Tauro Lock bei Broviac Katheter

AntjeX

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Krankenpflege
Hallo zusammen.

ein Freund von mir, der zu Hause mit seinem Broviac Katheter versorgt wird, hat von einem Arzt Taurolock verordnet bekommen, ein anderer hat ihm aber gesagt, das wäre alles Quatsch.
Da ich selbst nicht mehr im Krankenhaus arbeite, hab ich da keine Erfahrungswerte.
Hab schon drei Kollegen gefragt, zwei davon Intensivpfleger, die kannten das gar nicht.

Nachdem, was ich gelesen hab, macht das Sinn, es regelmäßig anzuwenden.

Hat da jemand von euch Erfahrung?

Hab auch schon über die Suche hier nachgelesen, die Beiträge sind aber alle etwas älter.

LG
Antje
 
Auf Intensiv wird halt normalerweise nichts geblockt, sondern alles mit niedrigstmöglichen Flussraten offen gehalten. Ich kannte das Zeug auch nicht persönlich. Muss aber sagen, dass ich dem eher skeptisch gegenüberstehe. Wie groß ist in der heutigen Zeit ohne gescheite Einarbeitung neuer bzw junger Kollegen die Gefahr, dass der geblockte Katheter befahren wird oder dieser nicht als geblockt gekennzeichnet ist? Vielleicht kann wirklich jemand aus der Praxis berichten.
 
Ich kenne jetzt diese Art von Kathetern nicht und hab darum gegoogelt Das sind eher kleinlumige Katheter?

Wir arbeiten in der Dialyse viel mit Taurolock, allerdings für die grosslumigen Dialysekatheter. Diese Katheter müssen so verschlossen werden, dass in ihnen nichts gerinnt (die Patienten verlassen die Dialyse ja und gehen meist nach Hause, da wird nichts durch Infusionen offen gehalten).

Taurolock ist hierfür sehr gut geeignet, zumal bei uns auch noch eine Urokinase-Komponente enthalten ist. Wir wissen allerdings, dass unsere Katheter geblockt sind und entfernen diesen "Stöpsel" natürlich vor dem Anschluss.

Warum hat Dein Freund denn diesen Katheter und wer pflegt ihn?
 
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Er hat ihn zur parenteralen Ernährung und für die Chemo.
Ja, der ist eher kleinlumig.
Pflege machen wir alle zusammen, er ist sozusagen umringt von Pflegekräften.
Der Verschluss ist nicht das Problem, da reicht das Durchspülen vor und nach Anhängen der Infusionen.

Beim Taurolock geht es mir eher um Infektionsprophylaxe.
Da würden mich Erfahrungswerte interessieren.
Vielleicht kann ihn das überzeugen, das zu benutzen.

Mit Entblocken etc. ist kein Problem.
Falls das mal vergessen würde, verursacht das Taurolock ja auch keinen Schaden.

LG
Antje
 
Guckst du hier: https://www.iskushealth.com/wp-content/uploads/2017/11/TauroLock-Hep-Brochure.pdf

Wir benutzen es auch unter diesem Gesichtspunkt.

Generell ist aber steriles Arbeiten wichtig. Wir kleiden uns sogar steril (mit Kittel und Haube und Mundschutz und allem Drum und Dran, mit einer "sterilen" und einer "unsterilen" Person zum Anreichen), wenn wir mit den Kathetern arbeiten, wobei es sich allerdings auch um Vorhofkatheter handelt.

Es gibt zwei Sorten von Taurolock: eins mit Urokinase (sehr effektiv gegen das Gerinnen, unsere Katheter transportieren ja Blut), und eins mit Heparin. Letzteres ist das Non-plus-Ultra zur Infektionsprophylaxe.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hier geht es nur um die Infektionsprophylaxe.
Hatte ich noch nicht entdeckt, dass es zwei Sorten gibt. Danke für die Info.

Was mich gewundert hat, dass sich die Ärzte da nicht einig sind.
Bei meinem Freund, das ist auch ein Vorhofkatheter, zumindest hab ich die Info.

Steriles arbeiten wie in der Klinik kannst du Zuhause vergessen.
Aber entsprechende Richtlinien gibt es da natürlich auch. Und Schulungen von den Firmen.

