Möglichkeiten für Altenpflege-Personal zur Betreuung dementer Bewohner?

carmen

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Hallöchen,

ist ja nicht wirklich viel los hier.
Dann stelle ich halt die erste Frage.

Welche Möglichkeiten nimmt das AP-Personal wahr, um demente Bewohner zu betreuen? Es ist ja bekannt, dass gerade diese Bewohner eine häufige Weglauftendenz und Umtriebigkeit zeigen.

Da die Betreuung in einem KH ganz anders als in einem AH ist, könnten vielleicht Fachkompetente ein paar Tips und Hinweise geben.

Hoffe auf einen regen Austausch

Carmen
 
Hallo Carmen!

Also in der Kurzzeitpflege, in der ich arbeite, betreuen wir zu einem Großteil demente Bewohner, die unter anderem sehr umtriebig und weglaufgefährdet sind.

Da unsere kleine, private Station eine offene Station ist (nur Nachts abgeschlossen wird) und wir keinen Pförtner oder dergleichen haben, schaffen wir es manchmal gar nicht, jeden BW rund um die Uhr zu beaufsichtigen, um so zu verhindern, dass er z.B. bei Minusgraden in Hausschuhen und kurzen Sachen draußen rumläuft und erst von der Polizei wieder aufgegriffen wird. (leider alles schon passiert)

Seit einiger Zeit benutzen wir sogenannte "Weglauf-Sensoren", um dem Ausreißen entgegenzuwirken. Das sind kleine flache Chips, die in Strümpfe oder Schuhe gefährdeter BW eingelegt bzw. festgeklebt werden. Ihr schriftliches Einverständnis, bzw. das des Betreuers vorrausgesetzt. Unten an unserer Eingangstür ist eine Art Lichtschranke angebracht, die in Verbindung mit dem Chips steht. Sollte ein BW nun über die Schwelle treten, bekommen wir über unsere Schwesternrufanlage ein deutliches Warnsignal, nach dem wir schnellstens zur Tür laufen müssen, um den BW zur Rückkehr zu überreden.

Dies klingt zwar ziemlich einfach, aber teilweise sind wir als Pflegekraft allein (zB. im Spätdienst). Wenn man dann alle 18 BW zu Bett bringt, ist es meist gar nicht möglich, bei Alarm gleich zur Tür zu rennen. So dass wir in diesem Fall die Eingangstür kurz abschließen müssen. Dokumentation vorrausgesetzt (Zeit und Grund des Abschließens).

Zusätzlich bringen wir an der Kleidung der gefährdeten BW deutlich erkennbar unsere Anschrift und Telefonnummer an, falls uns doch mal einer entwischt.

Tja, die wohl beste Möglichkeit, um mit solchem dementen Menschen umzugehen, wäre wohl, dass man sie umfangreich beschäftig. Leider sind uns da durch Personalmangel etwas die Hände gebunden.

Trotzdem integrieren wir unsere BW in die einzelnen Abschnitte des Stationsalltags. Sie helfen beispielsweise mit beim Tischdecken oder kleinen Reinigungsarbeiten, etc.

Ich hoffe, ich konnte deine Frage in Ansätzen beantworten.

LG Loni
 
Hallo auch von mir!

Auch in meinem Altenheim wohnen einige Demente, aber solche tollen Methoden wir ihr haben wir leider nicht.

Wir haben zum einen eine BW, die zwar auch sehr unruhig ist, aber zum Glück bis jetzt nur innerhalb des Hauses geblieben ist. Sie geht einfach in den Fahrstuhl, wenn er offen ist und fährt damit irgendwo hin. Dort geht sie in die Zimmer und setzt sich da hin- aber das ist alles, sie will einfach nur ein bißchen rumgucken. Macht sie auch auf unserer Station.

Dagegen ist eine BW, die sehr starke Weglauftendenzen hat, sie ist aber auch nicht ansprechbar. Sie geht, einfach wie sie gerade ist, los und war mitunter auch schon auf der Straße. Dazu kommt, dass sie sich unter anderen auch einfach auszieht und losgeht.

