Erstmaßnahme Synkope, Blutdruckabfall bei Herzpatient

Beteigeuze

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Pflegefachkraft
Ich habe dies bereits schon andere ex. Kräfte gefragt. Die Antworten schienen mir aber nie sicher.
Folgendes fiktives Szenario: Geriatrischer Patient, hat eine Knie-Tep erhalten. Bekannte globale Herzinsuffizienz. Pat liegt im Bett, wenige Stunden Post-OP klagt der Pat. über Schwindel. Während der Blutdruckmessung (60/50) kollabiert der Pat.
Frage: Ist trotz der Herzinsuffizienz das Runterfahren des Kopfteils, also flachlegen, und hochlegen der Beine eine angemessene erste Maßnahme? Oder stattdessen erst die Notfruftaste drücken und Arzt rufen und dieser soll entscheiden?
 
Warum soll man bei einem Patienten, dessen Herz schon in leichter Oberkörperhochlage schon zu große Probleme hat, das ankommende Blut weiter zu schicken in eine Schocklage legen?


BTW: Schon vor 10 Jahren wurde in Erste-Hilfe-Kursen gelehrt, dass bei den "6 B's" keine Schocklage angewendet wird. Und die heißen Beine, Becken, Bauch, Buckel, Bumpe, Birne
 
Dein erster Satz ist quasi meine Frage .....
Vor 10 Jahren war ich nicht in der Pflege und ich bin kurz vor Ende der Ausbildung. Und ich verstehe deine 6Bs nicht.
 
Diese B´s kenne ich auch nicht.

Ich leite mir das aus Anatomie. Physiologie etc. her.

Post OP Patienten sind gerne, bis höchst wahrscheinlich staubtrocken, also Hypovoläm und/oder Hypoglykäm.
Nahrung- wie Flüssigkeitskarenz, Blutverlust etc.

Hab ich bei uns auf der CardioChirg. ITS alle Nase lang. Gerade die Herzinsuffizienten Patienten werden trockengewrungen wie Rosinen.
Narkosemittel senken den RR auch noch recht lange Post OP. Wenn es dann noch einen Verhältnismäßig hohen Blutverlust gibt, kommt es auch noch zur Volumenverschiebung von Vasal zu Extravasal. Da im Umliegenden extravasalen Gewebe die Eiweißkonzentration höher ist als in den Gefäßen. Das kann so schlimm sein das Patienten davon Periphere Ödeme bekommen. Kurz diese Flüssigkeit fehlt dann auch im Kreislauf. Die Ödembildung wird dann gerne auch für ein Herzversagen gehalten, ist es in dem Fall aber nicht. Und kommt recht häufig nach großen OPs vor und wird mit Kristalkolloiden Flüssigkeiten sogar noch schlimmer. Remeinder: Kistallkolloid= Jono, Ringer, NaCl / Kolloid= Blutprodukte FFP, TK, EK, Humanalbumin, etc.

Wäre der RR aufgrund der Herzinsuffizienz so und der Patient bewusstlos wären wir hier im akuten Herzversagen. Dazu gibt es dann aber eben noch andere Anzeichen wie AP Beschwerden, Oligurie, Kammerflimmern, gestaute Halsvenen etc. Also wäre es nie verkehrt bei einem Schock auch mal den Puls zu tasten, die Atmung zu überprüfen und BZ zu messen. ;)
Ist es wirklich nur die Hopovolämie wird er wahrscheinlich dann auch wieder zu sich kommen. Wenn nicht ist es schlimmer als nur die Hypovolämie.

Und ja da werden die Beine hochlegt. Bis hin zur richtigen Schocklage. Ein Patient der so eine gravierende Herzinsuffiziens hätte würde nicht auf Peripher liegen. Der Patient sollte nicht dauerhaft in dieser Position liegen. Richtig ist hier Beine UND Oberkörper hoch.

Also würde mir ein solcher Patient auf einer peripheren Station aus den Latschen kippen, dann würde ich ihn in Schocklage legen. Nein damit kann man so schnell kein Herz endlos kaputt machen. Der Notruf wird immer zuerst gedrückt. Immer erst Hilfe holen dann Maßnahmen.

Ein solcher fiktiver Patient hat eine ITS Indikation. Würde also garnicht bei euch sein. Daher bekommst du da auch keine einheitlichen Antworten. Die Erfahrung fehlt.

CAVE: NC Patienten. Dem geht dann vorher aber noch andere Mist Voraus. Hirndruckzeichen etc.
 
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Danke für die ausführliche Antwort.
Mit der globalen Herzinsuffizienz habe ich vielleicht etwas hochgegriffen. Aber das gleiche hätte ich mich auch gefragt bei KHK oder Vorhofflimmern, die sehe ich ja öfter auf der peripheren.
 
es ist halt immer die Sache, wie ausgeprägt ist die Herzinsuffizienz?
Da kann man sich nach der NYHA richten. Bei uns wird die Ejektionfration, SvO2 übergeben. Genauso welche Herzkranzgefäße dicht sind, wo man dann abschätzen kann wieviel Myokard untergegangen ist. Da kann man sich so halbwegs nach richten wie sehr man den Patienten belasten kann.

Jetzt arbeite ich zufällig eben auf einer Allg. Cardio Chig. Intensiv. Also reichlich Herzisuffizienzen sind gar nicht sooo Wild.

wenn diese nicht so dolle ausgeprägt ist, der Patient noch gut ohne Sauerstoffzelt noch Treppen steigen kann etc. dann macht ihm auch die Schocklage an sich nicht zu schaffen.

Aber du kannst dich schon daran halten, ist die Herzinsuffizienz so schlimm das dass schädlich wäre, dann ist er Post OP niemals auf einer Peripheren Station. Das mit der Schocklage und Herzinsuffizienz wird auch nur so allg. gehalten weil man das so erstmal nicht gut unterscheiden kann. Somit geht die Schocklage eben Füße hoch und Oberkörper hoch. Das ist aufwendiger, aber nicht verkehrt und schützt den einen Patienten der so dolle Herzinsuffizent ist.

Wir hauen sogar ggf. unsere ECLS Kunden mal in die Schocklage bzw. machen den Leg Raise Test. etc. Auch bei solchen Patienten nutzen wir die Schocklage um den ZVK besser punktieren zu können.

Wie so häufig ist die Situation nicht einfach zu beurteilen. Weil du nicht so viele Infos hast wie ich (permanentes invasiv Monitoring), Nen NC Patienten würde ich nicht mal eben mit dem Kopf von der Decke hängen lassen. Blut im Bauch, machste eh nix ausser Beckengurt. Mußte aber auch erstmal wissen. Außer du kannst in den Bauch reingucken. Da würd ich dann aber auf peripherer Station anfangen zu heulen :eek1:
 
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