Thoraxwesten nach Herz-OP - Sinn oder Unsinn?

ZacFox

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Herzchirurgie
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Hallo zusammen,

bei mir im Haus wird jetzt jeder adipöser Patienten / Patientin nach einer Herz OP mit einer Thoraxweste versorgt, um Wundinfektionen bzw. Wundheilungstörungen vorzubeugen.
Die Vorstellung der Thoraxwesten wurde von der Herstellerfirma gemacht und alles wurde in den tollsten Worten versprochen und nichts ist ein Problem. Über etwaige Schwierigkeiten wurde nicht gesprochen "Das ist noch in keinem Krankenhaus so vorgekommen" hieß es meistens.
Bisher haben wir mit Thoraxbandagen gearbeitet, jetzt soll das ganze wohl etwas "profesioneller" aussehen.
Daher meine Frage an euch,

wie sind eure Erfahrungen im Umgang mit solch einer Weste.
Tolerieren die Patienten diese?
Nutzt ihr die Weste immer nur für einen Patienten oder verwendet ihr diese mehrfach?
Die Weste sieht wie ein unbequemer Rucksack aus, wie ist eure Erfahrung mit Decubiti durch solch eine Weste?
Kann ich jemanden mit einer ThoeaxWeste überhaupt im Bett lagern?

Liebe Grüße aus dem Norden,

dat ZacFox
 
Guten Morgen,

hast du nen Link zu den Westen?

lg
Narde
 
Einen Link habe ich:

Posthorax

Von diesem Anbieter haben wir einen Katalog auf Station, zusammen mit einer Studie die den Vorteil dieser Weste belegt. Wer diese Studie in Auftrag gegeben hat und aus welchem Grund steht nicht dabei Ich gehe davon aus das der Anbieter selbst diese Studie in Auftrag gegeben hat. :deal:
 
Danke :)

die habe ich ebenfalls gelesen. Diese Art von Westen sind halt noch recht neu. Daher gibt es kaum ofizielle Aussagen und desto mehr interessieren mich eure eigenen Erfahrungen mit so einer Weste.
 
hallo ZacFox!

ich kann dir von den erfahrungen mit dieser weste aus meinem bekanntenkreis (also patientensicht) berichten. eine bekannte hatte im winter 2009 eine mehrfache bypass-op und wurde postop mit einer posthorax-weste versorgt.

das hauptproblem für meine bekannte war, dass diese weste auf grund der größeren oberweite meiner bekannten immer raufgerutscht ist. lt meiner bekannten wurde die brust wegen der beiden polster auch ständig zur seite gedrückt, was sie als unangenehm empfand. sie hat ständig daran herumziehen müssen, damit es angenehm und richtig sitzt. dieses "herumzupfen" konnte ich auch bei anderen patienten (auch bei den männlichen) häufig beobachten.
die ersten tage wurde die weste generell auch als unangenehm beschrieben. und zwar weil sie großen (?) druck auf den nur mäßig stabilen thorax ausgeübt hat. dies hat sich allerdings nach 2 oder 3 tagen gebessert (gewöhnung?)
rücken- und seitenlagerung war gut möglich, seitenlage war lt. meiner bekannten mit weste angenehmer als ohne.
generell dürfte diese weste aber nicht besonders angenehm sein. meine bekannte hat die weste immer wieder geöffnet, weil sie ihr unangenehm war (besonders wegen der "brust-problematik"). das konnte ich auch bei den anderen patienten des öfteren beobachten.

zur postiven auswirkung auf die wundheilung kann ich leider nur berichten, dass bei meiner bekannten eine massive wundheilungsstörung aufgetreten ist, sodass eine nekrosektomie und eine mehrwöchige vac-therapie nötig wurden. allerdings hat sie auch diabetes mell. II, der postop entgleist ist, sodass sie insulinpflichtig wurde. die wunde am bein verheilte allerdings komplikationslos.

lg angie

ps: meine bekannte und die anderen patienten der station haben diese weste immer über dem kh-hemd oder dem tshirt getragen.. vielleicht wäre es darunter besser gewesen..?
 
