Dekubitusprophylaxe bei Adipositas

brillexxx

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29.10.2008
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Hannover
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Krankenschwester
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Gastroenterologie, Onkologie
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Praxisanleiterin
Hallo an alle!

Habe ein Pflegeproblem und konnte über die Suchfunktion keine mir dazu hilfreichen Beiträge finden...
Wir haben seit mehreren Tagen eine massiv übergewichtige Patientin (180kg) mit der wir große Probleme in der Prophylaxendurchführung haben. Mobilisation ist aufgrund zusätzlicher Folgeerkrankungen, bedingt durch jahre- eigentlich lebenslange Adipositas, max für 30 Min - 60 Min täglich möglich (in Blöcken), die Patientin kann nur sehr kurze Strecken laufen und hält es selbst in sitzender Position max 30 Min am Stück aus, beklagt aber bereits nach wenigen Minuten Schmerzen in den Beinen.
Unser Problem ist nun, das wir das Gesäß so gut wie NIE entlastet bekommen. Selbst in der Seitenlagerung, die Sie kaum toleriert weil es für sie Schmerzen sind, ist ein großer Teil immernoch nicht frei....
Ich fühle mich etwas hilflos. Der Po sieht nämlich bereits dementsprechend aus, und sie zeigt trotzdem keinerlei einsicht in die pflegemaßnahmen was natürlich auch einfach teilweise wütend macht, weil man ja sieht welche folgen das haben wird...
eine wechseldruckmatratze speziell für übergewichtige haben wir bereits eingelegt, aber wie wir alle wissen, hilft das nicht auf dauer...

Also, ich wäre wahnsinnig dankbar wenn man mir hier evt. ein paar Erfahrungen zu kommen lassen ´kann und mich so in meiner Arbeit weiterbringen kann... Auch meine Kollegen wären sicher dankbar wenn jemand noch eine idee hat!!! Wie seht ihr z.B. den sinn von Würfelmatratzen (wenn das bei dem Gewicht geht) o.ä.??

Vielen Dank und einen schönen Abend noch!!
Liebe Grüße, Brille :nurse:
 
Hallo brillexxx!

Wie siehts mit der Schmerztherapie aus?

Gruß,
Lin
 
Hallo brille,

so wie Du die Patientin schilderst, kann ich Dir nur das Bari-Air[r] Bett von der Firma KCI [r] empfehlen.

Ist zwar etwas größer als die normalen Betten und auch lauter als die herkönnlichen Wechseldruckmatratzen, aber die Pat. kann schmerzfrei gelagert werden.

Da dieses System auch über eine Drehhilfe verfügt, habt Ihr es beim Lagern leichter.

Die Kissen bestehen aus Gore-Tex[r], so das der Schweißabtransport gewährleistet ist.

Mit der Pulsationsfunktion gelingt eine gute Dekubitusprophylaxe und -therapie.

Außerdem ann das Bett zu einem Stuhl "gefahren" werden-
Dies vereinfacht die Mobilisation.

Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen!

Viele liebe Grüße

Werner
 
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Wir haben seit mehreren Tagen eine massiv übergewichtige Patientin (180kg) mit der wir große Probleme in der Prophylaxendurchführung haben. Mobilisation ist aufgrund zusätzlicher Folgeerkrankungen, bedingt durch jahre- eigentlich lebenslange Adipositas, max für 30 Min - 60 Min täglich möglich (in Blöcken), die Patientin kann nur sehr kurze Strecken laufen und hält es selbst in sitzender Position max 30 Min am Stück aus, beklagt aber bereits nach wenigen Minuten Schmerzen in den Beinen.

Hmm, ich denke hier liegt zusätzlich ein Motivationsmangel auf Seiten der Patientin vor. Warum hat sie Schmerzen in den Beinen? Gibt es bereits Gelenkschäden? Wie alt ist die Patientin? Ist eine Therapie zur Gewichtsreduktion angedacht?
Gibt es Möglichkeiten die Patientin zu motivieren? Gibt ihre Biographie dazu etwas her? Warum ist die Patientin bei euch? Wie hat sie sich denn zuhause versorgt?
Habt ihr eine entsprechend grosse Badewanne? Falls das vom Platz her möglich ist und ihr Krankheitsbild das zulässt vielleicht ist eine Mobilisation in der Badewanne möglich...
Nur eine Idee, hängt natürlich von den apparativen Voraussetzungen ab.

