Cerebrale Krampfanfälle physisch oder psychisch?

Kekschen

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05.08.2006
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Hallo,

meine Freundin hatte vor ca. 2 Jahren ihren ersten Krampfanfall. Sie war dann in diesen Jahr ca. siebenmal in der Klinik und auch in vielen Spezialkliniken. Da man in keiner Klinik etwas gefunden hat, sind sich alle einig das es psychisch ist. Sie war dann 3 Monate in der Psychiatrie und macht seitdem eine ambulante Therapie. Seit letzter Woche ist sie wieder im Krankenhaus da sie einen Anfall hatte der über 45 Minuten gedauert hat und nach den Anfall hatte sie Atemnot. Im Krankenhaus (wo sie bekannt ist) sagte man ihr das man nichts machen kann, sie müsste aber noch hierbleiben, da ihre Schilddrüsenwerte überhaupt nicht passen würden (sie hat eine bekannte Hypothyreose).
Gestern Nacht hatte sie dann in der Klinik wieder einen Krampfanfall mit Atemnot danach. Seitdem liegt sie auf der Intensivstation.
Also ich kann langsam nichtmehr glauben das es psychisch ist, weil sich eigentlich seit ihrer Therapie nichts verbessert sondern im gegenteil nur verschlechtert hat.
Die Anfälle haben auch erst begonnen seit es ihr richtig gut geht (von zu Hause ausgezogen, Arbeit bekommen usw.)
Was meint ihr dazu ist es nun psychisch oder physisch?

Der Notarzt der bei ihren letzten Krampfanfall vor Ort war, hat zu ihren Freund gesagt das er auch schon 2 Fälle in seiner Praxis hatte und die hat er in eine Spezialklinik nach Bielefeld geschickt, die eine wurde operiert und ist seitdem Anfallfrei und die andere wurde mit Tabletten eingestellt und ist seitdem Anfallfrei. Habt ihr schon von dieser Klinik was gehört oder vielleicht schon selbst erfahrungen gemacht?

Würde mich über viele Antworten freuen

Gruß Kekschen
 
Es wurde offensichtlich nichts gefunden... warum darf es nicht psychosomatsich sein?

Die Anfälle haben auch erst begonnen seit es ihr richtig gut geht (von zu Hause ausgezogen, Arbeit bekommen usw.)
Verlust an Zuwendung? Krankheitsgewinn?

Elisabeth
 
Bielefeld ist ja ein sehr bekanntes Zentrum. Allerdings sind solche Ferndiagnosen nicht nur gewagt, sondern unmöglich.

Und nur, weil sie jetzt im KH war, heißt das ja nicht, dass alles wie durch Zauberhand weg ist. Es müssen doch unterschiedlichste Untersuchungen gemacht werden, um evtl. eine Medikation zurecht zu stellen.

Und wie meine Vorschreiberin schon sagte, was ist so schlimm, wenn es doch psychischer Genese ist?

Und ein 45-minütiger Krampfanfall ist schon heftig, da sollte man irgendwie unterbrechen können. Was für eine Art Anfall war/ ist es denn? Was geht dem Voraus? Nimmt sie andere Medikamente ein?

Ach ja, nach 45 Minuten krampfen hätte ich auch Atemnot...
 
Hallo Kekschen,

habe mal einen angeblich "psychischen" Krampfanfall noch als Schülerin miterlebt.
Also für mich war das kaum zu erkennen ob das Ganze gestellt war oder nicht.
Jedenfalls sagte mir der Pfleger damals das der Pat. wohl nur so tut als ob, da er die Augen geschlossen hätte und die die einen richtigen Krampfanfall hätten, die hätten wohl immer weit aufgerissenen Augen. Keine Ahnung ob man das so pauschal sagen kann...:gruebel: Naja, jedenfalls ist das wohl ein paar Mal so passiert.
 
Hallo,

ich habe meine Ausbildung in Bielefeld-Bethel gemacht und kann die Epilepsieabteilung dort nur empfehlen.

Die Diagnose "psychische Anfälle" erschient mir sehr merkwürdig.

Allerdings bin ich Kinderkrankenschwester und kenne mich da bei Erwachsenen nicht so gut aus.
Bei Kindern unterscheidet man zwischen epileptischen cerebralen Anfällen mit dauerhaften EEG-Veränderungen und Gelegenheitsanfällen, wo kaum EEG-Veränderungen nachzuweisen sind, bzw. diese sich sehr schnell normalisieren, z.B. bei Fieberkrämpfen, o.ä. Unter den zerebralen Krampfanfällen gibt es die sog. psychomotorischen Anfälle, die vom Temporallappen ausgehen, aber mit psychischen Problemen rein gar nichts zu tun haben.

Außerdem gibt es noch nichtzerebrale Anfälle, etwa Muskelkrämpfe, die man auch durch Hyperventilation, z.B. Stress auslösen kann.
Die bekanntesten nichtzerebralen Anfälle im Kindesalter, sind die sog. Affektkrämpfe, die aufgrund einer Verkrampfung der Schlundmuskulatur (etwa beim Schreien) zur Bewusstlosigkeit und krmpfähnlichen Zuständen führen können=> die sind am ehesten psychisch einzuordnen aber es sind keine cerebralen Anfälle!!!

Hier sollten wirklich mal Spezialisten zu Rate gezogen werden.
 
Verlust an Zuwendung? Krankheitsgewinn?


Seit sie nicht mehr zuhause wohnt hat sie eher an Zuwendung gewonnen. Zuhause haben nämlich mehr ihre Brüder gezählt als sie.

