Paracefan zu Ruhigstellung von Patienten

Anne77

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21.08.2008
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257
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Gesundheits- & Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
IMC, Onkolotse
Hallo liebe Communitygemeinschaft,

mh, vielleicht bin ich nicht mehr auf den neusten Stand, aber zur zeit stellen unsere Ärzte bei Patienten mit Durchgangssyndrom/renitente Patienten, diese mit Paracefan ruhig.
Nun habe ich hier mal im Forum einwenig nachgeforscht, Paracefan wird wohl eher bei Entzugspatient angewendet.

Nun zur eigentlichen Problematik:

Zur Zeit haben wir einige viele Patienten, die Wesensverändert sind, verwirrt, Agressiv ,Fluchttendenzen aufzeigen, auf Normalstation nicht mehr führbar/tragbar sind auf Grund einer malignen Tumorerkrankung in der Regel mit Hirnmetastasen. Diese Patienten werden dann gerne von Normalstation zu uns auf die IMC verlegt.
Allerdings dient die IMC zur NIV, wir haben 4 Betten plus ein Notbett ( Wir sind im Dienst immer alleine im Zimmer, außer wir haben ein Praktikanten,Schüler oder ähnliches)
Da wir hier Zimmerpflicht haben, können wir ja diese patienten im Auge behalten.
Alles schön und gut, wenn es ruhig ist. Ist aber das Chaos ausgebrochen, aufgrund Verschlechterung bei einem NIV-Patienten, geht das ganze nicht mehr (mir ist in der letzten Nacht einer dieser Verwirrten Patienten abgehauen, aber was sollte ich mache??? Ich hatte einen patienten mit drohenden Atemstillstand und zerteilen kann ich mich noch nicht)

Ich komme heute zum Nachtdienst und besagter flüchtiger Patient ist jetzt mit Paracefan "ruhig gestellt". Für mich ehrlich gesagt erleichtern, da ich nun keinen Fluchtversuch befürchten muss sowie handgreiflichkeiten.
Ich habe aber gelesen, die Wirkung der Sedierung ist eher gering ausgeprägt und hat einige nicht schöne Nebenwirkung.

Leider sedieren die Ärzte jetzt sehr gern und oftmals (so empfinde ich das) zimmlich schnell die Patienten mit Paracefan.
Aber eigentlich ist das Medikament doch nicht dafür gedacht, schwierige Patienten ruhig zustellen. Wird das jetzt so handgehabt??
Ich meine Fixierung ist zwar net so schön, aber zumindest ohne solche Nebenwirkung wie bei Paracefan.

Wie ist das bei euch??? Medikamentös ruhig stellen oder eher Fixierung??

Gut manchmal reicht halt die ganze Bandbreite an Medi zur Beruhigung bei einigen Patienten nicht mehr aus.

Und ehrlich gesagt, machmal bin ich im Nachtdienst heilfroh, wenn diese Patientengruppe ruhig gestellt sind.
 
Hallo bei und im Hause wird es wie folgt gehandhabt. Sedierung bedeutet immer das auch eine 3 punkt fiexierung durchgeführt werden muss und es muss ausserdem eine sitzwache, meist ein schüler der halbstündlich die vz messen muss. auf der intensiv sieht es ähnlich aus. die sitzwache fällt allerdings weg da die pat. unter monitor überwachung stehen. natürlich müssen in beiden situationen fixierungsprotokolle geführt werden.
 
Hm, fixiert wird der Patient bei uns nicht, wenn er sediert ist.
Die halbstündige RR-Kontrolle fällt bei uns weg, da der Patient meist über den Monitor überwacht wird. Allerdings ist das eher selten der Fall

Naja, da werde ich jetzt für mich erstmal das Fazit ziehen, alle sedierten Patienten per Monitor zu überwachen.

Aber erstmal Danke für die Info
 
da der Patient meist über den Monitor überwacht wird. Allerdings ist das eher selten der Fall
Clonidinhydrochlorid sollte mE nach nur unter Monitoring eingesetzt werden, da es als NW ausgeprägte Bradycardien verusachen kann (die nach meiner Erfahrung nicht selten, sondern im Gegenteil recht häufig vorkommen)!
D.
 
