Von Helgoland bis zur Zugspitze - Pflege bewegte Deutschland... und nun?

Elisabeth Dinse

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Wie ich es befürchtet habe: die Aktion ging ohne großes allgemeines Medieninteresse zuende. Sogar den selbst initiierten Blog verließen offensichtlich zum Schluss die Kräfte: viele Fotos aber keine Infos. Mich hätten Ausagen ähnlich dem Beitrag von Narde interessiert: Aussagen der anwesenden Vertreter, Aussagen von anwesenden Bürgern, Aussagen von anwesenden Pflegekräften. Aber vielleicht habe ich da zuviel erwartet.

http://www.krankenschwester.de/foru...land-zugspitze-pflege-bewegt-deutschland.html

Nichts desto trotz: Wie soll es nun weiter gehen mit der Berufspolitik?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich habe mir gerade noch mal diesen Thread hier durchgelesen: http://www.krankenschwester.de/foru...tigkeiten/14952-will-pflege-eigentlich-2.html
Der hat zwar nichts mit dieser Aktion zu tun, aber stellt doch etwas klar, wir sind uns selbst so uneinig, jeder sieht sich als Einzelkämpfer.
Wir sind nicht in der Lage uns irgendwo anzuschliessen.

Sehr interessant fand ich an dem Tag auch die Aussage, dass die Pflegekammer nicht gewünscht ist, seitens der Politik, da die Pflegekräfte ansonsten zu stark und zu "aufmüpfig" würden.
Die Fördervereine zur Gründung einer Pflegekammer, die es seit 1990 schon teilweise gibt, sind in meinen Augen "Tote Pferde" wenn man die Weisheit der Dakotaindianer zugrunde legt.

Das Interesse war gering, zumindest in München, die Presse war vorhanden, auch das Bayrische Fernsehen, warum nichts gesendet wurde? Ich weiss es nicht.

Sonnigste Grüsse
Narde
 
In der Süddeutschen Zeitung war ein Artikel mit Bild. Aber ob sich die Pflege mit Bildern von Gitarrespielenden Krankenpflegern auf einem Klinikbett am Marienplatz wirklich als ernsthafte Profession darstellt wage ich zu bezweifeln
 
Sehr interessant fand ich an dem Tag auch die Aussage, dass die Pflegekammer nicht gewünscht ist, seitens der Politik, da die Pflegekräfte ansonsten zu stark und zu "aufmüpfig" würden.
Die Fördervereine zur Gründung einer Pflegekammer, die es seit 1990 schon teilweise gibt, sind in meinen Augen "Tote Pferde" wenn man die Weisheit der Dakotaindianer zugrunde legt.

Vielleicht sollte man wirklich sein Ding durchziehen: man kann niemanden verändern- nur sich selbst.
Pflegekräfte wollen leiden, dass scheint die Bestimmung. Die Ordenstracht wurde abgelegt... aber das Gedankengut offensichtlich nicht.

Elisabeth
 
Ich möchte den Beitrag nochmal aktivieren mit der Frage: warum bleibt in der Pflege alles beim Alten bzw. warum jammern wir auf hohem Niveau? Wir beneiden die Kollegen außerhalb von Deutschland und vergessen dabei, dass diese Ergebnisse ja auch nicht vom Himmel fielen. Was läuft in Deutschland falsch?

These Erlernte Hilflosigkeit
Die derzeitigen Arbeitsbedingungen werden vom Individuum als nicht kontrollierbar erlebt. Egal was man macht, ob sich etwas ändert hängt vom Zufall ab. Das führt dazu, dass man nur noch bemüht ist negative Ereignisse zu vermeiden.
Der Stationsvater gibt die Richtung vor und die Kinder nebst Stationsleitung als Mutterfigur folgen.

These Doppelbindungstheorie
Die Kommunikation auf den Stationen läuft selten auf der sogenannten Erwachsenenbene ab. Der Hierarchie entsprechend wird in der Eltern- Kinder- Ebene miteinander kommuniziert. Hierbei entsteht ein Problem: die Erwartungen der verschiedenen Hierarchieebenen sind nicht deckungsgleich sondern widersprechen sich sogar. Egal was der Betroffene macht: er verhält sich stets falsch. Folge: er wird sich möglichst wenig bewegen.
Pflegedienstleitung will Professionelle Pflege... der Arzt/ die Verwaltung will zügiges Abarbeiten der Ansetzungen.

