"Wie? Du bist examiniert und du kannst das nicht?"

Aceton

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15.11.2006
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269
Ort
NRW
Beruf
Gesundheits- und Krankenpfleger
Funktion
Praxisanleiter
Huhu Leutz

Hab über der Sufu nix gefunden und wenn es doch schon so ein Thread gibt, dann bitte kurz Bescheid sagen. Danke.



Kann ein Schüler nach bestandenem Examen oder langjährige Examinierte wirklich alle pflegerischen Tätigkeiten ausführen?

Ich scheue mich nicht meinen Arbeitskollegen zusagen, wenn ich etwas nicht kann.
Bsp: Absaugen hab ich erst nach meinem Examen gelernt.

Ich hab auch schon den einen oder anderen langjährigen Examinierten kennengelernt, die z.B. kein Dauerkatheter legen kann.

Oft hab ich die Erfahrung gemacht, dass andere dann Sprüche sagen wie "Du bist examiniert und du kannst das nicht? Was lernt ihr überhaupt in der Ausbildung"?

Ich bin sehr froh, wenn ich Arbeitskollegen habe, die den selben Standpunkt vertreten wie ich. Nämlich, das man erst nach dem Examen anfängt, richtig zulernen.


Wie sieht ihr das?
Kann ein Schüler nach bestandenem Examen oder langjährige Examinierte wirklich alle pflegerischen Tätigkeiten ausführen?

Freu mich auf eure Meinungen
 
Hallo

Also ich denke theoretisches Wissen sollte von allen Tätigkeiten vorhanden sein. Aber das Praktische eignet man sich an, wenn man in der Aubildung keine Möglichkeit dazu hatte. Nur denke ich, dass man in den 3 Jahren Ausbildung genügend Zeit hatte. Und sei es beim zuschauen, assistieren,...
Merkt man halt auch die Motivation an jedem Frischexaminierten, ob er Interesse hatte oder nicht.
 
- 3 Jahre Ausbildung zur KiKra
- 2 Jahre nach Abschluss Wechsel in die Erwachsenenpflege --> keine Ahnung von: DK- Legen (egal ob Männlein ode. Weiblein), nie ne Beatmung gesehen, kein Blut abgenommen oder eine Flexüle gelegt usw.
- 1 Jahr lang intensive Begleitung durch eine Kollegin und Demonstration aller praktischen Notwendigkeiten
- nach diesem Jahr noch keinen DK beim Mann gelegt, noch keine Flexüle gelegt, noch kein Blut abgenommen - das hat fast 10 Jahre niemand der Kollegen gestört, man hat sich arangiert
_ dann Wechel in ein neues Fachgebiet- dort war man alleine im Dienst und musste alle Sachen beherrschen... und siehe da, der Unterricht meiner Mentorin war so gut, dass ich darauf zurückgreifen konnte.

Ergo: Man kann nicht alles in der Ausbildung lernen- weder theoretisch noch praktisch. Allerdings muss man bereit sein zum Weiterlernen... und man muss wissen, wie man lernt, wo man Infos herbekommt.
Verfeinert wurde diese Fähigkeit übrigens in meiner FS- Ausbildung. Dort wurden erst anatomisch- physiolog. Grundlagen vermittelt und auf diesen Kenntnissen aufbauend die Pathologie und dann die Pflege. Kausale Zusammenhänge erkennen zu können war dem Ausbilder sehr wichtig. So lerne/ reflektiere ich meine Arbeit heute noch.

Elisabeth
 
Ich sehe die Frage als eine Rhetorische an... ;-)
 
Halloechen,
ich arbeite seit 32 Jahre und bin noch Lichtjahre davon entfernt alles zu wissen und zu koennen ,wird mir auch nie gelingen.
Oftmals ist bei diesen ,,Spruecheklpfern" das Mundwerk schneller als der Verstand.
Mit dem bestandenen Examen hast du mal gerade das Ruestzeug,alles weitere bringen die Berufsjahre und die Erfahrung mit sich.
Man wuerde ja auch nicht von einem Fahrschueler der gerade seinen Fuehrerschein gemacht hat erwarten, dass er so gut faehrt wie sein Fahrlehrer.

