenden Anfragen inklusive Antworten.
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag - Nachricht - Pflegekräfte im Dauerstress

Ob das nun hilft den Kollegen deutlich zu machen: sie müssen selbst aktiv werden? Ich befürchte Nein. "Vater Oberpfleger" Bahr hat gesagt: sitz und halt den Mund. Und wenn der Vater spricht, dann tut man dies ohne Widerrede. Der weiß schließlich besser was für einen gut ist. *ironieoff*

Elisabeth

Elisabeth
 
Danke für den Link.
Die Anfrage ansich (also die verlinkte pdf-Datei) ist ja wirklich interessant. Allein deswegen sollte jeder einzelnen Pflegekraft klar sein, dass CDU/FDP nicht wählbar sind.
 
Mir geht es eher darum deutlich zu machen, dass das Gejammere nicht mal mehr ernst genommen wird. Es wird eigentlich Zeit als Pflege endlich mal erwachsen zu werden und nicht immer auf die Hilfe von oben zu hoffen. Aber ob ich das noch erleben werde? Ich glaube nicht.

Elisabeth
 
Das ist grob falsch. Die Pflege hat großen Anteil am Erfolg der Behandlung.
Nur als Beispiel: steigt der Anteil der Absolventen eines Bachelor of Science auf 10% am Personal, sinkt die Sterblichkeit um 6%, und dieser Effekt ist in anderen Studien auch bis zu einem Anteil von 60% BSc. nachgewiesen, dann natürlich mit entsprechend noch stärker gesunkenen Sterblichkeit.

Die Patienten kommen ins Krankenhaus um geheilt oder behandelt zu werden, und da ist die Pflege genauso einflussreich wie die Ärzte. Das Ziel muss sein, diesen Zusammenhang besser zu kommunizieren. Schlimm finde ich, wenn er selbst von der eigenen Berufsgruppe geleugnet wird.

Das Problem ist, dass die DRGs die Hauptfinanzierung ausmachen, da gehts nicht unbedingt um den Erfolg der Behandlung, sondern wichtig ist die Anzahl. Das spielt den Ärzten in die Hände, wenn es darum geht, viele Behandlungen zu machen, während die qualitative Umsetzung durch die Pflege dann egal ist. Qualität in der Umsetzung der Behandlungsentscheidungen wird nicht bezahlt, macht aber einen großen Anteil am Erfolg aus.
Es gibt für nahezu jeden Bereich der Pflege Assesmentinstrumente um den Pflegebedarf zu erfassen. Z.B. bei uns auf ITS ist es der TISS-28, aber auch in anderen Bereichen gibt es ja Abbildungen für den Pflegeaufwand. Man kann die Erhebung dieser Scores verbindlich festschreiben und je nach benutzten Bereich/Score verschiedene Mindestschlüssel festlegen. Z.B. 50 Punkte im TISS-28 Punkte könnten einer Pflegekraft pro Schicht entsprechen.
Die aktuelle Mindestpersonalzahl wird dann anhand des Durchschnitts der beiden vorherigen Quartale errechnet. Hat man weniger Mitarbeiter müssen anteilig Betten gesperrt werden.

Ich hab jetzt hier ca. einen Absatz dazu geschrieben, was als Grobkonzeption durchaus hinhaut in meinen Augen. In einem Gesetzestext kann man seitenlang Feindifferenzierung machen. .

Gute Ansätze. Nur Betten sperren ist längerfristig existenzgefährdent, d. h. das holt einen irgendwann wieder ein oder führt zur Erhöhung der Taktzahl (Verkürzung der Liegezeiten). Die Saktionen sollten den Geschäftsführer unmittelbar treffen, indem sie zu Abschlägen im Budget führen, die die Krankenkassen gerne einstreichen würden. Das riskiert kein Geschäftsführer.

Ich seh keinen Grund warum ich dafür eine Kammer brauche, die kann nämlich an der Situation gar nichts ändern, weil sie gar nicht an den richtigen Hebeln sitzen. Sowas muss per Gesetz erfolgen. Wichtig ist eine größerer Einfluss der Pflege auf die Gesetzgebung.

Die Kammer ist näher an der Gesetzgebung, als jede andere berufliche Organisation. Sie wirkt unmittelbar bei der Erstellung von Gesetzen mit. Es ist ihre Aufgabe, ihren Sachverstand beratend in die Gesetzgebung einzubringen. Und unsere Gesetzt zeigen, dass genau dies bitter nötig ist.