These Niedriges Anspruchsniveau
Der Beruf fußt zum größten Teil auf handwerkliches Geschick. Dieses wird ausgiebig in der Ausbildung gefestigt. .
Aufstieg in der Pflege erlebt man nach wie vor noch immer über Berufserfahrung. Wer kennt nicht das "Raufklettern" in der Position im Dienstplan. Berufserfahrung wird gleichgesetzt mit Fachwissen. Jegliche Veränderungen dieses Status werden argwöhnisch beobachtet, besteht doch die Gefahr für die eigene Position.
Wichtigste Aussage hierzu: Wir sind doch alle gleich!

Was läuft in Deutschland falsch? Warum kommen wir mit der Professionalisierung der Pflege nicht voran?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

würde behaupten, dass alle 3 Thesen zutreffen. Bei dem einen mehr oder auch weniger.

Auch hier, ist es zu lesen. An alten Zöpfen wird festgehalten. Beschreibungen, egal wie falsch sie sind bleiben. Selbst die jüngsten Kollegen, die es anders gelernt haben ignorieren es.

Man siehe nur den Begriff "Schwester, das ist selbst in den Köpfen von Schülern nicht raus zubekommen. Sie schreiben hier sogar diese Begriffe, ohne nachzudenken. Anstatt davon Abstand zu nehmen und von Kollegin zu schreiben, oder die Pflegekraft, wird weiter diese abhängige Form gewählt.

Das eigenständige Denken wird ausgeschaltet. Denn im Kopf fängt es an, einmal erkannt, würde keiner diesen Begriff mehr wählen, aber der nächste Schritt wäre ja dann Verantwortung. Um Gottes Willen, bloß das nicht.
Also lassen wir es lieber und bleiben das "kleine Dummchen Schwester".

Will jetzt auch nicht wieder einen Thread für Berufsbezeichnungen aufmachen, aber wenn ich mich mit was identifizieren will, muss ich es auch richtig benennen und dazu stehen. Dies ist ohne Namen nicht möglich.

Ich käme nie darauf von einer weiblichen Kollegin als "Schwester" zu sprechen.

Liebe Grüße Brady
 
Wie kann man aus der gelernten Hilflosigkeit heraus kommen?

Elisabeth
 
Oh je, das ist nicht einfach....
Aus den Köpfen der alten "Schwestern" wohl kaum noch, auch aus den Patientenköpfen wohl auch nicht.
Ich denke es ist schon wichtig sich einen Geschichtsunabhängigen Namen zu geben, ob da Gesundheits- und Krankenpfleger/in so richtig ist weiß ich nicht bis das ausgesprochen ist bin ich schon Tod.
Pfleger und Pflegerin finde ich auch nicht passend bei der Menge an Berufsbildern (Pflegehelfer/in, Altenpfleger/in, Ges.-Kranken.pfleger/in, etc)

Auch wenns jetzt doof klingt aber in der DDR waren wir schonmal weiter was die Thematik angeht, hierzu gern ein paar Anmerkungen von DDR Personal, da es auf dem Gebiet wenig Forschung gibt und ich selbst noch ein kleiner ******er war :D

A und O ist glaub ich ein Dachverband zu schaffen und von diesen ganzen kirchlichen geschichten wegzukommen.

Wie seht ihr das ?

PS: kann es sein das ich mich nicht kurz fassen kann???

Mfg pinto
 
Der Dachverband wird nicht vom Himmel fallen. Jammern hat noch nie ein Problem gelöst.

Wie kann man aus der gelernten Hilflosigkeit heraus kommen?

These Erlernte Hilflosigkeit
Die derzeitigen Arbeitsbedingungen werden vom Individuum als nicht kontrollierbar erlebt. Egal was man macht, ob sich etwas ändert hängt vom Zufall ab. Das führt dazu, dass man nur noch bemüht ist negative Ereignisse zu vermeiden.
Der Stationsvater gibt die Richtung vor und die Kinder nebst Stationsleitung als Mutterfigur folgen.

Pflegekräfte brauchen ein Möglichkeit Selbstwirksamkeit zu erfahren. Projektarbeiten wäre eine Möglichkeit. Ausgehen muss das von den Leitungen. Bewußtes Einbinden der Mitarbeiter in alle Entscheidungen und die Fähigkeit dem Mitarbeiter auch Spielraum zu lassen... selbst auf die Gefahr hin, dass der Mitarbeiter mit seinem Wissen an der Leitung vorbei zieht.