Hallo ZacFox

Diese "Thorax - Weste" kenne ich unter dem Begriff "heart hugger," (Unispital Bern, Herz- Gefässchirurgie) darunter wirst du bestimmt auch mehr Studien finden als unter dem der Thoraxweste. (PupMed)
Das Modell kommt, wie fast alles neue aus der Pflege, vom angelsächsischen und wird dort schon länger verwendet. Der heart hugger war bei uns iniziert bei verwirrten Pat oder Pat die den Sternumschutz postoperativ nach Sternotomie nicht s/s oder nur ungenügend duchführen konnte.
Der Prozess ging jeweils über das Erkennen eines unzureichenden Schutzes (Pflege) zur Verordnung (Arzt) und dann zur Physiotherapie zur Anpassung über. Ein sehr schönes Beispiel eines interdisziplinären Ablaufes.
Der heart hugger alleine ist bestimmt nicht ein guter Schutz. Aber ein super Instrument zur Vorbeugung von Stuernuminfekten, weil der Thorax besser geschützt ist. Dazu kam selbstverständlich tägliches Training mit der Physio, mit Schwerpunkt Leistungsförderung und allternative Bewegungsabläufe um die Muskelpartien um den Thorax zu schonen.

Die Pat durften in Rückenlage auf dem Bett den Reissverschluss öffen, bzw Das Ding komplett weglegen, weil dort die Muskulatur nicht starck beansprucht wird.
Der heart hugger selbst kostete übrigens 160 Euro? bei uns.
Es war auch bei uns so, dass die Weste über die normale Kleidung (Spitalhemd) getragen wurde. Ist zu erklären, weil die Schürkräfte zum Teil recht gross sind und es auch vereinzelnd zu Ausschlägen kam, was massiv geringer war, wenn man sie über die Kleider trug.
Wenn die Weste erstmals angepasst war, hatten unsere Pat wenig Porbleme damit. Immer mit dem Hintergedanken, dass der heart hugger zum Schutze ihres Sternums beiträgt. Gab auch Pat die explizid eine solche Weste wünschten, weil sie mit dem Sternumschutz allgemein Mühe hatten und auf Nummer sicher gehen wollten.

hoffe ich konnte hlfen
Jolly
 
Ich danke euch für eure Beiträge, werde gleich mal nach Heart Hugger gucken. :idea:

Liebe Grüße
 
Arbeite auch auf einer Kardiochirugie mit Schwerpunkt WHST. Ich kann nicht beurteilen ob eine Thoraxwickel effektiver ist wie eine Thoraxweste aber ich behaupte das es unverzichtbar ist eine Kompression im Thoraxbereich auszuüben. Egal ob Weste oder Wickel. Bei einer Weste ist die Wundversorgung schneller durchzuführen.
 
Hallo zusammen!

Ich kenne aus meinem Haus in der Kardiochirurgie seit Jahren nur die Thoraxbandagen und finde diese auch ab dem 1. post-OP Tag sehr sinnvoll!
Am OP Tag selbst legen wir diese mit der Begründung der Atelektasenprophylaxe beim oft noch nachbeatmeten Pat. nicht an.
Vor kurzem schleppte allerdings einer unserer Oberärzte Thoraxwesten von ein paar verschiedenen Herstellern (die ich mir leider nicht gemerkt habe) an, mit der Bitte an uns, diese unseren frischen OPs anzuziehen statt den üblichen Thoraxbandagen, zu studienzwecken.
Wir sind garnicht begeistert davon. Bei Frauen mit etwas mehr Oberweite ist es extrem schwer, sie passend anzulegen, ohne das etwas verrutscht und für die Pat. unbequem wird. Auch die männlichen Pat. haben sich aber schon genug beschwert, das es unbequem wäre und freuten sich alle, als wir ihnen dann statt dessen doch eine Bandage brachten. Ich finde es auch komplizierter sie anzulegen und muss den Pat. der doch sein Sternum schonen soll evtl. noch einmal mehr auf die Seite drehen.
Inzwischen haben wir eigentlich wieder nurnoch die Thoraxbandagen. Nach ca. sechs Testwochen sind die Thoraxwesten bei uns wieder Stück für Stück aussortiert worden und wir haben sie nurnoch manchmal, bei Verlegungen von Extern.

Liebe Grüße Julia
 
Wir haben diese Dinger auch und wir finden die zum ko***
Das ist ein Krampf das Ding anzuziehen.
Hast du es mal an, rutscht das Teil dem Patienten unters Kinn.

Ganz schlimm ist es bei adipösen Patienten.
Den Frauen wird die Brust platt gemacht.

Ja, das Ding ist ein Traum :kloppen:
 
Da geb ich dir allerdings recht. Die dinger sind echt mist.
Ausserdem ist es für die Pat sehr nervig und beklemmend
 

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