Nähe und Distanz

NinaHD

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22.08.2008
Beiträge
2
Beruf
Azubi Ergotherapie/vorher GuK
Akt. Einsatzbereich
KJP
Funktion
Beobachterin
Hallo, ich mache gerade mein Praktikum in der Psychiatrie und möchte einen Bericht über Nähe und Distanz in der KJP schreiben. Vielleicht habt ihr ein paar Links/Anregungen, was zB wichtig ist beim Umgang, NoGos etc. Oder vielleicht selbst schon Erfahrungen? Habe auch das Team dort befragt, aber weil mich persönlich das Thema auch sehr interessiert möchte ich hier nun auch mal rumfragen. Was ist für euch professionelle Distanz?

Lg, Nina
 
Hallo,
professionelle Nähe definiere ich dadurch, wenn ich dem Patient zwar Mitgefühl, Einfühlungsvermögen entgegen bringe. Ihn dort abhole, wo er sich in seiner Krankheit befindet. Aber genauso kann ich mich distanziern und wenn der Patient zu persönlich wird, mich dagegen abschotten und ihn in seine Grenzen zurückweisen kann. Wenn ich merke, das ich keinen Zugang zum Patienten finde, versuche ich andere Wege oder ich als Person befinde mich eben nicht auf der gleichen Wellenlänge. Gibt es natürlich auch.:spopkorns:

Naja, hoffe es hilft dir weiter.. bei Fragen bitte melden..
Bis dann

lg Despo
 
Professionelle Distanz

Wichtig ist, sich im Einschätzungs- und Hilfeprozess nicht in die Beziehungsdynamik und Konflikte einer Familie hineinziehen zu lassen, sich mit einzelnen Familienmitgliedern oder Problemsituationen zu identifizieren, in Panik zu geraten oder sich emotional überwältigen zu lassen. Das bedeutet, eine Haltung der „Neutralität“22 zu bewahren und einen klaren und informierten Blick auf die Situation des Kindes, seine Lebensnotwendigkeiten und Entwicklungsbedürfnisse sowie auf seine Familie mit ihren Interaktions- und Verhaltensmustern, ihren Stärken und Schwierigkeiten zu behalten. Dies erfordert prozessbegleitende Selbstreflexion, kollegiale Beratung, Beratung mit dem/der Vorgesetzten und Supervision sowie fallrelevantes Wissen (beispielsweise über die Eltern-Kind-Beziehungen in Familien mit Vernachlässigungs- oder Suchtproblematik). Günstig kann sein, in schwierigen Fallbearbeitungsphasen gemeinsam mit einer KollegIn mit der Familie zu arbeiten, um Aufgaben und Belastungen zu teilen.
43. Welche Leitlinien bestimmen das Handeln in der Sozialen Arbeit bei Kindeswohlgefährdung?

Setze statt "Familie" und "Familienmitglieder" "Patienten/Bewohner" ein.

Elisabeth
 
Hallo!

Ich denke, um ein gesundes Verhältnis der Nähe und Distanz aufzubauen ist Empathie ein wichtiger Faktor. Nicht zu verwechseln mit Mitleid. Ich kann mich in die Erlebenswelt der Betroffenen einfühlen, identifiziere mich aber nicht mit seinen Problemen.
Des weiteren sollte ich den professionellen Blickwinkel auf seine Probleme und meine damit verbundenen Möglichkeiten ihm zu helfen nicht verlieren. Wenn man in Mitleid verharrt, also mit leidet, dann hemmt mich dieses Empfinden, ihm zu helfen. Also muss ich ihn vertstehen können, mich in ihn hineinversetzen können, darf aber den objektiven Blick auf seine Probleme nicht verlieren, sonst bin ich ihm keine große Hilfe, sondern einfach nur eine Mitleidende.
Wichtig für eine professionelle Distanz ist halt demnach, sich nicht die Probleme des Betroffenen eigen zu machen, sie nur lernen zu verstehen.
Aber auch meine persönlichen Grenzen wahrnehmen und diese gegenüber des Patienten vertreten ist wichtig für eine professionelle Distanz.

Aber wir sind alle nur Menschen und keine Maschinen. Die Grenzen zwischen Empathie und Mitleid schwimmen oft ineinander über und man trägt Probleme mit nach Hause, auch wenn dies keine Absicht war.
Daher denke ich, dass zu professioneller Distanz auch der Austausch mit Kollegen über Fälle, die einen betroffen gestimmt haben, ein wichtiger Faktor ist. Ebenso einen "Kanal" finden, persönliche Aggressionen, Trauer etc abzubauen. Sport zB. Mir hat dabei Kickboxen geholfen.
Und gegebenfalls den Patienten an andere Kollegen "abgeben", wenn man merkt, dass man doch zu persönlich involviert ist.

Julika
 

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