These Doppelbindungstheorie
Die Kommunikation auf den Stationen läuft selten auf der sogenannten Erwachsenenbene ab. Der Hierarchie entsprechend wird in der Eltern- Kinder- Ebene miteinander kommuniziert. Hierbei entsteht ein Problem: die Erwartungen der verschiedenen Hierarchieebenen sind nicht deckungsgleich sondern widersprechen sich sogar. Egal was der Betroffene macht: er verhält sich stets falsch. Folge: er wird sich möglichst wenig bewegen.
Pflegedienstleitung will Professionelle Pflege... der Arzt/ die Verwaltung will zügiges Abarbeiten der Ansetzungen.

Eindeutige Positionierung der Leitungen zu Entscheidungen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit von der Leitungsebene bis zur Basis. Offene Kommunikation.

These Niedriges Anspruchsniveau
Der Beruf fußt zum größten Teil auf handwerkliches Geschick. Dieses wird ausgiebig in der Ausbildung gefestigt. .
Aufstieg in der Pflege erlebt man nach wie vor noch immer über Berufserfahrung. Wer kennt nicht das "Raufklettern" in der Position im Dienstplan. Berufserfahrung wird gleichgesetzt mit Fachwissen. Jegliche Veränderungen dieses Status werden argwöhnisch beobachtet, besteht doch die Gefahr für die eigene Position.
Wichtigste Aussage hierzu: Wir sind doch alle gleich!
Akzeptanz das es unterschiedliche Bildungsniveaus gibt!!! Veränderung der Ausbildung in Richtung Studium- weg von Dressur mit Checkliste und Drehbuchstandard hin zu anwendbarem Fachwissen.

Wo fangen wir an? Was wäre am schnellsten umsetzbar?

Elisabeth
 
@ Elisabeth

Du hast ja recht ein Dachverband fällt nicht vom Himmel und das Jammern habe ich mir schon lange abgewöhnt, denn jammern hilft ja nicht.
Die Mitarbeiter zu Verantwortlichen Handeln zu bewegen habe ich schonmal in einem kleinen "Feldversuch" probiert, ging voll in die Hose.

"Einem alten Hund bringt man keinen neuen Tricks mehr bei" :weissnix:

Eine komplette Umstrukturierung der Ausbildung hin zu mehr Selbstverantwortung, eine Etablierung der Studierten Fachkräfte und Öffentlichkeitsarbeit sind glaube ich die Ziele.
Deine Thesen sind glaube ich vollkommen richtig, aber Psychotherapie für ca 1,2 Mio Menschen???
Eine schnelle Aktion wird es nicht geben...

Was hälst du von der Gründung einer Partei? Deutsche Partei Pflegender

Mfg pinto
 
ooops sehe grade DPP ist als Homepage schon weg, das ist das Deutsche Presse Portal :D

Je länger ich darüber Nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee für eine Partei für Pflegende plus Gepflegte.

Rechnen: ca 1,2 Mio Pflegende + ca. 800.000 Partner die nicht in der Pflege sind + ca 650.000 Pat. in ambulanter Pflege + ca 450.000 Pat in Heimen + ca. ??? Pat jeden Tag in KH die uns meißtens sehr Dankbar sind + deren Angehörige = ca.10 bis 12 Mio Wähler

Bei ca 40- 50 Mio Wahlberechtigter und einer Wahlbeteiligung von ca 50% haben wir ca. 50% der Stimmen und somit Regierungsfähig!!!! *GRINS*

mach mir jetzt was zu essen und schau dann was man beachten muß bei der Gründung einer Partei!!!
 
Die Mitarbeiter zu Verantwortlichen Handeln zu bewegen habe ich schonmal in einem kleinen "Feldversuch" probiert, ging voll in die Hose.

"Einem alten Hund bringt man keinen neuen Tricks mehr bei" :weissnix:

Wie hast du denn deine Kollegen eingebunden? Wie haben sie Selbstwirksamkeit erlebt? War Verantwortung positiv belegt oder negativ?

Eine Partei zu gründen ist Schwachsinn. Du bekommst die Leut schon nicht in die Verbände und Organisationen... warum sollten sie in eine Partei eintreten?

Elisabeth
 
Die Mitarbeiter haben immer über die Dienstplangestaltung gemosert, also habe ich sie in Gruppen eingeteilt und unter Anleitung ihren eigene Plan erstellen lassen gab nur neid und missgunst der eine meinte der andere würde nicht arbeiten und umgedreht.

Meinst du nicht das das ein schneller weg zum Ziel wäre selber Politik zu machen...
du wolltest doch schnelle Lösungen.