Schoene Ostern Frany
 
@Maniac
Warum rhetorische Frage?


Danke für die bisherigen Antworten
 
Hallo,
ich hab auch einige Tätigkeiten erst nach dem Examen gelernt. Hab damit auch kein Problem. Z.B. Magensonden legen haben wir in der Schule theoretisch "durchgesprochen", ich musste es aber lange Zeit nicht machen. Nach dem Examen hatte ich aber 1 1/2 Jahre auf der Neurologie gearbeitet und da war das Legen sehr oft nötig. Diese Abteilung gab es aber in dem Haus nicht, in dem ich die Ausbildung gemacht habe, also hab ich es dort gelernt.
 
Guten Abend!

Meine Meinung:
Unendlich viele Sachen lernt man erst nach der Ausbildung. Und auch nach 15 Jahren im Dienst gibt es immer noch Sachen, die ich noch nie gesehen bzw. live miterlebt habe. Und auch nach 15 Jahren, kann ich nur sagen: man lernt nie aus!

Ich kann mir vorstellen, wenn jemand behauptet, nach dem Examen kann ich schon alles, dann stimmt stimmt das nicht. Gut theoretisch biste nach der ganzen Paukerei und den Prüfungen, wahrscheinlich so gut wie sonst keiner, aber praktisch:gruebel:?!

Bei uns auf Station ist Anlernzeit 3 Monate. Beatmete Patienten versorgen, Erstversorgung eines Frühgeborenen oder Neugeborenen, Assistenz bei verschiedenen Anlässen, Infusionen und Medikamente zubereiten...

das alles sieht man wenn man Glück hat einmal während der Einsatzzeit auf Station, solange man Schüler ist, aber können tut man es deswegen noch lange nicht.

Schöne Ostern, Stupsi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie, ihr konntet nach dem Examen nicht alles? Was habt ihr die drei Jahre gemacht? Und wie habt ihr überhaupt das Examen bestanden?
Seid ihr sicher, dass der Beruf für euch das richtige ist? Wenn ich lese, dass manche nach etlichen Jahren Arbeit immer noch nicht alles können, bin ich mir da nicht so sicher...


</ironie>


Leute, die solche Sprüche klopfen, haben oftmals selbst so große Defizite, dass sie ihre eigene Unzulänglichkeit mit der Bloßstellung anderer zu kompensieren versuchen. Leider keine Seltenheit, aber wenn man die Klappe aufmacht und sich so etwas nicht bieten lässt, lernen vielleicht auch diese Großmäuler irgendwann etwas dazu ;-)
 
Ola Matze!
Das unterschreibe ih sofort^^

Als ich als über 40-jähriger in die Fachweiterbildung für Anästh. und Intensiv ging schlackerten mir ganz schön die Ohren!
Da dachte ich mit 15 Jahren Berufserfahrung in Abästhesie und Intensivpflege "hat man es drauf"....

Gut nur, das "die jungen Hüpfer" im Kurs mich nicht als "verkalkten Tattergreis" haben links liegen lassen^^.

Eine der wichtigsten Leheren daraus für mich:
Jetzt habe ich zwar mehr drauf, aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht!
 
Huhu Leutz

Hab über der Sufu nix gefunden und wenn es doch schon so ein Thread gibt, dann bitte kurz Bescheid sagen. Danke.



Kann ein Schüler nach bestandenem Examen oder langjährige Examinierte wirklich alle pflegerischen Tätigkeiten ausführen?

Ich scheue mich nicht meinen Arbeitskollegen zusagen, wenn ich etwas nicht kann.
Bsp: Absaugen hab ich erst nach meinem Examen gelernt.

