Zumutbarkeit von Mitpatienten auf einer geschlossenen, psychiatrischen Station

bitman

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Ein Bekannter von mir wurde Aufgrund eines Suizidversuchs in eine geschlossene psychiatrische Station eingewiesen. Ihm wurde vor 4 Tagen ein ca. 80 jähriger Patient aufs Zimmer gelegt. Nachts steht dieser offenbar auf, läuft nackt durchs Zimmer und setzt sich auch aufs Bett meines Bekannten. Dabei hinterlässt der demente Knabe deutliche Spuren in Form von Urin und Kot auf dem Bett meines Bekannten. Deshalb schläft er seit 4 Nächten im Fernsehraum der Station. Tagsüber kann er sein Zimmer auch nicht nutzen weil sein Mitpatient anscheinend die Kloschüssel beim großen Geschäft nicht mehr trifft. Das Zimmer riecht so stark nach Kot das es ihn würgt wenn er das Zimmer betritt.
Ich habe seine Ärztin darauf angesprochen und die sagte einfach: „Ja so was kommt vor!“.
Ich denke dass so etwas einfach zu weit geht. Der Typ ist fix und fertig und hat seit 4 Tagen kaum geschlafen. Er ist jetzt seit fast 2 Wochen auf dieser Station. Am Anfang als ich Ihn besucht habe hat er noch normal mit mir gesprochen. Mittlerweile spricht er kaum noch wenn wir Ihn besuchen und sagt nur noch das er aus dieser Einrichtung raus muss und es dort nicht mehr aushält. Wenn wir Ihn anrufen geht er mittlerweile nicht mehr ans Telefon.


Deshalb habe ich folgende Fragen:

1) Gibt es so was wie Richtlinien für die Unterbringung von stationären Patienten mit denen ich bei der Ärztin argumentieren kann?

2) Der demente Patient legt sich nachts auch in das Bett seines Mitpatienten und hinterlässt massiv Kot und Urin in diesem Bett. Nachdem mein Bekannter die Schwester am nächsten Morgen darauf hinwies und sie um frisches Bettzeug bat, hat diese anscheinend nur gelacht, das Bett des dementen Patienten bezogen und seins nicht. Ihm wurde nach einer erneuten Anfrage nach Bettzeug von einer anderen Schwester welches ausgehändigt.

Die Frage: Ich gehe davon aus das ein Patient nicht verpflichtet ist den Dreck anderer Patienten wegzumachen. Gibt es eine Beschwerdestelle an die ich mich wenden kann wenn die behandelnde Ärztin weiterhin auf so was nicht reagiert?

3) Kann ich irgendetwas tun damit er in eine andere Einrichtung verlegt wird?
 
Entschuldige bitman,

bist du dir wirklich sicher, das dies der Wahrheit entspricht?

Ich bezweifle deine Schilderung sehr, sehr stark.

Es darf auch nicht einfach mal jemand im Fernsehraum schlafen.

Dass eine Schwester lacht, wenn jemand ins Bett eines anderen macht, oder im Zimmer den Kot nicht riecht, auch die Ärztin nicht und sonst auch niemand vom Personal.

Mir kommen an deiner Schilderung oder der deines Bekannten erhebliche zweifel?

Ich würde mit Arzt, Oberarzt oder sogar Chefarzt reden, wenn du sonst kein Gehör findest.

Es gibt auch ne Stat.leitung und Pflegedienstleitung.

Ebenfalls gibts mittlerweile in jedem KH (fast) ne Beschwerdestelle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht so ganz an die Schilderung deines Kollegen. Das sagt allein schon der Satz, dass er meint es in der Einrichtung nicht mehr auszuhalten. Er ist aufgrund eines Suizidversuches in der Klinik, also vermutlich nicht wirklich freiwillig. Vielleicht will er euer Mitleid, damit ihr ihm irgendwann helft, dort rauszukommen.
" Mittlerweile spricht er kaum noch wenn wir Ihn besuchen und sagt nur noch das er aus dieser Einrichtung raus muss und es dort nicht mehr aushält." Vielleicht spricht er nicht mehr, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Der Suizidversuch ist 2 Wochen her, er ist mit Sicherheit noch nicht über den Berg!!
Zudem wird er nicht im Aufenthaltsraum schlafen dürfen. In einer psychiatrischen Station gibt es ganz klare Regeln und sowas wird dort sicher nicht geduldet. Ebenso wenig kann ich mir vorstellen, dass die Schwestern und Ärzte darüber nur lachen, wenn sie so etwas sehen.
Dir als Kumpel werden die Ärzte keine Auskunft geben über seinen Zustand, aber es wäre vielleicht sinnvoll wenn du deine Beobachtungen den Ärzten oder Schwestern mitteilen würdest, nicht das doch was passiert und du dir nachher Vorwürfe machst, nicht gehandelt zu haben.
 