Außerdem hat die Kammer den Vorteil, dass sie von politischen Wendehälsen und betriebswirtschaftlichen Einflüssen sehr unabhängig ist. Die Tatsache, dass die Spitze der Kammer von den Berufsangehörigen gewählt wird, verleiht ihr eine Stabilität, die in der Politik mit all seinen Kuhhandeln und Kompromissgeschacher nicht möglich wäre.

Die Kammer kann zwar trotzt allem die Gesetze nicht selbst erlassen, aber im Rahmen der Berufsaufsicht kann sie z. B. die notwendigen Strukturen definieren, die erforderlich sind, um weiterbildungsermächtigt zu sein. Die Ärzte erreichen darüber z. B. Mindestbesetzungen.

Ich würde also auf eine Pflegekammer als eine einflussreiche Organisation zugunsten unserer Berufsgruppe nicht verzichten.
 
Die Kammer ist näher an der Gesetzgebung, als jede andere berufliche Organisation.
Noch näher dran wären Pflegekräfte als Parlamentarier.
Sie wirkt unmittelbar bei der Erstellung von Gesetzen mit.
Nee, nicht unmittelbar, sondern beratend. Großer Unterschied. Eigentliche Macht hat sie nichts und auch keinen Einfluss was am Ende wirklich im Gesetz steht. Sie hat nur einen Anrecht darauf ihre Meinung zu sagen.
Und unsere Gesetzt zeigen, dass genau dies bitter nötig ist.
Unsere Gesetze zeigen, dass zuviel Ärzte und zuwenig Pflegekräfte in den Parlamenten sitzen. Das ändert die Kammer nicht, sondern verschärft eher das Problem, weil die Menschen die sich für Berufspolitik engagieren, dann statt in die Politik zu gehen, ihre Zeit mit einer Kammer verschwenden, die mit ihrem Aufgabenbereich die eigentlichen Probleme der Pflege gar nicht lösen kann.
Die Kammer kann zwar trotzt allem die Gesetze nicht selbst erlassen, aber im Rahmen der Berufsaufsicht kann sie z. B. die notwendigen Strukturen definieren, die erforderlich sind, um weiterbildungsermächtigt zu sein. Die Ärzte erreichen darüber z. B. Mindestbesetzungen.
Der Unterschied ist, dass bei den Ärzten die Kammern *per Gesetz* mehr Zuständigkeiten haben. Eine Pflegekammer kann niemals eine Mindestbesetzung erzwingen, dafür fehlt ihr die Macht.
Ich würde also auf eine Pflegekammer als eine einflussreiche Organisation zugunsten unserer Berufsgruppe nicht verzichten.
Lobbyorganisationen die bei der Gesetzgebung beratend mitwirken und pflegerische Interessen formulieren, gibt es schon. Das ist doppelt gemoppelt. Und diese sind sympathischerweise keine Pflichtorganisationen. Was es noch nicht gibt, sind Pflegekräfte im Parlament.
So ein Opern-Parlament wie die Kammer kann vllt. irgendwelche Weiterbildungsfragen regeln, aber die eigentlichen Probleme der Pflege fallen gar nicht in ihren Zuständigkeitsbereich.

Ich verspreche dir hiermit, es wird eine Pflegekammer eingeführt, und selbst nach Jahren werden wir in den betreffenden Bundesländern keine bessere Personal- und Einkommenssituatione erleben als in Ländern ohne Pflegekammer. Manche Erfahrungen muss man vermutlich erst selbst machen, damit man sich das vorstellen kann.

Man braucht sich ja nur die Aufgabenbeschreibungen der Pflegekammern durchzulesen, diese beinhalten gar nicht die Bereiche, wo unsere Probleme herrschen. Einheitliche Weiterbildungen, etc. ist sicher wichtig, aber da liegen nicht die Probleme unseres Berufsstandes.
 
Es ist doch immer wieder amüsant wh's Flausen zu lesen. Er ist nicht mal annähernd informiert über die aktuelle Situation. Und, was ich noch schlimmer finde, auch nicht willens, das Wissensdefizit aufzuholen. Von daher: lohnt es sich überhaupt wh zu lesen, geschweige denn zu antworten?

Elisabeth
 
hier gehts doch um einigung und nicht ums streiten. also alle zusammenhalten und unterschreiben!
 
Noch näher dran wären Pflegekräfte als Parlamentarier.

Stimmt, warum nicht mehrgleisig fahren?

Nee, nicht unmittelbar, sondern beratend. Großer Unterschied. Eigentliche Macht hat sie nichts und auch keinen Einfluss was am Ende wirklich im Gesetz steht. Sie hat nur einen Anrecht darauf ihre Meinung zu sagen.

Das ist schon unvergleichlich viel mehr, als wir bis jetzt erreicht haben.