Ich hab auch schon den einen oder anderen langjährigen Examinierten kennengelernt, die z.B. kein Dauerkatheter legen kann.

Oft hab ich die Erfahrung gemacht, dass andere dann Sprüche sagen wie "Du bist examiniert und du kannst das nicht? Was lernt ihr überhaupt in der Ausbildung"?

Ich bin sehr froh, wenn ich Arbeitskollegen habe, die den selben Standpunkt vertreten wie ich. Nämlich, das man erst nach dem Examen anfängt, richtig zulernen.


Wie sieht ihr das?
Kann ein Schüler nach bestandenem Examen oder langjährige Examinierte wirklich alle pflegerischen Tätigkeiten ausführen?

Freu mich auf eure Meinungen

nee du ich kenn das nur zu gut...!!!! ich bin seit dezember erst ausgelernt und komme dazu noch aus der kinderkrankenpflege und arbeite jetzt in der geriatrie...das ist ein himmelweiter unterschied und manchmal gibt es dinge die mir echt schwer fallen!!! ich komme mit erwachsenen sehr gut zurecht, meist besser als mit kindern daran liegt das nicht aber ich hab einfach schwierigkeiten mit manchen tätigkeiten!! wobei ich sagen muss das ich auf meiner station noch nie diesen besagten spruch hören musste!!!
aber meine damalige lehrerin hat immer gesagt: sarah das richtige lernen beginnt erst nach der ausbildung!!!!

in diesem sinne:)
 
Hallo Aceton,

wie schon jemand sagt, drücken diese Sprüche meist Leute die selbst einen fachlich recht kleinen Horizont haben.

Die Ausbildungszeit bringt dir Grundlagen bei.
Sicher kommt die ein oder andere Grundlage zu kurz oder wird gar nicht gelehrt. Das ist auch nicht weiter schlimm. Denn als Berufsanfänger steht es einem zu nachzufragen und um Hilfe zu bitten und sich vielleicht das ein oder andere zeigen zu lassen.

Das ist wie mit der Fahrschule.
Allein die Tatsache, daß man eine Fahrschule absolviert hat macht einem noch lange nicht zum perfekten Fahrer.

Es ist immer einfach auf den Neulingen rumzuhacken, als sie an die Hand zu nehmen und sie als vollwertige Kollegen zu betrachten.
Kollegen die genau den gleichen Status haben wie man selbst.
Kollegen die genau solche Wissenslücken aufweisen wie man selbst.
Kollegen die genausowenig perfekt sind wie man selbst.
Und Kollegen die genauso Angst vor Notfallsituationen haben wie man selbst.

Viele "alte Hasen" vergessen, daß zur Grundzutat des Berufslebens, der Ausbildung, noch eine teilweise genauso wichtige Komponente hinzukommt.
Nämlich die Erfahrung.
Erfahrung kann man nicht lernen. Erfahrung muß man erleben.

Schlimmer wie das Nachfragen von neuen, frisch examinierten Kollegen ist ja die Phrase der erfahrenen Kollegen - "Das machen wir schon immer so."
Weil das zeigt mir - Jawoll...du hast nichts verstanden. Anstatt fachlicher Kompetenz ist eher die Gewohnheit zugegen.
Nur dann stellt sich mir eine entscheidende Frage. Gibt es Leute die Gewohnheit als Fachkompetenz verkaufen? Sehr wohl. Aber das merkt man nur bei genauerem Nachfragen. Es kann jeder mal gerne selbst testen ;-).

Was ich immer durchaus schade finde ist, daß sich viele berufserfahrene Kollegen nicht an ihre Anfangszeit erinnern.
An die Zeit in der sie Fragen gestellt haben.
An die Zeit in der sie manchmal nicht wußten was zu tun war.
Und an die Zeit in der sie sich über Leute aufgeregt haben, die sagten "Was? Das kannst du nicht? Wie hast du denn dein Examen geschafft."

