Altenpflege in der Palliativ Care

blauwolf

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31.03.2006
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155
Ort
Berlin
Beruf
Freiberufliche Exam. Altenpflegerin mit Palliativ Care
Folgendes verstehe ich in diesem Staat - oder ist es nur so in Berlin? nicht mehr:
Ich bin exam. Altenpflegerin, absolvierte die Palliativ Care Weiterbildung, machte zusätzlich noch den Portschein, habe über 30 Jahre Pflegeerfahrung in Ost und West - und trotzdem ist es kaum möglich, mit diesen Qualifikationen und Erfahrungen in der Palliativ Care, der Sterbebgleitung o.ä. Gebieten zu arbeiten.
Meistens heißt es: nur Krankenschwestern! Und es wird auf die Krankenkassen verwiesen, die es wohl nicht zulassen würden, es gäbe dort bestimmte Stellenschlüssel ...
Lt. Auskunft einer KK, bei der ich mal nachfragte, darf ich als AP mich auch nicht selbständig machen, kann zwar eine PDL-Ausbildung machen, würde aber hier in Berlin keine Genehmigung von den Kassen bekommen, selbständig zu arbeiten - es sei denn, eine KS als PDL würde mitmachen.
Ganz offen und ehrlich gesagt: Ich empfinde dies als Diskriminierung meines Berufsstandes und somit auch meiner Person.
Nun würde ich gerne wissen, ob es anderen KolegInnen ähnlich ergangen ist, ergeht, ob man sich wehren kann, und vor allem wie ... ja und überhaupt, warum Altenpfleger keine alten Sterbenden pflegen und begleiten dürfen.
Es wäre auch sehr schön, wenn jemand von den Kassen antworten würde, um die Situation mal genau nach Recht und Gesetz zu erklären.
Gruß blauwolf
 
Ich würde ja denken, dass die Pallitive Care - Weiterbildung für die Altenpflege geradezu optimal ist!? Um was für Stellen geht es denn da?
 
Es handelt sich um Hospize, die nur Krankenschwestern nehmen bzw. nur eine begrenzte Anzahl von sehr wenigen Altenpflegern, die die Krankenkassen eben vorschreiben.
Aber auch im ambulanten Bereich, im Bereich in der häuslichen Pflege, lehnen etliche Sozialstationen Altenpfleger ab - mit derselben Begründung.
Das sind überwiegend Sozialstationen, welche onkologische Pat. betreuen.
gruss blauwolf
 
Tachchen,


das wird zwar wieder Ärger geben, aber "viele" Altenpfleger besitzen nicht die medizinische Qualifikation, bzw. ihnen mangeld es an Erfahrung in verschiedenen Bereichen, die einfach in einem Altenheim nicht umgesetzt werden oder werden können.
Infusionstherapie, die meisten können oder wollen keine i.m. Injektion verabreichen und einen exulcerierenden Tumor durfte ich in einem Altenheim auch noch nicht erleben.
Natürlich werden jetzt wieder einige sagen: "Klar, ich kann das!" ........die große Masse kann es nach meiner Erfahrung und die umfasst immerhin schon mal 3 verschiedene Gastspiele in Altenheimen und die Altenpfleger die ich so noch kennenlernen durfte, können es nicht.

Gruß
Dennis
 
Da liegt das Problem: "viele" Pflegekräfte haben kraft ihres Examens eine Bescheinigung für Sachen, die sie nicht beherrschen. Da wird man wohl nur wenig dran ändern können... es sei denn, man führt eine einheitliche Grundausbildung ein- ähnlich den anderen europäischen Staaten.

Warum ist das nicht gewollt? Jede Fraktion besteht auf ihre (oft nicht vorhandenen) Kenntnisse.

Elisabeth
 
Na fein, da hätte ich mir die Tausende Euro für meine Weiterbildungen sparen können - aber das wird einem von den Weiterbildungsträgern nicht gesagt, eher das Gegenteil. Ich habe auch den Portschein gemacht und der ausbildende Arzt meinte, dass AP und KS gleichgestellt wären.
Man würde seine praktischen Kenntnisse dem behandelnden Arzt vorführen und wenn dieser dann sein okay gibt, darf man Portanstechen usw.
Ein Hoch auf den deutschen Staat.
gruss blauwolf
 
Da liegt das Problem: "viele" Pflegekräfte haben kraft ihres Examens eine Bescheinigung für Sachen, die sie nicht beherrschen. Da wird man wohl nur wenig dran ändern können... es sei denn, man führt eine einheitliche Grundausbildung ein- ähnlich den anderen europäischen Staaten.

