Gründung eines anerkannten Pflegekurses

Gwendolyn

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20.01.2009
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6
Beruf
Lehrerin für Pflegeberufe
Hallo,
wieder einmal hoffe ich hier auf Informationen und Hilfe.
Als beratende Pflegefachkraft (Lehrerin für Krankenpflegeberufe und befähigt Pflegeschulen zu leiten) arbeite ich in einer Behinderten- Pflegeeinrichtung. Auch in diesem Bereich wird mehr und mehr qulitativ gute Pflege verlangt. Der geringste Anteil an Beschäftigten kommen aus der Pflege, sondern eher aus dem erzieherischem Bereich. Zudem haben wir viele Langzeit-Praktikanten und bieten das FsJ an.
Um der "Pflege" gerecht zu werden, stellen wir zu Zeit Überlegungen an, ob wir nicht intern Pflegekurse anbieten können. (Dauer: 12 Monate?) Den praktischen und den schulischen Teil wollen wir selbst abdecken. Das alles ist noch in den Kinderschuhen......soll aber auch für unsere Beschäftigten eine Möglichkeit bieten, nach einer Tätigkeit bei uns, in die Pflege hineinrutschen zu können und dort tätig sein zu dürfen.
Wo kommen wir an Informationen zum Thema Rahmenbedingungen? Wie sieht das Ganze bei einer staatlichen Annerkennung aus? Wie bei einer nicht-staatlichen? Hat der Mitarbeiter nach seiner Tätigkeit bei uns auch dann noch einen Nutzen davon? Bisher habe ich keine Informationen erhalten können. (Heimaufsicht, Ministerium für Gesundheit)
Gibt es Pflegebasiskurse, die wir anbieten könnten? Pflegehelferinnenkurse? (selbst ein häuslicher Pflegedienst bietet diese seit einiger Zeit an) Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt werden?
Ich zerbreche mir schon seit Wochen den Kopf, komme aber einfach nicht weiter...........

Liebe Grüße
eure Gwendolyn
 
Der Trend geht derzeit eher dazu, Pflegeherlferinnen auszubilden und nur mit dem allernotwendigsten Grundwissen zu versorgen. Das hat auch einen berufspolitischen Hintergrund. Wenn wir Leute nach einem Jahr Ausbildung auf die gleiche Stufe wie examinierte Pflegekräfte setzen nur weil sie bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem päd. oder soz. Bereich haben, entwerten wir unseren Beruf nebst Ausbildung weiter.

Aus Kostengründen versucht derzeit fast jede zweite große Klinik solche Schnellbeschulungen anzubieten. Dabei wird sich stets bemüht unter einem Jahr zu bleiben. Wir schulen z.B. nur 3 Monate, davon 1 Monat Theorie. Hinterher gibt es weniger Lohn als für eine KPH.

Initiiert wurde das Ganze mit dem Arbeitsamt. Zielgruppe: schwervermitelbare aber arbeitswillige Frauen. Wir haben mit diesen Kollegen fast nur positive Erfahrungen gemacht.

Elisabeth
 
Hallo,

die Idee ist mit Sicherheit nicht schlecht; allerdings verstehe ich jetzt das Konzept noch nicht so ganz...

Pflegehelferinnen werden in 6-8 Wochen Kursen ausgebildet; diese führen zu keinem staatlich anerkannten Berufsabschluss.
Krankenpflegehelfer/in ist allerdings eine geschützte Berufsbezeichung nach einer 1 (tlw. 2- jährigen) Ausbildung.
Ausgebildet wedren diese an Schulen für Krankenpflegehilfe; wobei die Ausbildung Länderspezifisch geregelt ist (hinsichtlich Art, Umfang, Rahmenbedingungen).
Du müsstest Dich für letzteres also erstmal in Deinem Bundesland nach den Rahmenbedingungen umschauen....einfach so einen Kurs abhalten geht da halt nicht.

Was mit Sicherheit kein Problem sein wird, ist eine modularisierte und hausinterne WB anzubieten, welche eben mit einer Teilnahme bescheingung endet.
Wäre doch ein Anfang, oder?
 
