Medikamente falsch gestellt!

Jumanji

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Krankenschwester
Hallo!

Mich würde eure Meinung interessieren und was man vielleicht künftig machen kann, um Fehler zu vermeiden.

Hatte jetzt vor Weihnachten leider das Pech selber stationär im Krankenhaus zu landen und somit mal wieder die "andere Seite" kennen zu lernen. Ich muss sagen, diesmal bin ich insgesamt sehr menschlich behandelt worden, was ich schon für einen sehr großen Vorteil verbuche, denn leider hab ich da schon allerlei Mist erlebt.

Ein großes Manko gab es allerdings doch!

Ich habe 4 Tage im Krankenhaus verbracht und es gab keinen einzigen Tag, wo die Tabletten richtig gestellt waren. Entweder stimmte die Dosierung nicht oder es fehlte was. Meinem L-Thyroxin musste ich mehrfach hinterherlaufen, weil der Doktor (da kann ja dat Pflegepersonal nix für) es in der Notaufnahme vergessen hatte anzuordnen und das auch erst in der 2. Visite funktionierte. Netterweise hab ich von der Schwester das Medikament trotzdem tgl. auf penetrante Nachfrage hin bekommen, obwohl sie das ohne Anordnung ja eigentlich nicht darf. Ich persönlich finde es aber erschreckend, dass es tatsächlich in 100% meiner Tagesmedikamente Fehler gab. Überdosierung des Antibiotikums (mal eben die doppelte mg Anzahl, weil die Tabletten nicht durchgebrochen wurden), fehlende Medikamente... im Prinzip fast alles dabei. Ich selber war froh, dass ich die Tabletten vom Aussehen her kannte und somit selber kontrollieren konnte, frage mich aber, wieviele Patienten tatsächlich die angeordnete Medikation bekommen. Immerhin sind die Patienten i. d. R. Laien und nehmen eh, wat man ihnen vorsetzt - zumeist völlig kritiklos.

Warum passieren so viele Fehler beim stellen von Medikamenten?
Ist das jetzt tatsächlich nur ein "Ausrutscher", ein Versehen und Zufall?
Welche Möglichkeiten seht ihr, Fehler bei Dosierung und Medikamenten zu vermeiden?

Ich selber handhabe das auf der Arbeit so, dass ich mich grundsätzlich mind. 3x kontrolliere. Allerdings kann ich mich mit Sicherheit auch nicht gänzlich davon freisprechen, mal etwas falsch zu stellen.

LG Jumanji
 
Ich lag auch des öfteren und länger im Krankenhaus. Bei mir kam es nur sehr selten vor (aber es kam vor!) daß meine Medis, die ich zum Glück sehr genau kenne, falsch gestellt waren- was dafür aber hätte lebensgefährlich werden können.

Mir selbst sind auch schon Fehler unterlaufen.

Ursache?

Ich denke, meist, wenn man beim Richten unterbrochen wird und bei unsauberer und unübersichtlicher Kurvenführung, schlechter Schrift, Übertragungsfehler. Und einmal hat der Arzt derart unleserlich angeordnet, daß ALLE ein völlig anderes Medikament da herauslasen.
 
Hallo Jumanji,

wurden die Tabletten im Blister gestellt? Sonst kann es auch sein, dass du von deinem Antibiotikum eine andere, kleinere Dosierung erhalten hast.

Tabletten werden bei uns uns kontrolliert, von jemandem der sie nicht gestellt hat. Was aber nicht heissen muss, dass keine Fehler passieren.

Deine Schilddrüsentabeltte hättest von mir ohne ärztliche Anordnung nicht erhalten. Ich hätte es dem Arzt ausgerichtet, dass du diese gerne hättest, aber ohne ärztl. Anordnung keine Tablette.

Schönen Tag
Narde
 
Tabletten werden bei uns uns kontrolliert, von jemandem der sie nicht gestellt hat.

Wird bei uns auch so gemacht. Dabei findet man schon einige falsche Medikamente, aber ich denke, dass man auch hierbei manchmal etwas übersieht.

