Liebe zwischen Pflegepersonal und Patienten in der Psychiatrie

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GolfGT

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Liebe zwischen Pflegepersonal und Patienten - ist das erlaubt?
Steht es irgendwo gesetzlich, das es nicht erlaubt ist?
Was kann einem passieren, wenn die Beziehung auffliegt?
 
Grundsätzlich geht den Arbeitergeber dein "Privatleben" nichts an und er darf dir keine Beziehung verbieten.

Allerdings solltest du vorsichtig sein, wenn du den Eindruck hast, solche Beziehungen sind dem Arbeitgeber nicht recht.

Grundsatz:

"keine Liebe während der Arbeitszeit am Arbeitsplatz!"

In deiner Freizeit kannst du machen, was du willst.

Ausnahmen können evt. bestehen, wenn dein Arbeitgeber kirchlich ist.
 
Bin grad in der Psych. Sie hat depr. und leichtes borderline-syndrom.
bin seit 1,5 Wochen mit ihr zusammen. Sind auf der Station zusammen gekommen, und haben uns öfters mal, wenn sie im Ausgang war getroffen.
Alles eine schwierige, verzwickte Situation. Steh jetzt auch ziemlich unter Beobachtung. Und muss mir immer die Sprüche mit Distanz anhören. Wenn ich Dienstschluss habe, oder früher gehen darf, muss ich die Station immer gleich verlassen.
Solange ich meine Arbeit gut mache, müsste es ja passen.
 
Steh jetzt auch ziemlich unter Beobachtung. Und muss mir immer die Sprüche mit Distanz anhören. Wenn ich Dienstschluss habe, oder früher gehen darf, muss ich die Station immer gleich verlassen.
Solange ich meine Arbeit gut mache, müsste es ja passen.
Distanz und Nähe sind 2 sehr wichtige Punkte, die es in der psychiatrischen Pflege sorgfältig zu beachten gilt. Ich verwehre mich also dagegen, Hinweise auf Distanz als "Sprüche" abzuqualifizieren.
Zur Lösung deines Problems bitte umgehend um Versetzung auf eine andere Station, denn anders ist die sinnvolle therapeutische Distanz (oder auch Nähe) auch für deine Kollegen schwer umzusetzen, weil sie dich immer bewusst in Bezug auf die Patientin ausklammern MÜSSEN !
Liebe und therapeutische Distanz vertragen sich in der psychiatrischen Pflege keinesfalls miteinander!
 
Ich arbeite für einen kirchlichen Träger, aber der darf mir in der Freizeit auch nichts verbieten!

@GolfGT
Da sieht man mal wo die Liebe hinfällt!

Wünsche euch alles Gute, es wird schon werden!
 
hallo,

im sinn eines professionellen arbeitsbündnisses solltest du die station wechseln. alles andere ist humbug.

natürlich ist liebe privatsache, das ist klar, aber du arbeitest nicht irgendwie als praktikant, sondern willst ja mal pfleger werden , oder?

zu guter letzt gilt: in der ausbildung (ohne berufserfahrung) kann man nicht immer alle relevanten aspekte für das berufsleben abschätzen. dass soll sich nicht besserwisserisch anhören, sondern ist eher ein resumee persönlicher erfahrung.

wenn du die station wechselst, solte das aber in ordnung gehen.

lg

randall
 
er ist doch Schüler, wird den Einsatzort sowieso bald wechseln, also was solls?!
 
hallo,

die frage ist natürlich, warum rät man dir auf eine andere station zu wechseln?

> durch dein hingezogensein zu der patientin bist du emotional befangen! stell dir mal vor, deine freundin unternimmt in ihrem ausgang einen suizidversuch, kurz vorher hat sie dich angerufen um dir das mitzuteilen. als du sie auffindest stellst du fest, dass sie versucht hat, sich die pulsadern aufzuschneiden. du verbindest sie, ihr wartet die restlichen zwei stunden des ausgangs ab, und sie bittet dich, niemandem auf der station davon zu erzählen. was machts du?

> die schwächere variante: deine freundin ritzt sich im dienst, da sie aus verschiedenen gründen innerlich unter spannung gekommen ist. sie teilt dir dies mit, bittet dich aber abermals, niemandem auf der station etwas davon zu erzählen. zwischen der station und deiner freundin besteht allerdings ein behandlungsvertrag, der solche handlungen nicht einfach so toleriert. was machst du nun?

handelst du im sinne der station und einer professionellen arbeitshaltung, und meldest die vorfälle oder schweigst du? beide situationen stellen für dich einen test da: bist du der gute oder der böse für deine freundin (stichwort spaltungs-symptomatik im sinne einer angsreduzierung)?

handelst du für deine freundin und schweigst, spaltest du selbst das team. dies gilt es zu vermeiden!

