Bettgalgen- immer wieder beliebt- aber sinnvoll?

Elisabeth Dinse

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Zitat:
Zitat von Elisabeth Dinse
Der Bettgalgen hat immer das Problem, dass Pat. sich beim "Hochschieben" mit den Füßen in die Matratze drücken und dabei dann nicht selten Abrutschen. Dabei kann die Haut so beansprucht werden, dass sie Schaden nimmt und einem Druckgeschwür Vorschub geleistet wird.

Da hatte unsere Neurologie eine gute Idee. Wir haben kleine Stücke von Anti-Rutsch-Matten aus dem Baumarkt, die eigentlich unter einen Teppich gehören. Wenn man die vorm Hochschieben unter die Füße legt, rutschen die Patienten nicht weg. Klappt richtig gut.

Ich bin mal neugierig. Hat das schon mal einer von euch selbst ausprobiert mit dem Hochrutschen? War es einfach? Wie ist die Bewegungsrichtung, wenn man sich mit dem Gesäß abhebt vom Bett? warum muss man soviel Druck auf die Fersen bringen?

Elisabeth
 
Vielleicht verstehe ich das Problem nicht so richtig. Bei BewohnerInnen, die sich mit Hilfe des Bettgalgens hochziehen, unterstütze ich bei Bedarf mit beiden Händen an den Fersen.
 
Probiers einfach mal aus in welche Rictung sich dein Körper von alleine bewegt wenn du "schwebst" und wieviel Kraft du aufwenden musst um in Richtung Kopfende zu kommen.

Die fixierten Füße verhindern diese Bewegung übrigens net.


Elisabeth
 
Also meinst du, wenn der Patient diese Matte unter den Füßen hat und ggf. nicht wegrutscg bzw. es gut klappt, dass die Pflegekraft dann dem Patienten weiter dahin unterstützt nicht durch den Schwung des ziehens am Galgen woandershin zu gleiten?? Wenn man das jetzt versteht was ich meine *lach*
Sprich ich unterstütze den patienten nicht mehr an den Füßen sondern helfe beim Korrigieren der Richtung um hoch zu kommen?????
Oder verstehe ich alles falsch jetzt???
 
Folgendes Bild: http://www.hermap.ch/contents/media/pfleg6.jpg

Wenn dieser Mann sich an dem Galgen hochzieht und das Gesäß abhebt- in welche Richtung bewegt sich der Körper: kopfwärts oder fußwärts? Wieviel Kraft muss verwendet werden um eine kopfwärts gerichtete Bewegung einleiten zu können?

Elisabeth
 
Ich hab's mal versucht vor Jahren - ich kam weiter unten an statt oben. Gewichte wollen senkrecht nach unten, und da das Teil genau zentral überm Bett hängt... Stück für Stück im flachen Bett nach oben robben scheint mir da sinnvoller - und auch für viele Patienten möglich, egal wie viel Kraft in den Armen und wie schwer...
 
Hallo

Ich habs selber auch mal ausprobiert. Der Bettgalgen ist sinnvoll, wenn:

  • man genug Kraft in den Armen hat
  • der Galgen möglichst weit am Kopfende angebracht ist
  • man mit dem Bauch keine Probleme (OP) hat
  • man sich mit den Beinen abstützen kann
  • es sonst keine Kontraindikation für die Nutzung des Bettgalgens gibt
Der Mann auf dem Bild wird wohl nur mit viel Schwung nach oben kommen, denke ich.
 
Bei wievielen unserer Pat. sind genug Kraft in den Armen vorhanden?
Bei wievielen unserer Pat lässt sich der Galgen möglichst weit am Kopfende anbringen? Du müsstest dafür sorgen, dass das Triangel oberhalb des Liegeziels angebracht ist. Da sind dann oft die Arme zu kurz.
Bei wievielen unserer Pat. trotz Problemen mit der Bauchmuskulatur ein Galgen angeboten? Neben der Kraft in den Armen musst hier uneingeschränkt auch Kraft entwickeln können. Stuchwort: schelchter AZ, EZ:
Bei wievielen unserer Pat.fehlt die Fähigkeit sich mit den Beinen abstützen zu können?
Wieviele Pflegekräfte kennen die Kontraindikationen?

Wenn ich die heutige Nutzungsverbreitung bei 100 ansetze, dann wäre unter Beachtung der von indy J zusammengetragenen Punkte wahrscheinlich bei net mal 20% eine Nutzung sinnvoll.

Warum gibst dann immer noch soviel Bettgalgen? Weil der Pat. sie verlangt?

1. Er kann nur etwas verlangen, wenn es vorhanden ist.
2. Ihm fehlen alternative Angebote.

Und letztere kann er nur mit Hilfe einer Fachkraft erlernen. Und wenn ein Bettgalgen net vorhanden ist, muss Pflegekraft gezwungenermaßen sich einen Kopf zu machen.

Ergo: Bettgalgen gibts eigentlich zuviele, weil die vorhandene Anzahl dazu verführt sich vom: es wr so, es ist so, es wird immer so sein zu trennen.

Elisabeth

PS Wer die Erfahrungen von indy und Julian net glauben kann, sollte unbedingt selbst ausprobieren.
 