Mich ärgert auch maßlos, dass es einfach nicht durchsetzbar ist, dass Medis nur noch in Blockschrift in die Kurve geschrieben werden dürfen. Glaubt mir, ich bin dafür schon von A nach B gerannt. Andererseits müssen sie die Rezepte im PC schreiben und ausdrucken, weil die Apotheker dauernd angerufen haben, da sie die Verordnungen nicht lesen können. Paradox?
Bei uns ist es Aufgabe der Turnusärzte die Kurven zu überschreiben, aber auch hierbei ist es sicherer nachzukontrollieren. Wenn sie ein Medikament nicht lesen können, wird einfach irgendwas hingeschrieben, am besten werden die gleichen Hieroglyphen vom Vorgänger einfach nachgemalt.

Freue ich mich auf die elektronische Fieberkurve, dann ist wenigstens eine (m. M. die größte) Fehlerquelle ausgeschaltet.

Was sich nicht ändern wird, es ist jetzt neue Mode bei Pat., die sich nicht adäquat ausdrücken können, einfach ein "Medi ?" in die Kurve zu schreiben und keiner kümmert sich mehr darum.

Gruß,
Lin
 
Warum passieren so viele Fehler beim stellen von Medikamenten?
Ist das jetzt tatsächlich nur ein "Ausrutscher", ein Versehen und Zufall?
Welche Möglichkeiten seht ihr, Fehler bei Dosierung und Medikamenten zu vermeiden?

Ich selber handhabe das auf der Arbeit so, dass ich mich grundsätzlich mind. 3x kontrolliere. Allerdings kann ich mich mit Sicherheit auch nicht gänzlich davon freisprechen, mal etwas falsch zu stellen.
Ich denke es liegt an der jeweiligen Station des Krankenhauses, evtl. auch an der Organisation des gesamten Krankenhauses. Wenn ich hier im Forum z.B. lese, dass man nicht in Ruhe Tabletten stellen kann weil man ständig gestört wird oder im Nachtdienst, zu einer Zeit, wo die Aufmerksamkeit längst im Keller hängt, dann wundert mich nicht, das so etwas passiert.

Das späte Korrigieren des fehlenen Thyroxins ist vermutlich ein Problem des sich nicht zuständig fühlens oder ein Übergabeversäumnis. Niemand hat sich halt darum gekümmert.

In meiner Umgebung gibt es ein Krankenhaus, in dem solche Aktionen völlig normal sind. Ich würde niemals freiwillig in dieses KH gehen. Es gibt aber auch Krankenhäuser die solche Aktivitäten gut im Griff haben.
 
Zum nächsten Weihnachten wünsche ich mir, dass die Medikamente zentral in der Apotheke gestellt werden.:nurse:

der dude
 
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Hallo!

Schon mal danke für die reichlichen Antworten.

Scheint also ein generelles Problem zu sein, dass man beim Tablettenstellen durch die üblichen "Verdächtigen" laufend gestört und unterbrochen wird, wie Telefon, Pat.klingel u. ä. und die Ärzte eher dazu neigen irgendwelche erfundenen Buchstaben zu kritzeln als deutlich zu schreiben. Generell finde ich das sehr tückisch für unsere Patienten, die eben nicht wissen, nicht wissen wollen, wat sie da alles so schlucken und nicht jede Verwechslung ist ungefährlich.

Mein Thread soll auch nicht anklagend oder vorwurfsvoll sein, sondern zum nachdenken anregen. Ich selber fand es halt einfach erschreckend.

@ Narde: Ich war selber überrascht, dass die Schwester mir das L-Thyroxin erstmal so gegeben hat und sich ihre Anordnung nachträglich eingeholt hat. Ich selber hätte das an Ihrer Stelle auch nicht gemacht. Allerdings war ich froh und dankbar, dass ich dem Dok nicht mitsamt Bronchospasminperfusor hinterherkeuchen musste. :mrgreen: Hätte wahrscheinlich ziemlich komisch ausgesehen und wäre bestimmt nicht sehr erfolgreich gewesen.:gruebel:
Die Medikamente waren nicht im Blister, aber ich wusste vom Vortag, dass die vom Clarythromycin nur die 500er Tabl. hatten und die somit geteilt worden waren. Von daher hab ich halt gebeten, nochmal nachzusehen, ob das so richtig ist. Kann ja auch sein, dass die kleine Dosierung von der Apotheke nachgeliefert wurde. Es ist dann auch jedesmal korrigiert worden.