Danke für die informativen Antworten.
Zur näheren Erklärung:
In den Behinderten-Pflegeeinrichtungen gibt es nur wenige Pfklegefachkräfte. Die Pflege allerdings nimmt enorm zu. Einfachste Dinge wie Prophylaxen, Lagerungen, Grundpflege, Hygiene usw. werden nur selten, oder gar nicht durchgeführt. Transfers, Krankenbeobachtung kennen die wenigsten. Ärzte werden in die Einrichtung gerufen, ohne vorher mal RR, Puls oder gar die Temp. zu kontrollieren........
mit meiner Qualifikation stellt sich einfach die Frage: Wie können wir pflegerisch schulen (Pflegebasiswissen vermitteln) und der Angelegenheit zusätzlich einen offiziellen Charakter zu teil werden lassen? Für unsere Jahrepraktikanten z.B. könnte so ein absolvierender Pflegebasiskurs vielleicht die Tür zu einer Pflegeausbildung öffnen, oder das Mit-Arbeiten in der Pflege, als Festanstellung, erleichtern.
Um dieses Umsetzen zu können, benötige ich die erforderlichen Rahmenbedingungen, die eine Einrichtung benötigt.
Es muss keine staatl. anerkannte Ausbildung sein (wäre aber toll), soll aber am Ende eine Art "Qualifikation" darstellen, mit denen es zum Beispiel auch Jahresperaktikanten leichter haben eine Tätigkeit in der Pflege zu finden.
Aktuell habe ich bei mir eine Jahrespraktikantin (40 Jahre) die von der ARGE zu uns geschickt wurde. Die Frau ist pflegerisch einfach perfekt. Krankenbeobachtung, ihre Umsichtigkeit......sie hatte noch nie in der Pflege gearbeitet, würde dies aber gerne tun. Ihr Vertrag läuft Ende August aus. Unser Arbeitgeber kann sie nicht übernehmen in eine Festanstellung, da ihr einfach dei Grundqualifikation fehlt. Eine Ausbildung möchte sie nicht mehr absolvieren. Haääten wir jetzt die Möglichkeit für solche (bisher positiv aufgefallene, nicht aus der Pfege kommende, arbeitswillige, hochmotivierte Mitarbeiter pflegerisch zu schulen, würde dieses evtl. sogar die ARGE unterstützen (ARGE ist positiv gestimmt) und nach der Qualifikation im eigenen Hause, käme für viele eine Festanstellung in Frage.
Und selbst wenn dann bei uns keine Stelle frei sein sollte, wäre doch die Möglichkeit woanders in der Pflege unterzukommen einfacher, oder?
Damit will niemand die Stellung der staatl. anerkannten Pflegeberufe erniedrigen, oder dem berufsbild schaden. Wir benötigen viele Hände in der Pflege, und besonders in solchen Nischen, in denen nicht jeder arbeiten will. Ein weiterer Aspekt wäre da die Qualität, die dadurch verbessert werden könnte.


GLG
Gwendolyn
 
Hallo Gwen,

ich könnte mir vorstellen, dass man einen mehrwöchigen Kurs aufziehen kann... ob und wie weit das zu einer geförderten Maßnahme bei der ARGE führt, kann ich nicht sagen.

Du müsstest Dich erkundigen, was Du für Voraussetzungen erbringen musst, um die TN per Bildungsgutschein zu Euch zu bekommen.


KPH-Schulen müssen staatlich anerkannt sein, mit KH kooperiren und eine ganze Latte an Auflagen erfüllen bezüglich:
  • Schüler-Lehrer -Verhältnis (1:15)
  • Qualifikation der Leitung
  • Qualifikation der hauptamtlichen Lehrkräfte
  • Räumliche Ausstattung
  • Medien, Computerraum etc.
  • ....
Der Schulleiter muss einen einen Lehrplan erstellen für die gesamte Ausbildung....das ist alles ziemlich kompliziert. Wir waren z.B: schon eine Schule für die GuKP, haben die KPH seit 2008 mit dazu genommen. Mein Schulleiter musste den ganzen Papierkram für diese Ausbildung nochmals separat machen; obwohl die Schule ja schon staatlich anerkannt war!