Aber diese beiden können wenigstens noch gefahrlos- so weit man das sagen kann...- alleine die Treppen gehen- eine andere will ständig zum Zug und kann sich kaum noch auf ihren Beinen halten.

Die einzige Möglichkeit, die uns gegeben ist, ist, diesen BW möglichst Zimmer in der Nähe der Schwesternzimmer zu geben. Das wars.
Einen Pförtner oder ähnliches haben wir auch nicht und unsere Türen werden ebenfalls nur nachts abgeschlossen und wir dürfen sie auch nicht verschließen, wegen Notfällen etc.
Wir schaffen es aber gar nicht, jeden BW rund um die Uhr zu beaufsichtigen, was ja außerdem ein entscheidender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines jeden BW wäre. Aber schon oft ist jemand gestürzt, eine Pflegerin geht einer anderen helfen und die BW ist weg.

Wenn- wie meine Vorschreiberin :wink: schon sagte- wir mehr Möglichkeiten bzw. auch mehr Zeit hätten, uns mit den BW zu beschäftigen, wäre wahrscheinlich ein kleiner Teil dieses Problems gelöst.
Und leider werden viele von ihnen auch von den anderen "gesunden" BW gemieden, weil sie halt einfach "komisch" sind, da kann man noch so oft erklären und versuchen zu integrieren. Und das merken die Dementen sehr deutlich und gehen wieder los, irgendwohin. :?

Naja, das ist, was ich erstmal dazu erzählen kann.
Aber ich bin auch sehr neugierig auf weitere Erfahrungsberichte!

Viele Grüße,
Sterntaler
 
Hallo Loni

Hallo Sterntaler,

aha, es regt sich hier also doch was.
Danke erstmal für die schnellen und bildhaft vorstellbar geschriebenen Berichte.
Hm, Chip in Kleidung oder gut lesbare Adresse an Jacke oder Mantel, ist eine gute Idee.
Auch ich sehe das nicht anders als Ihr, dass einfach zu wenig Personal vorhanden ist, um gerade die dementen Menschen zu beschäftigen, damit die Weglauftendenz reduziert wird.

Bei uns auf Stat. bekommt jeder Mitarbeiter ein "P" (steht für Panik) ins Gesicht, wenn ein dementer Pat. aufgenommen wird. Naja, kommt drauf an, wie gut sich der Pat. führen läßt. Aber leider ist es bei uns auch schon vorgekommen, dass eine Pat., dement, von Stat. abgehauen ist.
Seither sind wir schwer am Gucken, wenn ein dementer Pat. stat. ist.
Aber es ist so schlecht machbar, wenn man im FD zu Dritt für 29-30 Pat. zu sorgen hat und nebenbei die dementen Pat. nicht aus den Augen lassen soll, bzw. so aufpassen, dass Keiner weglaufen kann.
Haben schon viele Möglichkeiten in Betracht gezogen, doch wieder verworfen, weil entweder nix gut für Pat. oder nix gut für uns.

Auf jeden Fall ist es tröstlich zu lesen, dass deratige Weglaufvorkommnisse bei dementen Menschen, nicht nur im KH passieren.

Deswegen hab ich immer noch keinen Plan, wie wir besser auf die dementen, weglaufgefährdeten Pat. eingehen könnten, um das zu verhindern.