Warum ist das nicht gewollt? Jede Fraktion besteht auf ihre (oft nicht vorhandenen) Kenntnisse.

Elisabeth

Na ja, nicht nur eine einheitliche Ausbildung macht das Wissen..................




Blaufwolf......

was ich meinte,
du hast jetzt deinen "Portschein" und arbeitest 5 weitere Jahre in einem Altenheim, wie viele Ports wirst du da wohl "anstechen"?
Ich behaupte mal....nicht einen einzigen....

Ich kann auch nicht alles und das ist auch gut so und um Elisabeths Einwand doch noch einmal auf zu greifen:
Ich werde auch nicht alles können, wenn ich einen einheitlichen Lehrstand für ganz Deutschland habe.

Nur führt der Weg vom Altenheim zu umfassenderen oder erweiterten Behandlungen in ein Krankenhaus und eine Palliativ Station führt eben erweiterte Behandlungen durch, die ich in einem Altenheim selten oder eher gar nicht erlebe und somit auch keine Erfahrung darin sammeln kann.

Sollte sich eine Krankenschwester bewerben, die nach ihrem Examen 10 Jahre Pflegeheimerfahrung hat, wird diese dieselben Chancen haben, die du beschreibst....

Gruß
Dennis
 
Hallo dennis, nicht alle Altenpfleger arbeiten in einem Heim - ich arbeite in einer Sozialstation und bin hier den KS gleichgestellt.
Aber ich habe vorher im Hospiz gearbeitet und das war/ist meine eigentliche Berufung - allerdings wurde ich hier von sehr jungen und unerfahrenen KS rausgemobbt, mit der Begründung, ich wäre sozial überengagiert und das Team käme damit nicht klar.
So machte ich zahlreiche Weiterbildung in der Hoffnung, wieder in einem Hospiz bzw. in der aufzubauenden häusl. Palliativ care arbeiten zu können.
Ja, und wie gesagt, wären die Weiterbildungsträger ehrlicher gewesen, hätte ich mir das alles sparen können.
Na gut, schaun wir mal, ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn der ambulante palliative Bereich wird zukünftig stark ausgebaut werden, hoffe ich jedenfalls.
gruss ingwaz
 
Was meinten die mit "sozial überengagiert"?

Elisabeth
 
Da für mich Sterbebgleitung nicht nur in Schmerzmedikation verabreichen und Händchen halten besteht, kam es erst zu Spötteleien, und dann zu richtigen Angriffen gegen meine Person, da die jungen KS dachten, sie wären nun "gezwungen", genauso zu handeln wie ich - was im übrigen auch nicht verkehrt gewesen wäre, allerdings fehlte bei ihnen noch viel was charakterliche Reife, Einfühlungsvermögen, Verständnis etc. anbelangte. Was tat ich nun "besonderes": ich kochte einem Sterbenden Eisbein, weil es ihn danach verlangte, ich nahm ein Radio von zu Hause mit, das ich nicht brauchte und stellte es einem Pat. aufs Zimmer, da er keins besaß, ich nahm einen alten Hometrainer mit, weil dadurch ein Pat. - so makaber es sich anhört - wieder laufen lernte und kümmerte mich um seine Eingliederung (neue Wohnung ....), da er "aus Versehen" im Hospiz landetete und so noch viele Jahre relativ gut leben konnte ...
aber solch Engagement wurde/wird nicht gebaucht in diesem Land, wo Groß- und Schönreden an der Tagesordnung steht statt zu handeln.
Sorry, wegen der harten Worte, aber ich sehe und erlebe es so.
gruss blauwolf
 
