Innenarchitektur für Neurologische Rehabilitation: 4 Fragen an euch!

Paul_909

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Innenarchitekt
Hallo zusammen,

Es wäre schön, wenn jemand sich fünf Minuten nehmen und meine Fragen durchlesen würde :)

Ihm Rahmen meiner Bachelorarbeit im Studiengang Innenarchitektur möchte ich ein Gestaltungskonzept für eine Station entwickeln, auf welcher Patienten der Neurologischen Rehabilitation Phase B stationiert sind. (Früh-Reha)

Die Innenarchitektur soll den Patient, das Personal und auch Besucher in ihren jeweiligen Bedürfnissen unterstützen.
Der Fokus liegt hierbei auf dem Patienten, der durch die Gestaltung in seiner Genesung bestmöglich unterstützen werden soll. (Healing Interior)

Es wäre eine große Hilfe, wenn mir Personen vom Fach Anreize geben und essenzielle Fragen klären könnten.
Ich wäre zu tiefst dankbar für die Klärung folgender Punkte. Gerne auch etwas ausführlicher:

  1. Welche Räumlichkeiten gibt es auf einer Station für Frührehabilitation überhaupt?
  2. Welche Räume fokussieren sich auf den Patienten? Welche eher auf Personal & Besucher?
  3. Inwiefern ist ein Patient der Phase B überhaupt empfänglich für Gestaltung (Farbe, Licht, Form, Akustik, Geruch, Material, Haptik)
  4. Würde es für meine Zwecke als Gestalter eher Sinn machen die Phase C (Frühmobilisierung) in meine Planung mit aufzunehmen?

Zu Frage 4.:
Zielobjekt ist ein Akut- und Fachkrankenhaus. Die Durchführung von Phase C obliegt meines Wissens jedoch Rehakliniken. Dementsprechend besteht die Frage, ob man neben Phase B zu gestalterischen Zwecken auch einen Übergangsbereich zu Phase C mit aufnehmen könnte.
Warum ich die Idee habe?
Es gäbe Mehr Räumlichkeiten (Therapie), der Patient könnte auch gestalterisch mehr in den Fokus rücken und ich als Innenarchitekt dementsprechend mehr Healing Interior anbieten.

Ich hoffe es wirkt nicht so, dass mir das Personal egal wäre, aber im Rahmen des Healing Interiors steht vor allem der Patient im Fokus. Wenn dieser nur bettlägerig und vielleicht sogar im Wachkoma ist, weiß ich nicht ob ich ihn mit Gestaltung genug unterstützen kann - daher meine Fragen.

Ich freue mich über eure Gedanken!

LG Paul
 
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da ich nicht auf der Reha arbeite, kann ich dir nicht wirklich weiterhelfen. Finde es aber gut, das du dich bei den Menschen erkundigst, die dort dann auch arbeiten. Aber, wenn du irgendwie die Moeglichkeit hast, dann schau dir das Rehab in Basel an. Dort wuerde ich auch gesund werden. Wurde mir auch von einer Patientin bestaetigt.

 
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Welche Räumlichkeiten gibt es auf einer Station für Frührehabilitation überhaupt?
Das ist vermutlich unterschiedlich, aber bei uns im Haus (Rehaklinik, im Erwachsenenbereich auch mit Akutstation):
  1. Patientenzimmer (je nach Station mit oder ohne zugehöriges Bad)
  2. Stationsbad
  3. Therapieraum/-ecke
  4. bei den Kindern Snoezelraum
  5. Teeküche für die Angehörigen
  6. Räumlichkeiten für die Pflege, die für Pat. irrelevant sind (Dienstbereich, Lagerräume, Pflegearbeitsraum etc.)
  7. nicht zu vernachlässigen: der Stationsflur
Welche Räume fokussieren sich auf den Patienten? Welche eher auf Personal & Besucher?
1.-4. Patienten, 5. Besucher, 6. Personal, 7. alle

Inwiefern ist ein Patient der Phase B überhaupt empfänglich für Gestaltung (Farbe, Licht, Form, Akustik, Geruch, Material, Haptik)
Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Patienten, die ihre Umgebung vollständig wahrnehmen und Patienten, die nur wenige äußere Reize verarbeiten können. Grundsätzlich macht es aber Sinn, die Umgebung so zu gestalten, als ob die Pat. es mitbekommen. Zu dem Thema kannst du ganz viel Literatur im Bereich Basale Stimulation finden. Da gibt es viele Möglichkeiten, insbesondere für neurologische Patienten, die in der Frühreha ja reichlich vertreten sind. Am wichtigsten ist, dass die Möglichkeit bestehen sollte, so viele Elemente wie möglich individuell an den Patienten anzupassen, z.B. ist es super, wenn es eine Möglichkeit gibt, Fotos u.ä. von zu Hause aufzuhängen. Gerade in der Phase des aufklarenden Bewusstseins (Phase 2 der Komaremissionsphasen) ist individueller Input das Beste, was man machen kann. Vertraute Bilder, vertraute Geräusche, vertraute Gerüche. Also alles, was das ermöglicht, ist zu befürworten.

Würde es für meine Zwecke als Gestalter eher Sinn machen die Phase C (Frühmobilisierung) in meine Planung mit aufzunehmen?
Das kommt darauf an, was deine Voraussetzungen sind. Sollst du vorhandene Räumlichkeiten gestalten? Dann musst du mit dem arbeiten, was da ist. Sollst du eine Station oder Einrichtung komplett entwerfen? Dann kannst du auch zusätzliche Räumlichkeiten einrichten, die in Phase B noch nicht so relevant sind, es dann in Phase C aber werden.

Wenn dieser nur bettlägerig und vielleicht sogar im Wachkoma ist, weiß ich nicht ob ich ihn mit Gestaltung genug unterstützen kann
Ja, definitiv. Gerade in der Phase, in der das Bewusstsein langsam zurückkehrt, ist die Umgebungsgestaltung unheimlich wichtig. Und ein Patient, der schon wieder bei Bewusstsein, aber noch (überwiegend) bettlägerig ist, profitiert auch davon, wenn er nicht nur Krankenhausambiente um sich herum wahrnimmt. Wenn du irgendwo vor Ort bist, versuch mal, ob du die Möglichkeit hast, dich mal kurz auf ein mit Folie abgedecktes unbenutztes Bett zu legen. Du als Patient kannst dich nicht selbst drehen, liegst also entweder auf dem Rücken oder auf einer Seite. Und dann schau mal, was du dann in dein Blickfeld bekommst. Denn das ist das, was ein bettlägeriger Patient dann den ganzen Tag an visuellen Eindrücken bekommt.
 
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