Stehen wir vor dem nächsten Pflegenotstand?

Patmuc

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München
Hallo
In der letzten Zeit bemerke ich immer mehr, dass die Unternehmen, vorallem ambulante Pflegedienste wieder vermehrt Mitarbeiter suchen. Aber nicht ausreichend Mitarbeiter sich auf dem Markt befinden. Da ich aus München komme, fällt mir es dort besonders auf. Beim Arbeitsamt sind sehr viele Arbeitsangebote vorhanden, die es in den letzten Jahren so nicht gab. Gerade der ambulante Sektor, der immer mehr ausgebaut werden soll hat Personalprobleme.
Ich selbst arbeite in einem Altenheim und merke, dass es total schwierig ist, geeignetes Personal sowohl über Bewerbungen, als auch über Zeitarbeitsfirmen zu finden.
Laut Prognosen werden in den nächsten 20 Jahren einiges mehr an Pflegepersonal benötigt werden.
Rächt es sich so langsam, dass man Pflegeschulen geschlossen hat und die Arbeitsbedingungen so hart geworden sind?
Befinden wir uns auf dem Weg in den nächsten Pflegenotstand?

Würde gerne mal Eure Meinungen dazu hören, auch wie es in anderen Bundesländern ist.

Patrick
 
Ich kann nur über Münster sprechen. Die meisten Amb. Dienste in der Stadt arbeiten seit langem mit Studenten, die ( fast ) alle mit der Pflege nichts zu tun haben - Juristen, BWLer, Sozialarbeiter etc. Diese arbeiten dann als stud. Aushife und können Stunden reissen, wie sie wollen.
Nach exam. Kräften wird auch gesucht, aber meistens im Rahmen der 400-Euro-Stelle. Als Festanstellung in Vollzeit eher nicht.
 
Eine Festanstellung in Vollzeit zu finden gestaltet sich schwierig. Eine Vollzeitkraft entsprechend ihrer Stundenzahl zu vernünftigen Konditionen zu beschäftigen, ist in der ambulanten Pflege oft nicht gegeben.

Oft genug ist nicht genügend Kapazität vorhanden, um eine Vollzeitkraft täglich mit der entsprechenden Stundenzahl zu beschäftigen ohne Teildienste etc. einzuführen. Die schwankende Patientenzahl führt zusätzlich zu Unsicherheiten. Mit Teilzeitkräften läßt sich das leichter bewerkstelligen ohne Teildienste einsetzen zu müssen.
 
Kam heute mit den DBfK Newslettern:

Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheits-
ministerium sieht derzeit keinen Fachkräftemangel in der
Pflege

Im Rahmen einer Anfrag an die Bundesregierung stellte die Partei
"Die Linke" kürzlich die Frage, welchen Bedarf an Krankenpflege-
kräften die Bundesregierung derzeit pro Kopf der Bevölkerung
erkennen würde. Marion-Caspers Merk, Parlamentarische Staats-
sekretärin im Bundesgesundheitsministerium, sieht derzeit nur
einen geringen Fachkräftemangel in bestimmten Funtkions-
bereichen der Krankenpflege. In ihrer Antwort stellt sie zudem
die 4.412 offenen Stellen in der Krankenpflege den 17.983
gemeldeten arbeitslosen Krankenpflegenden
gegenüber und zieht
daraus die Schlussfolgerung, ein Mangel an Krankenpflegekräften
sei nicht nachweisbar. Die Antwort auf die Frage nach dem Bedarf
an Pflegenden bleibt die Politikerin allerdings schuldig.
Hingegen sieht sie einen wachsenden Bedarf an Pflegenden durch
die demografische Entwicklung. Die Bundesregierung habe ihren
Teil dazu getan, die Situation der Krankenpflege bedarfsgerecht
zu gestalten. Nun sei es an den Arbeitgebern, die Rahmen-
bedingungen für eine zufriedenstellende Arbeitssituation der
Mitarbeiter zu gestalten, so die Staatssekretärin.
Die kleine Anfrage aus der Bundestagsfraktion der Partei
"Die Linke" ist als Bundestags-Drucksache 16/1549 auf den
Internetseiten des Bundestages bereits hinterlegt. Die Antwort
aus dem Bundegesundheitsministerium steht in Kürze als
Bundestags-Drucksache 16/1755 zur Verfügung.
Wahrscheinlich kommts drauf an, was man unter Pflegenotstand versteht.