Richtig ist das er nicht ganz freiwillig dort ist. Er hat einer freiwilligen Unterbringung zugestimmt. Hätte er nicht zugestimmt hätte ihn der Oberarzt wohl per Gerichtsbeschluss zwangseinweisen lassen. Ich denke auch das diese Vorgehensweise sehr vernünftig ist.
Das er seit Tagen im Fernsehraum nächtigt ist unstrittig. Das wurde mir auch von einer Schwester bestätigt.
Außerdem ist er nicht der Typ Mensch der grundlos rumnörgelt oder sich über Lappalien beschwert. Er ist eher der Typ der erst was sagt wenns gar nicht anders geht.
Er sagt auch das das Pflegepersonal ganz nett ist. Anscheinend hat ihn aber der Vorfall mit dieser einen Schwester ziemlich getroffen.
Deshalb habe ich nicht die geringsten Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Aussagen.
Das es im Zimmer mieft kann ich auch bestätigen. Ich persönlich empfinde das jetzt nicht als unerträglich. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es aus seiner Sicht wesentlich schlimmer ist. Ich denke es ist auch ein erheblicher Unterschied ob man als Besucher oder Pflegekraft kurz das Zimmer betritt oder als Patient darin eine Nacht verbringen muss.
Es ist auch nicht so, dass er total durchgeknallt ist. Er war bisher nie in einer solchen Einrichtung und hatte vorher nie psychische Probleme. Er nimmt auch keine Drogen und ist auch kein Akloholiker.
Wir haben ihn heute besucht und waren schockiert über seinen Zustand. Er ist sichtlich angeschlagen. Ich habe ihm angeboten dass wir ihm ein Einzelzimmer bezahlen damit er seine Ruhe hat. Das hat er abgelehnt weil er nicht will das dieses Krankenhaus für seine momentan miserable Unterbringung zusätzlich abkassiert. Er spricht mittlerweile auch nicht mehr mit den Ärzten. Er hat dafür auch Gründe benannt die ich nachvollziehen kann. Das Vertrauensverhältnis zu den Ärzten ist anscheinend so stark gestört das er in dieser Einrichtung keine Therapie mehr zulassen wird.

Ich denke eine Verlegung in eine andere Einrichtung ist sinnvoll.

Ich bin der Meinung das es in der momentanen Situation eine untergeordnete Rolle spielt ob seine Ausführungen glaubhaft sind oder nicht. Ich meine selbst wenn er sich alles aus den Fingern gesogen hätte, ist es doch so, dass es in einer anderen Einrichtung nicht schlechter laufen kann. Wir sind auch dazu bereit anfallende Kosten für die Verlegung zu tragen.

Für Tipps wie man so eine Verlegung in die Wege leitet wäre ich dankbar.

Wenn jemand Einwände hat die gegen eine Verlegung sprechen bin ich auch dafür offen.

Wir wollen einfach nur das Beste für den sturen Esel. Wir hatten alle den Eindruck das er kurz davor steht völlig zusammenzubrechen.
 
Ich denke man sollte einfach mal sagen das es auf einer "psychiatrisch geschlossen geführten Station" durchaus vorkommen kann das Patienten kurzfristig aus Platz- und Bettenmangel im Fernsehraum oder z.B. Ergoraum untergebracht werden.
Ich denke da sollte man sich kein Illusion machen.
Es ist nahezu unmöglich auf einer solchen Station "Patientenaufnahmen" zu planen. Es gibt Zwangseinweisungen (durch den Amtsarzt) und dann müssen die Patienten aufgenommen werden.
Leider ist es hierdurch unmöglich die Zimmerbelegung zu beeinflussen und somit kommen LEIDER auch solche Zimmerkonstellation zustande.