*grübeldenk*

Carmen :roll:
 
Ja, leider ist das wohl wirklich zu oft so.
Bei uns steht in der Kleidung dann immer nur der Name des Heimes und der Name des BW, aber das ist eigentlich nur für die Wäscherei und da würde keiner, der einen von uns "aufsammelt" hineingucken.
:roll:
 
Moin,
ich kenne diese Methode mit nem Pflaster undder Adresse auf dem Rücken. Oft steht bei mir im KH Name +Station. Was ich auch mal erlebt habe und was ich absolut daneben fand war: Name *Station + Ich bin dement-bitte zurück zur Station begleiten.Absolut daneben. Geht doch keinen was an. Ich fand das nur diskriminierent. Obwohl, ich war diejenige die die Patientin auf dem Gelände umherirrend gefunden habe und ich so sofort wusste, was ich zu tun hatte. Bilde mir aber auch ein, wenn nur die Station drauf gestanden hätte, hätte ich sie auch zurückbegleitet. Die Schwestern redeten sich damit raus, dass sonst ein Besucher sie womöglich noch nach Hause gefahren hätte oder sie nicht aufgesammelt hätte (Ja na klar:im Winter, Pat hatte nur nen Bademantel an). Das schlimmste war, als ich es in der Schule erzählt habe, meinten einige, am besten wäre die Stationstür abzuschließen. Eine Schülerin hat mal im Nachtdienst einen Wäschewagen vor das Zimmer gestellt!! Unglaublich. :wut: Hat dann aber auch mörder Ärger mit der Stationsleitung bekommen. :)
Diese Vorschläge finde ich allesamt unmöglich!! :twisted: Ich glaube ich kann nur so gut es geht aufpassen und versuchen den Bewegungsdrang zu unterstützen, die Leute sinnvoll zu beschäftigen und versuchen den Betroffenen einen Bezug zum Krankenhaus zu geben (eine PAt. hat in unserem KH ihr Kind geboren und ich bin dann beim Schichtwechsel mit iht zu den Neugeborenen gegangen. Von da an ist sie da alleine hingegangen und hat sich die Babys angeschaut. Alle wußten bescheid und von da an, fühlte sie sich viel wohler, hat sie jedenfalls den Docs erzählt.
Aber sonst ist das echt schwer.

LG Merle
 
merle21 schrieb:
(...)
Diese Vorschläge finde ich allesamt unmöglich!! :twisted: Ich glaube ich kann nur so gut es geht aufpassen und versuchen den Bewegungsdrang zu unterstützen, die Leute sinnvoll zu beschäftigen und versuchen den Betroffenen einen Bezug zum Krankenhaus zu geben
(...)

Hallo Merle.

Meinst du die anderen Möglichkeiten, die hier genannt wurden?

Ich finde sie durchaus in Ordnung- denn es ist ja zur eigenen Sicherheit der Patienten.
Desweiteren haben sie ja größtenteils noch selbst ihre Einwilligung zu einer Betreuung gegeben, sprich: Jemand anderes darf über ihr Wohl entscheiden. Und wenn dieser Angst haben muss, dass sein Schutzbefohlener sich selbst in Gefahr bringt, wegläuft, stürzt etc was auch immer, finde ich das durchaus gerechtfertigt, wenn man darüber informiert wird, wann eine Gefahrensituation eintreten kann. Ich sehe das nicht so im Sinne von Freiheitsberaubung ( weil es ja dem Patienten nicht darum geht -mal doof ausgedrückt- "Ich will ein Bißchen frische Luft schnappen gehen" sondern "ich muss irgendwohin gehen") sondern als Sicherheitshilfe.
Ist verständlich, was ich meine? :wink:

Das mit dem "Ich bin dement." finde ich eigentlich auch ganz schön riskant- es kann zwar hilfreich sein, aber es kann auch von Idioten gegen die Patienten verwendet werden, sprich: sich über sie lustig machen usw.

Viele Grüße!
 
