Präoperative Desinfektion der Patienten im OP?

opjutti

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Bayern
Beruf
Fachkrankenschwester OP, PA, OP-Managerin (IHK)
Akt. Einsatzbereich
OP
Funktion
inaktiv
Hallo liebe User,

diese Frage richtet sich an alle im OP tätigen Mitarbeiter oder Hygienefachkräfte in diesem Forum!

Bei uns entsteht gerade eine heftige Diskussion über die präoperative Desinfektion der Patienten im OP.
Es gibt Vorgaben durch die Hygieneabteilung, die aber einer unserer CÄ verändern will, indem er diese Aufgabe auf die OP-Pflege übertragen haben möchte.

Jetzt würde mich natürlich brennend interessieren, wie es bei euch gehandhabt wird und abläuft?
Wer desinfiziert - Arzt oder OP-Pflege?
Wie wird desinfiziert - nach hygienischer oder chirurgischer Händedesinfektion?
- mit sterilen Handschuhen, ohne Mantel oder ohne mit "bloßen" Händen?
- steril angezogen oder vorher?

Bei uns war es immer üblich, dass der Assistent nach der chirurgischen Händedesinfektion sterile Handschuhe angezogen bekommt und so den Patienten desinfiziert. Anschließend werden die sterilen Handschuhe abgeworfen und nach einer erneuten Zwischendesinfektion wird er steril angezogen.

Nun möchte der CA, natürlich um angeblich Zeit zu sparen, dass die instrumentierende Pflegekraft den Patienten desinfiziert, oder der Springer nach hygienischer Händedesinfektion ohne Handschuhe.

In I-Net ist über das Vorgehen nichts zu finden und auch das RKI gibt keine aussagekräftige und bindende Auskunft.

Deshalb möchte ich von euch gerne wissen, wie es bei euch im OP abläuft?

Freue mich auf viele Antworten!

Schönen Sonntag!!

LG
 
Im Krankenhaus, in dem ich gelernt habe, wurde es so gemacht, wie bei Euch. Meistens hat der Operateur sogar selber desinfizinfiziert. Chirurgische Händedesinfektion, sterile Handschuhe, Desinfektion, erneute Desinfektion und dann Ankleiden. Der Operateur hat auch immer mit abgedeckt.

In dem Krankenhaus in dem ich jetzt arbeite desinfiziert die Pflege nach hygienischer Händedesinfektion ohne Handschuhe. Die Pflege deckt auch oft alleine ab.

Ich finde das immer sehr befremdlich.
 
Danke Bachstelze für deine Antwort.
Mir geht´s genauso!
So wie in deinem jetzigen Haus will es der CA eben auch haben.

Gibt es eine Begründung für dieses Vorgehen? Oder wurde es schon immer so gemacht?;)

Wer ist für die korrekte Durchführung verantwortlich?
Bei uns obliegt sie dem Operateur, aber er kann es auch delegieren.
Aus angeblichen Zeitgründen will er es auf die Pflege abwälzen.
 
Hallo opjutti,
Ich kenne so ziemlich alle Methoden: Arzt vor und nach dem Anziehen des OP-Kittels, mit und ohne Handschuhe, OP-Pflege steril und unsteril . Hängt von der Fachabteilung und vom OP-Verfahren ab.
Zeitgewinn hat der CA übrigens nur, wenn der Assistenzarzt früh im Saal ist und die Lagerung und das Abdecken übernimmt, während die OP-Pflege noch am Richten ist. Die Übernahme der OP-Feld Desinfektion durch die OP-Pflege spart keine Zeit, sondern dient nur der Bequemlichkeit der Ärzte.

LG Einer
 
Es wurde schon immer so gemacht.

:rofl: Was sonst.

