Ich schicke mal voraus, dass es interessant war zu lesen und wie ich finde nicht zu umfangreich. Möchte aber noch auf ein paar Dinge eingehen, die mir nicht ganz klar sind.
Elisabeth Dinse schrieb:
Versuch ich es mal mit den Schlüsselqualifikationen zu erklären:
• Sozialkompetenz
• Fachkompetenz
• Methodenkompetenz
• Selbstkompetenz: Eigen- und Mitverantwortung
Die Schlüsselqualifikationen treffen eigentlich auf jeden Beruf zu. Aber jeder Beruf muss seine Kompetenzen halt selbst definieren. Und das ist ja das, was mich primär interessiert hat, worauf Du kaum (von Deinem eigenen erlebten Beispiel ausgenommen) eingegangen bist. Aber genau da ist ja der Ansatz, WAS IST PFLEGE, worum sich so oft die Diskussion dreht. Das Problem ist, glaub ich, dass wir unsere Kompetenzen einfach nicht genau definiert haben. Und daher kommt bei vielen auch die Unsicherheit, was denn nun in unseren Berufsstand fällt oder nicht. Aber die aktuelle Berufspolitik versucht ja (mal wieder) dieses abzugrenzen. Bin gespannt, ob es diesmal mehr Früchte trägt.
Elisabeth Dinse schrieb:
Was ist für mich Pflege: das Anbieten einer Dienstleistung auf hohem Niveau. Es geht nicht um waschen, füttern, trockenlegen - das kann jeder.
Das sehe ich eben etwas differenzierter. Jeder kann sicher einen anderen Menschen reinigen. Aber ich führe ja nur selten eine Waschung zur reinen Reinigung eines Patienten durch sondern verfolge andere Ziele. Ob es nun die Belebung, Beruhigung, Schweißreduktion, Temperaturregulation, Förderung der Selbstständigkeit oder anderes ist. Und ich befürchte, dass ein Laie diese nicht verfolgt. Und das ist einer der Dinge, die mich bei einer Waschung von einem Laien unterscheidet. Auch wenn der Patient den Unterschied im ersten Moment evtl. nicht erkennen wird.
Zum Zubereiten und Darreichen der Nahrung gehört für mich auch viel mehr als das reine Befriedigen des Hungers. Auch hier steht auch oft die Förderung der Selbstständigkeit im Vordergrund. Oder auch im Rahmen meiner Möglichkeit eine Aufrechterhaltung der persönlichen Bedürfnisse des einzelnen Individuums.
Elisabeth Dinse schrieb:
Wir bewegen uns in der Pflege aber seit Jahren auf dem Laienniveau. Da kommt uns die Übernahme der ärztl. Tätigkeiten gerade recht. Die Brotsamen die vom Ärztetisch fallen sammeln wir achtsam ein und freuen uns darüber ... und werden von Ärzten insgeheim belächelt ob unserer Freude.
Das sehe ich auch etwas anders. Es kommt darauf an, welche Tätigkeiten gemeint sind. Sicher ist es nicht erstrebenswert, dass ich in meiner Stellenbeschreibung stehen habe, dass ich rein delegierbare Tätigkeiten ausführe, über die ich nicht selbst im Rahmen meiner Kompetenz mitbestimmen kann. Es geht MIR persönlich viel mehr darum, dass beispielsweise Dinge wie die moderne Wundtherapie, von denen viele Medizinmänner keine Ahnung haben in pflegerische Hand gehört. Mit sämtlicher Kompetenz. Aber nicht für jeden. Davor steht eine exakte Schulung und ein genaues Studium über Wunden und deren Management.
Und genauso gehört für mich dazu, dass ich dem Patienten lange Wartezeiten abnehmen kann in dem ich ihm halt mal (aber nicht im Regelfall) das Blut abnehme, eine Injektion verabreiche (wenn er nun mal Schmerzen hat und sich kein Studierter blicken lässt, warum auch immer) oder ähnliches. Jedoch muss ich in diesem Falle SICHER sein in dem was ich tue. Und da ist leider das Problem, dass sich viele eben der Gefahr nicht bewusst sind, was sie tun.
Die Brotkrumen fallen eben nicht vom Ärztetisch. Kompetenzen werden nicht gerne aufgegeben. DA ist das große Problem. Sicher gehört eine Differenzierung zwischen rein ärztlicher und rein pflegerischer Tätigkeit her. Aber schließt das aus, dass man über den Tellerrand blickt?
Das Problem ist, dass wir zu viele Grauzonen haben und uns zu wenig differenzieren, ... aber es fehlt vielen auch an Selbstbewusstsein für seinen eigenen Beruf.
Man muss sich wohl erst selbst definieren und auch definieren können, was man will, bevor man über den gesamten Beruf nachdenkt. Leider gibt es in der Pflege immernoch viel zu viele, die lieber nichts tun und sich beschweren, als nachzudenken und danach zu handeln.
Aber dafür braucht man halt auch Leute wie Dich, die immer wieder kritisch nachfragen. Find ich auch gut.
Und dass Du keine reinen Tätigkeiten beschreibst, die Du favorisierst spricht wahrscheinlich dafür, dass Du Pflege für zu komplex hältst, als dass man es in einem Posting niederschreiben kann. Zumindest will ich es mal so auslegen.
Was mich noch interessieren würde, wie Du zu Pflege in Funktionsbereichen stehst und auch wie Deine Einstellungen zu so manchen Fachweiterbildungen ist.
Ich bin gespannt.