So etwas "ganz Neues" aus dem Boden zu stampfen ist wohl alleine nicht möglich....

Du schreibst, dass Du Honorardozentin warst.
Hast Du Erfahrungen in Curricularer Arbeit...also hast Du schon mal einen Bildungsgang oder einzelne Module "neu gestrickt"?
In sowas erhält man i.d.R. eher Einblick, wenn man fest in einem Team ist; auf Honorarbasis macht man eher "sein Ding"....
 
Einfachste Dinge wie Prophylaxen, Lagerungen, Grundpflege, Hygiene usw. ... Transfers, Krankenbeobachtung kennen die wenigsten

Interessant, wie manche unsere Arbeit sehen. Blümchens Worte sind als Saat sogar in den eigenen Ausbilderreihen aufgegangen: Pflegen kann jeder. Wozu brauchts ne dreijährige Ausbildung, wenn man in einem Jahr jeden befähigen kann?
Endlich gibts ne dreijährige Altenpflegeausbildung, da wird schon wieder gedanklich zurückgegangen.

Berufspolitsich gesehen, gehören bei Zunahme der Pflegetätigkeiten mehr Pflegekräfte vor Ort, die die Nichtpflegekräfte anleiten. Ob diese Pflegekraft nur sporadisch im Sinne einer Beratung genutzt wird oder fest angestellt ist, lasse ich erst mal dahin gestellt. Ergo: schlechte Argumentation.


Pflegekurse bieten doch z.B. die Johanniter, das DRK an. Sind zwar nur wenige Wochen... aber mehr brauchts auch nicht zur Pflege nach Anleitung. Ergo: es gibt bereits Anbieter am Markt. Diese müssten eigentlich gute Tipps für dein Ausbildungsmodul geben können.

Frag doch dort auch mal nach, ob sie jemanden kurzfristig schulen können. Dann wäre ev. euch und eurer Kollegin geholfen.

Elisabeth
 
Hallo,

ich finde die Idee nicht schlecht, Laien, bzw. Fachleute anderer Professionen für einen bestimmten Bereicht fit zu machen.

Hilfspersonal, oder pädagogisches Personal im Langzzeitbereich pflegerisch zu schulen ist eine gute Idee, und da braucht es möglicherweise auch nicht die komplette Pflegeausbildung.

Ich würde mich mal beim Arbeitsamt erkundigen, ob die Adressen haben, wo man sich als Berufsbildungswerk schlau machen kann.

Als Kinderkrankenschwester werde ich immer häufiger angefragt, Pädagogen auf die neuen Aufgaben in Krippen (pflegerische Themen bei Kleinkindern), oder Integrationskindergärten (Umgang mit kranken Kindern) zu schulen. Da könnte man sicherlich auch mehr draus machen.

LG,
Meggy
 
Nochmal die Warnung: fit machen kann nicht bedeuten, dass die Hilfskräfte allein anhand von Checklisten und Drehbuchstandards die Pflege selbständig durchführen. Ergo brauchst du eine Krankenschwester, die eine Planung macht. Und dann fragt sich, warum diese nicht entsprechend anleiten kann.

Vielelicht sollten solche Aspeket mehr ind ie Ausbildung einfließen: Pflegediagnostik und Pflegetherapie, korrekte Delegierung inklusive Anleitung von laien vor Ort. Und dann reicht eine Kleinstschulung von 3-6 Wochen: Hygiene, rückengerechtes Arbeiten, rechtliche Grundlagen, Reanimation. Alles andere kann individuell vor Ort gezeigt werden.

Man sollte nicht vergessen, die Kollegen pflegen schon und brauchen eigentlich nur eine speziell auf den Bewohner angepasste Anleitung. und ich denke, da wird das Arbeitsamt (zu recht) eine Finanzierung verweigern.

Elisabeth
 

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