Liebe Forumsleser,
ich möchte euch einen Randbereich der Medizin vorstellen, der meinem Tätigkeitsbereich entspricht.
Ich arbeite im "Seuchenbunker" wie es bei uns manchmal flappsig heisst.
Darunter kann man sich reichlich wenig vorstellen, ausser, dass Fremde dann erstmal einen Schritt zurücktreten und fragen, wie ich nur kann...
Der Hochinfektionsbereich ist ein sehr kleiner Bereich der Medizin und wir haben selten Patienten.
Vor einigen Jahren bekam ich die Chance unsere Station neu zu strukturieren zusammen mit einem ärztlichen Kollegen.
Wir wissen heute, dass das Wichtigste dabei ist: ein gut sortierter Baumarkt und ein kreatives Team.
Da es für eine solche Station keine Standards oder dergleichen gibt, war dies nicht sehr einfach. Um die passende Schutzausrüstung zu finden waren wir kanpp 6 Monate beschäftigt, es gab immer wieder Rückschläge, da sich das Material doch nicht geeignet hat.
Was Wasserfest ist, muss noch lange nicht Desinfektionsmitteldicht sein.
Viele Firmen haben uns Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung gestellt, die den Ansprüchen nicht gerecht wurden, obwohl es uns versichert wurde.
In Deutschland gibt es ausser unserer Station noch 4 weitere Stationen.
Welche Krankheiten werden hier betreut?
Es sind Virus hämorrhagische Fieber wie Lassa oder Ebola.
Solche Patienten haben wir in der Regel alle 5 Jahre einmal.
Diese werden unter der höchsten Schutzstufe behandelt.
Schutzstufe 4 ist etwas, das gewisse Ähnlichkeit mit einem Astronautenanzug hat.
Die Patienten liegen in einem Raum mit Unterdruck und in meinem Schutzanzug herrscht ein leichter Überdruck.
Da die Umwelt nicht gefährdet werden darf, wird auch die Abluft über doppelte Filter geführt.
Die Patienten können bei uns komplett Intesivmedizinisch versorgt werden.
Während des Ausbruchs von SARS waren wir sehr gut besucht, dabei benötigten wir allerdings nicht unsere höchste Schutzstufe.
Diese Patienten betreuten wir mit FFP3-Atemschutzmasken, Schutzanzügen und einem Augenschutz.
Selbstverständlich auch im Unterdruck.
Als "normale Patienten" liegen bei uns intensivpflichtige Masern oder Varizellen Patienten oder auch Patienten mit einer Multiresistenten Tuberkulose.
Mein Job ist es die Einheit jederzeit einsatzklar zu halten und unser Personal des Hauses mit den Schutzmassnahmen vertraut zu machen.
In einem solchen Fall habe ich Zugriff auf das Personal der Intensivstationen und kann dieses zum Dienst auf die Seuchensonderisolierstation holen.
Da die Station nur selten Patienten hat, ist es so wichtig, dass jeder Handgriff im Ernstfall sitzt. Deshalb durchläft das Personal, es sind etwa 120 Pflegekräfte aus den unterschiedlichsten Intensivbereichen sowohl Kinderkrankenpflege als auch Dialysepersonal zuerst eine 20 stündige Grundschulung und dann jährlich weiter 4 Schulungen zu mit jeweils 4 Stunden.
Wir brauchen in 24 Stunden 20 Pflegekräfte und 6 Ärzte für einen Patienten.
Da das Arbeiten unter den Schutzbedingungen anstrengend ist, wird das Personal alle 3 Stunden am Patienten ausgewechselt.
Der Patient wird immer von 2 Pflegekräften und 1 Arzt betreut, es besteht eine Anwesenheitspflicht im Zimmer.
So sind in 12 Stunden immer abwechselnd 4 Pflegekräfte bei einem Patienten. Der Rest der Pflegekräfte hilft beim Anlegen der Ausrüstung oder bei der Dekontamination in der Dekoschleuse.
Eine Pflegekraft ist für die Dokumentation in der Patientenkurve zuständig und das Vorbereiten von Medikamenten.
Da die Dokumentation ausserhalb des Patientenzimmers stattfindet.
Um die Schutzausrüstung anzulegen braucht eine geübte Kraft etwa 15 Minuten.
Die Desinfektionsmassnahmen beim Verlassen des Zimmers dauern 20 Minuten, dann kann die Schutzausrütung abgelegt werden.
Eine Frage die ich immer wieder gestellt bekomme ist:
Hast du nicht Angst dort zu arbeiten? Nein, Angst habe ich keine, da es sich bekanntlich im Auge des Sturmes am Sichersten ist. Wenn der Patient in meinen Bereich verlegt wird, weiss ich, dass er vermutlich an einer höchstansteckenden Krankheit leidet.
Auch wenn ich keine Angst habe, so habe ich doch sehr grossen Respekt vor den kleinen Viren.
Angst ist unser grösster Feind, da Angst unsicher macht und wer unsicher ist macht wiederum Fehler.
In den Letzten 5 Jahren hatten wir 2 Patienten mit dem Verdacht auf Lassafieber bei uns liegen, der sich aber zum Glück nicht bestätigt hat.
Unser erster Patient war ein 8 jähriger Junge, was uns darin bestätigt hat, dass es richtig ist die Kinderkrankenpflege mit einzubeziehen.
Desweiteren waren 13 Patienten mit dem Verdacht auf SARS bei uns gelegen und 1 Patient bei dem sich SARS bestätigt hatte.
Was wird noch kommen? Keine Ahnung, wir lassen uns überraschen.