Ich war übrigens im letzten Jahr Zaungast bei einer OP in meinem Lehrkrankenhaus und dort desinfiziert nach wie vor der Operateur oder der Assistenzarzt, abgedeckt wird gemeinsam mit allen beteiligten, weil man so die Sterilität am Besten gewährleisten kann, weil sich niemand verrenken muss, sondern jeder eine Ecke des Tuches bekommt.
Das ist auch logisch. Ein Bettlaken faltet sich zu zweit auch leichter als alleine.
 
Hallo Einer,

ich wollte das mit der Bequemlichkeit der Ärzte nicht gleich so in den Raum werfen, aber es ist tatsächlich so, das wir genau auf diesen CA immer warten müssen. Damit das nicht so auffällt, ist er mit diesem Thema gekommen.
Wir würden ja eh nur rumstehen.:schraube:
Hygiene ist dann natürlich Nebensache.
 
Hygienisch korrekt kann man, je nach OP-Verfahren, unterschiedlich desinfizieren.
Aber wie du so schön feststellst: solche Ideen habe komischerweise immer Ärzte, die irgendwie ein eigenes "kleines Problem" haben und durch tolle neue Ideen davon ablenken können. Kenne ich genau so .:freakjoint:
Wir haben 8 Verschiedene Fakultäten (mit eben so vielen Chefärzten) in einem Zentral-OP. Und jeder von ihnen sieht immer nur, wenn ein andere (angeblich) bevorzugt behandelt wird. Gute Abläufe in anderen Fakultäten werden hingegen ignoriert, bzw. als unerheblich befunden.

Aber noch mal zurück zum Desinfizieren:
Ich habe kein Problem, einen Leistenbruch (notfalls auch als Instrumentierender) abzuwischen . Allerdings weigere ich mich, ihn alleine abzudecken, da ich dies alleine nicht hygienisch korrekt durchführen kann. Da ich aber auch an den Wärmehaushalt des Patienten denken muss, kann ich erst dann anfangen, wenn ich ärztliche Unterstützung habe :smoking:Und genau da ist der Haken: Der CA kann die Arbeit gerne an mich delegieren. Ich werde aber keine Tätigkeit ausführen, die zu einem hygienischen Fehler führen kann und ich werde jede Minute an Wartezeit dokumentieren, die durch fehlende Operateure entsteht. Irgendwann werden die Zahlen ausgewertet. :deal: :twisted:

In diesem Sinn
Einer
 
Arzt/Assistent desinfizieren den Pat. und werden namentlich dafür dokumentiert.
Chirurgische Händedesinf. -> Desinfektion des Pat. (mit bloßen Händen) -> erneute Händedesinf. -> steril Anziehen & Abdecken.

Zeitsparend wäre es mMn. auch nicht, wenn die OP-Pflege abwäscht, denn bis auf wenige Ausnahmen können wir einfach nicht allein abdecken. Also bringt's nix, anzufangen, bevor iwer in Sicht ist, der mitmacht. Folge: Wartezeit (wird dokumentiert ^^)


Einzig bei Notfällen, wo es keine Zeit zu verlieren gilt und das Pat.leben gefährdet ist, waschen wir (= Instrumentierende/r) natürlich unaufgefordert mit ab. Doch auch dort geht's nicht allein. Aber bei sowas hab ich auch noch nicht erlebt, dass niemand der Ärzte und Assistenten sofort da war.
 
Das RKI macht nur Vorgaben zu hygienischen Belangen. Die Änderung die bei Euch angestrebt wird geht in Richtung Delegierbarkeit und Übernahme von Arbeit nebst der Haftung für die Übernahme. Für den Erfolg der präoperativen Desinfektion ist es im Übrigen unerheblich ob diese mit sterilen Handschuhen oder "unsteril" durchgeführt wird. Evidenzbasierte Vor- oder Nachteile für das eine oder andere Verfahren exisitieren nicht. Nachzulesen unter : http://www.rki.de/DE/Content/Infekt...oads/Empf_postopWI.pdf?__blob=publicationFile
 
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