Hallo Sternentaler,
der Pat. lag nicht wegen seinerDemenz bei uns. Ich finde einen Wäschewagen davor zu stellen ist einfach doof, es kann ja irgendeine Notsituation im Zimmer auftreten und der Pat muss dann vielleicht aus dem Zimmer kommen. So eine Situation kann ich zwar nur konstruieren aber : "Man kann gar nicht so blöd denken, weis dann kommt" Und dann?? Im Nachtdienst ist bei uns im Haus die Tür zur Station verschlossen. Und eine Gefahr, dass der Pat. in ein anderes Zimmer geht und stört war vielleicht möglich aber hat er bis zu dem Zeitpunkt nicht und hat er auch danach nicht getan. Ich denke einfach nur, dass manche solcher Maßnahmen einfach besser durchdacht werden müssen und wir nicht, nur weil wir Schwestern(-schülerinnen) sind, daher gehen sollten und meinen sollten, dass alle Maßnahmen die wir uns überlegen richtig sind. Schon gar nicht im Sinne des Gesetzes.Und was wäre denn gewesen wenn er versucht hätte rauszukommen aus seiner Demenz heraus? Irgendwo nciht raus zu kommen muss ein ganz schlimmes Gefühl sein. Warum sie so handelte kann ich ihr nur unterstellen und das will ich nicht.

Aufkleber sind wohl wirklich eine alternative auch in meinen Augen, aber bitte nicht "Ich bin dement" und auch nicht heimlich. Man kann doch den Pat. informieren. Wenn er das dann ablehnt muss man sich was einfallen lassen, aber ich denke im Sinne des Vertrauens kann es nur gut sein, wenn wir offen damit umgehen.

Gibt es denn noch Ideen oder hat noch jemand es mal so versucht wie ich es unten vorgeschlagen habe? So mit Beschäftigen und dass sich die Pat. mit ihrer Lage im KH/Altenheim identifizieren? Noch mal ne andere Frage, wenn jemand verwirrt ist, was macht ihr da?Habe erlebt dass eine Schwester bei einer Pat. nach OP (Dia: Durchgangssyndrom) die Geschichte (Die PAt. sah lustige Clowns) mitgespielt hat. Das war bei unserer Pat. nur eine Kurzfriste verwirrung und damit hat die Kollegin dass dann auch gerechtfertigt. Wird so was auch bei euch gemacht. Ist das legitim? Die Kollegin sagt:"Lasst den Verwirrten ihre Verwirrung!!" Was meint ihr?

Liebe Grüße aus HH
Merle

P.S. @Sterntaler: hätte vielleicht das mit der geschlossenen Stationstür erwähnen sollen.Ups: Liebe Grüße M.
 
Hallo Merle !

merle21 schrieb:
Gibt es denn noch Ideen oder hat noch jemand es mal so versucht wie ich es unten vorgeschlagen habe? So mit Beschäftigen und dass sich die Pat. mit ihrer Lage im KH/Altenheim identifizieren?
Also nochmal: Beschäftigung ist zwar gut und schön und bin auch absolut dafür, aber WER soll sich mit den BW beschäftigen, bei diesem absoluten Personalmangel, welcher in fast allen Pflegeeinrichtungen vorherrscht ?!?
Als Schwesternschüler/in mag das alles noch einfach aussehen, aber leider gilt in vielen Pflegeeinrichtungen nur die Devise "satt und sauber", weil man null Zeit hat. Wir suchen z.B. dringend nen Zivi oder einen Praktikanten, der bei uns die Beschäftigung (Gesellschaftsspiele, Spaziergänge, Vorlesen,...) übernimmt.

merle21 schrieb:
Noch mal ne andere Frage, wenn jemand verwirrt ist, was macht ihr da?Habe erlebt dass eine Schwester bei einer Pat. nach OP (Dia: Durchgangssyndrom) die Geschichte (Die PAt. sah lustige Clowns) mitgespielt hat. Das war bei unserer Pat. nur eine Kurzfriste verwirrung und damit hat die Kollegin dass dann auch gerechtfertigt. Wird so was auch bei euch gemacht. Ist das legitim? Die Kollegin sagt:"Lasst den Verwirrten ihre Verwirrung!!" Was meint ihr :?:
Also ich finde man sollte bei diesen Phantasien oder Halluzinationen weder mitspielen, noch sie dem BW krampfhaft auszureden versuchen, sondern ihn sanft zur Realität zurückzuführen.

