Thoraxsaugdrainage

kallamahusch1

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Hallöchen!

Kann mir jemand von euch vielleicht genauere Infos über die Pflege bei Pat. mit Thoraxdrainage geben? Wie oft wird das das System gewechselt?
Wie oft muss dokumentiert werden wieviel Sekret abgeleitet wurde? Ab wann kann die Saugdrainage entfernt werden? Wenn nix mehr abgesondert wird? Ach und was genau bedeutet: 15cm Wassersäule?

Ciao...
 
Hallo kallamahusch1!

Nun .. da will ich versuchen, Dir ein wenig zu helfen :
Zunächst : Thoraxdrainagen haben ja ein bestimmtes Ziel.
Zum einen können sie als einfache Drainagen zum Ablauf von Sekret dienen. Dies ist z.B. bei Lungenteilresektionen der Fall.
Dann gibt es ja auch die aktiven Saugdrainagen, mit denen ein Unterdruck im Pleuraraum erzeugt wird.

Es gibt Mehrweg-Flaschen-Systeme, und Einwegkammersysteme.
Ich versuche Dir das Dreiflaschensystem zu beschreiben :
Wie der Name schon sagt, besteht es aus drei Flaschen :

1. Flasche ist die Sekretsammelflasche. Wie der Name schon sagt, wird hier das Sekret, welches aus dem Thoraxraum gefördert wird, aufgefangen.
2. Flasche ist das sogenannte Unterwasserschloss.
Dieses dient dazu, um Luft, die aus dem Pleuraraum abdrainiert wird nicht mehr zurückfliessen zu lassen.
Du musst Dir das folgendermassen vorstellen :
Es führt ein Rohr vom Thoraxschlauch in die erste Kammer/Flasche. Das Sekret kann nun dort abtropfen. von dieser Kammer/Flasche geht ein Schlauch in die zweite Kammer/Flasche. Die zweite Flasche ist mit Wasser befüllt, und der Zulauf ist unter Wasser. Luft kann nun durch diesen Schlauch entweichen, aber nicht mehr zurück, da er ja unter Wasser ist.
Die dritte Flasche ist die Saugkontrollflasche.
Da man über den Wandsog, den Du im Spital oft findest, die Saugstärke nicht exakt dosieren kannst, realisiert man das über die Wassersäule.
Daher auch der Begriff 15 cm Wassersäule - dies gibt den effektiven Sog an, der in der dritten Kammer erzeugt wird, und dann später (abzüglich des Wasserschlosses) im Pleuraspalt ankommt.

Zu Deinen Fragen :
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Wechsel des Systems nur dann erforderlich ist, wenn die Sekretkammer voll ist. Natürlich sind auch technische Defekte am System ein zwingender Grund für einen Wechsel.
Di eDokumentation der Sekretmenge sollte schon sehr regelmässig erfolgen. Bei uns auf der Abteilung heisst das, mindestens einmal pro Schicht.

Wann die Drainage entfernt wird liegt an der Indikation - also weshalb ist die Drainage gelegt worden ???
Wenn Du z.B. einen Patienten mit einem Pneumothorax hast, dann kann es durchaus sein, dass gar kein Sekret abgesondert wird ....

Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig weiterhelfen konnte.

Liebe GRüsse

Dirk
 
Hallo kallamahusch1,

habe was schönes für Dich gefunden
http://www.forum-intensivpflege.de/index.htm?fachweiterbildung/thoraxdrainage.htm

Wir benutzen die SAHARA Thoraxdrainage von Dahlhausen - Medizintechnik!
Hier: ftp://ftp1.dahlhausen.de/docs/Dahlhausen_Produktkatalog.pdf auf Seite 106 findest Du ein Bild von der Pleur-evac!
Gewechselt wird nur wenn voll oder defekt! Ist aber so stabil, daß da selten was kaput geht! Das praktische an dieser ist auch, daß der Sog bestehen bleibt, auch wenn ein Unterdruck zu geführt wird, z.B. bei Transporten! :rocken:

Intensivpflege
intensiv 2002; 10: 154-160
DOI: 10.1055/s-2002-32511
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Was Sie schon immer über Thoraxdrainagen wissen wollten ... Barbara Kuhlmann 1 Dortmund
Zusammenfassung

Patienten mit Thoraxdrainagen gehören auf vielen Intensivstationen zum täglichen Erscheinungsbild. Auch wenn die meisten Pflegenden so ungefähr wissen, wie Thoraxdrainagen funktionieren und worauf zu achten ist, ranken sich doch viele Gerüchte um diese Drainagesysteme und es gibt immer wieder Missverständnisse.

Thoraxdrainagen entwickelten sich vom Einflaschensystem (Unterwasserschloss und Sekretkammer gleichzeitig) hin zum Dreiflaschensystem (mit aktiver Saugung). Die Funktionsweise der heutzutage häufigsten Einwegsysteme Pleur-evac® und Sentinal Seal® ist an das Dreiflaschensystem angelehnt, wobei beim Sentinal-Seal®-System je-doch die Saugkontrollflasche durch ein Sogreduzierventil ersetzt wurde und ein zusätzliches U-Manometer das Ab-lesen der intrapleuralen Drücke ermöglicht. Beide Systeme besitzen Sicherheitsventile (Positivitätsventil, Negativ- itätsventil, Hochnegativitäts- bzw. Belüftungsventil).

Thoraxdrainagen werden zum Transport nicht abgeklemmt, wenn ein Unterwasserschloss vorhanden ist. Selbst ein erneuter Pneumothorax ist nicht so gefährlich wie ein Spannungspneumothorax. Der Unterdruck bleibt bei unterbrochener Saugung unterschiedlich lange erhalten - ab-hängig davon, ob die Drainage noch fördert. Ist der Unterdruck stärker als erwünscht, muss das System mit dem Hochnegativitätsventil belüftet werden, damit der Unterdruck vermindert werden kann.