Aber wie gesagt, gerne auch Einfluss über parteipolitische Vertreter. Der Vorteil der Kammer: Die kann nicht nach einer Legislaturperiode abgewählt werden. Und spätestens beim Personalwechsel in den Ministerien gilt: (Experten-) Wissen ist Macht. Die Ministerien sind durchaus auch froh, wenn sie nicht alles selbst wissen und allein entschieden müssen. Sonst hätten sie sich ja auch die ganzen Umfragen sparen können.

Unsere Gesetze zeigen, dass zuviel Ärzte und zuwenig Pflegekräfte in den Parlamenten sitzen. Das ändert die Kammer nicht, sondern verschärft eher das Problem, weil die Menschen die sich für Berufspolitik engagieren, dann statt in die Politik zu gehen, ihre Zeit mit einer Kammer verschwenden, die mit ihrem Aufgabenbereich die eigentlichen Probleme der Pflege gar nicht lösen kann.

Das sehe ich umgekehrt. Nicht jeder Politiker ist gleich begabt. Diplomatie erfordert auch Erfahrung. In einer Kammer ziehen wir auch unsere Diplomaten heran, denn die Kammervertreter haben viel Kontakt zu den Politikern. Dabei müssen sie aber durchaus nicht ihre Zeit verschwenden. Warum wird immer angenommen, dass unsere Berufsgruppe ab einer bestimmten Karriereebene nicht taugt?

Der Unterschied ist, dass bei den Ärzten die Kammern *per Gesetz* mehr Zuständigkeiten haben. Eine Pflegekammer kann niemals eine Mindestbesetzung erzwingen, dafür fehlt ihr die Macht.

Es macht wenig Sinn, einen Zustand zu beklagen und zugleich zu sagen, dass sich an dem Zustand wegen des Zustandes nichts ändern wird. Wir müssen uns die Macht in jeder möglichen Weise nehmen und unaufhörlich kämpfen, oder wollen wir, dass alles so bleibt?

Lobbyorganisationen die bei der Gesetzgebung beratend mitwirken und pflegerische Interessen formulieren, gibt es schon. Das ist doppelt gemoppelt. Und diese sind sympathischerweise keine Pflichtorganisationen. Was es noch nicht gibt, sind Pflegekräfte im Parlament.

Frag mal die Pflegeräte, wieviel Gehör und Einfluss sie haben. Allein die endlos lange Diskussion über die Zugangvoraussetzungen zum Pflegeberuf ist doch ein Beleg, dass die Anhörung ein zahnloser Tiger ist. Die Selbstverwaltung des Pflegeberufes mit eigenständigen Entscheidungsbefugnissen ist eine ganz andere Nummer.

So ein Opern-Parlament wie die Kammer kann vllt. irgendwelche Weiterbildungsfragen regeln, aber die eigentlichen Probleme der Pflege fallen gar nicht in ihren Zuständigkeitsbereich.

Woran werden Löhne und Tarife festgemacht? An der Qualifikation. Warum will der bpa nicht, dass eine Pflegekammer darüber bestimmt? Die Antwort kannst Du Dir selbst geben.

Ich verspreche dir hiermit, es wird eine Pflegekammer eingeführt, und selbst nach Jahren werden wir in den betreffenden Bundesländern keine bessere Personal- und Einkommenssituatione erleben als in Ländern ohne Pflegekammer. Manche Erfahrungen muss man vermutlich erst selbst machen, damit man sich das vorstellen kann.

Danke für das Versprechen. Schade, dass ich Dich nie darauf festnageln kann.

Ich teile Deine Befürchtungen. Ich nehme an, das der Start sehr holprig werden wird, nicht nur wegen den ganzen Widersachern. Es wird einen Lernprozess geben müssen. Aber wir haben nun wirklich keine Zeit mehr zu verlieren und wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Man braucht sich ja nur die Aufgabenbeschreibungen der Pflegekammern durchzulesen, diese beinhalten gar nicht die Bereiche, wo unsere Probleme herrschen. Einheitliche Weiterbildungen, etc. ist sicher wichtig, aber da liegen nicht die Probleme unseres Berufsstandes.

Die Pflegekammer kann nicht alles und soll auch nicht alles. Aber ich meine, man muss es sich als ein Gesamtpacket vorstellen. Wie gesagt: Die Gehälter werden an Qualifikationen festgemacht. Wenn wir die Qualifikationen nicht selbst in die Hand nehmen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn am Ende wegen leerer Kassen nur präkäre Arbeitsverhältnisse auf niedrigstem Qualifikationsstand entstehen. Man muss das einfach vielschichtiger sehen.

@Josepha: Genau. Unterschreiben.
 
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