LG
Antje
 
Gibt sogar 3 Sorten hab ich jetzt gesehen.Wir haben nur das normale Taurolock.
 
Die Ärzte sind sich deswegen nicht einig, weil das Zeug richtig Schotter kostet (eine Fünfer-Packung schlappe 180 Euro!). Unsere sind da nicht anders, wir brechen regelmässig Lanzen dafür...

Mir ist schon klar, dass es zuhause nicht so gehen kann, wie unter klinischen Bedingungen. Aber seid vorsichtig, zumal wenn es sich um einen Jugularis-Katheter handeln sollte, da sind schnell Keime aus der Nase im Katheter, und eine Sepsis ist schnell eingefangen. Versucht zumindest mit sterilen Unterlagen, Handschuhen und Mund/Nasenschutz zu arbeiten, letzter auch für den Patienten.
 
Ja, ich weiß, dass das so teuer ist.
Die Klinikärzte hier haben allerdings kein Problem mit der Verschreibung und das waren zwei Klinikärzte.

Bei den Hausärzten ist es was anderes.

Mir ist das klar mit den Infektionen, aktuell ist auch eine da an der Punktionsstelle.:evil:
Wollte eigentlich "meinen Patienten" heute morgen schon in die Klinik schicken...
Aber das ist ein anderes Thema.

Wir müssen halt damit klar kommen, was die Versorgungsfirma liefert.
Und das reicht scheinbar für die häusliche Pflege.
Hab mir schon mehrere Schulungsvideos angesehen weil ich auch mit solchen Kathetern nichts zu
tun hatte bis jetzt.
Und von daher ist alles perfekt, zumindest vom Material her.
 
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Sehr interessant. Dann scheiden sich da wahrscheinlich die ärztlichen Geister.
Allerdings scheint der Broviack ein getunnelter Katheter zu sein.
Musste ich jetzt erst mal nachlesen.

LG
Antje
 
Das ist richtig, der Broviac ist getunnelt mit Teflon-Cuff und liegt bis zwei Jahre. Dennoch wird er in der genannten RKI-Empfehlung explizit erwähnt.
 
Hab jetzt gesehen, dass der Broviac da auch erwähnt wird.

Weiter unten wird allerdings der Nutzen von Taurolidin positiv bewertet, hab ich beim Querlesen gesehen.

Muss mir das mal alles genau durchlesen, habe mich seit Jahren nicht mehr mit sowas beschäftigt, leider.

Mein Freund benutzt das Taurolock ja sowieso nicht, kann also im Moment nichts schief gehen damit.

Vielen Dank erstmal.

LG
Antje
 
Taurolock ist ja auch per se nicht das Problem, sondern die unnötigen Konnektionen/Diskonnektionen etc.
 
Ja, das ist auch genau das Argument meines Freundes.
Vor allem muss der Vorfilter runter wegen dem Taurolock.
Das halte ich auch für bedenklich.
Die Ärztin aber gar nicht. Für die war das unbedenklich.
Für die überwiegt vermutlich der Nutzen des Medikaments.

Sinn machen würde das dann evtl. wenn sowieso ein Filterwechsel ansteht.

Ich halte mich in Zukunft einfach bedeckt zu dem Thema, habe ich beschlossen, mangels eigener Erfahrung.

Vielen Dank für eure Info.

LG
Antje
 
Zuletzt bearbeitet:
Na ja, - die Ärztin ist eigentlich auch gehalten sich an die RKI-Vorgaben zu halten. Aber solang nix passiert....
 
In dem Taurolock Prospekt ist der Broviac Katheter sogar erwähnt, direkt im ersten Satz.
Vielleicht orientieren sich manche Ärzte daran.
Ich weiß es nicht.
Aber von einem Onkologen erwarte ich, dass er da ganz genau Berscheid weiß und dass da auch eine
einheitliche Linie gefahren wird.

LG
Antje
 
Wo seht ihr denn den Vorteil von Taurolock im Gegensatz zu z.B. Medunasal? Bei uns werden die Brovis nämlich i.d.R. mit 2ml Medunasal geblockt. Aber wenn Taurolock da "besser" ist, ist mein Team sicher offen für Änderungen, sowohl die Ärzte als auch die Pflegekräfte. Wir sind voll die Streber. Wir lernen gerne was Neues.:besserwisser::knabber: