Qualitätsmanagment beim Dekubitus?

pflegeschüler1988

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Nieder-Olm
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Gesundheits- Krankenpfleger, Rettungssanitäter, Student Pflegemanagement
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Hallo,

wir bearbeiten gerade das Thema Prophylaxen, wir haben heute unsere
"Basics" zum Thema Dekubitusprophylaxe vorgestellt (31 Din A4 Seiten),
ich denke wir können uns mit dem Expertenstandard von unser Uniklinik messen, doch ich soll noch auf das Thema Qualitätsmanagment eingehen.
Könnt ihr mir dabei helfen?
Bitte geht auf folgende Punkte ein.
Aus/Fortbildung(Was, Wann, Wie oft)
Expertenstandard(ja,nein, aktualisierung)
Spezieller Verantwortlicher auf Station?
Und was euch sonst noch dazu einfällt.

Danke!

Mfg pflegeschüler 1988​
 
Ich versteh das Ansinnen nicht ganz. Sollt ihr einen Plan entwerfen für die Schulung? Warum schreibt ihr einen eigenen Expertenstandard wenns doch einen Nationalen gibt? usw.

Elisabeth
 
Das wäre ja zu einfach den Standard zu übernehmen.
Ja wir machen im Kurs ne Schulung. Wir haben auch schon alles was es auf Papier und im Netz gibt gelesen.
Und zwar stelle ich mir das so (Word) vor:<


Dekubitus Qualitätsmanagment

Die erfolgreiche Verhinderung kann nur gelingen, wenn eine Qualitätssicherung
betrieben wird.
Diese setzt gutes ausgebildetes Fachpersonal voraus(Welche Ausbildung/Fortbildung)
Es reicht nicht einmal in der Ausbildung was von Dekubitus gehört zu haben und sich zu denken, das reicht. Vielmehr muss eine kontinuierliche Aus/Fortbildung stattfinden
Es muss einen speziellen Vertantwortlíchen auf Station geben
usw.
 
Das Fahrrad neu erfinden... dafür wäre mir meine Zeit zu schade,

Bei uns finden alle 2-4 Monate Tagesseminare statt. Es wird theoretisch Anatomie Haut, Pathophysiologie Dekubitus, Risikofaktoren (von der Methabene in die Microebene) und aktuelle Lagerungstrends vermittelt. Der praktische Teil beschäftigt sich mit Lagerungsmöglichkeiten und scherkräftearmen bewegen.
Es wird Wert darauf gelegt, dass nicht kritiklos Checklisten ausgefüllt werden sollen, sondern das es auf Fachwissen ankommt. Checklisten gibt es bei uns im Haus nicht.

Elisabeth

PS Was ist das für ein Kurs, den du besuchst?
 
Hallo Narde, Du schreibst, was ich beim Lesen dachte:king: .

Was mir dazu noch einfällt:
1) ist der NATIONALE EXPERTENSTANDARD DEKUBITUSPROPHYLAXE nicht bindend? Womit sich die Frage vom ersten Posting NES ja/nein erübrigt hätte, interessant wäre dann: wird der NES umgesetzt/implementiert.

2) welche Einrichtung kann sich es leisten, "das Rad neu zu erfinden" und wieviele Menschen haben dafür wie lange Zeit gehabt?

3) Ausbildung ist dem NES zu entnehmen: Pflegefachkraft, und die ist verpflichtet, wie alle ihres Standes, sich regelmäßig upzudaten (schönes Wort, gefällt mir)

4) Verantwortlich für das Ganze: letzlich die PDL (auch schon vom NES-Team erfunden)

Man kann sich das Leben auch schwer machen..................
 
1) ist der NATIONALE EXPERTENSTANDARD DEKUBITUSPROPHYLAXE nicht bindend?
Nein. Es gibt nicht viel, was der Expertenstandard wirklich empfiehlt. Es gibt ein paar Dinge, die nicht empfohlen werden. Insgesamt (aufgrund mangelnder Studienlage) eine sehr dürftige Ausbeute.
Ich habe gerade nochmal in ähnlichem Zusammenhang die "Kritische Betrachtung zum Expertenstandard" aus der Pflegezeitschrift 01/06 gelsen...

Womit sich die Frage vom ersten Posting NES ja/nein erübrigt hätte, interessant wäre dann: wird der NES umgesetzt/implementiert.
Der NES ist ja nur ein Gerüst und eigentlich kein Standard, der sich 1:1 übernehmen lässt. Oder willst Du jedem Mitarbeiter vorschreiben alle Standards mit jeweils ca. 100 Seiten zu lesen?
Deshalb
2) welche Einrichtung kann sich es leisten, "das Rad neu zu erfinden" und wieviele Menschen haben dafür wie lange Zeit gehabt?
Nicht neu erfinden, aber für die Situation der eigenen Einrichtung anpassen.

3) Ausbildung ist dem NES zu entnehmen: Pflegefachkraft, und die ist verpflichtet, wie alle ihres Standes, sich regelmäßig upzudaten (schönes Wort, gefällt mir)
...bzw. die PFK hat das nötige Wissen um...
Nur woher soll sie es nehmen, wenn sich die Studien und die Experten uneins sind?