Gruss Hartwig
 
Hallo brille,

so wie Du die Patientin schilderst, kann ich Dir nur das Bari-Air® Bett von der Firma KCI ® empfehlen.

vielen Dank für den Tipp, hört sich sehr interessant an, aber ich habe die befürchtung das unser haus so etwas nicht extra anschaffen wird... schade eigentlich :-)
Aber vielen Dank!!
 
Hmm, ich denke hier liegt zusätzlich ein Motivationsmangel auf Seiten der Patientin vor. Warum hat sie Schmerzen in den Beinen? Gibt es bereits Gelenkschäden? Wie alt ist die Patientin? Ist eine Therapie zur Gewichtsreduktion angedacht?
Gibt es Möglichkeiten die Patientin zu motivieren? Gibt ihre Biographie dazu etwas her? Warum ist die Patientin bei euch? Wie hat sie sich denn zuhause versorgt?

57-jährige Patientin die aufgrund multipler Wundrosen und Erisypelbildungen am li. US und zusätzlicher ORSA-Infektion in allen Abstrichbereichen lange im KH lag und bereits im Vorfeld des stat. Aufenthaltes zu hause ihren Alltag überwiegend im Sessel verbracht hat, sogar dort zum Schluß geschlafen hat, weil sie aufgrund einer momentanen inoperablen Cox-arthrose re starke Schmerzen hat.
Die Motivation muss hier wirklich in Frage gestellt werden, dennoch muss ich ja irgendwie fachlich und trotz allem pflegerisch korrekt handeln und es ist nicht absehbar ob sich an der motivation zeitnah was ändern lässt...

zur schmerztherapie hat sie ein durogesic pflaster, ich glaube 75 µg

aber vielen Dank für die Hinweise!!
 
Wieviel bewegt sich die Pat. noch selbst? Wie schafft sie sich selbst eine Entlastung?

Wie sehen die Hautprobleme aus? Druckbedingt oder Feuchtigkeitsbedingt?

Nur weil jemand eine Adipositas per magna hat, muss es ja nicht bedeuten: er bewegt sich überhaupt nicht. Siehe die "Superproperen" in den Staaten, die ihr Bett nicht mehr verlassen können. Die haben daheim wohl eher auch kein Bari-Air.

Elisabeth
 
Also sie ist massiv bewegungseingeschränkt, kann ihre Beine kaum anheben und selbst versetzen, die arme sind relativ gut beweglich, aber eine lageveränderung aus eigener kraft ist unmöglich, alleine die enge im bett bei ihrer körperfülle ist unmöglich aus eigener kraft zu schaffen, sie füllt das komplett aus. zusätzlich leidet sie unter einer erheblichen belastungsdypnoe und ist bereits total k.o. wenn sie an die bettkante gesetzt wird.
Das hautbild ist schlecht, trocken, es sind noch spuren eines unklaren ausschlags vorhanden, sie hat in div. hautfalten pilzinfektionen und wunde stellen durch die stetige reibung, der gesäßbereich weist mittlerweile zunehmende dekubiti 2. grades auf...
:-(
 
allo brille,

das Haus muß das Bett dafür nicht extra anschaffen, sondern kann von der Firma geleast werden.

Lieferung erfolgt meist innerhalb weniger Stunden nach Bestellung.

Mit den beschriebenen Vorerkrankungen reicht eine Wechseldruckmatratze alleine sicher nicht mehr aus!

Die Scherkräfte werden durch das Gore-Tex® deutlich minnimiert und da dieses Bett breiter ist als ein normales KH-Bett, kann sie sich darin auch besser bewegen!