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ob wir jetzt schon Pflegenotstand haben ,weiß ich nicht.:gruebel:

Ich kann nur von meinem Haus (Pflegeheim) berichten, das die ständig das Personal in der Probezeit kündigen, wegen Lapalien.
Da ist gerade eine Exam. erst vor kurzem in der Probezeit gekündigt worden, da sie sich dummerweise den Finger gebrochen hatte und für zwei Wochen ausfiel. Klar, das ist des Arbeitgebers gutes Recht in der Probezeit zu kündigen. Aber bei uns jammern die Heimleitungen so, das sie nicht genügend Personal finden. Und die, die sie da gekündigt haben, hatte wohl auch noch echt was auf dem Kasten. So was finde ich schade. Aber meistens kündigen die dort einen in der Probezeit, weil man den Mund zu laut aufgemacht hat. Ich bin mir sicher, wenn ich meine Weiterbildung in der Gerontopsychiatrie abgelehnt hätte (Angebot kam während der Probezeit), wäre ich auch wieder geflogen......
Also ich finde, mit dieser Art und Weise schießt sich das Heim ein Eigentor.
Jetzt wurde ich schon von der PDL gefragt, ob ich nicht welche aus meiner Ausbildung kennnen würde, die dort anfangen möchten.

Und zum Thema ambulante Pflegedienste: ich war da mal 6 Wochen in der Ausbildung eingesetzt und eines wusste ich: in die ambulante Krankenpflege möchte ich nicht gehen. Das ist ja noch schlimmer das Gehetze als bei anderen Arten von Pflege. Und dann immer diese geteilten Dienste....Und wer bei einem privaten Dienst fährt, der darf das alles für ein Appel und 'nen Ei machen. Das ist sicher nicht bei allen so.
Ich glaube, die müssten es echt noch a bissel atraktiver für das Personal gestalten, dann würden vllt. einige dort arbeiten. Denn wenn man die Zeitungen durchblättert bzw. beim Arbeitsamt schaut, werden fast nur ambulante Dienste angepriesen.
 
Huhu ihr Lieben,

um meine Meinung ganz ganz kurz zu fassen:

Ich glaube nicht, dass ein Pflegenotstand zustande kommt weil es kein arbeitssuchendes Pflegepersonal in Deutschland gibt, der Pflegenotstand könnte zustande kommen weil niemand fachliches Personal bezahlen will!:motzen:
Die Arbeitskräfte gibt es, in jedem Alter und jedem Bezirk doch niemand will sie einstellen und so werden diejenigen Pflegerinnen und Pfleger mit dem Glück Arbeit zu haben gnadenlos überlastet und teilweise sogar überfordert, ja in manch einem Fall oder wenn wir hier von pflegerischer Zuwendung sprechen, dann fast immer leiden auch unsere Patienten darunter....

So und ich merke gerade soo kurz ist das jetzt doch nicht geworden:mrgreen:

Ganz liebe Grße
Rina
 
Hallo
@ Rina443
Ich glaube es liegt nicht daran, dass man das fachliche Personal nicht bezahlen will oder bezahlen kann. Für weitergebildetes Personal gibt es eh kaum mehr Geld. Ich glaube es liegt zukünftig in der Hand des Pflegenden, ob er sich weiterbildet oder nicht. Die Qualität steigt in dem Maße, dass z.Bsp. eine Altenpflegerin ohne Fort- oder Weiterbildungen für Unternehmen nicht mehr interessant ist. Sogar die Pflegeschulen sagen, was wir heute im ersten Jahr lernen, ist im dritten Jahr teilweise schon nicht mehr aktuell.

@Elisabeth
4.412 offenen Stellen in der Krankenpflege gegenüber 17.983
gemeldeten arbeitslosen Krankenpflegenden

Da ist anscheinend nur der Sektor Krankenhaus genannt. Die Frage ist dann auch, wieviel von den Arbeitssuchenden hat überhaupt Interesse in dem Sektor Pflege noch zu arbeiten. Oder wieviele davon sind schon so lange aus dem Job, dass eine Eingliederung kaum noch mögich ist? Ich denke die Zahlen sehen schon nächstes Jahr wieder ganz anders aus, wenn man davon ausgeht, dass in 40 Jahren doppelt soviele Pflegekräfte benötigt werden, wie es jetzt sind.

