Leichenwaschung

Gerasio

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04.05.2021
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14
Beruf
Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
häusliche Intensivpflege
Funktion
Intensivpflegefachkraft
Hallo und guten Tag

Ich hatte gestern folgende Diskussion,arbeite in einer Seniorenresidenz,es ging um einen verstorbenen Bewohner
da fragte mich die Pflegeassistentin ob er schon fertig gemacht wär.Ich fragte was Sie damit meinte,darauf
nochmal sauber machen und waschen.Ich lehnte dies vehemend ab,da dies ja das Bestattung übernimmt und
in der anderen Einrichtung musste ich dies auch nicht,bin auch nicht dazu verpflichtet.
Wie seht Ihr dies,danke für Euer Feedback

Grüsse Gerasio
 
Ich habe nie in einer Seniorenesidenz/Altenheim gearbeitet - nur im Krankenhaus.
Natürlich wurde der Leichnam, nach Exitusfeststellung durch den Arzt mit Freigabe, b.Bed. gereinigt - Bettwäschegewechselt.
Das war noch immer ein Mensch mit Würde.
Auch der Bestatter muss nicht alten Dreck wegmachen, die bekommen genug schrecklich zugerichtete Leichname zu sehen.
Da kommen Angehörige um sich zu verabschieden - in einer angemessenen Umgebung.

Oder bin ich zu altmodisch?
 
PS: Nur waschen weil gestorben haben wir/ich aber auch nie gemacht
 
Sehe das ähnlich wie Resigniert:
Für mich eine Frage des Respekts vor dem Verstorbenen. Und vielleicht auch vor den Angehörigen.
Bestatter haben das Waschen und Anziehen des Verstorbene zwar auch „im Katalog“ lassen sich das aber auch nach (nach Aussagen meines damaligen Kollegen im amb. Pflegedienst) großzügig bezahlen.

Ob du verpflichtet bist, den Verstorbenen zu Waschen und anzuziehen ??….. keine Ahnung
„Vehement ablehnen“ muss man die Tätigkeit bestimmt nicht.

Einer
 
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Verstirbt bei uns ein Patient, dann gibt es nicht automatisch eine Vollwaschung. Sollte er eingestuhlt haben wird er sauber gemacht. Blut oder andere Körperflüssigkeiten werden nach dem Ziehen aller Zugänge ,entfernt.
Wir sollten Verstorbene ohne Kleidung in die Prosektur bringen, ich ziehe ihnen aber immer ein frisches Patientennachthemd an.
Warum ich einen Toten von Kopf bis Fuß waschen soll, erschließt sich mir nicht wirklich.
Früher haben das die Angehörigen das als letzten Liebesdienst erledigt, dann noch die Sonntagskleidung oder Hochzeitskleidung angezogen, damit man repräsentabel im Jenseits ankommt.
 
Es geht ja auch um Eigenschutz,zwecks Leichenflüssigkeit,Respekt gut und schön.Aber mir wurde gesagt das auch sämtliche Zugänge
zu belassen sind und der Leichnam so vom Bestatter abgeholt wird,wie er ist.Und was den Kommentar von Resigniert anbelangt
mit den Bestattern,dies ist Ihr Job auch wenn man schlimmere Leichen hat,

Gerasio
 
Ist der Tod bereits festgestellt, können Zu- und Abgänge entfernt werden. Ist ein Verstorbener sichtbar beschmutzt, werde ich ihn waschen. Ich bin schon der Ansicht, dass dies mit zu unseren Aufgaben gehört. Wenn ich das tue, wenn er noch lebt, warum dann nicht auch nach dem Tod? Wenige Stunden nach dem Versterben geht von demjenigen keine andere Gefahr aus als zu Lebzeiten. Gegen Körperflüssigkeiten schütze ich mich auch bei Lebenden mit Einmalhandschuhen.
Früher haben das die Angehörigen das als letzten Liebesdienst erledigt, dann noch die Sonntagskleidung oder Hochzeitskleidung angezogen, damit man repräsentabel im Jenseits ankommt.
Auf der Palliativstation, auf der ich früher gearbeitet habe, haben wir dies gern zusammen mit den Angehörigen gemacht. Wurde von vielen dankbar angenommen.
 