Wir benutzen Paracefan überwiegend bei Pat. im Entzug, selten auch bei Pat. im Durchgangssyndrom.Wichtig ist hier bei eine Monitorüberwachung, da die meisten Pat. bradycard werden.Fixeren nur, wenn es garnicht anders möglich nicht
 
Bei uns wird Paracefan recht häufig eingesetzt, vor allem bei Patienten mit - ich nenne es mal "schwieriger" Aufwachphase. Die Patienten sind bei uns sowieso Monitorüberwacht und haben größtenteils einen passageren Schrittmacher, daher auch keine Bradycardien ;)
Allerdings kann es auch zu Blutdruckabfällen kommen, bzw bei zu schnellem Absetzen des Paracefans zu Blutdruckanstiegen. Also alles nicht ganz ohne, bei einem Patienten der nicht kontinuierlich überwacht wird /werden kann eher schwierig. Meine persönliche Erfahrung ist aber auch dass Paracefan bei durchgängigen Patienten auch nicht wirklich DIE Besserung bringt, genau wie Haldol oder Tavor meist leider nicht helfen :(
Da würde mich dann jetzt mal interessieren wie hoch ihr Paracefan dosiert?
 
Moin,

bei uns scheint der Einsatz in schwierigen Weaningphasen zu einem Trend werden zu wollen. Aber, in vielleicht 90% der Fälle scheitert das nach ein paar Stunden bis einem Tag an ausgeprägten Bradykardien und, vor allem bei Patienten, die zwischendurch immer noch mal sediert werden und gerade katecholaminfrei sind (im wachen Zustand) an Hypotonien. Es ist einfach keine Kontinuität reinzubringen. es läuft dabei nicht höher als 0,2 mg/h.
Der letzte, der zwar nicht davon profitiert hat, aber bei dem es länger laufen konnte, war ein Alkoholiker im Entzug. Den wir aber letztendlich mit Diso... ähhh... versorgen mußten, um seine vollgedingsten Windeln zu wechseln, bis er dann endlich mit Polizeibegleitung zu den Spezialisten durfte. :knockin:

Gruß, Marty
 
@ Paula Puschel

Bei beschriebenen Patienten, männlich, groß wie ein Schrank (also nicht ohne in der agressiven Phase) lief das Paracefan zu beginn mit 0,09 mg in der Stunde, später mit 0,06 mg und zum Schluß mit 0,03 mg in der Stunde. Patient war jederzeit ansprechbar und kooperativ (sprich wörtlich, wie ein Deckchen)

Was mich eher beunruhig, ist der großzügige und schnelle Griff unserer Ärzte zu Paracefan und dann wird nicht mal angeorndet, das der Patient überwacht werden muss/sollte.

Soweit ich weiß, gab/gibt es keine Einweisung/Aufklärung/Hinweise unserer Ärzte darüber, das Paracefan Bradycardien auftreten können.:deal:
Hm, vielleicht mach ich mir aber auch soviel Gedanken, aber immerhin geht es ja auf der anderen Seite um das Wohlbefinden/Sicherheit des Patienten
Muss ich denn neuerdings wissen, welche Nebenwirkung, Wechselwirkungen die Medikamente haben können???:gruebel:
Selbst einige Schwester wissen nicht mal über die Nebenwirkungen bescheid und gehen mit der Dosierung total locker um.
Laut ärztlicher Anordung können bei bedarf auch das Paracefan höher drehn. Ich persönlich finde das nicht gut.

@ Marty

wir benutzen aber bei den AUslassversuch der Patienten in der NIV- Therapie kein PAracefan. Diese bekommen eher Tavor, was in der Regel auch prima funktioniert, allerdings gibt es da auch immer mal Ausnahmen:lol:
 
Da gebe ich dir Recht, Anne, der beschriebene, eher sorglose Umgang bei euch wäre mir persönlich auch zu heiß.
Wobei ich aber zwischen uns noch einen Unterschied sehe, ist das Patientengut. Unsere kardial geschädigten und akut kardial Erkrankten Patienten, oft auch Zustand nach Rea reagieren vielleicht viel sensibler als euer Patientengut drauf?
Ändert aber nichts an der Notwendigkeit einer Überwachung.
 
...
Soweit ich weiß, gab/gibt es keine Einweisung/Aufklärung/Hinweise unserer Ärzte darüber, das Paracefan Bradycardien auftreten können.:deal:
...Laut ärztlicher Anordung können bei bedarf auch das Paracefan höher drehn...
Wissen denn die Ärzte um das Problem? Ich hab in solchen Fällen immer im Beipackzettel den entsprechenden Passus markiert und den ohne Kommentar in die Kurve gesteckt. Hat in der Regel gut funktioniert. So manche Ansetzung wurde nochmal überdacht.

Selbst einige Schwester wissen nicht mal über die Nebenwirkungen bescheid und gehen mit der Dosierung total locker um.
Da lass uns mal lieber net so intensiv drüber nachdenken. In jeder Pflegekraft steckt ja bekanntlich ein kleiner Arzt. Nur manche Kollegen vergessen dabei, dass sie dann auch die entsprechende Verantwortung tragen müssen.