na ja, nun jedem deutschen Mitbürger soziales Engagement abzusprechen halte ich schon für etwas vermessen. Ich bin ganz ehrlich und bringe auch nichts von zu Hause mit auf die Arbeit, denn ich weiß genau.....irgendwann wird mir mein AG vom kleinen Finger auch den Arm nehmen.
Natürlich arbeiten wir in einem Beruf den man nicht so kalt betrachten kann, aber ganz ehrlich in erster Linie sollte es (sofern es das Haupteinkommen ist) auch als Beruf behandelt werden. Ich möchte als erstes von meinem Beruf leben können und für mein übriges soziales Engagement bin ich ehrenamtlich tätig.
Es gibt einfach Dinge für die ein Heim-, Krankenhaus- oder was auch immer betreiber aufkommen muss und nur, weil die finanzielle Lage im deutschen Gesundheitswesen aussichtslos ist, kann ich das nicht mit meinem Gehalt, Material oder Lebensmitteln ausgleichen. Ich bin froh, das ich von dem Geld meine Tochter und meine Frau über den Monat bringen kann und das auch nur gerade so.
Die andere Frage ist wo fängt es an und wo hört es auf?
Nehme ich nur Dinge die ich wirklich nicht mehr brauche oder komme ich irgendwann an den Punkt extra etwas anzuschaffen?

Die Leidtragenden sind immer die, die Hilfe benötigen.........aber aus Sicht der Gesamtsituation ändere ich nichts, wenn ich mangelhafte Zustände durch aufopferndes Engagement oder eigenes Geld wett mache.
Das muss für meinen Begriff auf eine andere Art und Weise gelöst werden.

Ich will damit natürlich nicht zum Ausdruck bringen, dass du "sozial überengagiert" bist, (ich weiß auch nicht ob man das in dieser Form sein kann) da ich dich ja persönlich nicht kenne maße ich mir eine derartige Aussage auch nicht an.
Wenn du dazu bereit bist derartige Opfer zu bringen, ist das sicher eine Leistung für die man Respekt haben sollte. Zu der man aber traurigerweise sagen muss...........sie wird nie die Grundsituation verändern....... z.B. warum kann ich kein "Trainingsgerät" über Angehörige oder den AG bekommen oder die Küche eine Schweinshaxe machen?

Gruß
Dennis
 
Hallo dennis, ganz so selbstlos, wie es erscheint, bin ich nicht. Die Geräte waren nur geliehen und ich habe sie nach dem Auszug bzw. dem Ableben wieder zurückgenommen. Leider gibt es viele Menschen, wo keine Angehörigen oder Freunde mehr da sind oder sich nicht kümmern - und ich denke, dass man dann durchaus helfen kann und sehe es nicht als Opfer.
Ja, und einem Sterbenden den letzten Essenswunsch zu erfüllen, ich denke, dass dies zur Hospizarbeit dazugehört, denn die Großküchen sind hier nicht entsprechend schnell und flexibel, außerdem schmeckt selbst gekocht immer noch am besten - die Hospize haben dafür ja auch entsprechend eingerichtete Küchen.
Ich will auch nicht alle Deutschen verurteilen und in die kalte Ecke stellen - aber der "Trend" ist seit Jahren eindeutig zu fühlen: das Hemd ist näher als die Hose und Herzenskälte ist über all immer stärker spürbar.
Über ehrenamtliche Arbeit möchte ich hier nicht schreiben, das sprengt den Rahmen.
gruss blauwolf
 
Hallo Blauwolf,

hast Du schon einmal darüber nachgedacht Dich freiberuflich selbstständig zu machen?
Ich denke, dann kannst Du genauso arbeiten wie Du möchtest und wirst nicht gemobbt.
Vor allen Dingen sind Deine Patienten erfreut so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.
Du schreibst von Anerkennung bei der Kasse. Hast Du das versucht? Würden die denn mit Krankenschwestern abrechnen?
Ich überlege gerade mit einer Kollegin häusliche Pflege mit Sterbebegleitung anzubieten.

