Burnout- Phasentheorie

Elisabeth Dinse

Poweruser
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29.05.2002
Beiträge
19.809
Beruf
Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Phasenheorien. Die bekannteste und am weitesten verbereitete orientiert sich aber eher am wirtschaftlichen Bereich.

Für Pflegeberufe bieten sich eher ff. an.

Phasentheorie nach Edelwich

1. idealistische Begeisterung
Selbstüberschätzung
hohe Berufsideale
hohem Energieeinsatz sowie Überidentifizierung mit der Arbeit und den Patienten
- sich net krankschreiben lassen, wenn es eigentlich Not tut
Gefühl der Allmacht
2. Stillstand
- erste Enttäuschungen
- Bedürfnis nach mehr Freizeit wächst in er Hoffnung das nach einer Erholungsphase alles wieder gut wird
- Suche nach Karrierechancen als Lösungsoption des Konfliktes
- Reduzierung des Blickwinkels einzig und alleine auf die Arbeit
- beginnender Rückzug von der Arbeit mit Pat. hin zu patientenfernen Tätigkeiten
3. Frustration,
- Erfahrung eigener Erfolg- und Machtlosigkeit
- Probleme mit der Bürokratie und der scheinbar mangelnden Anerkennung durch die Kollegen, speziell Vorgesetzte ausgelöst wird
- Auftreten psychosomatischer Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Magen-Darmprobleme u.ä.
- Gefühl der eigenen Inkompetenz
4. Apathie
- Verzweiflung wegen schwindender beruflicher Chancen
- Gleichgültigkeit gegenüber all und jedem



Phasentheorie nach Maslach

1. emotionale und körperliche Erschöpfung
- Gefühl der Müdigkeit und Erschöpfung wenn nur an die Arbeit gedacht wird
- psychosomatische Beschwerden wie Schlaflosigkeit, diverse Schmerzen ohne feststellbare organische Ursachen
2. Depersonalisierung
- sinkende Empathiefähigkeit und zunehmender Zynismus im Umgang mit Kollegen und Pat.
- Rückzug aus dem Team
- Reduzierung Der Arbeit auf Notwendigste
- Bedürfnisse von Pat. werden als Belastung empfunden
- Vermeidung von unangenehmen Situationen wie Veränderungen oder Probleme
3. Endstadium
- Widerwillen gegen andere und sich selbst
- Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit



Phasentheorie nach Cherniss

1. Stress im Beruf
Diskrepanz zwischen (überhöhten) Berufsidealen und realen Bedingungen im Arbeitsbereich
2. Stillstand
- gekennzeichnet durch Gefühle von Angst, Anspannung, Reizbarkeit und Erschöpfung
3. Bewältigungsversuche
- Arbeiten nach Vorschrift, Unfähigkeit zur Empathie
- Rückzug und Zynismus

Nähere Informationen unter: http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta278_bericht_de.pdf

Die Endstadien wurden eine Zeit lang übrigens, in Anlehnung an Burn-out, Cool-in genannt- man strahlt nach außen völlige emotionale Kälte aus.

Elisabeth
 
Danke, Elisabeth! Habe ich noch nie gesehen, sehr interessant! Gerne mehr davon! 8O Hätte ich das alles früher gewusst....
 
Eine gute visuelle Metapher wie es vom Brennen zum Ausbrennen kommt: http://wolfgang-hoffmann.info/wp-co...-des-brunout-geschehens_wolfgang-hoffmann.gif

Eine der möglichen Ursachen für die Entstehung einer Burnouts- der Rollenkonflikt... als Krankenschwester allen Bedürfnissen gerecht werden wollen und sich dabei selbst verlieren....

Emotionsarbeit – was ein Lächeln kosten kann…Verfasst von Anna F. Schewe in Ausgabe 2/2010

