Examiniertes Personal auf Station "unfähig" - wie verhalten?

Tintin

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Alzey
Hallo zusammen!

Ich bin ja schon länger angemeldet und lese hier öfters stillschweigend mit.
Aber nun brauche ich mal wieder euren Rat:

Ich gehe im April ins dritte Lehrjahr, folglich hab ich jetzt gerade die Hälfte der Ausbildung hinter mir.

Auf meiner letzten Station habe ich aleine (natürlich mithilfe) öfters mehrere Zimmer betreut und am vorletzten Tag auch einen gesamten Bereich mit 11 Patienten. Es hat ganz gut geklappt, muss ich sagen und die Kollegen waren alle echt begeistert davon.
Nun hatte ich aber ein Problem mit mehreren examinierten Schwestern:
ich hatte zB bereits Wundbehandlung in der Schule und wenn ich höre, dass man einen 5 cm tiefen Dekubitus mit trocknen Kompresse (und sonst nichts) verbinden wil, finde ich das komisch...

Ich frage mich nun:
wie reagiere ich, wenn ich mitbekomme, dass die mich betreuende Schwester keinen Plan hat, was sie da tut?
Und das Team das auch weis und teilweise mitträgt?

Sage ich "ja" und mach es trotzdem anders?
Oder teile ich ihr meine Meinung offen mit?
(habe ich getan mit dem Ergebnis, dass ich angepfiffen worden bin was mir einfällt so dreist zu sein...)

Aus meiner ersten Ausbildung kenne ich es so, dass ich als jüngere auf die Erfahrenere höhren muss - aber in de Pflege beteutet länger examiniert nicht auch gut...(ich verweise auf Eisen und Föhnen...)

Ich stecke im Zwiespalt:
Mund aufmachen und eventuell Probleme herbeiführen (für mich) oder doch die schlechtere Behandlung des Patienten in Kauf nehmen?

Es ist keine Wahl: ich werde sagen, wenn ich was besser weis.
Der Patient kann nichts für Unwissenheit des Pflegepersonals...

Aber dennoch habe ich Angst vor den Reaktionen...
 
hallo

manchmal ist ein goldener Mittelweg menschlich besser.....

mir passiert das jetzt im Altenheim öfter bei Wunden, als "alte" Ambulanzschwester habe ich natürlich meine Vorstellungen, aber hier sind altgediente Altenpflegerinnen, denen kann ich nicht einfach sagen "Was machst du da"

also frage ich erstmal freundlich, was, warum ,wieso,........

dann sage ich langsam, ich kenne es so, wir hatten echt Erfolge damit...

du kannst sagen, wir lernen in der Schule oder hinterfragst warum weshalb wieso

viele Grüsse
Bully
 
Ich denke auch, dass der Ton die Musik macht. Ich kann ja durchaus Interesse daran haben, warum eine Pflegemaßnahme anders ausgeführt wird, als ich das bisher kannte, ohne jemandem zu unterstellen, er mache es falsch. Viele Wege führen nach Rom und "anders" ist nicht gleichbedeutend mit "nicht korrekt". Insofern darf man ruhig nach dem Warum fragen und auch sagen, was man selbst bereits weiß. Riskant ist es (auch als Examinierter) sich darzustellen, als habe man die Weisheit mit Löffeln gefressen und der Rest der Welt sei ein Haufen Idioten.

Ich bin sicher, Du meinst es nicht so, aber Deine Ausdrucksweise kann einen recht überheblich Eindruck hinterlassen: Du bezeichnest Kollegen als "unfähig" und "sie haben keinen Plan, was sie da tun". Solche Worte auf Station kommen mit Recht nicht gut an. Würde sich ein Schüler mir gegenüber so ausdrücken (noch dazu möglicherweise vor Patienten oder Kollegen), so bekäme er von mir auch was zu hören. Kritik gerne, aber in angemessenem Ton.
 
Also solche Schüler die den Ton nicht wahren können, sind in Kommunikation "unfähig".

Wie die Vorredner schon gesagt haben...Der Ton macht die Musik.
 
Auf welcher Station bist Du? Kommen solche Dekubiti öfters vor? Gibts einen Wundstandard? Ich würde da mal so rangehen, in der Schule habe ich das so gelernt, was hälst du davon, wie machst du das? Warum machst du das so? Also immer nett und höflich fragen. Habt ihr auf Station einen Mentor oder Praxisanleiter?
 
Fragen, warum es anderst gemacht wird, als Ihr das in der Schule gelernt habt, kann man problemlos. So wird es von den Kollegen meist auch nicht als Angriff aufgefasst, solange man sich in einer respektvollen und wertschätzenden Art äußert.
Zum Thema Wundbehandlung solltest Du bedenken, dass es (leider) noch immer in der Verantwortung des behandelnden Arztes liegt, wie eine Wunde versorgt wird. Möglicherweise würde die Kollegin gerne eine feuchte Wundbehandlung durchführen, hat aber eine anderst lautende Anordnung vom Arzt.
 