Obwohl,... einmal hab ich schon mitgespielt, aber war wirklich ne Notsituation und blieb für mich auch ne absolute Ausnahme:

Ich hatte Nachtdienst und eine BW hatte sich nachts ihre Windelhose zerupft, so dass lauter kleine Zellstoffklümpchen im Bett lagen. Sie war der festen Überzeugung, dass seien kleine Viecher, die an ihr rumkrabbeln (=> Protozoenwahn nennt man das, glaub ich) Auf jeden Fall schrie sie wie verrückt und ließ sich auch durch meine viertelstündige Erklärung, von wegen "Pampers-Klümpchen", nicht von ihrem Wahn abbringen, sondern schrie nur noch lauter. Also hab ich ... *lol* ... nachdem ich ihr eine neue Hose angelegt hatte, sämtliche Klümpchen aus dem Bett aufgesammelt und so getan, als würde ich sie auf den Boden werfen und zertreten. Die Bewohnerin war fortan beruhigt, weil ja alle "Viecher" tot waren, und ich hatte noch einen ruhigen Nachtdienst.

Sowas sollte aber nicht die Regel sein, da man Verwirrte so noch mehr in ihrem falschen Glauben bestätigt.

LG Loni
 
Hallo Loni!

Was hast du für Erfahrungen damit, verwirrte oder halluzinierende Menschen sanft in die Realität zurückzuführen. Wie machst du das?

Gruß,
Trine
 
Hallo Loni
du wirst lachen aber Zeit habe ich auch als Schülerin leider keine. Habe schon genügent Dienste hinter mir, in denen ich alleine mit einer ex. PK im Dienst auf 30 Bettenstationen gearbeitet habe. Aber: wenn ich mir die 10 Min. zeit nehme, den Pat ne Beschäftigung zu geben (eine Pat, hat mal die Stationsbibliothek sortiert)... dann hat man danach definitiv weniger Stress. Und wenn keine anderen gründe dagegen sprechen, dürfen mehrere Pat. unterschiedl. Verfassung auch mal spazieren gehen, bei uns ist der Park so, dass man nicht einfach raus kann und viele finden das gut. Ich weiß, dass bei uns die Pat. so ca ne Woche liegen und es da schon einfacher ist sie zu beschäftigen. Einmal haben wir auch einer Pat. mit durchgangssyndrom, die nen langen Bauchschnitt hatte gebeten uns zu helfen und Wickel aufzuwickeln. Hat sie auch gemacht und der Doc war ganz überrascht, dass wir keine Sedierungsmittelchen gebraucht haben (damit sind sie bei uns nach solchen ops wg der Komplikationen dann schnell dabei) und wenns dann so geht ist mir das allemal lieber...
Aber schwierig ist es allemal. Daran wie es im Altenheim ist, habe ich auch leider gar nicht gedacht. Sorry. In dem Altenheim in dem ich ein Praktikum gemacht habe wurden verschiedenste Kuse von Extern angeboten. Jeden Tag fanden so ca 7-10 Veranstaltungen statt an denen jeder Teilnähmen konnte. Aber das ist wohl auch zu teuer und nicht jeder kann sich sowas leisten. Heime sind ja auch unterschiedlich teuer. Vielleicht könnt ihr ja noch eure Kirche anrufen. Die machen auch Besuchsdienste und haben vielleicht auch noch andere Möglichkeiten??

Aber wieso findet ihr kein Ziwi?? will keiner? Und Praktikanten gehen doch auch ganz gerne ins Heim? Oder? Und ne FSJlerin?

Gut nacht

Merle
 
Hallo Trine !
Trine schrieb:
Was hast du für Erfahrungen damit, verwirrte oder halluzinierende Menschen sanft in die Realität zurückzuführen. Wie machst du das?
Also ich meine damit, dass ich nicht mit aller Gewalt den Bewohnern auszureden versuche, was sie sich da "zusammenspinnen" und ihnen so am Ende noch das Gefühl geben würde, dass sie verrückt sind. Sondern, dass ich versuche kleine Andeutungen zu machen oder Hinweise darauf zu geben, so dass der BW/Pat. eventuell stutzig wird.