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Es geht ja auch um Eigenschutz,zwecks Leichenflüssigkeit,Respekt gut und schön.Aber mir wurde gesagt das auch sämtliche Zugänge
zu belassen sind und der Leichnam so vom Bestatter abgeholt wird,wie er ist.Und was den Kommentar von Resigniert anbelangt
mit den Bestattern,dies ist Ihr Job auch wenn man schlimmere Leichen hat,

Gerasio
Zugänge und ect. wurden nur bei unklarem Tod belassen, damit wurde dann gewartet bis der Verstorbene freigegeben wurde oder er kam zur Obduktion.
Wenn der Verstorbene in einer Einrichtung Seniorenresidenz (erste Klasse Versorgung für viel Geld) verstirbt und dies nicht im sauberen Zustand geschah, dann gibst du ihn so zum Bestatter? Ich wäre vor Scham rot geworden. Ziemlich respektlos in meinen Augen.

Und betreffs Job: übernimmst du auch wirklich jegliche Hilfeleistung bei den Senioren (dein Job) oder bist du auch erfreut, wenn Angehörige diese übernahmen?
 
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Hallo Gerasio,

in unserer Einrichtung ist es Usus, dass Verstorbene nochmal frisch gemacht werden (ggf. auch eine Rasur) und anschließend die von den Angehörigen bereit gelegte Kleidung angezogen wird (wenn es keine gibt suchen die Pflegekräfte selber etwas aus.). Zu- bzw. Abgänge werden von uns sofern möglich entfernt. Das Bett wird bei Bedarf frisch bezogen, der Verstorbene positioniert und ggf. Blumen in die Hände gelegt (oder, wenn Wünsche bekannt sind Rosenkranz, Foto, Kuscheltier, Foto, etc. ) Von unseren Bestatttern weiß ich, dass das nicht so üblich ist, sie freuen sich aber immer sehr. Ob das, was wir dann gemacht haben, den Angehörigen nochmal als Leistung der Bestatter in Rechnung gestellt wird weiß ich natürlich nicht. Vielleicht freuen sie sich deshalb.

Für mich persönlich ist die Vorstellung diese abschließende Versorgung nicht durchzuführen sehr unangenehm (egal ob ich selber oder die Kollegen das machen). Selten, bei unklarer Todesursache beispielsweise, passiert es mal, dass wir die Möglichkeit nicht haben, das wird dann eine Weile in den Teams besprochen weil es eben unsere Art des Umgangs und des Verabschiedens ist und dann einfach etwas fehlt.

Bezüglich der "Leichenflüssigkeit" - Ein verstorbener Mensch ist nach seinem Tod genauso infektiös oder eben nicht wie zu seinen Lebzeiten.
 
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Zum einen gibt es bestimmt hausinterne Standards, die das Procedere im Todesfall eines Patienten/Bewohners/Klienten regeln.

Darüber hinaus habe ich aber auch ein gewisses Ehrgefühl, dem Verstorbenen Respekt zu erweisen. Dies tue ich, weil ich nicht nur Pflegekraft bin, sondern ein Mensch, der die Würde anderer auch noch im Tode anerkennt. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich stur auf meine Minimalanforderungen im Job poche.
Verstorbene werden bei uns und wurden in jeder Einrichtung, in der ich bisher gearbeitet habe, nach Freigabe des Leichnams bei Bedarf (teil-)gewaschen, neu angekleidet, Zu- und Abgänge entfernt, gekämmt/rasiert, und der Verstorbene in eine ordentliche Position gebracht, Hände gefaltet und je nach Wunsch der Angehörigen evtl. etwas in die Hände gelegt. Schließlich wollen die meisten Angehörigen noch Abschied nehmen, und es wäre absolut respektlos, wenn der Verstorbene dann noch genauso da liegen würde, wie zum Todeszeitpunkt.
 
Ich habe die letzten Jahre im Pflegeberuf als unheimlich (für mich auf dem Weg zur Rente) anstrengend und teilweise auch überfordernd erlebt. Es gab tatsächlich Dinge die ich im Gegensatz zu Früher (beginnt im Herbst 1976) nicht mehr gemacht habe.

Aber:
es gibt (für mich) 3 wirklich wichtige Ereignisse im Leben - bei denen z.B. in der Kirche die Gemeinde für diesen Menschen aufsteht
- Geburt (kirchlich: Taufe)
- Hochzeit
- Tod

Ich habe NIE aufgehört den Verstorbenen Ihre letzte Ehre zu erweisen
Da gehörte es für mich dazu:
das letzte Herrichtung in meiner Einrichtung
zu Coronzeiten das würdevolle Hineinlegen in den Leichensack
die Zeit für die Angehörigen

Ja, zur Not gab es ungemeldete Überstunden

Ich wünsche mir halt auch für mich diese Behandlung