Pflege von Bekannten und Freunden, annehmen oder ablehnen?

espoir

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02.03.2007
Beiträge
224
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Krankenhaus
Guten Abend,

mich würde interessieren wie Ihr es handhabt, wenn auf *Station* jemand als Patient ist, den Ihr kennt, also Bekannte, Freunde, Ex-Freund/innen ?
Gleich, ob im Krankenhaus oder Sozialstation oder in einem Wohnheim...
Pflegt Ihr ? Oder lehnt Ihr ab ?
Gibt es Konsequenzen, egal welche Entscheidung ? Oder gibts da auch was Rechtliches ?

VG
espoir
 
Es gibt keine rechtlichen Vorgaben.

Ich habe ehedem meine Mutter auf der Intensiv versorgt. Das würde ich heute nicht mehr machen. Ich denke, meine Intention damals war, ihr zu beweisen, dass ich eine gute KS bin trotz der vielen Kinder.

Ich habe meine Tochter nach einem Unfall versorgt. Dies geschah auf ihren Wunsch und ich bin meine Mutterrolle geschlüpft: Sorgen und Versorgen.

Elisabeth
 
Normalerweise musst Du Arbeiten, die Dir von Vorgesetzten aufgetragen werden und Du frachlich leisten kannst ausführen, ansonsten wäre es Arbeitsverweigerung und damit Abmahnungsfähig. Wenn es Gründe gibt, warum Du diese Arbeit nicht ausführen willst, kannst Du versuchen, mit Deinem Vorgesetzten darüber zu sprechen, damit ein Kollege übernimmt. Bei Bekannten, Freunden usw. kommt es darauf an, was der Patient möchte. Wenn es ihm unangenehm ist, dass Du ihn pflegst, sollte wenn möglich ein Kollege übernehmen. Ich hatte vor Jahren mal die Mutter meiner besten Freundin auf Station liegen. Bei ihr habe ich RR gemessen, Infusionen gewechselt und so, aber als sie einen Einlauf brauchte, habe ich sie gefragt, ob es ihr recht sei, wenn ich das mache. Es war ihr nicht recht und daher hat eine Kollegin den Einlauf gemacht.
In der Psychiatrie habe ich es erlebt, dass eine Patientin auf eine andere Station verlegt wurde, weil ihre Schwägerin auf der Station gearbeitet hat, auf die sie zuerst aufgenommen wurde.
Gruß
Sr. S.
 
ich hatte auf der Onkologie einen Bekannten meiner Familie zu liegen mit sehr schlechter Prognose. Anfangs war es sehr merkwürdig. Ich habe dann offen mit ihm geredet und ihm auch erklärt aus welchen Gründen ich Arbeit und Privat trennen muß. Ich habe ihn ebenso gut versorgt wie andere Pat. auch, nicht mehr und nicht weniger. Was nach Dienstende war, ist etwas anderes.Er hat es verstanden und ich denke ihm war es damals recht so... so wie das ich nicht beim Sterben dabei sein sollte

lg
 
Also bisher hatte ich nie das Problem...allerdings weiß ich noch aus Schülerzeiten, dass es auf einer Station, auf der ich eigesetzt war so eine Situation gab.
Die Stationsleitung hatte einen recht guten Bekannten auf der Station. Sie verweigerte strikt die Übernahme der Pflege in diesem Zimmer.
Einerseits verständlich, andererseits denke ich, sollte man in der Hinsicht Beruf und Privat trennen und die Pflege dieser vllt. Bekannten genauso gewährleisten können. Wenn ich z.B. im Nachtdienst alleine arbeite, kann ich ja nun auch schlecht irgendwas verweigern an Zimmerversorgung.
Von daher...ein teils schwieriges Thema:gruebel:
 
Hatte im OP auch schon mal Freund oder Bekannte liegen, ohne vorher davon zu wissen.
Da sie mich entweder nicht erkannt haben, oder schon in Narkose waren, hat es mir nicht viel ausgemacht. Allerdings habe ich es ihnen (außer einer Freundin, die betroffen war) auch nicht gesagt.