In diesem Sinne....
Schönen Ostermontag

Andi
 
Freut mich sehr, das da "draußen" viele sind, die genauso denken wie ich :)


Ist denn aber hier im Forum sonst niemand, der oder die das anders sieht??:mrgreen:
 
Ist denn aber hier im Forum sonst niemand, der oder die das anders sieht??:mrgreen:

Solche Menschen gibt es hier bestimmt.
Aber...
A) ...werden sie sich nicht outen und
B) ...wird es ihnen vielleicht nicht mal auffallen, was sie verkehrt machen.

LG
Andi
 
Es tut gut Eure Beiträge zu lesen... :nurse:

Bin gerade frisch examiniert und habe in einem fremden Haus auf der Intensivstation angefangen. Fühle mich oft völlig überfordert und denke, dass ich während der ganzen Ausbildung nix gelernt habe... In den letzten Monaten der Ausbildung habe ich selbstständig gearbeitet und nu steh ich da und komme mir oft einfach nur total dämlich vor! Wahrscheinlich habe ich aber auch einen viel zu hohen Anspruch an mich selbst!!
Von den Kollegen habe ich auch noch keine derartigen Sprüche gehört und kann mich glücklich schätzen, in einem tollen Team gelandet zu sein in dem ich sehr gut angeleitet werde.

Trotzdem hat es nochmal Mut gemacht, Eure Erfahrungen zu lesen! Danke!! :)

Liebe Grüße,
Ela
 
Hallo
Ich oute mich jetzt mal, den Spruch "Das müsstest Du wissen, schließlich hast du dein Examen", schon das eine oder andere mal benutzt zu haben.
Bei Dingen die ich als Grundwissen vorraussetze. z.B.
Keine i.m.Spritzen bei Marcumar,
Infusionen mit hochdosiert Kalium sollten nicht im Schuß einlaufen (sollte im Normalfall keine Infusion),
Dauerkatheterlegen nicht mit bloßen Händen (auch wenn steriles Arbeiten aufwändiger ist)
Händedesinfektionsmittel das auch den Norovirus killt, gehört nicht auf die Schleimhäute im Intimbereich zur DK Pflege, selbst wenn der Patient Noro
positiv ist.
Keime die eine Isolation des Patienten notwendig machen sind trotzdem ansteckend, auch wenn die Schwester (vermeitlich) ungesehen von anderem Fachpersonal ohne Schutzkleidung im Zimmer arbeitet und dieses ganz schnell wieder verläßt.
Wenn ich mit frisch Examinierten Kolleginnen arbeite, denke ich sehr oft an meine Ausbildungszeit und die Zeit kurz nach dem Examen zurück.
Dann überkommt mich großes Mitleid mit den jungen Leuten.
Die meisten haben in der Ausbildung kaum selbständiges Arbeiten gelernt und werden nach ein paar Wochen lausiger Einarbeitung alleine gelassen.
Wenn sie lernen dann lernen sie aus ihrem Fehlern.
Aber es gibt eben Fehler die dürften einer examinierten GKP nicht passieren, egal wie frisch oder alt ihr Examen ist.
Alesig
 
Du hast recht- wie ist das eigentlich gemeint? Um welchen konkreten Fall geht es dem Threaderöffner?

Stellen wir die Frage doch mal andersrum: Was ist eigentlich das Minimum an Wissen, welches man mitbringen sollte als examinierte Fachkraft?

Elisabeth
 
Dieser Satz kommt meist von Menschen,die selbst oft nicht sicher sind im Umgang mit Pflegetätigkeiten.Wichtig ist, zuzugeben,dass man die Sache nicht beherrscht um Fehler zu vermeiden.Die Sicherheit des Patienten hat doch oberste Priorität.Man kann nicht alles wissen,aber immer wieder neu dazu lernen!!Das geht auch alten Hasen so.
 

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