Patrick
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Wahrscheinlich kommts drauf an, was man unter Pflegenotstand versteht.

Elisabeth
Heute arbeiten wir auf meiner Abteilung mit genauso viel Personal wie 1992. Damals hieß es, wir hätten Pflegenotstand...
Aber heute haben wir unsere Pflege und Arbeitsprozesse so "optimiert" :gruebel: , dass wir trotz Arbeitsverdichtung durch kürzere Liegezeiten und damit mehr pflegeintensiven Patienten (operativer Bereich) keinen offziellen Personalmangel haben... nur zu wenig Geld.

Zur Zeit befindet sich die Pflege eher in Not als dass ein Personalmangel am Markt besteht. Aber auch wenn ich kein Prophet bin, sehe ich einen solchen in 5 Jahren auf uns zukommen.

LG
reX
 
Dieses müßtest du dann der Bundesregierung nachweisen können. Deine Zahlen lassen sich belegen. Seit drei Jahren steigt auch wieder der Bettenschlüssel pro Pflegekraft. Komisch das die Bundesregierung nicht zum selben Schluss kommt wie wir: es gibt zuwenige Pflegekräfte. Die Kompetenzen der Kräfte lassen wir jetzt mal außen vor.

Unsere Verbände kümmern sich derzeit lieber darum, was wir zukünftig noch ärztliche Tätigkeiten übernehmen könnten obwohl wir unsere Arbeit jetzt schon kaum schaffen.

Und nun?

Elisabeth

PS Die Berufsgruppe mit Lobby hatte einen konstanten Zuwachs an Stellen zu verzeichnen. Brauchen wir eventuell auch ein Kammer?
 
Hallo,

so wie ich das sehe haben wir zur Zeit keinen Pflegenotstand. Krankenpflegeschüler die jetzt fertig werden, die schreiben bis zu 50 Bewerbungen und haben kein Vorstellungsgespräch. Wie ich aber von meiner PDL weiß, steuern wir in 8-10 Jahren darauf zu, weil bis dahin soviel Ältere ausscheiden, das der Bedarf nicht mehr gedeckt werden kann:kloppen: . Ist eine Studie die wohl stimmen soll.

Grüsse Franko:mrgreen:
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Komisch das die Bundesregierung nicht zum selben Schluss kommt wie wir: es gibt zuwenige Pflegekräfte.

@ Elisabeth:

in deinem ersten Beitrag hierzu hast du diese Zahlen genannt:

4.412 offenen Stellen in der Krankenpflege gegenüber 17.983
gemeldeten arbeitslosen Krankenpflegenden

Wieso kommst du da plötzlich zu diesem Entschluss in deinem zweiten Beitrag (siehe dein Zitat von oben)?

Ich meine, diese Aussagen beißen sich doch gegenseitig. Denn wenn das vierfache an Pflegepersonal zu Hause sitzt und keine Arbeit bekommt, gegenüber nur ca. 4000 offene Stellen in der Pflege, kann man das doch nicht als Pflegenotstand (im Sinne der demographischen Entwicklung) bezeichenen.

(Berichtige mich, wenn ich dich falsch verstanden habe.)

Ich denke auch, das einfach mehr an Stellen eingespart wird. Die in Rente gegangenen sind od. schwanger sind, werden nicht mehr ersetzt und man arbeitet für 2 Pflegekräfte.
Der tatsächliche Personalmangel entsteht durch die Unternehmen, die nicht genügend einstellen möchten, obwohl ja genügend Pfleger/innen bereit stehen. Bis jetzt hat das Ganze noch nichts mit der demographischen Etwicklung zu tun. Das kommt in ein paar Jahren erst.....
Wie ich schon in meinem ersten Beitrag berichtet hatte, bemühen sich die Unternehmen auch nicht gerade, das Personal zu halten. Bei uns ist ein extrem hoher Personaldurchlauf. Da wird versetzt, ständig in der Probezeit gekündigt etc....Was das soll, keine Ahnung.
Habe mal gehört, das ich und 'ne Freundin die ersten seit zwei Jahren waren, die nach der Probezeit dort bleiben durften. Ich weiß nicht, ob die sich dabei was denken, oder ob das andere Personal einfach unfähig war. Ist aber z.Zt. eine beliebte Masche in meiner Einrichtung. Und in der Praxis sieht's zur Zeit so aus: zwei Pflegekräfte im Frühdienst. Abfertigung schlechthin.
 