Eine 87 jährige Bewohnerin hatte sich mal Nachts gewaschen, angezogen und wollte zur Schule gehen. Als ich ihr sagte, dass sie das nicht muss, weil sie nicht mehr zur Schule geht, glaubte sie mir nicht. So habe ich mich mit ihr vor den Spiegel gestellt. Sie hat sich lange betrachtet und ist anschließend wortlos wieder ins Bett gegangen.

Irgendwie hab ich halt die Erfahrung gemacht, wenn man jemanden unbedingt alles ausreden will, verfestigen sich seine Hallus nur noch mehr, vielleicht auch aus so ner Art Trotz.

Aber ich gebe zu, dass das ein sehr schwieriges Thema ist, für das es nur wenig Lösungsansätze gibt...

MfG Loni
 
Hallo Merle !
merle21 schrieb:
Aber: wenn ich mir die 10 Min. zeit nehme, den Pat ne Beschäftigung zu geben (eine Pat, hat mal die Stationsbibliothek sortiert)... dann hat man danach definitiv weniger Stress.
Tja, mit den "nur 10 Minuten Zeit nehmen" ist das bei unseren Leuten so ne Sache, weil 1. Haben viele zu nichts Interesse, 2. müssen viele dauerhaft zu der entsprechenden Beschäftigung angeleitet werden, weil sie sich ansonsten höchstens ne Minute damit abgeben und dann wieder mobil sind und weglaufen wollen, oder ähnliches. Und das würde wiederrum bedeuten, dass sich ein PK die ganze Zeit um den- oder diejenigen kümmern müsste, wozu keine Zeit bleibt
merle21 schrieb:
Und wenn keine anderen gründe dagegen sprechen, dürfen mehrere Pat. unterschiedl. Verfassung auch mal spazieren gehen, bei uns ist der Park so, dass man nicht einfach raus kann und viele finden das gut.
Ja, wenn sie gut orientiert sind und wir hundertprozentig wissen, dass sie auch wieder zurückkehren, ist das bei uns auch möglich, aber in Pflegeeinrichtungen hat man vielleicht zu 1/4 oder mehr desorientierte BW, die würden uns glatt ausreißen.
merle21 schrieb:
Vielleicht könnt ihr ja noch eure Kirche anrufen. Die machen auch Besuchsdienste und haben vielleicht auch noch andere Möglichkeiten??
Sowas wäre eine Idee, wir hatten auch schon zur Weihnachtszeit nen Pfarrer bei uns, der für die BW ne kleine Andacht gehalten hat.
merle21 schrieb:
Aber wieso findet ihr kein Ziwi?? will keiner? Und Praktikanten gehen doch auch ganz gerne ins Heim? Oder? Und ne FSJlerin?
Mmh, sagen wir mal so: Die meisten Zivis denken doch, dass sie im Heim nur die "Sch..-"Arbeit machen müssten, sprich: Hintern abwischen, waschen, Schieber wegräumen, putzen, etc. Dies wäre bei uns allerdings nicht der Fall, da das bei uns die Pflegekräfte tun.
Außerdem ist die KZP, in der ich arbeite noch ziemlich neu. Wurde erst Mitte Oktober 03 eröffnet. Da fehlt es noch an allerhand Dingen, sowie am Geld. ...Leider.

LG Loni.
 