Mfg pinto

PS: du hast recht Organisationen, ist das evtl. das Problem, und evtl auch fehlende Massenmedienwirksamkeit?
 
Für mich liegt das Hauptproblem darin ,dass Organisation so teuer ist. :-) 180€ im Jahr haben oder nicht haben sind in unserem Beruf nun mal wichtig.


Gruß
Dennis
 
Ich sehe das nicht ganz so, ich will schon raus aus diesem Kreislauf der "Hilflosigkeit", musste mir aber sehr genau überlegen ob ich Mitglied in einer Gewerkschaft werden kann so lange uns nur mein Gehalt zur Verfügung steht. Wie gesagt 180€ sind schon ein gewisses Sümmchen und das kann sich nicht jeder leisten.
Damit wären wir wieder am Anfang.
Ich habe auch an meinem Arbeitsplatz einfach mal etwas Infomaterial an Personen verteilt, die dieses nicht abgelehnt haben und die häufigste Antwort ist......zu teuer oder 0,8% oh je kann ich mir nicht leisten.
Wie auch, wenn sich der Tarif immer mehr verschlechtert und dies führt ja somit wieder zur Hilflosigkeit.....

Gruß
Dennis
 
Die Mitarbeiter haben immer über die Dienstplangestaltung gemosert, also habe ich sie in Gruppen eingeteilt und unter Anleitung ihren eigene Plan erstellen lassen gab nur neid und missgunst der eine meinte der andere würde nicht arbeiten und umgedreht.

Was haben deine Mitarbeiter erfahren? Ohne "Eltern" geht nichts. Dann sollen die mal auch für die "Kinder" sorgen- ist schließlich erste Pflicht von sorgenden Menschen.

So kommt man nicht aus der gelernten Hilflosigkeit heraus.


Elisabeth
 
Wie gesagt 180€ sind schon ein gewisses Sümmchen und das kann sich nicht jeder leisten.

Und schon geht es wieder los.

Ca. 900.000 examinierte Pflegekräfte nagen kontinuierlich am Hungertuch. Was würden wohl die Hartz IV Empfänger dazu sagen?

Um Ausreden ist Pflege nie verlegen, wenn es um die Delegierung von Verantwortung geht.

Frage: 180 € zu teuer. Wie stehts mit den 30 € Angeboten? Biste da dabei?

Elisabeth :angry::angry::angry:
 
Jemanden die Opferrolle zu nehmen, die er seit Jahren hat und pflegt, ist fast nicht zu schaffen, es ist seine "Identität" und die kann man jemandem kaum nehmen, solange er irgendwie Nutzen davon hat.

Ergo leidet Pflege noch nicht genug und muss weiter aushalten und noch mehr leiden.

Realitäten werden einfach verdrängt und ignoriert, egal wie überzeugend und richtig sie sind. Ob fachlich, berufspolitisch oder auch vom normalen Menschenverstand ausgehend.

Da heißt es für andere, die weiter wollen, ihre Fachlichkeit oder ihr Berufsbild stärken wollen "aushalten", und nicht in die Rolle des Täters zu fallen. Ein gutes Thema wäre in dem Fall auch Macht und Ohnmacht.

Gruß Brady
 
Und schon geht es wieder los.

Ca. 900.000 examinierte Pflegekräfte nagen kontinuierlich am Hungertuch. Was würden wohl die Hartz IV Empfänger dazu sagen?

Um Ausreden ist Pflege nie verlegen, wenn es um die Delegierung von Verantwortung geht.

Frage: 180 € zu teuer. Wie stehts mit den 30 € Angeboten? Biste da dabei?

Elisabeth :angry::angry::angry:
Liebe Elisabeth,

ich bin schon dabei und nein ich nage nicht am Hungertuch, aber um etwas zu sparen reicht es auch nicht. So was mache ich nun, wenn mein Fahrzeug neue Bremsen benötigt?
Der Strom teurer wird?
Der Benzinpreis steigt?
Die Milch teurer wird?
Mein Tarif sich mit jeder neuen Verhandlung verschlechtert?
Meine Tochter zur Schule geht?


Hm? Wovon bezahle ich das? Etwa alles von knapp 2500 € inklusive 10 Nächten? Früh und Spät?

Klar, alles kein Problem..........ich ess einfach nichts mehr und gehe nur noch in denen von meinem Arbeitgeber gestellten Arbeitskleidungen, die ich vielleicht noch nicht einmal habe, aus dem Haus und das barfuß.

Gruß
Dennis
 

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