Der Begriff Pflegenotstand hat sich meiner Meinung nach gewandelt. Personal ist genug da, wenn man es denn einstellen würde.

Der Pflegenotstand zeigt sich heute in der schlechten Versorgung der Patienten !!! Ich denke weiter ausführen muß ich das nicht, jeder weiß was ich meine.
 
@Netti Bitte die Quellenangaben beachten. Der Artikel stammt aus dem Newsletter des DBfK, der hier den Blichwinkel der Bundesregierung zum Besten gibt.
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Meine Aussagen beziehen sich stets auf den klinischen Bereich und den dortigen Personalmangel. Ich zitiere gerne nochmal die Zahlen.

1995
Krankenhausbetten: 609 123
Bettenauslastung: 82,1
Verweildauer des Pat. im KKH: 11,4 Tage
Pflegepersonal: 350 571
pro Bett: 1,737 Pflegekräfte

2004
Krankenhausbetten: 531 333
Bettenauslastung: 75,5
Verweildauer des Pat. im KKH: 8,7
Pflegepersonal: 309 510
pro Bett: 1,716 Pflegekräfte

Entwicklung Bett pro Pflegekraft:
2001: 1,667
2002: 1,671
2003: 1,692
2004: 1,716

Im KKH ist das Einstellen des Personals begrenzt durch die Einnahmen. Seit der Einführung der DRGs zählt der primär Fall und nicht die Liegedauer. Die Fallzahl ist aber nur begrenzt erhöhbar und die Erlöse sind abhnängig von vielen Faktoren.

Ich mag das Gejammer nicht so gerne. Wenn Pflege an dem derzeitigen Zustand was ändern will, dann muss sie sich endlich auf den Weg machen. Und das betrifft nicht (nur) die Leitungsebene. Es fängt bei jedem selber an, sich zu informieren und aus den Informationen Konsequenzen zu ziehen.

Elisabeth
 
Ich denke auch, dass der Begriff Pflegenotstand unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Auf meiner Station herrscht definitiv ein Mangel an Pflegekräften, da wir unsere Arbeit kaum schaffen und jede Menge Überstunden haben...aber....
Betrachte ich einmal, WAS wir alles tun, so möchte ich sagen, dass es nicht wirklich an Pflegekräften mangelt, da ein Teil unserer Arbeit überhaupt nichts mit Pflege zu tun hat. Insofern würde ein Mehr an Pflegekräften mir eigentlich nur die Zeit wieder geben, die ich für die Pflege, bzw. überhaupt mal wieder zu pflegen. So gesehen mag es rein statistisch an Pflegekräften fehlen, wenn ich mir aber mal so betrachte was die Pflege noch alles leistet, dann fehlt es weniger an Pflegekräften, als an entlastendem Personal, was uns Zeit FÜR die Pflege wieder zurückgibt. Dabei spreche ich auch vom klinischen Bereich.

@Elisabeth
Ich stimme Dir 100% zu, dass Jammern noch nie zu irgendeiner Lösung geführt hat. Sieht man nun schon Jahre an unserem Berufsstand, da die Pflege oftmals auf sehr hohem Niveau jammert, und das schon seit Jahren.
Konsequenzen kann aber auch heißen: Raus aus der Pflege, weg vom Bett.
Alle die wirklich vor Ort kämpfen, machen und tun wünsche ich Geduld, Durchhaltevermögen und niemals Aufgeben.
 
Auch Sigjuns These läßt sich belegen:

Im Zeitraum von 1995 bis 2004 reduzierte sich das Personal im Gesundheitswesen um 81 576 Vollzeitstellen. Im gleichen Zeitraum verlor die Pflege 41 061 Stellen.