Dein Bekannter liegt auf einer absoluten Akutstation, hier werden viele schwer kranke Menschen untergebracht.
 
Nun, natürlich kannst du bzw ihr das mit der Verlegung versuchen, aber ich bin mir sicher, dass sich dadurch nichts ändern wird. Er wird auch in einer neuen Klinik Probleme suchen und diese auch finden. Eben weil er nicht wirklich freiwillig da ist und weil er es noch nicht ganz einsieht, warum, weshalb und überhaupt er dort ist. Klar hat er freiwillig zugestimmt, aber wirklich freiwillig war es auch wieder nicht, da er wusste, das sonst eine Zwangseinweisung erfolgt. Ich denke, du solltest deinem Kumpel einfach erklären, dass er jetzt noch ein bisschen durchhalten muss. Wie mein Vorschreiber schon sagte, auf so einer Station sind die Aufnahmen nicht planbar. Es kann also sein, dass er schon in wenigen Tagen in ein anderes Zimmer kann.
Du solltest ihm aber auch klar machen, dass weder die Schwestern noch die Ärzte was für seine Misere können. Und das ihn es nicht weiter bringt, einfach nicht mehr mit denen zu reden. Denn so macht er es noch viel schlimmer!
 
Hallo.
Ich muss mich leider anschließen, ich befürchte in einigen Psychiatrien, vor allem den Aufnahmestationen ist es inzwischen Gang und Gebe das Pat. im Aufenthaltsraum nächtigen müssen.

In fast jeder Klinik gibt wa inzwischen Beschwerdestellen, frag doch einfach mal auf der Station nach...oder an der Pforte oder so wenn dir das lieber ist. Es ist das gute Recht eines jeden Pat. sich an offizieller Stelle zu beschweren.

Ich weiß selbst sehr gut das dem PflegePersonal oftmals die Hände gebunden sind- wir verstehen sehr gut das die Zimmersituation für die Pat. zusätzlich belastend sein kann aber wir können nichts ändern, wie auch bei einer Überbelegung von 150%?!?

Und ich fände es auch furchtbar belastend wenn sich nachts jemand fremdes auf mein Bett setzt und das Bett vollkotet, somit können sicher auch die Kollegen in dem KH die unangenehme Situation nachempfinden...das hoffe ich zumindest.

Das dein Kollege kaum noch spricht, keine Telefonanrufe mehr annimmt und sehr, vielleicht auch aktuell verstärkt an der Zimmersituation leidet KÖNNTE allerdings auch krankheitsbedingte Gründe haben.

Möglichkeiten einer Verlegung am besten mit den Stationsärzten besprechen, man sollte sich aber vorher klar machen das die Pat. auf anderen schließbaren Stationen nicht weniger krank sind...

Lg Verena
 
Hallo bitman,
wie nah stehst du denn diesem Menschen? Du schreibst,es sei ein Bekannter. Ich frage, weil ich glaube, dass es Sinn machen würde mit einem Angehörigen zu sprechen und /oder einem Arzt. Wenn du "nur" ein Bekannter bist, gestaltet sich das jedoch schwierig.
Hast du denn Kontakt zu den Angehörigen?
Wenn ja, dann sprich mit ihnen, frag sie nach ihrem Eindruck und wenn sie es ähnlich sehen wie du, dann biete Unterstützung an.Welche Medikamente bekommt er z.B., auch die machen eine massive Wesens und Ausstrahlungsveränderung im Sinne von müde, verlangsamt und apathisch wirkend.Das ist oft am Anfang so, bis sie greifen und der Mensch in einen kontrollierten "Normalzustand" zurückkehren und seinen Wahn oder seine Ängste besser aushalten kann.
Ich habe lange in der Psychiatrie gearbeitet und ich weiß, dass die Zustände dort fur Außenstehende und Angehörige oft schockierend wirken und zum Teil auch sind.
In einer geschlossenen Anstalt sind sehr kranke Menschen untergebracht, die sich in der Regel selbst oder andere gefährden würden.Die Situation auf Station ist diesem Tatbestand geschuldet und ja,- sie macht nicht unbedingt gesünder.
Ich persönlich finde die Zimmerkonstellation unerträglich und wundere mich schon, dass diese über vier Tage bebehalten wird. Soetwas kenne ich nicht. wir haben immer versucht, da schnell eine angemessene Lösung zu finden (die da aber nicht nächtigen im Tages raum heißt!!)
Wie gesagt, versuch heraus zu finden, wie der weitere Weg für deinen Bekannten sein soll, sprich mit Arzt oder Angehörigen, sprich mit ihm und frage, ob er seine Wünsche schon geäußert hat, aber lass ihm auch genügend Zeit und Raum mit sich ins Reine zu kommen.
Es gab ja einen Grund für seinen Suizid und ich denke , vielleicht seid ihr auch gerade zu früh zu nah dran und es ist für ihn eine Belastung, dass du ihn so siehst. Nicht ans Telefon gehen , kann ja auch bedeuten, dass er wirklich nicht reden kann und will. Das gehört zu der Krankheit , auch zu einem Suizidversuch und dem "Danach" dazu.
Bei aller Sorge, lasst ihm auch bitte einfach Zeit!
Danke
LG
joe
 