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Quelle:http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/intensiv/doi/10.1055/s-2002-32511;jsessionid=515AEDCBA3CAF27085DD1A01B4060707.jvm2

Viel Spaß und Danke Google!!

LG Tobias
 
@ Dirk:

Also der Pat. hat einen Pleuraerguß / Pneumothorax...
Die Saugdrainage wurde bereits 1x repositioniert, da sie lt. Röntgen falsch lag und der Pat. auch SaO2-Abfälle (unter Beatmung) und extreme Tachykardien (über 210) hatte... Naja, während dem Richten der Drainage kam es wohl auch zum Vorhofflimmern, usw. Zumindest sonderte sie danach über 1000ml ab und seitdem gar nix mehr... Ist das da jetzt wahrscheinlich dass das ganze Sekret raus ist oder liegt sie evtl. wieder falsch...? Weil letzte Nacht hatte ich den Pat. und da ging das wieder los mit Sa02-Abfällen und diesen Tachykardien... Die Ärztin konnte mir dann aber auch nicht sagen woran es nun lag... Hm...
 
Puhh .. das klingt ja spannend ...

Wäre noch interessant zu fragen, wie er denn beatmet ist ?
Welche Art von Tachycardie hatte der Patient denn ???
Standard-Sachen, wie Auskultieren, Drainage prüfen usw. habt Ihr sicher alles gemacht ....

Erzähl mal, wie es weitergegangen ist.

Liebe Grüsse

Dirk
 
Also zunächst mal ist der Mann BIPAP/ASB beatmet... Gestern Abend kam es Aber während des Lagern wieder zu einem kleinen Zwischenfall, denn er hatte SpO2-Abfälle bis 70% und hat das überhaupt nicht toleriert. So dass erneutes Röntgen erfolgte, wobei es da auch keine Veränderungen zum letzten Bild gab.. Der FiO2 wurde hochgenommen auf 50% (davor 40%, bei Aufnahme am Wochenende hatte er immerhin nur 30%).. War unter den 50% anfangs aber immer noch sehr kurzatmig und brodelte vor sich hin, absaugen brachte aber wenig Besserung.. Blockung war auch i.O. Nach ca. 'ner Stunde atmete er wieder "normal"...
Für mich klingt das mit den Rasselgeräuschen und den erhöhten Temperaturen (die er ja hat) ein bisschen nach Lungenödem.. Aber das hätte man ja bestimmt im Rö.-Bild erkannt!
Die Thoraxsaugung ist inzwischen auch ohne Sog, förderte auch nix mehr nach, usw. Und wird höchstwahrscheinlich heute entfernt werden..
Na mal sehen ob das Besserung bringt...
 
Und Achtung!!!

Tobias schrieb:
Das praktische an dieser ist auch, daß der Sog bestehen bleibt, auch wenn ein Unterdruck zu geführt wird, z.B. bei Transporten!
LG Tobias

Hallo Tobias! Dies gilt aber nur bei Patienten, die KEIN Luftleck haben! Patienten mit einem Luftleck (häufig Pneumothoraxpatienten, Pat. nach Zwerchfellplastiken, Dekortikation) müssen Kontinuirlich auch beim Transport gesaugt werden. Tut man diese nicht und sind sie längere Zeit ohne Sog, kommt es u einer Verschwielung, d.h. die Lunge fällt ein kleines bischen zusammen und verklebt mit der Pleura. Danach kann sich die Lunge nicht mehr komplett ausdehnen. Gefahr dabei ist, dass es daraufhin zu einem Pleuraempyem kommen könnte. Luft im Thorax gilt als potentielle Infektionsquelle!

Bei der Sahara gibt es z.B. ein "Air-leak-meter" oder "controll" wo man sehen kann, ob bei aktivem Sog Bläschen aufsteigen oder nicht.

Den Sog entfernen kann man dann, wenn:
1. Kein Luftleck besteht
2. die Fördermenge serös und unter 400ml/24h liegt
3. Die Lunge komplett ausgedehnt ist (Rö kontrolle)
4. Keine Ergüsse vorhanden sind (DD: Drainagenlage? Drainagenneuanlage?)

Drainage entfernen bei:
1. Fehllage
2. oben erwähnte Kriterien
3. Fördermenge unter 200ml/24h

Zum geschilderte Praxisfall:
1.Bei Beatmeten Patienten sollte auf keinen Fall ein Beatmungsüberdruck bestehen!(Cpap)
Kenn mich nicht gut ausmit den Beatmungsmaschinen, deswegen kenn ich nicht genau die Bezeichnungen
2. Rhytmusstörungen und Tachycardien bei Patienten mit Pleuraerguß bzw. Pneumothorax können einen Hinweis sein, dass es zu einer Verschiebung des Mediastinums durch massiven Erguß oder massiven Pneu gekommen ist!
Hier unbedingt Rö-Kontrolle, Thoraxsono und pflegerisch unbedingt die Funktionstüchtigkeit der Saugung überprüfen (Alle Anschlüsse dicht? aktiver Sog auf maximum? Thoraxdrainage verstopft?)
3. Solche Symptome sehe ich häufig bei Pneumektomierten Patienten. Diese werden in der Regel prophylaktisch digitalisiert und erhalten für kurze Zeit mehr O2 (po2 von über 100 ansteben!)

Viele Grüße
Wenn du noch Fragen hast kannst du dich/Ihr auch gerne persönlich bei mir melden!
Klaus
 
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