*grübel* Was wurden da wohl für Stellen abgebaut?
Die Ärzte könnens nicht sein. Trotz sinkender Bettenzahlen gibt es eine Steigerung bei den Ärzten. Begründet wahrscheinlich in den steigenden Fallzahlen.
Die MTAs könnens auch nicht sein. Auch da gab es, wenn auch geringen Zuwachs, an Arbeitsstellen.
Das Ausgliedern von Serviceleistungen wie Reinigungspersonal wäre denkbar.
*grübel* Das könnte sein. Heute wasche ich mein Geschirr im Spüler. Bestückung durch Pflegepersonal. Der Pat. möchte einen speziellen Tee... gekocht vom Pflegepersonal. Zwischen zwei Wischtouren gabs ein Malheur... wird beseitigt vom Pflegepersonal.
Aber es gibt noch mehr schöne neue Arbeiten. Früher gabs eine Visite. Der Doc war entscheidungsberechtigt. Mit dem Wegfall des AiP sieht das ganz anders aus.
Stationsekretärinnen können wir nicht vermissen. Wir haben schon immer gerne Akten sortiert u.ä. nette Aufgaben.

Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass wenn es um die Verteilung der Arbeit geht die Pflege stets zur Stelle ist und gerne abnimmt... um hinterher festzustellen: Zeit reicht nicht.

Wenn ich von einer führenden Kraft eines Berufsverbandes erklärt bekomme, dass die Übernahme der ärztl. Tätigkeiten doch eine Aufwertung unseres Berufes bringt und man im Nebensatz feststellt, dass man sich dann natürlich von den Serviceleistungen trennen muss, dann wirkt das auf mich wie eine Farce. Wer sollte Interesse daran haben? Die bestehenden Strukturen sicher nicht- siehe Statement der Bundesregierung. Da ist man der Meinung Pflege ist ausreichend mit Personal versorgt.

Um etwas zu verändern ist das Engagement in den Berufsverbänden wahrscheinlich auch nicht der richtige Weg.

Elisabeth
 
Hallo
@ Elisabeth
Manchmal habe ich das Gefühl, dass du dir widersprichst. Auf der einen Seite sollen sich die Pflegenden auf den Weg machen, auf der anderen Seite aber kritisierst du die Berufsverbände.
Was soll deiner Meinung nach eine Pflegekraft machen. Sich alleine mit einem Schild auf die Straße stellen oder vor das Büro des Chefs und für bessere Arbeitsbedingungen protestieren ???

Vielleicht mag es in der Krankenpflege noch anders sein, was Pflegenotstand betrifft. Wir im Altenheim und in der ambulanten Pflege rauschen voll darauf zu. Ich gebe dem ganzen noch maximal ein Jahr bis die Situation zusammenbricht.

Patrick
 
Ein Berufsverband der mir erzählt ich könnte mich mit ärztlichen Tätigkeiten schmücken um anerkannt zu werden, den kann ich nicht ernst nehmen.
Ich spende ungerne mein Geld in sinnlose Projekte. Da gibst weiß Gott Bedürftigere.

Vor die Tür deines Chefs brauchst du dich nicht stellen im KKH. Der kann an der Situation genauso wenig ändern.

Wir brauchen endlich Strukturen, die Pflege transparent machen. Zum einen ist jeder da gefordert: Pflegeprozess, Pflegedokumentation... Wirkung von Pflege beschreiben.
Zum anderen sehe ich im Engagement in Richtung Pflegekammer eine Möglichkeit aktiv an der Umgestaltung im Gesundheitswesen teilzunehmen. Vielleicht läßt sich auf diese Weise wenigstens noch ein bischen von dem erhalten, was Pflege eigentlich ausmacht.

Bei mir im Land wird demnächst gewählt. Wieder eine Gelegenheit mal auf die Probleme in der Pflege hinzuweisen. Allerdings muss man dann auch Probleme aufzeigen können. Welche Daten und Fakten haben wir, die unser Gefühl des Pflegenotstandes belegen können?

Elisabeth
 
Ich nenne mal Daten und Fakten die aus meiner Erfahrung stammen:
Bsp.: 2 Pflegekräfte/ Frühdienst für 26 Bewohner (eine exam., andere Helferin).
Seit Wochen ist es mir kaum mehr möglich unsere Leute zu baden bzw. wenigstens zu duschen und Haare zu waschen. Die sehen aus...., ich schäme mich dafür, weiß aber nicht, wie ich mit zwei Pflegekräften im FD das ändern soll... Hinzu kommt, das ich eine 80% - Kraft bin und im FD meistens nur bis 12.30 Uhr Dienst habe.