natürlich kannst du dir auch die einstellung leisten: ist mir doch egal, ich will eh nie in der psychaitrie arbeiten - das ist legitim! wenn du allerdings ernsthaft professionell pflegen lernen möchtest, solltest du dir vor augen halten, dass professionalität auch heißt, unpopuläre entscheidungen fällen zu müssen und diese für sich tragen zu können.

durch einen stationswechsel wärest du nicht mehr in das behandlerteam eingebunden und zumindest räumlich distanziert; allerdings immer noch im konflikt mit deiner rolle als pflege(azubi) und deinen aufgaben und pflichten. alles in allem keine leichte aufgabe.

abschließend würde mich noch interessieren, wer die diagnose "leichter borderline-typus" gestellt hat. deine freundin? du? das behandlerteam? irgendwie beschleicht mich nämlich die vermutung, dass hier auf der semantischen ebene bereits eine spaltung stattgefunden hat.

lg

randall

p.s.:

literatur:

dulz, b / schneider, a: borderline-störunge. theorie und therapie. stuttgart: schattauer, 1999

kreismann, jj / strauss, h: ich hasse dich - verlass mich nicht. die schwarzweiße welt der borderline-persönlichkeit. münchen: kösel. 2001

möller, hj et al.: psychiatrie und psychotherapie. stuttgart: thieme, 2005

petermann, f / nitkowski, d: selbstverletzendes verhalten. erscheinungsformen, risikofaktoren und verlauf. in: der nervenarzt 2008 (79),9: 1027 - 1022
 
Nur mal so: Borderline ist nicht gleich sich ritzen! Deshalb finde ich das Beispiel etwas zu heftig.

Und sonst:
du bist verliebt, also trage verantwortung. wechsel die station um als besucher deiner freundin beizustehen. das macht mehr sinn als irgendwelche versteck spielchen die am ende alle belasten. ok?
und zu guter letzt: ich wünsche euch ganz viel glück! aber informiere dich über borderliner, denn das ist nicht immer eine einfache beziehung!
 
Um mal eben ein wenig Klarheit reinzubringen... Sollte die Pat. wirklich das Borderline-Syndrom haben, sollte man sowieso höchst vorsichtig sein.

Warum?
Diese Patientengruppe hat nun mal den zwanghaften Drang sich fest zu binden. Das alles geschieht in einem rasenden Tempo und man hat das Gefühl derjenige will einen nie mehr hergeben.
Trotzdem: Heftigste Stimmungsschwankungen... von der Manie in die Depression in Null-Komma-Nichts. Zeitweise akute Lebensmüdigkeit, äußern von Suizidgedanken, evtl auch selbstverletzendes Verhalten.

Der Begriff Borderline kommt, wie schon richtig angemerkt, nicht von dem "Ritzen", sondern daher, dass die Symptome grenzwertig zwischen Neurose/Psychose sind.

Ich hatte selbst mal eine Freundin (meine einzige bisher, ich hab seitdem auch keine mehr gehabt, hab wohl schaden davon getragen oO) die bis dahin ein nicht-diagnostiziertes Borderline-Syndrom hatte. Jetzt ist sie in ambulanter Behandlung, ist selbst in die Psychiatrie gegangen. Als ich ihr das damals geraten hab, war ich der größte ***** für sie oO

Ich persönlich rate dir also von der Beziehung definitiv ab. Lass dich dringend versetzen. Hat die Schule schon Wind davon bekommen? Unser Schulleiter hatte die Situation ebenfalls schon mal, da hat der direkt gehandelt und hat den Schüler versetzt. Und womit? Mit Recht :)


MfG
Tool
 
hallo,

es ist natürlich klar, da bl nicht gleich ritzen ist, sondern dass sich autoaggressivität nur als ein mögliches symptom neben 12 anderen manifestieren kann. ich wollte nur konkret veranschaulichen warum viele hier (und die kollegen auf seiner station wohl auch) auf den aspekt der distanz hingewiesen haben. nur darum ging es mir, nicht, dass ich ihm seine gefühle verbieten möchte.

lg

randall

p.s.: dass bl von ritzen kommt, habe ich auch nicht behauptet :-)
 
hi liebe hin oder liebe her...bist du dir darüber im klaren .."Wo du da gerade Arbeitest?"...
Ich würde das jetzt nicht als gefählich einstufen,aber nicht in Ordnung...gegenüber Kollegen,und den rest der Patienten...
warte doch einfach ab ,bis diese Pat. wieder zuhause ist....
 