Die Dekubitusbehandlung sieht tatsächlich von Klinik zu Klinik unterschiedlich aus, aber nicht nur diese.
Oftmals wird die Behandlung auch vom Arzt anders verordnet, vor allem wenn der mit den Standards des Hauses nicht vertraut ist.
Insbesondere auf dem Gebiet Dekubitus hat sich die Behandlung in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert.
Die Expertenstandards der DNQP sind deshalb sehr wünschenswert.

Was sagt denn Deine Praxisanleitung dazu?
Ich denke, das wäre der erste Ansprechpartner für Dich.
Die Schule unterrichtet in manchen Fällen nicht nach den Expertenstandards und muß auch nicht immer auf dem neusten Stand sein.
Hast Du die Expertenstandards schon einmal mit den Unterrichtsinhalten verglichen?

Die Frage:" Warum?" ist sicherlich oftmals sehr hilfreich, damit Dir das Vorgehen des Pflegepersonals zumindestens erklärt werden kann, ist
dies ein guter Ansatz für ein Gespräch über das Thema.
Auch ich habe schon erlebt, daß mir ein Arzt einen trockenen Verband angeordnet hat, sogar schriftlich per Konsil und es gab sogar Ärzte, die
Mittel verordnen, die schon lange als gesundheitsgefährdend vom Markt genommen wurden.
Liebe Grüße Fearn
 
Fragen, warum es anderst gemacht wird, als Ihr das in der Schule gelernt habt, kann man problemlos. So wird es von den Kollegen meist auch nicht als Angriff aufgefasst, solange man sich in einer respektvollen und wertschätzenden Art äußert.
Zum Thema Wundbehandlung solltest Du bedenken, dass es (leider) noch immer in der Verantwortung des behandelnden Arztes liegt, wie eine Wunde versorgt wird. Möglicherweise würde die Kollegin gerne eine feuchte Wundbehandlung durchführen, hat aber eine anderst lautende Anordnung vom Arzt.

Eine fachlich völligst unqualifizierte AVO muss ich als Sr. nicht durchführen, wenn ich beweisen kann, dass die Durchführung die Wundheilung massivst einschränken bzw. sogar verschlechtern könnte.
Damit mache ich mich ja als PFachK strafbar. Zudem lassen sich die meisten Ärzte mit fachlichen und freundlichen Hinweisen fast immer von modernen Behandlungsmöglichkeiten überzeugen. Meist fragen sie sogar, was man zur Deku-Therapie vorschlägt :)
 
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Das mit dem Eisen und Fönen kenne ich aus meiner Ausbildung auch noch, allerdings bin ich auf jeder Weiter-und Fortbildung die das Haus anbietet und lese auch neue Krankenpflegebücher, oder interessiere mich für externe Fortbildungen.

Nun gibt es Personal, daß vor zig Jahren z.b. das Eisen und Fönen als NON-PLUS-ULTRA beigebracht bekam.
Die hatten damit ja auch Erfolge, die aber nicht von der Temperaturschwankung kamen, sondern von der Tatsache, daß entlastet wurde.
Zu dem Zeitpunkt als das " in" war, waren diese Schwestern richtig stolz auf ihre Erfolge und die haben die Erfahrung gemacht: " DAS ist es, das hilft" sind davon überzeugt, weil sie warscheinlich nichts negatives damit erlebt haben.
Auf der anderen Seite haben sie Pflegehandlungen, wie die Wadenwickel "kommen " und "gehen" sehen, die einerseits hochgelobt und heruntergemacht wurden.

Ich würde mal schätzen, daß die wirklich dermaßen von ihrer Pflegehandlung überzeugt sind, daß die wirklich daran festhalten.

Manche Häuser führen deshalb Standardbehandlungen ein, an die man sich zu halten hat und die richtungsweisend ist.

Ich denke, daß der Fehler mit am Haus zu suchen ist, wenn das Personal zu keinen Fortbildungen verpflichtet wird, und wenn an dieser Stelle gespart wird.
Gibt es einen Standard und das Pflegepersonal handelt trotzdem so, tja, dann liegt das sicherlich an der Mentalität der Schwester und ihres Vorgesetzten, der dann warscheinlich auch nicht schaut, oder aber genaus funktioniert.

Das Eisen und Fönen hab ich allerdings von Ärzten die schon lange aus der Klinik heraus sind auch noch als Anordnung gehört, die immer noch durch die Gegend geistert, wie ein Gespenst.
Das mag vielleicht auch an den Erfahrungen liegen, daß damit nichts negatives passierte.
Das es wirkunglos ist, das dürfte ja auf einem anderen Blatt stehen.

Ein feuchter Verband wird von einigen als "feuchte Kammer" angesehen, die ebenfalls eine ganze Generation lang verteufelt wurde.
Die DNQP ist ja noch relativ neu, und ich denke, daß wird sicherlich einige Verbesserungen für dieses Problem erbringen.

Eine halbes Jahrzehnt dürfte tonnenweise wirkungslose Panthenolsalbe auf die Popos geschmiert worden sein, aus demselben Grund.

Liebe Grüße Fearn
 

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