Pflege auf einer geschlossenen Station

Catstar

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07.09.2010
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Hallo,

ich bin GuKp-Schülerin und derzeit auf einer beschützten Station eingesetzt.
Vor einigen Tagen bekamen wir einen Zugang.
Viel Genaues war bis zu seinem Eintreffen nicht bekannt.
Nur, dass er an einem Esswahn leiden würde und diverse internistische Erkrankungen hat (KHK, Herzinsuff, Diab.. usw.)(BMI 44)
Der Patient kam wie gesagt auf der Station an und wurde in sein Zimmer gebracht.
Dort führten eine Kollegin und ich die Taschenkontrolle durch, natürlich in seiner Anwesenheit und haben seiner "Geschichte" gelauscht.
Er kam, nachdem sein Herz nurnoch eine Pumpleistung von 20% erbrachte, auf die Intensivstation, auf der er über einen Monat lag.
Auf Grund seiner Vorerkrankungen kam es zu starken Ödembildungen an Beinen und Bauch. Es bildeten sich Ulcera an beiden Unterschenkeln.

Wie dem auch sei... der nette Herr war vollkommen aufgelöst, dass er jetzt auf einer geschlossenen Station sei, er verstünde die Welt nicht mehr..
..er sei traurig gewesen, weil seine Eltern vor kurzem verstarben und das wollte er behandeln lassen. Gleichzeitig aber auch seine intern. Probleme.
Keiner wusste genau was mit ihm anzustellen und so lag er seine Tage auf der Station ab...

Ihm konnten weder die Beine wirklich gewickelt werden, noch wurden in der Zeit die Hydrocol-Pflaster gewechselt... geschweige denn mal "drunter geschaut"
Ich habe mir dann eine sehr gründliche Pflege bei ihm vorgenommen und alles gesammelt, was ich so gefunden habe.
Ich war ein bisschen entsetzt, als ich dann im Intimbereich seine Intertrigo entdeckte.
Ebenso bekam er keine Thrombose-Prophylaxe... abgesehen von den Wickelungen, die ich vorgenommen habe, mit extrem elastischen Binden.

Ich weiss nicht. Ich bin einfach ein wenig geschockt oder enttäuscht von der Pflege auf so einer Station.
Natürlich kann man nicht eingedeckt sein wie eine somatische Klinik. Aber ich hätte mir mehr gewünscht. Oder ist das usus und ich erwarte einfach zu viel?

Musste mal Luft ablassen.

LG
 
Also ich habe selbst auf einer geschützten Station gearbeitet und kann dir sagen, dass das hoffentlich die Ausnahme ist. Natürlich wird man in der Psychiatrie (genau wie in anderen Bereichen) zum "Fachidioten". Allerdings kenne ich es von meiner und anderen geschützten Stationen, dass auch dort die Patienten adäquat versorgt werden. Teilweise habe ich schon gehört, dass unsere Patienten besser pflegerisch versorgt werden als in somatischen Häusern.

Sprich doch mal mit deinem Praxisanleiter oder deiner Schule, ich denke nicht, dass alle Kollegen dort auf der Station so arbeiten. Eine vernünftige Wundversorgung z.B. wird bei uns durch Wundexperten sichergestellt, die die Mitarbeiter auf den Stationen bei Bedarf auch schulen, denn alles wissen kann eh keiner. Die internistischen Erkrankungen werden ebenfalls durch eine Internistin und die Pflege sichergestellt. Für jeden Patienten, der bei uns aufgenommen wird gibt es Assessments um mögliche Risiken oder Probleme zu explorieren, von daher geht uns so ein Patient auch nicht "ausnahmsweise" durch die Lappen.

Ich hoffe nicht, dass du durch deinen Einsatz ein schlechtes Bild der Psychiatrie hast. Es gibt in allen Häusern schwarze Schafe/Stationen, auch in somatischen ;)
 
Ich kann @grobi1309 nur zustimmen. Bei uns werden die Patienten auch in der Grund-und Behandlungspflege gut versorgt. Im Notfall tauschen wir uns dann auch mal mit den somatischen Bereichen aus oder unsere Patienten werden zu einem Konsil dort hingefahren. Also, kein Grund, dies schleifen zu lassen, nur weil wir psychiatrisch arbeiten. :freakjoint:

Hoffe, du bekommst noch einen besseren Eindruck von der Arbeit auf einer Akutstation!



Gruß:nurse:
 
Meine "alte" Klinik war eine Uniklinik. Hier gab es eine speziell ausgebildete Krankenschwester, die bei Bedarf von jeder Fachrichtung gerufen werden kann. Sie schaut sich die Wunden an, schlägt eine Therapie vor und organisiert die Notwendigen Verbandsmaterialien.
 

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