Nun, natürlich kannst du bzw ihr das mit der Verlegung versuchen, aber ich bin mir sicher, dass sich dadurch nichts ändern wird.

Das was sich ändern wird ist das er nachts schlafen kann. Momentan schläft er ca. 2 Stunden in der Nacht und Tagsüber versucht er sich in irgendwelche ruhige Ecken zu verziehen um dort zu schlafen. Das funktioniert aber nicht weil er dort natürlich auch von anderen Patienten gestört wird. Ich denke fast eine Woche Schlafentzug würde mich auch kaputt machen.

Eben weil er nicht wirklich freiwillig da ist und weil er es noch nicht ganz einsieht, warum, weshalb und überhaupt er dort ist.
Du solltest ihm aber auch klar machen, dass weder die Schwestern noch die Ärzte was für seine Misere können.

Das muss ich ihm nicht klar machen. Dessen ist er sich schon bewusst und weiß das die nur ihren Job machen. Ich hab auch nicht erlebt dass er unfreundlich zum Pflegepersonal war, was mich auch wundern würde weil das überhaupt nicht seine Art ist. Er macht auch seinem Mitpatienten keine Vorwürfe weil ihm schon klar ist das der Mann krank ist und nichts dafür kann.



Hallo bitman,
wie nah stehst du denn diesem Menschen? Du schreibst,es sei ein Bekannter. Ich frage, weil ich glaube, dass es Sinn machen würde mit einem Angehörigen zu sprechen und /oder einem Arzt. Wenn du "nur" ein Bekannter bist, gestaltet sich das jedoch schwierig.

Welche Medikamente bekommt er z.B., auch die machen eine massive Wesens und Ausstrahlungsveränderung im Sinne von müde, verlangsamt und apathisch wirkend.

Weder er noch einer von uns hat Kontakt zu den Angehörigen. Und er will auch keinerlei Kontakt zu ihnen haben. Er ist mit damals mit 17 von Zuhause ausgezogen und hat seitdem (rund 15 Jahre) auch keinerlei Kontakt mehr mit seiner Familie. War in der Tat nicht einfach rauszufinden wo er überhaupt steckt.
Mit den Ärzten will er nicht mehr sprechen. Er geht davon aus, dass die Verlegung seines Mitpatienten vom Arzt gewollt ist um ihn dazu zu bringen, dass er Medikamente nimmt. Das lehnt er strickt ab.
Er sagt dieser Patient war schon auf der Station als er eingewiesen wurde. Der Patient der anfangs in seinem Zimmer war wurde entlassen. Am selben Tag hatte er ein Gespräch mit dem Arzt. In diesem Gespräch hat er es wohl auch weiterhin abgelehnt Medikamente zu nehmen. Kurz nach dem Gespräch mit dem Arzt wurde ihm sein jetziger Zimmergenosse aufs Zimmer verlegt.
Er sagt auch, dass es an diesem Tag keinen Neuzugang auf der Station gab. Und für ihn (und ich muss gestehen auch für mich) ist es unlogisch das ein Patient mit seinem ganzen Krempel in ein anderes Zimmer verlegt wird anstatt das ein neuer Patient direkt in sein Zimmer gelegt wird wo ein freies Bett steht. Er empfindet diese Vorgehensweise als Erpressung und verweigert seitdem Gespräche mit den Ärzten. Medikamente nimmt er natürlich auch weiterhin keine.
Er lehnt es auch ab das wir mit den Ärzten reden. Ich selbst hab aber trotzdem eine Ärztin auf die Situation angesprochen. Allerdings ohne Erfolg. Sie meinte sichtlich unbeeindruckt das so was schon mal vorkommt.