Elisabeth
 
Paracevan ohne Monitor ist wegen RR Abfall und Bradykardien eigentlich unverantwortlich...
Meist sind die deliranten Patienten, egal ob entzügig oder akut delirant dann meist gut zu handeln. Alleine mit aggressiven verwirrten Patienten ist eigentlich auch nicht ok, denn der Arbeitgeber hat den Arbeitnehmer/ Mitpatienten vor Gewalt zu schützen. Da solltest du Dich bei der Berufsgenossenschaft vergewissern. Auch eine Fixierung über einen Zeitraum von 24 Stunden ist so eine Sache, eigentlich muss ein Amtsrichter darüber entscheiden.
 
Paracefan läuft bei uns nur bei entzügigen Patienten . Standardmäßig lassen wir einen Perfusor mit 2Ampullen 0,75mg Paracefan laufen. Die Entscheidung auf wieviel ml/h der Perfusor läuft trifft der Arzt und ich lass mich nich abspeißen mit Anordnungen wie "Bei Bedarf höher drehen" !
Ich will wissen,auf wieviel ich max hochstellen darf .
Hab ganz unterschiedliche Sachen erlebt .. manche Patienten hatten den Perfusor auf 0,9ml laufen .. andere auf 0,2 .
Und Paracefan ohne Monitoring gibts bei uns nicht .

:hippy:
 
Also ohne Monitoring fänd ich Paracefan auch etwas arg sorglos. Allerdings muss ich sagen, dass ich in den Jahren, in denen dieses Medikament nun einen Aufschwung erlebte, noch nie grössere Probleme gesehen habe ... einzig eine Asystolie nach grösserer (!!!) unbedachter Bolusgabe einer Kollegin - ein Fehler, den sie nie wieder macht und den der Patient unbeschadet überstanden hat.
Natürlich sind Abfälle der Herzfrequenz und auch des Blutdruckes regelmässig zu beobachten ... aber dann passt man eben die Dosierung entsprechend an - wüsste nicht, wo da das Problem ist.

Und wozu ich jemanden zusätzlich dann noch 3-Punkt-Fixieren sollte, das entzieht sich für mich jeglicher Logik.

Nicht über die ( teils problematischen ) Nebenwirkungen bescheid zu wissen, das ist ein Zustand, den eben jeder selber ändern muss. Und der Beipackzettel ist schnell gelesen - aber auch hier ersetzt leider nichts die persönliche Erfahrung - der Ärzte und von uns!

Ich persönlich (!) halte Paracefan, neben Propofol, für einen Segen in der intensivmedizinischen Versorgung - Entzugspatienten, Beatmungspatienten ( Opiate einsparen ist da ein günstiger Nebeneffekt ), delirante Patienten postoperativ usw. usf. ... meiner Ansicht nach ein gutes Medikament das, wenn es richtig dosiert genutzt wird, geringe Nebenwirkungen bietet.
 
Hallo Cystofix,

ich bin nicht gegen den Einsatz von Paracefan, Propofol usw in der Intensivmedizin. Ich persönlich finde es nur fragwürdig, bei schwer fühbaren Patienten auf Grund Wesensveränderungen gleich so schwere Geschütze aufzufahren. Im Prinzip wurde besagter Patient von Normalstation zu uns nur verlegt, da Patient nicht lieb und brav in seinem Zimmer geblieben ist.
Ich fixiere Patienten nicht, wenn Sie ruhig gestellt sind, Patienten werden nur dann von uns fixiert, wenn der Arzt nicht medikamentös ruhig stellen möchte, oder wenn im Nachtdienst, der diensthabende Arzt nicht unbedingt sein Bett verlassen möchte (sind aber gott sei dank, nur ein paar Ärzte dieser Sorte)
 
Hallo Anne,

und eben bei 'schwer führbaren Patienten' - die aufgrund von wasweissich so sind - empfinde ich Paracefan eben als kein sonderlich 'schweres' Geschütz sondern als probates Mittel.
 
Hallo Anne,

und eben bei 'schwer führbaren Patienten' - die aufgrund von wasweissich so sind - empfinde ich Paracefan eben als kein sonderlich 'schweres' Geschütz sondern als probates Mittel.

Sehe ich genauso!


Im Intensivbereich wird Paracefan gerne bei entzügigen Patienten - vorallem nach einer Langzeit- Analgosedierung eingesetzt. Vor 7-8 Jahren kam Paracefan gehäufter im Intensivbereich zum Einsatz und heutzutage wird es vermehrt auch im Aufwachraum oder auf kleinen Intensivstationen mit Wachstationscharakter eingesetzt. Die Erfolge sprechen für sich.
Die Bradycardie kann recht zügig einsetzen, aber unter Monitoring keinerlei Problem.
 

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