Hallo Loni,
scheint ja echt schwierig bei Dir zu sein,was aber vielleicht auch einfach die Anfangsschwierigkeiten sind. Vielleicht könnt ihr den Kontakt zur Kirche vertiefen. Die haben vielleicht ein paar ältere Menschen am Start, die einen Besuchsdienst machen oder so? In dem Pflegedienst, bei dem ich heute meinen letzten Tag hatte :( , haben sie ABM Kräfte gehabt. Die werden glaub ich vom Arbeitsamt bezahlt.Nachteil ist, man muss dann glaub ich nehmen was kommt, aber die Sozialstation hatte wohl immer glück. Vielleicht ist das ja ne Idee.
Ansonsten vielen Dank und ein wunderschönes WE

Merle
 
Hi,

letzte Nacht war es auf der unter uns liegenden Stat. passiert.
Ein demneter Pat. schlich sich unbemerkt von der Stat. und aus der Klinik.
Eigentlich sind Nachts alle Zugänge verschlossen. Weiß der Geier, wo er raus ist.
Jedenfalls war er nur mit Krankenhausnachthemd und Pantoffeln bekleidet.
Erst als er am Bahnhof ankam (3km von der Klinik), sind Menschen auf ihn aufmerksam geworden.
In den Klinikhemden steht die Adresse der Klinik drin und somit konnte der Pat. unterkühlt aber ohne weitere Schäden, zurück zum stat. Aufenthalt gebracht werden.

Carmen
 
Hallo,

ich mal wieder :wink:

Also. Ich jetzt ganz viel sagen, ich hoffe ich denk noch an alles.

Ich persönlich mache es auch so, dass ich versuche, die BW in ihren Vorstellungen aufzufangen.
3 Beispiele:


--------------> BW 1:
Knochen- CA, Muskeltremor und kann nur noch schlecht laufen.

Sie steht manchmal urplötzlich vor ihrer Tür und will zum Bahnhof.
Meine Reaktion: "Ja? Heute fahren doch gar keine Züge! Es ...
... ist Sonntag!"
... ist Glatteis!"
... sind Bauarbeiten!"

Wenn das nicht funktioniert, gehe ich weiter. Ich versuche mir vorzustellen, dass sich diese BW ja tatsächlich im Glauben befindet, sie ist irgendwo und müsse jetzt zum Zug. Wenn ich jetzt erzähle, sie ist im Heim usw. verwirre ich sie noch mehr und sie hält mich für durchgedreht, dann ist es noch schwieriger sie dazu zu überzeugen, sie wieder in ihr Zimmer zu bringen und oft wird sie aggressiv. Also versuche ich das ganze abzufangen.

Manchmal fragt sie dann z.B.:
"Bis wann sind denn Bauarbeiten?"

Dann ich: "Ich bin nicht sicher. Wissen Sie denn, wann ihr Zug fährt?"
Dann sagt sie meistens: "19.17Uhr"
Ich: "Ach so- also der ist auf alle Fälle verlegt worden." oder "Nein, heute fahren keine Züge mehr."

Und dann biete ich immer an, sie könne im "Warteraum" warten (ihr Zimmer) oder sage, ich fahre später mit dem Auto in die gleiche Richtung und kann sie mitnehmen oder was auch immer gerade passt.

Und dann reicht ihr das meistens und sie geht zurück in ihr Zimmer. Dann muss ich versprechen, noch ihren Verwandten telefonisch Bescheid zu sagen und meistens hat sich das dann erledigt.


--------------> BW 2:
Typ Alzheimer

Ich hatte z.B. den einen Tag ein rosa T- Shirt unter einem halboffenen weißen Hemd an. Während der Grundversorgung sagte sie plötzlich: "Sagen Sie mal, sind sie immer so unanständig? Machen sie gefälligst mal ihr Hemd zu!!" Ich nehme an, sie hat nicht erkannt, das sich ein rosa T-Shirt anhatte und dachte, ich wäre nackt. Also hab ich nicht versucht das zu erklären, sondern gesagt: "Oh nein, das tut mir leid. Da muss wohl ein Knopf abgesprungen sein!" und habs zugemacht. Und damit war das erledigt.


------------------------> BW 3:
Typ Alzheimer

Sie sagte den einen Tag zu mir: "Ihnen kann ich ja vertrauen .Die XY hat mir Geld geklaut!" Ich wusste aber ganz genau, dass XY sowas nie machen würde. Aber trotzdem versuchte ich nicht, der BW das auszureden, denn sie war ja davon total überzeugt. Also sagte ich: "Aha. Ist wieviel denn?" "3000 Reichsmark!" "tatsächlich? Das gibts ja nicht." "Ja!" und damit war das beendet.