Über meine Gefühle bestimme ich – aber erst nach Dienstschluss!? An vielen Arbeitsstellen setzen Menschen ein Lächeln auf und verkneifen sich die zornige Miene bei Ärger, weil Kunden und Arbeitgeber eine freundliche Attitüde erwarten. Doch innerlich brodelt es weiter… Kommt diese Strategie der Emotionsregulation beim Gegenüber gut an? In diesem Artikel werden Forschungsergebnisse zum Phänomen der Emotionsarbeit und ihren Auswirkungen zusammengefasst.
...
Emotionsarbeit ? was ein Lächeln kosten kann? | de.in-mind.org
Emotionsarbeit: Manipulation der Darbietungsregeln und Emotionale Dissonanz. Oder: Was passiert, wenn Personen bei Interaktionen mit Klienten freundlich sein sollen?
...
Fazit
Wie sich in dieser Studie gezeigt hat, wirkt sich die Aufforderung natürlich zu sein, positiv auf das Wohlbefinden aus. Pbn in dieser Gruppe erleben signifikant weniger emotionale Dissonanz und Burnout als Pbn in den anderen beiden Gruppen.
Die Unterschiede zwischen Personen in der Professionellbedingung und jenen in der Freundlichbedingung sind weitaus weniger eindeutig, was daran liegen kann, dass die Aufforderung „sei professionell“ ähnlich verstanden wird wie die Aufforderung „sei freundlich“. Dabei zeigt sich, dass beide Instruktionen ähnliche negative Effekte nach sich ziehen (hohe emotionale Dissonanz, Emotionale Erschöpfung). Demgegenüber zeigen sich aber unterschiedliche positive Effekte: Personen, die aufgefordert werden professionell zu sein, erleben mehr positive Affektivität und verfügen damit über eine wichtige Ressource.
...
http://www.psych.uni-mainz.de/abteil/aow/de/downloads/diplomarbeiten/Barbara Spies.pdf

Emotionsarbeit in personenbezogenen Diensleistungberufen
Emotionen bei der Arbeit sind wichtig. Jeder erlebt bei der Arbeit mehr oder
weniger häufig Emotionen. Man freut sich, wenn man wegen einer guten
Leistung gelobt wird. Man ärgert sich, wenn man sich ungerecht behandelt
fühlt. Solange es um Interaktionen mit anderen Mitarbeitern des Unternehmens geht, ist das auch nichts besonderes.
...
Eines wird hier sehr deutlich: ohne das bewusste Management eigener
Gefühle, also ohne Emotionsarbeit, kann man in personenbezogenen
Dienstleistungen kaum erfolgreich sein. Emotionsarbeit kann aber auch eine
sehr große Belastung für Mitarbeiter darstellen. Forschungsergebnisse legen
einen Zusammenhang zwischen Emotionsarbeit und erhöhten Fehlzeiten
nahe.
Allerdings führt Emotionsarbeit nicht zwangsläufig zu einem erhöhten
Krankenstand. Es gibt eine Reihe von Einwirkungsmöglichkeiten und Rahmen-
bedingungen, die hier einen Einfluss haben. Nachfolgend werden diese
Zusammenhänge erklärt.
...
http://www.ccall.de/download_dat/emotionsarbeit.pdf

Eliabeth
 
Liebe Elisabeth,
danke! Ich bin echt angetan, was da zu finden ist. Was ich mit mir gemacht habe und wie anstrengend das ist/war.
Früher hatte ich immer die Schwesternmaske der Freundlichkeit und "ich mach schon und das sehr gerne, kein Problem" auf, egal wie es MIR ging. Und von den Kollegen wurden "Unpässlichkeiten" nicht angenommen und wenn, dann wurde man als überspannt eingestuft. Nach dem Motto: "geh dich übergeben, aber danach will ich nichts Schwächelndes mehr sehen". Immer nett lächeln!
Wie gestört muss man eigentlich sein, um das alles jahrelang mitzumachen???! :angry:
 
Ich freu mich für dich, dass du es rechtzeitig geschafft hast aus dem Hamsterrad auszusteigen und dir etwas Neues aufgebaut hast.

Vielen gelingt dies net oder zu spät. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass viele die Anzeichen verleugnen und verdrängen.

Wer sich einzig und allein über die Arbeit definiert, hats besonders schwer. Und das dies so ist, fällt den Betroffenen halt erst auf, wenns die Arbeit net mehr gibt weil der Zusammenbruch ein Arbeiten net mehr zulässt.

Wichtig ist vielleicht noch zu wissen: umso älter man ist, umso mehr sind Verhaltensstrukturen und Lösungsoptionen verfestigt und umso schwerer und länger ist der Heilungsweg.

Elisabeth
 
Volk der ErschöpftenDie Welt im 21. Jahrhundert ist schnell, anstrengend, unberechenbar – und führt bei Millionen
Deutschen zum Burnout. Hinter der modernen Epidemie verbirgt sich sehr oft eine handfeste
Depression. In Spezialkliniken lernen die Betroffenen, gesünder zu leben und Stress zu vermeiden....

Der Spiegel 04/2011 erschienen am 24.1.2011

Der Beitrag ist m.E. lesenwert. Er beleuchtet den Zusammenhang zwischen eigener Disposition, in der Kindheit erlerntem Verhalten, einer unzulänglichen Streßbewältigung und der Arbeitsbelastung.
Er zeigt auf, dass ein Arbeitsplatzwechsel alleine net den erhofften Erfolg bringt, wenn nicht gleichzeitig die eigenen Ziele hinterfragt und angepasst werden.

Elisabeth
 

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