Danke fürs Feedback,

Bitman
 
Bitman entschuldige bitte wenn ich das so sagen muss, aber ich glaube das dein Kumpel euch wirklich dafür benutzt, sein Ding durchzuziehen.
Du schreibst er ist der Meinung dass die Ärzte mit Absicht den anderen Patienten in sein Zimmer gelegt haben, damit er die Medikamente nimmt. Der vorige Pat. wurde entlassen. Ja gut, sowas kommt vor in einer Klinik. Dann kam dieser Ältere Herr mit ins Zimmer. Auch sowas kommt vor in einer Klinik. Und leider lassen sich aufgrund der Bettensituation nicht immer passende Pat. in ein Zimmer legen. Vielleicht gab es wirklich Gründe, für euch nicht nachvollziehbar, warum der Mann in sein Zimmer gelegt wurde, obwohl er schon auf der Station war. Es können auch nicht alle Krankheitsbilder miteinander gelegt werden. Vielleicht hatte der andere Pat. bei dem älteren Mann im Zimmer eine Psychose und deswegen musste der Mann raus. Man weiss es nicht, aber die werden schon gute Gründe dafür gehabt haben.
Du verstehst das vermutlich nicht, da du wohl noch nie in einer Psychiatrischen Klinik gearbeitet hast.
Für mich hört sich das aber ganz schwer nach einer psychischen Erkrankung an und ich finde, du solltest dich dort jetzt ein wenig zurück ziehen und dich nicht so einmischen. Lass die Ärzte machen, die wissen was sie tun. Glaub mir. Das soll jetzt in keinster Weise böse sein dir gegenüber, versteh mich bitte nicht falsch. Aber dein Kumpel ist psychisch krank und da kannst du ihm momentan nicht helfen.
 
Hallo, bitman!

Ich habe deinen Anfangspost gelesen und die nachfolgenden Beiträge eher überflogen, deswegen bezieht sich meine Antwort hauptsächlich darauf.

Ich habe selbst auf einer geschützten Station (so heißt das heute) gearbeitet und kenne Situationen wie die, in der sich dein Kollege befindet. So schlimm es für die Patienten ist, wir haben oft keine andere Wahl:

- Leute auf den Flur oder in den Tagesraum zu schieben ist mittlerweile Standart, wenn wir zwar überbelegt sind, aber immer neue Aufnahmen kommen, die nicht abgewiesen werden dürfen
- ältere, demente Patienten, die quasi als Übergangslösung zu uns kommen, weil noch kein Heimplatz für sie da ist, sind nachts oft besonders verwirrt, entkleiden sich und zerpflücken ihr beschmutztes Inkomaterial; aber: wie sollen wir sie daran hindern? Wir haben keine Kapazität, sie in ein Einzelzimmer zu legen; wir können keine 1:1-Betreuung stellen, weil wir dafür zu wenig Personal haben; und einen alten Menschen, der nicht eigen- oder fremdgefährdend ist, fixieren ist menschenunwürdig und würde auch kein Arzt verordnen

Ob das eine Atmosphäre ist, um stabil genug für eine offene Station zu werden? Sicher nicht! So viele Menschen auf einmal ist schon für psychisch stabile Menschen unangenehm, wenn dann noch jeder an seinen Problemen zu knabbern hat, wird es haarig, für alle Beteiligten. Vielleicht lässt sich so die Abfuhr der Pflegerin erklären. In Ordnung ist das selbstverständlich nicht, aber auch wir sind nur Menschen.

Dein Kollege als Patient hat das Recht, sich an die Patientenbeschwerdestelle zu wenden und sollte dies auch tun. Denn je mehr Beschwerden (natürlich sachlich und neutral) es gibt, desto größer wird der Druck auf die leitende Schicht , an der Situation etwas zu ändern.
Und dein Kollege hat auch das Recht, das Haus zu wechseln, solange er freiwillig Patient ist. Die Frage ist nur, ob das andere Haus eine bessere Situation bietet, denn die Versorgung psychisch erkrankter Patienten ist leider das Stiefkind unseres Gesundheitssystems. Ich gebe deinem Kollegen den Rat, sich jetzt schon um einen Platz bei einem ambulanten Therapeuten zu kümmern, wenn er eine Psychotherapie machen möchte. Wartezeiten von bis zu 6 Monaten und mehr sind leider auch normal.
 