Sprich doch morgen mal mit der Stationsleitung bzw. PDL darüber!

Viele Grüße

Werner
 
PRIMÄRE RISIKOFAKTOREN = FAKTOREN, DIE DIE MOTILITÄT VERMINDERN
 Neurologische Krankheiten mit Lähmungen (alle): zerebrovaskulärer
Insult, Hemiplegie, Hemiparese, Paraplegie, Tetraplegie, komatöse
Zustände jeder Genese
 Chirurgische Eingriffe: Anästhesie (Prämedikation, Narkose, Aufwachphase),
lange Operationszeiten
 Psychiatrische Krankheiten und Psychopharmaka: akute Psychosen
wie Katatonie und akute Depressionen, sedierende Medikamente wie
Neuroleptika, Benzodiazepine und ähnliche

SEKUNDÄRE RISIKOFAKTOREN
Faktoren, die den intravaskulären Druck vermindern
 Arterielle Hypotension: Schock (hypovolämisch, septisch, kardiogen),
Antihypertensivaüberdosierung
 Dehydratation: Diuretika, Diarrhö, Sommerhitze
Faktoren, die den Sauerstofftransport zur Zelle vermindern
 Anämie: Hämoglobin < 9 g/dl
 Periphere arterielle Verschlusskrankheit
 Diabetische Mikroangiopathie
 Hypotonie, Bradycardie
 Hypovolämischer Schock
Faktoren, die den Sauerstoffverbrauch in der Zelle erhöhen
 Fieber: > 38 °C
 Hypermetabolismus
 Infektionen, Zytokinämie
Faktoren, welche zu Nährstoffmangel in der Zelle führen
 Malnutrition: Mangel an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen
 Kachexie: Immobilität durch Muskelschwäche und Katabolismus
 Lymphopenie bei Malnutrition: Immunschwäche, Störung der Wundheilung
Faktoren, die den Widerstand der Haut schwächen
 Altershaut: dünn, atrophisch, mit weniger Abwehrzellen
 Hautkrankheiten: Ekzeme, Soorbefall
 Trockene, rissige Haut: begünstigt Hautinfektionen mit Bakterien und Pilzen
 Druckgeschädigte, gerötete Haut: als Zeichen der schädlichen Shuntzirkulation
 Hitze, entzündliche Rötung: Umgehung der nutritiven Mirkozirkulation
 Steroidinduzierte Hautatrophie: dünne, leicht verletzliche Haut
http://de.hartmann.info/active/PDF/DE/wundforum/wf302_tt.pdf

Primäre Risikofaktoren: Bewegungseinschränkung durch ungenügende Bewegungsfreiheit
Bewegungseinschränkung durch massives Gewicht
Reduzierung der Schmerzempfindung durch systemisch wirksame Schmerzmedikamente

Sekundäre Risikofaktoren
O2- Mangel infplge Belastungsdyspnoe, Hautekzem, periphere Minderdurchblutung infolge Verlegung der Gefäße durch die Fettmassen (Schmerzen in den Beinen bei Mob.= ähnlich wie Schmerzen bei PAVK)

Bei dieser Situation muss sie natürlich eine adäqute Versorgung bekommen.

Elisabeth
 
Auf der Kostenseite ist das Bari-Air eine echte Hausnummer. Ich hatte bisher zwei Patienten auf diesem Bett zu liegen. Gründe für die Miete waren:

  • das deutliche Übergewicht (160/220kg)
  • hohes Unfallrisiko während der Mobilisierungsmaßnahmen für Patient und Personal
  • keine sicheren alternativen Lagerungshilfsmittel zur Dekubitalprophylaxe
  • eingebaute Waage
  • fehlende zugelassene Toiletten/-stühle (meist bis 150 kg oder weniger)
  • fehlende zugelassene Betten und Mobhilfen (Aufrichter, etc.)
Ansonsten eine gute Hilfe für Personal und Patient, leider sehr laut. Vor Anschaffung unbedingt die Baustatik abklären, weil da ein großes zusätzliches Gewicht in den Raum kommt.

dude
 

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