@Black290

Es soll ja auch keine Ferndiagnose sein, wollte nur wissen ob es sich lohnen würde das sie mal auf Bielefeld ins Krankenhaus geht und sich untersuchen lässt. Diese Untersuchungen hatte sie schon in massen und Tabletten hat sie auch schon viele genommen, aber keine haben geholfen. Es soll nicht heißen das es schlimm wäre wenn es psychisch wäre, aber ich kann es nichtmehr glauben, sonst müsste es ja mit ihrer Therapie besser werden und nicht schlechter.

@spritzensusi

Also das sie ihre Anfälle nur stellt kann nicht sein, weil sie ja bei den ersten Anfällen nichtmal auf Valium reagiert hat, und am Anfang war bei jeden Anfall der Notarzt vor Ort und der würde sowas auf alle Fälle merken.
 
Ferndiagnosen kann man nicht stellen. Versucht einfach sie in ein Fachzentrum überweisen zu lassen. Bielefeld ist zum Beispiel eins.

Jeder Anfal ist im EEG nachweisbar durch Veränderung der Hirnströme. Diese Veränderungen kann man auch noch kurze Zeit nach dem Anfall feststellen.

Elisabeth
 
Hallo Kekschen,

ich gebe keine Ferndiagnosen, nur das was Du beschreibst, da ist es fast nicht auszuschliessen, dass es psychisch ist. Das Epilepsie-Zentrum Bielefeld ist eine sehr gute Einrichtung, wenn ich mich nicht irre ....Bethel.
Dort ist sie mit der Symptomatik erstmal sehr gut beraten. Das somatisch Abzuklopfen ist das erste was sie machen sollte.

Daß es ihr in der psychotherapeutischen/psychotherapeutischen Behandlung erstmal schlechter geht....ist in meinen Augen auch normal. Man muss sich mit sich selber auseinander setzen, was auch dann der Anspruch der Therapie ist. Das ist man nicht gewohnt und oder es ist auch sehr unangenehm.

Das Anfälle auch erst eingesetzt haben, wo es ihr eigentlich persönlich besser geht....merkwürdiger weise auch oft. Aber das würde jetzt zu weit führen. Aber kennt auch jeder von uns.....wann bekommt man eine Grippe? Wenn man freies Wochenende oder Urlaub hat....wenn man loslassen kann.

Die psychogenen Anfälle sind aber genauso zu werten wie somatische Anfälle. Sind nicht eingebildet oder provoziert..

Kekschen schrieb:
Sie war dann in diesen Jahr ca. siebenmal in der Klinik und auch in vielen Spezialkliniken. Da man in keiner Klinik etwas gefunden hat, sind sich alle einig das es psychisch ist. Sie war dann 3 Monate in der Psychiatrie und macht seitdem eine ambulante Therapie.
Also ich kann langsam nichtmehr glauben das es psychisch ist, weil sich eigentlich seit ihrer Therapie nichts verbessert sondern im gegenteil nur verschlechtert hat.
 
Hallo,
bevor man in dieser Situation die Diagnose psychische Erkrankung stellen sollte, sollten differentialdiagnostisch andere Möglichkeiten ausgeschlossen werden.
Deswegen gehe ich jetzt mal davon aus, das ein EEG innerhalb 24 Stunden nach einem Krampfanfall gemacht wurde und negativ war.
CCT und andere radiologischen Untersuchungen scheinen auch negativ zu sein. Oder sehe ich das falsch ?

Ich habe erst 1 psychogenen Anfall bei einer hystrionischen Persönlichkeitsstörung beobachten können. da war es so, das die Dame zwar tonisch-klonische Krämpfe am ganzen Körper gehabt hat, aber die ganze Zeit bei Bewußtsein war und auch nicht eingenäßt hat. Auch ein Zungenbiß hat nicht vorgelegen. allerdings konnte sie ihren Zustand nicht kontrollieren, sondern ihr Körper bzw. die Psyche reagierte bei Streß und ausweglos erscheinenden Situationen mit diesen psychogenen Anfällen. EEG war nur minimal verändert, was nicht auf einen normalen Cerebralen Krampfanfall schließen lies.
Die Dame reagierte zwar positiv auf Benzos, was aber mehr beruhigend auf ihre psychische Verfassung wirkte, als auf die cerebrale Aktivität.
Durch viele verhaltenstherapeutische Gespräche konnte die Dame andere Möglichkeiten finden, ihrer psychischen Verfassung Ausdruck zu verleihen.
Wobei die psychogenen Anfälle nicht bewußt von ihr gesteuert wurden !

Dann konnte ich bei einer anderen Patientin noch vorgetäuschte Krampfanfälle beobachten. Diese litt an einer Persönlichkeitsstörung gemischten Typus auch mit manipulativen und dissozialen Anteilen und setzte ihre "Anfälle" ein, um Zuwendung zu bekommen. Sie zeigte dabei das Bild eines typischen Grand Mal, sogar mit Einnässen. EEG war negativ.

Soviel zu meinen Erfahrungen bzgl. Krampfanfälle als Symptom bei psychiatrischer Erkrankung.

LG Miriam
 
Genau, in dem den Link den Brady mitgeteilt hat (Ärztekammer) werden genau die Symptome die ich damals bei diesem Patienten der als "Simmulant" galt, beschrieben. Die Ursache dieses Verhalten ist denke ich schlimm genug (also durch irgendein Trauma hervorgerufen).