Bitman entschuldige bitte wenn ich das so sagen muss, aber ich glaube das dein Kumpel euch wirklich dafür benutzt, sein Ding durchzuziehen.

Ich denke es ist halt nicht sein Ding sich nachts Vollkoten zu lassen und will deshalb von dieser Station runter. Ich empfinde das weder als manipulatives Verhalten seinerseits, noch komme ich mir dabei benutzt vor. Ich denke es ist völlig normal dass er lieber auf einer Station liegt wo er nachts in einem Bett schlafen kann.
Dieses Verhalten auf ein Krankheitsbild zurückzuführen wäre so wie wenn man einem Schmerzpatienten gegen das Schienbein tritt und dann behauptet er schreit wegen seiner Krankheit.
Ich hoffe der Vergleich hinkt nicht.


Man weiss es nicht, aber die werden schon gute Gründe dafür gehabt haben.
Du verstehst das vermutlich nicht, da du wohl noch nie in einer Psychiatrischen Klinik gearbeitet hast.
Wenn der Patient das nicht versteht wärs vielleicht angebracht ihm das zu erklären. Vor allem dann wenn der Patient falsche Schlüsse daraus zieht und sich dann aus Protest einer Therapie verweigert.

Und Richtig! Ich habe nie in einer solchen Klinik gearbeitet. Allerdings hatte ich einen zweiwöchigen MSHD Kurs als Zivi. Wir wurden auch intensiv im Umgang mit psychisch Kranken geschult. Die Schulung sah so aus das wir uns „Rain Man“ auf Video ansahen. Ich konnte noch vor dem Ende des Films diagnostizieren das Rain Man Autist ist. Deshalb gehe ich davon aus das ich eine wahre Koryphäe auf dem Gebiet der Neurologie bin. Frau Kollegin!:D





Ob das eine Atmosphäre ist, um stabil genug für eine offene Station zu werden? Sicher nicht!

Seh ich auch so! Wir konnten heute eine Verlegung „durchdrücken“. Wir durften uns auch kurz auf der Station im anderen Krankenhaus umsehen. Der grundsätzliche Aufbau der Station ist derselbe. Trotzdem ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Ärzte dort sind sehr freundlich und nicht so arrogant wie in der anderen Klinik. Auch die Atmosphäre auf dieser Station ist wesentlich entspannter. Das liegt bestimmt auch an den Patienten. Die Klinik in der sich mein Kumpel noch befindet liegt in einer Großstadt. Der Zuständigkeitsbereich der Station liegt in einem eher sozial schwachen Stadtteil wo auch der Bahnhof liegt. Deshalb sind auf dieser Station überwiegend Patienten die irgendwas mit Drogen hatten und Stimmen hören. Die andere Klinik liegt in einem eher ländlichen Bereich. Dort konnte ich, trotz meiner oben erwähnten elitären Ausbildung:wink1:, kaum einen Patienten vom Pflegepersonal unterscheiden.
Er wird morgen verlegt. Die Erleichterung darüber war ihm anzusehen.
 
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die beschriebene Situation net nur in psychiatrischen Krankenhäusern zu finden ist. Auch in somatischen Einrichtungen wird net selten jeder freie Platz belegt. Das fängt beim Fernsehraum an und hört beim Flur noch lange net auf. Es gibt viele Möglichkeiten. Selbst fensterlose Räume habe ich schon erlebt.

Auch die unglückliche Kombi: intelligent und dement findest du dort.

Die beschriebene Situation ist sicher net die Regel, dürfte aber in D net unbedingt die absolute Ausnahme sein. Leider.

Elisabeth
 
Gut, da du ja offenbar meinst, gute Ratschläge von Menschen, die in so einer Einrichtung schon lange gearbeitet haben bzw arbeiten, ins lächerliche ziehen zu müssen, musst du mit der Situation eben selber klar kommen. Beschwer dich aber nachher nicht, wenn du selber mit reingezogen wirst (was du schon wurdest) und du dadurch an deine Grenzen stößt.
Ausnahmsweise muss ich Elisabeth recht geben!
 

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