Gruß Minisusi
 
hallo ihr Lieben

das Problem ist hier wirklich so, dass der Gesetzgeber zwar sagt Krankenschwester/pfleger, Altenpfleger/in Kinderkrankenschwester/pfleger sind Fachkrafte und somit als solche anzuerkennen. Aber gerade eine der größten Krankenkassen, sprich AOK macht eben diese Unterschiede.
Die AOK verwehrt bei den Abrechnungsmodulen die Anerkennung einer AltenpflegerIn im medizinischen Bereich und meint das die Ausbildung nicht ausreicht um medizinische Tätigkeiten Sach und Fachgerecht auszuführen, unabhängig von den was die Pflegekraft an Fort- und Weiterbildungen absolviert hat.
Umgekehrt wird aber keiner Krankenschwester/pfleger Steine in den Weg gelegt wenn es sich um Arbeit in der Altenpflege handelt.
Die AOK ist federführend in den Bereichen von Abrechnungen und Anerkennungen. Daher schießen sich die anderen Krankenkassen dieser Ansicht an.
So wird der Arbeitgeber gezwungen entsprechend zu handeln und die Altenpflege bleibt dabei auf der Strecke.
Es ist auch nicht möglich Deutschland mit einem anderen Land zu vergleichen, da es weltweit den Beruf der Altenpflegerin so nicht gibt.
Ausserdem ist es auch noch Ländersache wie AltenpflegerIn ambulanten Diensten anerkannt wird.
In Hamburg kann eine Altenpflegerin keinen ambulanten Pflegedienst aufmachen, ( Bundesgerichtshofsurteil vom letzten Jahr) in Niedersachsen ist das aber durchaus möglich.
Macht eine Altenpflegerin in Niedersachsen einen ambulanten Pflegedienst oder Hozpizdienst auf darf sie aber die Leute in Hamburg versorgen und auch entsprechend abrechnen. Meiner Meinung nach ist das Hirnrissig.

Die einzige Möglichkeit sehe ich wirklich darin das sich Pflegekräfte ihrers Wertes bewußt werden und gemeinsam für ihre Rechte kämpfen und einstehen. Aber leider ist es schon nicht möglich alle Pflegekräfte innnerhalb einer Institution unter einen Hut zu bekommen geschweige denn in ganz Deuztschland.

silverlady
 
Genauso ist es, den Worten von silverlady ist nichts mehr hinzuzufügen.
Was die freiberufliche Tätigkeit anbelangt: Habe ich vor Jahren bereits versucht: aber hier in Berlin unmöglich - es gäbe keine Aufträge.
Natürlich fragte ich mich warum, und ich kann es mir nur so erklären: wenn man freiberuflich arbeitet, ist man niemanden unterstellt bzw. niemand ist einem gegenüber weisungsbefugt und genau das ist wahrscheinlich der Knackpunkt: die Arbeitgeber sind nur an Personal interessiert, das den Blick senken tut und das man knebeln kann. Eigenverantwortlich arbeiten hieße auch, den Finger in die vielen Wunden legen.
gruss ingwaz
 
Hallo Blauwolf,
bist du Mitglied in einem Berufsverband? Falls ja, solltest Du mal mit denen Kontakt aufnehmen wegen der Ungleichbehandlung von Alten- und Krankenpflegefachkräften. Vielleicht gibt es noch andere Betroffene oder der BV ist bereit dich (auf dem Klageweg) zu unterstützen deine Anerkennung zu erhalten.
Ursächlich liegt es sicherlich daran, dass die Altenpflege bis 2003 in den Bundesländern unterschiedlich ausgebildet wurde und es von daher tatsächlich noch (fortbildungsunwillige) Kollegen gibt, die mit der Behandlungspflege überfordert sind.
Gruß Sr. S.
 
Nein, ich bin kein Mitglied. Vor einiger Zeit hatte ich schon mal überlegt, wie man sich wehren kann. Da es aber keinen weiter interessiert hat, habe ich es sein lassen. Ich denke, dass es hier in Berlin besonders schlimm ist, denn wenn ich Stelleangebote aus anderen Bundesländern lese, so können dort auch durchaus AltenpflegerInnen in Hospizen arbeiten. Es gibt auch hier in Berlin zwei Hospize, die AP haben - aber es gibt von seiten der Kassen eine Quotenbegrenzung, d.h. auf soundsoviele KS dürfen nur sehr wenige AP kommen. Das gilt auch für ambulante Sozialstationen.
Und eine Klage würde die Suche nach einem diesbezüglichen Arbeitsplatz nur weiter erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen - mal ganz egoistisch gedacht.
Trotzdem danke. gruss blauwolf
 

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