Interessanter Bericht zur Diskussion über den Pflegenotstand

spielemann

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Krankenpfleger
Hallo an alle!
Lest doch bitte mal den Bericht aus der Welt über den Pflegenotstand in Deutschland und den Leserbrief zu dem Artikel vom Bundesgeschäftsführer des DBfK und tretet in eine Diskussion ein.
Gruß
Axel

http://www.zeit.de/2004/29/Pflegenotstand

Hier der Leserbrief des DBfK!
DBfK - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe!

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Leserbrief zu ZEIT-Artikel über Pflegenotstand



In einem Artikel in DIE ZEIT "Ende ohne Gnade" beschreibt Frank

Drieschner die Zustände in Altenheimen und die aus seiner Sicht falsche

Gewichtung von Ausgaben bei Intensivmedizin und Langzeitpflege.


Der DBfK hat auf diesen Artikel mit einem Leserbrief reagiert ...



Leserbrief zum Artikel von Frank Drieschner ‚Ende ohne Gnade’ in DIE

ZEIT vom 8. Juli 2004





Herzlichen Dank für Ihren aufrüttelnden Beitrag zur Situation der

Altenpflege. Mit den von Ihnen ausgewählten, sehr drastischen Beispielen

wird ein Teil des Alltages alter, pflegebedürftiger Menschen in einem

der reichsten Länder der Erde aufgegriffen. Der Deutsche Berufsverband

für Pflegeberufe (DBfK) kritisiert seit Jahren, dass die pflegerische

Versorgung vor allem in der ambulanten Pflege und in der stationären

Altenhilfe immer stärker reglementiert und kontrolliert wird.

Gleichzeitig werden weder ausreichende finanzielle Ressourcen für die

eingeforderte Qualität bereitgestellt, noch eine gesellschaftliche

Diskussion darüber geführt, welche Art von Pflege wir alten, kranken,

behinderten oder pflegebedürftigen Menschen zugestehen wollen.





Damit ist deutlich, dass nicht alle Funktionäre sich an der

Beschwichtigungsstrategie beteiligen.





Die Probleme der Altenversorgung wurzeln vor allem in mangelhaften

Rahmenbedingungen. Weil nicht genügend Geld vorhanden ist, fehlen vor

Ort ausreichendes und auch ausreichend qualifiziertes Pflegepersonal und

es findet sich häufig eine Ausstattung, die nicht den Bedürfnissen und

den aktuellen Anforderungen entspricht. Eine Pflegefachkraftquote, die

für mindestens 50% des Pflegepersonals eine dreijährige Ausbildung

verlangt, reicht bei den Pflegebedürfnissen der Bewohner schon lange

nicht mehr aus. Es kann nicht angehen, dass mit bis zu 50%

unqualifiziertem oder wenig qualifiziertem Hilfspersonal

Schwerstpflegebedürftige betreut werden müssen. Es wird verkannt, dass

in den vergangenen Jahren wegen der Maxime der Vermeidung von

Fehlbelegung in Krankenhäusern in den Alten- und Pflegeheimen zunehmend

Menschen betreut werden, die früher auf den Intensivstationen eines

Krankenhauses lagen.





Mit dem Killerargument, es seien keine zusätzlichen Mittel vorhanden,

werden strukturelle Verbesserungen blockiert. Pflegende geraten in

Generalverdacht, dass sie sich schlicht nicht genug engagieren. Außen

vor gelassen wird hier die Verantwortung der Träger für ein

sachgerechtes Management und die Unterstützung der Pflegedienstleitung.





Insgesamt ist das System überfordert. Defizite können somit nicht

pauschal Einzelnen, schon gar nicht den einzelnen Pflegenden angelastet

werden. Viele Verantwortliche schließen die Augen oder erschrecken erst

dann, wenn es sie im persönlichen Umfeld (be)trifft. Auf dem Rücken der

pflegebedürftigen Menschen und des Pflegepersonals leisten wir uns

menschenunwürdige Zustände. Sicher sind die angeführten Beispiele extrem

und nicht für alle Pflegeinrichtungen repräsentativ. Aber selbst als

Einzelfall ist dies nicht tolerierbar.





Pflege hat keine Lobby, Pflege ist nicht attraktiv, weil Alte, Kranke

und Schwache nicht attraktiv sind. Pflegen kann doch jeder - das glauben

zumindest die Stammtischexperten. Es wird nicht gesehen, was Pflege an

Lebensqualität schaffen könnte (und trotz aller Widrigkeiten auch heute

schon schafft), wenn die (vergüteten) Anforderungen höher wären als

warm, satt und sauber.





Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass sich eine renommierte Zeitung wie

DIE ZEIT des Themas annimmt. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für

eine große gesellschaftliche Diskussion, die der ethischen Dimension des

Problems Rechnung trägt. Es darf nicht den Schwächsten – also den

Pflegebedürftigen und auch den Pflegenden – aufgezwungen werden,

individuelle und häufig defizitäre Lösungen für den Missstand zu suchen.

Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe! Wir werden das alle

spätestens dann merken, wenn aus demographischen Gründen niemand mehr da

ist, der professionell gegen Bezahlung pflegt.





Franz Wagner

Bundesgeschäftsführer

 

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