Erstmals Danke für alle Glückwünsche.
Mir ist klar, wo ich arbeite, und wie ich zu arbeiten habe.
Zwecks, halt ich zur Freundin, oder zum Team!? Wenn ich zum Team halte, helfe ich zeitgleich meiner Freundin.
Wenn ich dem Team verrate, was sie mir erzählt, oder was sie tut, dann helfe ich ihr, arbeite professionell, und das Team kann reagieren!
Somit kann ich für sie da sein, und ihr behilflich sein, weil sie mir vertraut. Ich sage immer zu ihr, entweder du gehst jetzt sofort zum Pflegepersonal, oder ich melde es. Und dann passt es auch immer.
Diagnose leichtes Borderline-Syndrom stellte das Team.
Borderline ist ein sehr schwieriges, weites Thema. Ich weiß auf was ich mich da eingelassen habe, und werde für sie da sein. Ich liebe sie.
Habe mich viel informiert über das Thema Borderline, in Büchern, im Internet, auf Station. Habe auch ein Referat über Borderline gehalten. Aber man kann sich über das große Thema nie genug informieren, und jeder Mensch ist individuell, also wird man nicht wirklich schlau.
Wegen Stationswechsel: wegen 3 Tage, würd sich das nicht mehr rentieren.

@Toolkit: Du würdest mir abraten!? Das ist deine Meinung, ist ok. Aber ich habe mich für sie entschieden, und werde alles mit ihr durchstehen, immer für sie da sein, denn ich liebe sie, und bin verdammt glücklich mit ihr!
 
Hallo GolfGT,

Sorry, du hast offensichtlich nicht das Geschriebene zum Thema "Professionelle pflegerische Distanz/ Nähe in der Psychiatrie" verstanden.
Und nur darum geht es.
 
Das Krankenhaus, das Behandlungsteam, der Klient/Patient, dessen Angehörige, Partner/Ex-Partner, soziales Umfeld, Kostenträger, etc. ; Alle haben den berechtigten Anspruch und das Vertrauen das jeder Beteiligter an dem Behandlungsprozess professionell arbeitet und Risiken minimiert.
Liebesbeziehungen zwischen seelisch Erkrankten und therapeutisch Wirkenden kommen natürlich vor, haben aber immer den Aspekt des Ausnutzen einer Schwäche in der Beziehungsgestaltung des Kranken. Das ist nicht unser Auftrag, hier kollidiert nahezu immer das Einzelinteresse des Paares mit dem Behandlungsauftrag die seelischen Defizite/Störungen zu beheben oder nicht zu verschlechtern, zumindest den Kranken in sein soziales Umfeld stabiler zu reintegrieren.
Wie wird aber das Umfeld auf eine solche Beziehung aus einer Schwächephase des Kranken reagieren?
Nun kann man aber von einem Schüler, vermutlich aus der somatischen Ecke nicht erwarten, auch nicht bei ausgiebigem Selbsstudium, daß er die Konsequenzen aus seinem Handeln und Fühlen überblickt, da braucht es schon jahrelange Reflektion, aber warum handeln die erfahreneren Kollegen nicht?
Ich habe aus ähnlichen Gründen schon Ärzte gehen sehen. Daher halte ich in einem solchen Fall zumindest eine Umsetzung für angebracht, bzw. ein langes ausführliches Gespräch mit Mentor und Krankenhausleitung.


dude
 
Meine Ausbildung in der Psychiatrie ist ja schon fast 20 Jahre her, aber damals wäre das sowas von verboten gewesen, ich glaube ich hätte sofort gehen dürfen. Damals nannte man das "sexuellen Umgang mit Abhängigen" wenn ich mich recht erinnere. Ein absoluter Kündigungsgrund.

Ich wünsch dir/euch irre viel Glück und freu mich für euch, aber ich glaube du wärst besser beraten gewesen , die Beziehung nicht öffentlich zu machen solange deine Freundin noch offiziell eine Patientin in der Klinik ist.
Ich fürchte da kannst du noch Probleme kriegen.
 
zitat: und das nach 1 1/2 wochen beziehung?

das gleiche habe ich auch gedacht ... (aber: allem anfang wohnt ein zauber inne ...):emba:

randall
 
Hallo GolfGT,
dass man sich im Leben verliebt und dass dabei die Vernunft nicht die grosse Rolle spielt ist menschlich.Doch in der Pflege psychisch Kranker ist dabei besondere Umsicht geboten. Dass du als Auszubildender in der kurzen Zeit deines Einsatzes die Konsequenzen einer solchen Beziehung nicht übersiehst ist völlig normal, was mich dabei schockiert ist, dass obwohl es im Team ja anscheinend aufgefallen ist dass du zu dieser Patientin ein besonderes Verhältnis hast, sich niemand von den erfahrenen Kollegen als Mentor oder Praxisanleiter dafür zuständig fühlten dich über die Notwendigkeit vom richtigen Umgang mit Nähe und Distanz aufzuklären oder dich später in deiner Situation zu begleiten und Hilfestellung zu geben indem sie z.B. geraten hätten die Station gleich zu Beginn der Beziehung zu wechseln.
Wahrscheinlich fühlst du dich vom Großteil der erfahrenen Kollegen unverstanden und ich würde dir wirklich wünschen dass eure Beziehung uns alle Lügen straft, doch wer lange in der Psychiatrie arbeitet, weiss wie solche Beziehungen enden. Trotzdem alles Gute
LG martina
 
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