Die Frage ist, ob man irgendwelche Lösungen finden kann, wie man Fehler minimieren kann. Immerhin sind sie menschlich, aber grad in unserem Beruf nicht ungefährlich. Ich finde z. B. die Idee super, dass man sich gegenseitig kontrolliert. Wenn ich das nächste mal beim stellen laufend unterbrochen werde, werd ich einfach meinen Kollegen bitten noch mal nen Blick drauf zu werfen, damit auch ja nix schief geht. Ich glaub, ich möchte im Moment gar nicht wissen, wie oft ich vielleicht schon unbemerkt was falsch gestellt hab. :gruebel: Passieren darf es natürlich nicht.

Ich gehe auch davon aus, dass jeder Gewissenhaft arbeitet und Fehler so gut es geht ausschließen möchte.

LG

Jumanji
 
Ich bin der festen Überzeugung, viele Fehler könnten vermieden werden, wenn manche Ärzte endlich schreiben lernen würden! :)

Gruß
Dennis
 
Hallo,
bei uns werden die Medikamente im Nachtdienst gestellt, wie auf den meisten Stationen auch!
Der Frühdienst kontrolliert beim austeilen der Medikamente nochmals den Inhalt der Blister, obwohl das auch immer schwieriger wird, da inzwischen die Tabletten fast alle gleich aussehen.
Trotzdem können Fehler auftauchen, was natürlich nicht sein sollte.

Sollte die ärztliche Medikamentenanordnung nicht leserlich sein, rufen wir den Arzt an, sogar im OP. Mehr als die Ärzte immer wieder darauf hinzuweisen, leserlich zu schreiben, können wir auch nicht. Somit greifen wir, dass Pflegepersonal eben zu radikalen Maßnahmen.

Auch auf die Gefahr hin, hier im Forum "zerissen" zu werden!
Die Patienten werden von uns, dem "Pflegepersonal" nach eigenen Medikamenten befragt. WIR tragen es in die Planette ein und die Ärzte zeichnen es bei ihren Anamnesegesprächen gegen. Somit vermeiden wir überwiegend die Situation, dass Blutdrucksenker oder weiteres vergessen werden.
Nicht unbedingt in Ordnung, aber somit erhalten die Patienten jedenfalls ihre Medikamente.
Viele Grüße
Sanne
 
Ich hab da auch schon gruselige Dinge gesehen... Tabletten, die zwei Nächte vorher gerichtet wurden (warum auch immer); Schwestern, die mir erzählen wollten, daß ich als Schüler keine Verantwortung trage, wenn ich das Falsche austeile; solche, die sauer waren, weil ich die Tabletten, da ich sie nicht durch Anschauen identifizieren konnte, wenigstens gezählt habe und dann falsch Gerichtetes zum Kontrollieren zurückgebracht hab - hat ja Mehrarbeit verursacht... Mitschüler, die auf den Boden gefallene Tabletten (ohne Blister) wieder aufheben und verabreichen... Und welcher Patient kann seine Tabletten schon selbst kontrollieren, wenn sie noch durch krankenhausspezifische Generika ausgetauscht wurden und anders aussehen als vorher - wenn die Leute überhaupt noch in der Lage sind, sich selbst um ihre Medis zu kümmern. Grauslig. Die Station war für die Zustände bekannt, Beschwerden gibt es immer wieder, geändert hat sich scheinbar nichts. Muß vermutlich erst einer draufgehen. :x
 