Schönen Tag
Narde
ich möchte euch einen Randbereich der Medizin vorstellen, der meinem Tätigkeitsbereich entspricht.
Ich arbeite im "Seuchenbunker" wie es bei uns manchmal flappsig heisst.
Darunter kann man sich reichlich wenig vorstellen, ausser, dass Fremde dann erstmal einen Schritt zurücktreten und fragen, wie ich nur kann...
Der Hochinfektionsbereich ist ein sehr kleiner Bereich der Medizin und wir haben selten Patienten.
Vor einigen Jahren bekam ich die Chance unsere Station neu zu strukturieren zusammen mit einem ärztlichen Kollegen.
Wir wissen heute, dass das Wichtigste dabei ist: ein gut sortierter Baumarkt und ein kreatives Team.
Da es für eine solche Station keine Standards oder dergleichen gibt, war dies nicht sehr einfach. Um die passende Schutzausrüstung zu finden waren wir kanpp 6 Monate beschäftigt, es gab immer wieder Rückschläge, da sich das Material doch nicht geeignet hat.
Was Wasserfest ist, muss noch lange nicht Desinfektionsmitteldicht sein.
Viele Firmen haben uns Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung gestellt, die den Ansprüchen nicht gerecht wurden, obwohl es uns versichert wurde.
In Deutschland gibt es ausser unserer Station noch 4 weitere Stationen.
Welche Krankheiten werden hier betreut?
Es sind Virus hämorrhagische Fieber wie Lassa oder Ebola.
Solche Patienten haben wir in der Regel alle 5 Jahre einmal.
Diese werden unter der höchsten Schutzstufe behandelt.
Schutzstufe 4 ist etwas, das gewisse Ähnlichkeit mit einem Astronautenanzug hat.
Die Patienten liegen in einem Raum mit Unterdruck und in meinem Schutzanzug herrscht ein leichter Überdruck.
Da die Umwelt nicht gefährdet werden darf, wird auch die Abluft über doppelte Filter geführt.
Die Patienten können bei uns komplett Intesivmedizinisch versorgt werden.
Während des Ausbruchs von SARS waren wir sehr gut besucht, dabei benötigten wir allerdings nicht unsere höchste Schutzstufe.
Diese Patienten betreuten wir mit FFP3-Atemschutzmasken, Schutzanzügen und einem Augenschutz.
Selbstverständlich auch im Unterdruck.
Als "normale Patienten" liegen bei uns intensivpflichtige Masern oder Varizellen Patienten oder auch Patienten mit einer Multiresistenten Tuberkulose.
Mein Job ist es die Einheit jederzeit einsatzklar zu halten und unser Personal des Hauses mit den Schutzmassnahmen vertraut zu machen.
In einem solchen Fall habe ich Zugriff auf das Personal der Intensivstationen und kann dieses zum Dienst auf die Seuchensonderisolierstation holen.
Da die Station nur selten Patienten hat, ist es so wichtig, dass jeder Handgriff im Ernstfall sitzt. Deshalb durchläft das Personal, es sind etwa 120 Pflegekräfte aus den unterschiedlichsten Intensivbereichen sowohl Kinderkrankenpflege als auch Dialysepersonal zuerst eine 20 stündige Grundschulung und dann jährlich weiter 4 Schulungen zu mit jeweils 4 Stunden.
Wir brauchen in 24 Stunden 20 Pflegekräfte und 6 Ärzte für einen Patienten.
Da das Arbeiten unter den Schutzbedingungen anstrengend ist, wird das Personal alle 3 Stunden am Patienten ausgewechselt.
Der Patient wird immer von 2 Pflegekräften und 1 Arzt betreut, es besteht eine Anwesenheitspflicht im Zimmer.
So sind in 12 Stunden immer abwechselnd 4 Pflegekräfte bei einem Patienten. Der Rest der Pflegekräfte hilft beim Anlegen der Ausrüstung oder bei der Dekontamination in der Dekoschleuse.
Eine Pflegekraft ist für die Dokumentation in der Patientenkurve zuständig und das Vorbereiten von Medikamenten.
Da die Dokumentation ausserhalb des Patientenzimmers stattfindet.
Um die Schutzausrüstung anzulegen braucht eine geübte Kraft etwa 15 Minuten.
Die Desinfektionsmassnahmen beim Verlassen des Zimmers dauern 20 Minuten, dann kann die Schutzausrütung abgelegt werden.
Eine Frage die ich immer wieder gestellt bekomme ist:
Hast du nicht Angst dort zu arbeiten? Nein, Angst habe ich keine, da es sich bekanntlich im Auge des Sturmes am Sichersten ist. Wenn der Patient in meinen Bereich verlegt wird, weiss ich, dass er vermutlich an einer höchstansteckenden Krankheit leidet.
Auch wenn ich keine Angst habe, so habe ich doch sehr grossen Respekt vor den kleinen Viren.
Angst ist unser grösster Feind, da Angst unsicher macht und wer unsicher ist macht wiederum Fehler.
In den Letzten 5 Jahren hatten wir 2 Patienten mit dem Verdacht auf Lassafieber bei uns liegen, der sich aber zum Glück nicht bestätigt hat.
Unser erster Patient war ein 8 jähriger Junge, was uns darin bestätigt hat, dass es richtig ist die Kinderkrankenpflege mit einzubeziehen.
Desweiteren waren 13 Patienten mit dem Verdacht auf SARS bei uns gelegen und 1 Patient bei dem sich SARS bestätigt hatte.
Was wird noch kommen? Keine Ahnung, wir lassen uns überraschen.
Schönen Tag
Narde