Man ist nur am Hetzen, um wenigstens den Leuten jetzt in der Somerzeit genügend Flüssigkeit zu verabreichen, sie mit Essen zu versorgen und das Nötigste an Körperpflege zu verrichten. Aber das Menschliche bleibt z.Zt. auf der Strecke....Kaum noch Gespräche, wenn Bew. mir anfangen was zu erzählen, muss ich schon wieder zum Nächsten und sie vertrösten.

Hinzu kommt, das die Leitungen z.Zt. sehr oft unsere Haushaltshilfe auf andere Stationen diktiert, wo es noch schlimmer sein soll.
Da heißt es immer von den Leitungen wenn wir uns wegen dem Personalmangel beschweren: "Was wollt ihr denn!? Ihr habt doch 3 Betten frei...!" Aber das z.B. die früher gewesenen "fitten" Bew. nun auch Pflege benötigen, sehen die nicht.

Also ich denke, gerade in der Altenpflege könnten die Unternehmen/ Träger wirklich mehr einstellen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die haben massiv Probleme, weil die Bettbelegung z.Zt. nicht 100% ist. Aber Mühe gibt sich mein Heim auch nicht gerade das Personal zu halten (wie ich schon mehrfach berichtete).
Jetzt sind die gerade dabei, das "alte" Personal, was seit ca. 15 Jahren für 100% arbeitet, auf 80 % zurückzusetzen.
Die 100%ler waren komischerweise immer in Minusstunden (obwohl sie mind. 3 Mal/ Monat einen 10- Std.- Dienst schieben müssen). Ich als 80%lerin habe über 100 Überstunden....

Das Ende der Geschicht: Mitarbeiter ausgebrannt, Bew. unzufrieden.:(
 
Hi Netti hast du dich mal kundig gemacht, wieviel Profit ein Betrieb abwerfen darf/muss?
Ich kann ja leider nur für den klinischen Bereich sprechen. Mich würde sehr interessieren, wie die Einnahmen und Ausgaben in der Altenpflege aussehen. Dafür hab ich ein neues Thema erstellt: http://www.krankenschwester.de/forum/altenpflege/9605-finanzierung-altenpflegeheimen.html

Subjektive Wahrnehmungen helfen ja nicht unbedingt weiter. Wenn man etwas verändern will brauchts Fakten. Wie stehts mit den Fakten aus der Pflegedoku? Jede Tätigkeit ist ja mit einer Zeit hinterlegt. Reicht die Zeit?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth: also ersteinmal: mein Pflegeheim in dem ich arbeite, ist kein privates Unternehmen. Zweitens gehört es der größten "Hilfsorganisation" der Welt an...wenn du verstehst....
Also ich glaube, die dürfen nicht wirklich einen Gewinn (jedenfalls für sich selbst) einfahren.
Wie die Ein- und Ausgaben aussehen, keine Ahnung. Aber ich denke, das z.Zt. die Ausgaben die Einnahmen schon fast überwiegen, wenn man sich die Bettenbelegung bei uns ansieht.
Ich jedenfalls werfe das Handtuch wie viele meiner anderen jungen Krankenschwesternkolleginnen, ich suche das Weite und hoffe im Krankenhaus was zu bekommen....So traurig wie's ist, aber ich fühle mich dort wie eine Abfertigungsmaschine und geistig unterfordert (letzters ist ein anderes Thema). Im Kh ist zwar auch nicht mehr alles so rosig, aber wenigstens werde ich dort geistig gefordert und man geht noch net ganz so schlimm auf dem Zahnfleisch wie in der Altenpflege. Was aber bestimmt auch noch kommt.....

Früher dachte ich immer, was die in der Altenpflege immer so jammern. Jetzt weiß ich Bescheid....und ich kehre dem Ganzen vllt. auch etwas feige den Rücken zu. Aber irgendwo will ich auch noch Mensch sein. Mache ja gerade diese Weiterbildung in der Gerontopsychiatrie. Das ist toll und interessant, aber wir können leider kaum was davon umsetzen.
Wir haben Videos über Einrichtungen speziell für Demente, gesehen. Dort könnte ich mir vorstellen zu arbeiten.

Naja, Zahlen, Fakten, Daten....ich weiß nicht. Es wird in der Welt nur damit umhergerufen, aber schlauer macht's die Menschheit anscheinend nicht wirklich....:gruebel:
 

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