Hallo

In dem Haus, wo ich gelernt habe, hatte JEDES Bett einen Bettgalgen. Ausnahme: Schwere Bauch-OPs. Da hat dann mal jemand gesagt "Na, ein Bettgalgen für diesen Patienten kann doch nicht gut sein".
Auf unserer Intensivstation (chirurgisch) hat kein Bett standardmäßig einen Bettgalgen. Und wenn einer dran ist, dann wird der abgebaut, sobald ein Patient im Bett liegt. Wie es im Rest des Hauses (Uniklinik) ist, weiß ich leider nicht. Gerade der letzte Punkt ist ein Knackpunkt, denn einige Pflegekräfte setzen sich kaum damit auseinander, ob ein Bettgalgen nicht auch wirklich mal kontraindiziert ist.
Da wir auch hauptsächlich allgemeinchirurgische Patienten haben legen wir Wert darauf, dass diese ihren Bauch bei der Lagerung selbst unterstützen. Durch Bettgalgennutzung wäre das aber nun mal nicht gegeben.
 
Wenn ich in der Ausbildung bin werde ich das mal testen.
Ich weiß nur, dass ich das teil nach meiner Wirbelsäulen OP ganz nett fand um mich langsam gerade aufzurichten, aber mich ganz hochzuziehen haben ich noch nicht versucht...
Aber klingt logisch was ihr argumentiert!
 
... Ein Instrument, welches die Mobilität des am Bein verwundeten Patienten erleichtern sollte, war von Billroth vorgestellt worden. An einem Gestell aus Holz wurde eine Stange mit einer starken Schnur befestigt, so dass sich der Patient daran mit den Armen hochziehen konnte.
Dieses, dem Galgen nachempfundene Gerät hat sich in abgewandelter Form bis in die heutige Zeit gehalten und wird unter dem Begriff "Bettgalgen" insbesondere in der Geriatrie, aber auch der Unfallchirurgie weiterhin verwendet. ...

http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/TomaszewskiSonia/Zusammenfassung.pdf

Elisabeth
 
Hallo
Habe eigene Erfahrung zum Thema Bettgalgen.
Nach meinen beiden Sektios und der Gebärmutter OP, hätte ich jeden mt Geschirr beworfen der mir meine Galgen weggenommen hätte.
Die ersten Tage habe ich ihn sehr oft gebraucht um mich schmerzarm im Bett umdrehen zu können oder überhaupt um aus dem Bett zu kommen.
Um kopfwärts zu rutschen benutze ich ihn bei meinen Patienten so gut wie nie, ansonsten kann der Patient damit umgehen wie er es am Besten kann bzw gewohnt ist.
Alesig
 
Ich hatte keinen Bettgalgen nach ner großen Bauch-OP und musste mir somit eine Methode suchen. *fg* Hat gefunzt. Zuhause hat Mensch ja auch keine solchen Hilfsmittel.

Elisabeth
 
Mich stören die Bettgalgen auch beim Aufsetzen des Patienten an den Bettrand.

Ich hab das kinästhetisch gelernt. Also komplett auf die Seite drehen, die Beine aus dem Bett nehmen, sich gleichzeitig mit den Armen an der Matratze abdrücken und so praktisch in die Vertikale kippen. Klappt zumindest mit Hilfe recht gut und schont mein Kreuz.

Viele Patienten ziehen sich aber am Bettgalgen halb in die Höhe, heben die Beine und schwingen sie aus dem Bett. Und dann hängen sie mit dem Oberkörper halbmast am Bettgalgen, weil man sich daran ja nicht weiter und zum Bettrand hin aufrichten kann. Dann kann ich sie von vorne greifen und zu mir ziehen, kann nicht das Gewicht der Beine als unterstützende Kraft mit benutzen, und belaste meine Wirbelsäule mehr als mir gut tut.

Ich häng die Triangel oft weg, ehe ich den Patienten aufsetze.
 
Ich hab vor der OP Kinästhetik trainiert... und bin gescheitert. da war die Bettleiter ne gute Hilfe. Zum Sitzen hochziehen und dann auf die Bettkante drehen. Das gute Stück musste übrigens erst gesucht werden. Ist leider mittlerweile fast völlig verschwunden aus den Kliniken. Eigentlich wirklich schade.

Elisabeth
 
Na ja, ich hab sehr selten Patienten mit frischen Bauch-OPs. Dagegen bin ich bei einem Hexenschuß mit Kinästhetik-Methode nahezu schmerzfrei aus dem Bett gerollt. (In gesundem Zustand achte ich ja nicht darauf, wie ich aufstehe.)

Warum wurden die Bettleiter eigentlich abgeschafft? Ich hab von den Dingern bisher nur gehört. Wir haben schon ein Laken unten am Bett befestigt, damit sich der Patient daran hochziehen konnte.
 
Na, ein Bild wie das mit dem Herrn hatte schon vor Augen...

Braucht man dafür nicht ähnlich viel Kraft fürs Hochziehen wie beim Bettgalgen?
 
Probiers aus. Dabei darauf achten, das die meisten Pat., wenn sie sich aufsetzen wollen, darauf achten, dass das Kopfende mind 45 ° hat.

Der Bettgalgen ist hier dann in jedem Falle im Wege. Damit kommst nur bis zum Triangel. Oberkörper bremst bei ca. 60-70°. Du hängst also in der Schwebe.

... Es sei denn, du machst es, wie diese Frau http://www.lloydspharmacy.com/wcsstore/LloydsPharmacyScripts/images/catalog/IL/Lifting_Pole_l.jpg . Wäre ne Art spiralige Bewegung. Ab einem entsprechenden Winkel ist die Last auf dem Arm und das Triangel kann losgelassen werden.

Elisabeth
 

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