Aber die letzte Situation ist echt schwierig- denn da muss man besonders aufpassen.



Das allerwichtigste ist aber, dass man seine enstprechenden Leute kennt. Man kann nicht bei jedem gleich reagieren.

Ich kenne mich ja noch nicht so gut aus, aber ich glaub dieses "Mitspielen" nennt man Validation.

(Definition laut: *(Defekter) Link entfernt* In dem Altenpflegelehrbuch von Köther/Gnamm wird Validation wie folgt beschrieben:
"Validation ist eine Methode der verbalen und nonverbalen Kommunikation für sehr alte, verwirrte Menschen, die man über kognitive Impulse, wie zum Beispiel ROT(Realitäts-Orientierungs-Training) nicht erreichen kann. Bei der Validation wird der emotionale Gehalt der Aussagen und des Verhaltens einer Person aufgegriffen und "validiert"(für gültig erklärt) ohne zu analysieren, zu bewerten oder zu korrigieren.")


So und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich noch schreiben wollte haha.
Naja dann eben beim nächsten Mal.

Viele Grüße,
Anke


P.S.: Loni, ich finde deine Reaktion genial mit den "Viechern"- ich glaub besser hättest du nicht reagieren können!!
 
Hallo Ihr Lieben!
Ich habe leider nicht soviel Zeit um es Euch genauer zu erläutern, aber sucht doch mal in den Internetsuchmaschienen nach dem Begriff "Validation"!
Ihr werdet bestimmt so einige interessante Seiten finden über diese Art von psychosozialer Betreuung bei Dementkranken!

Viele liebe Grüße
Viviane :)
 
Hallo,
also unser Haus,wir auch nur zur Nacht zugeschlossen,aber so das jeder imemr rauskann,wir haben an der rechten Leiste von der Tür nen Buzzer,wenn man draufdrückt,dann geht die Türe auf.Und ich bin in der nacht nicht immer im Dienstzimmer,sodass ich nicht sehen kann (auf dem Monitor)wer da evtl ausbüxt, :roll:
Ansonsten haben auch unsere Bew.ein Schild in der Kleidung,mit Namen versehen,und welches Heim.es kommt schon mal vor,das die Polizei vor der Türe steht und einen Bew. zurückbringt. :o Dann gibt es einen heissen Tee,und schnell ins Bedde.

Ja mit der Beschäftigung ist es so eine Sache,nicht immer ist genügend Pers.da,oder haben überhaupt Ahnung:was kann ich mit Demente spielen?,der Lustfaktor spiel natürlich auch eine Rolle.

Es gibt schon so manche Situationen da spielen wir einfach mit,weil wir unsere Bew.kennen,und wissen,wenn wir gegenan reden,dann werden sie nur noch aufgeregter,und kommen so garnicht zur Ruhe. :(
ich finde es kommt dann immer noch darauf an,wieweit ist der Bew.dement,kommt noch was an bei ihm.Wieweit ist er kooperativ.?

Wir haben schon lange keinen Zivi mehr,wir haben noch Fsjler,Ma.von der Hab.unsere Schülerpraktikanten,und natürlich die Azubis.

Von der Schule die in der Nähe ist,kamen auch manchmal Schüler,aber viele waren auch verschreckt von den "Alten" und kamen dann leider nicht mehr,aber die Bew.haben gerne mit den "jungen,und Mädchen"gespielt,geredet,etc.es war aber glaub ich auch mal ein Projekt.

Der Pastor kommt jeden Sonntag,liest aus der Bibel,oder besucht auf Wunsch auch Bew.

Validation,damit muss man sich aber auch auskennen. :? Aber es macht auch Spass,dieses anzuwenden.

Lg Tini


Lg Tini
 

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