Die Frage ist, ob man irgendwelche Lösungen finden kann, wie man Fehler minimieren kann. Immerhin sind sie menschlich, aber grad in unserem Beruf nicht ungefährlich. Ich finde z. B. die Idee super, dass man sich gegenseitig kontrolliert. Wenn ich das nächste mal beim stellen laufend unterbrochen werde, werd ich einfach meinen Kollegen bitten noch mal nen Blick drauf zu werfen, damit auch ja nix schief geht. Ich glaub, ich möchte im Moment gar nicht wissen, wie oft ich vielleicht schon unbemerkt was falsch gestellt hab. :gruebel: Passieren darf es natürlich nicht.
Das Zauberwort ist Zeit und nicht überarbeitetes Personal. Wenn man ungestört die Medikamente richten kann, sind schon eine Menge Fehler ausgeschlossen. Wenn man dann auch noch Zeit hat, die Medis zu kontrollieren, ist wieder etwas gewonnen. Am besten ist es, wenn eine 2. Person dann nochmals kontrolliert. Denn oft sieht man selbst den eigenen Fehler nicht, auch wenn er ganz offensichtlich ist.

Leider gibt man uns oft nicht die Zeit die man zum sauberen Arbeiten benötigt.
 
Hallochen,
also ich kann dazur nur sagen dass ich nie ein Medikament geben wuerde dass ich nicht selber aus der Packung geholt habe und es mit einer anderen Schwester gescheckt habe. Das ist hier nun mal so ueblich. Double check und nie geben wenn Du es nicht selber aufgezogen oder die Tbl selber as dem Paeckchen geholt hasst.
Cheers Aussie:gruebel:
 
Eben, so ist es auch bei uns.
Medikanete aus der Vepackung raus, aus dem Blister rausdrücken..dann stehen lassen.. geht garnicht.
 
Hallo.
Bei uns werden Medikamente im Nachtdienst gestellt. Jeder der dann am Tag Medi verabreicht kontrolliert sie nochmal, so kommt es nicht zu Fehlgaben. Probleme gibt es nur wenn Anordnungen nicht lesbar sind. Zum Glück kommt das nur ab und zu am ersten Tag vor, alle Kurven werden sonst per PC geschrieben.

Fehler können immer passieren dafür sind wir Menschen!

L.G. Stationszwerg:wavey:
 
@aussie und yrt:
Wie wird das bei euch gemacht (wär interessant)? Werden die Medikamente nicht für einen Tag in einen Dispenser gegeben, sondern jedem Pat. einzeln und eben zur bestimmten Zeit verabreicht?

Gruß,
Lin
 
Der Nachtdienst stellt die Medi für den kompletten Tag. Wenn es geht werden sie aber nicht aus der Packung herraus gedrückt, sondern so abgeschnitten das man immer noch den Namen erkennen kann.

Schönen Abend.:schlafen:
Stationszwerg
 
@ Lin,
Medikamente werden hier nicht vorgestellt fuer die ganze Station und den ganzen Tag. Jeder Patient hat seine individuellen Zeiten wofuer dann auch zwei examinierte Schwestern die Medis checken (6 R', Right patient, right time, right route, right dose, right form, right drug). Beide Schwestern checken den Patienten, die dosis, das Medikament usw, usw.
Wir geben nun auch die meisten Medis IV und da werden genau die gleichen Schritte befolgt.
Cheers
Aussie:)
P.S. Patient Safety am allerwichtigsten
 
Huhu,

also bei uns stellt die Nachtwache die Tabletten.
Da es in der Nacht einfach so ist, dass man immer wieder wegspringen muß, weil z.B. jemand klingelt, oder man einfach zwecks der Müdigkeit unkonzentrierter ist, als im Tagdienst, kontrolliert bei uns der Frühdienst nach der Übergabe nochmals die Tabletten...
4 Augen Prinzip nennen wir das...
Und da bei uns die Tbl. von der NW nicht einzeln ausgepackt, sondern ausgeschnitten werden, lässt sich anhand der Verpackung alles leichter Kontrollieren!!!

Grüße und einen guten Rutsch! :boozed:
Steffi :nurse:
 
Bei uns werden Medikamente direkt am Patienten aus der Schachtel genommen, nach der 6R-Regel gecheckt und dann sofort verabreicht.
 
6 R', Right patient, right time, right route, right dose, right form, right drug
Was ist "right route"? Per os, i.v. etc.?
 

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