Wenn ich es vorher wüßte und jemand anderes zum intrumentieren zur Verfügung wäre, würde ich wohl tauschen wollen.

Denke, es kommt auf die Situation, die Abteilung und den Bekanntschaftsgrad an.
 
Grundsätzlich denke ich, müssen wir eine gewisse "Professionalität" in diesem Beruf haben, die uns erlaubt, von Privatem soweit Abstand zu nehmen, dass man auch Verwandte und Bekannte pflegen kann.
ABER: Wir sind alle nur Menschen und darum kann es aus den verschiedensten Gründen für uns NICHT möglich sein, dies zu tun.
Genauso kann es sein (wie von denen Anderen schon erwähnt), dass die Weigerung vom Patienten ausgeht.
Bei uns wird dies so gehandhabt, dass die Klärung "intern" unter uns Schwestern und Pflegern stattfindet und bis jetzt ist das immer gut gelaufen.

Ein Beispiel aus meiner Erfahrung:
Bevor ich auf Station ging, habe ich lange im OP gearbeitet. Eines Nachts kam im Bereitschaftsdienst ein Notfall: ein Aneurysma (Neurochirurgie). Wie sich herausstellte, ein sehr guter Freund von mir, wir kannten uns aus Kindertagen schon... ich habe damals meine Kollegin gebeten, zu instrumentieren- ich hätte mich vor lauter Aufregung kaum konzentrieren können. Wenn dann was schief gegangen wäre, hätte ich mir das nie verziehen... So war ich "nur" Springer und das war in dieser Situation besser: für mich und für meinen Freund!!!
 
meine Tochter ist als Kleinkind an den Harnwegen operiert worden und hatte große Angst,vor dem Urologen, der ihr Redon und DK ziehen wollte, dies hab ich dann gemacht und war froh die Situation so lösen zu können.
Ich würde aus dem Bauch heraus entscheiden, zu wem ich ein enges, gutes Verhältnis habe den/die würde ich auch pflegen wollen.
Obwohl man auch schnell an seine Grenzen stößt, man stelle sich vor dem engsten Angehörigen oder gar Nachbarn den Intimbereich zu waschen....da hilft glaub ich nur das Problem, das man damit hat offen anzusprechen.
 
Nun ja man muß schon trennen zwischen Beruf und Privat.
Wie schon erwähnt im Nachtdienst steht man ja dann meist auch alleine da und müßt zu dem jenigen gehen.
Klar ein komisches Gefühl hat man schon dabei aber vermeiden lässt es sich wohl nicht das dies mal passiert.
 
Hallo!

Bei uns auf der Frühgeborenenintensiv kommt es öfter mal vor, das wir Kinder betreuen von Leuten die ich kenne.
Ich entscheide dann meistens nach dem Krankheitsgrad der Kinder, ob ich sie betreue oder nicht.
Wenn die Kinder "nur" ein paar Tage zu früh sind, betreu ich sie.
Letztens hatten wir aber die Tochter einer Freundin auf Station die einen Herzfehler hatte und doch schon "kritisch" war. Ich habe dann mit den Kolleginnen besprochen, das ich die Kleine vorerst nicht betreue.
Nach der OP, als es ihr deutlich besser ging, habe ich sie dann im Nachtdienst übernommen.
Ich hatte das Gefühl, wenn mit der kleinen was passiert, ist es für alle beteiligten einfacher, wenn ich die Maus nicht betreut hab.

Eine Kollegin von mir hatte auch letztens das Problem. Ihre beste Freundin hat Zwillinge bei uns entbunden. Ca. 12 Wochen zu früh. Einer hatte eine Hirnblutung. Die Kollegin hat die beiden von Anfang an betreut. Sie hatte z.T. große Probleme. Gerade nach Arztgesprächen über die Situation z.B. war die Situation doch ziemlich angespannt.
Sie hatte aber das Gefühl, sie müsse für ihre Freundin da sein und konnte so, trotz der Belastung für sie (eins der Kinder sollte ihr Patenkind werden), die Betreuung nicht abgeben. Sie war dabei aber mehr als einmal den Tränen nahe.

VG junni
 

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