Ulrich
der sich selbst noch nicht ganz schlüssig ist, was er von dem Standard halten soll.
 
Wie schaffen es Mediziner den Menschen ohne Checkliste und Standard zu therapieren? Ist doch immer wieder ein Mystherium... oder vielleicht doch nicht. Die Zauberworte: Ätiologie und Pathogenese. Ist vielleicht ein wenig unbequem, dass selber denken und selbst Verantwortung übernehmen für das eigene Denken- aber es würde einer PFK sehr gut zu Gesicht stehen.

Manche lernen indem sie sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Da entsteht wahrscheinlich die Idee, dass man seine Ergebnisse schriftlich zusammentragen sollte. Und vielleicht ist dies der Grundstein für eine Weiterbildung der Kollegen. Warum nicht.

Ich ahtte beim ersten Lesen den Fokus zu sehr auf den NES gelegt. Der bedarf eigentlich keiner Aufarbeitung. Ich oute mich mal, ich habe die 100 Seiten nicht gelesen. Mir reicht der Standard und die Aussagen dort:

Die Pflegefachkraft
S1 -verfügt über aktuelles Wissen zur Dekubitusentstehung
sowie Einschätzungskompetenz des Dekubitusrisikos.
S2 -beherrscht haut- und gewebeschonende Bewegungs-,
Lagerungs- und Transfertechniken.
S3a -verfügt über die Kompetenz, geeignete druckreduzierende
Hilfsmittel auszuwählen.
S3b Druckreduzierende Hilfsmittel (z. B. Weichlagerungskissen
und -matratzen) sind sofort zugänglich, Spezialbetten
(z.B. Luftkissenbetten) innerhalb von 12 h.
S4 -kennt neben Bewegungsförderung und Druckreduktion
weitere geeignete Interventionen zur Dekubitusprophylaxe,
die sich aus der Risikoeinschätzung ergeben.
S5 -verfügt über Fähigkeiten, Informations- und Schulungsmaterial
zur Anleitung und Beratung des Patienten/Betroffenen
und seiner Angehörigen zur Förderung der Eigenbewegung
des Patienten/Betroffenen und zur Druckreduktion.
S6 Die Einrichtung stellt sicher, dass alle an der Versorgung
des Patienten/Betroffenen Beteiligten den Zusammenhang
von Kontinuität der Intervention und Erfolg der Dekubitusprophylaxe
kennen und gewährleistet die Informationsweitergabe
über die Dekubitusgefährdung an externe Beteiligte.
S7 -verfügt über die Kompetenz, die Effektivität der prophylaktischen
Maßnahmen zu beurteilen.

Da steht doch alles drin. Problem: der Standard ist kein hauseigenes "Koch"-rezept mit der genauen Zutatenliste und der exakten Vorgabe wie zu verfahren ist. Aber braucht eine fachkompetente Pflegekraft dies überhaupt. Sie hat schließlich eine Grundausbildung und muss in der Lage sein anhand von Kenntnissen aus Anatomie/ Physiologie sowie Kenntnissen aus der Pathophysiologie zu entscheiden was sie anwenden kann und was nicht. Dies kann kein "Drehbuch"Standard leisten.

Elisabeth
 
[...] ist der NATIONALE EXPERTENSTANDARD DEKUBITUSPROPHYLAXE nicht bindend?[...]

Ein klares "jein"! Wenn es zu einem Rechtsstreit wegen eines Dekubitus kommt und Du hast nicht nach dem Expertenstrandard gehandelt, dann hast Du ein größeres Problem (auch wenn die wissenschaftlich fundierte Grundlage des Expertenstandards dürftig ist!). Solange nichts passiert, kann dir keiner was!

[...]Oder willst Du jedem Mitarbeiter vorschreiben alle Standards mit jeweils ca. 100 Seiten zu lesen?[...]

Der "Kern" des Standards paßt auf eine Seite und die Kommentierung zu den einzelnen Punkten befindet sich auf 10 Seiten. Der "Rest" ist Vorwort, Literaturanalyse, Glossar, Literaturverzeichnis, Mitglieder der Expertengruppe usw.
 
Klar steht in den Standards alles drin, so allgemein wie die gehalten sind.
Einer der Mitverfasser (S. Huhn) eißt bei WB- Veranstaltungen aber darauf hin, dass für das Krankenhaus Konkretisierungen notwendig sind.
Verbindlich (im rechtlichen Sinne) sind die NES nicht, wohl aber Maßstab für Gerichte (vorweggenommene Gutachten). Deshalb sollte man trotz aller Kritik an den NES schon das Beste für sein Haus machen.
Was die QM- Sache angeht: Kann es sein, dass ihr für das Quali- Mangement die Einführung im Haus, Umgang damit, Auswertung und Konsequenzen aufzeigen sollt?
Was anderes kann ich mir jedenfalls nicht drunter vorstellen.
MfG
rudi09
 
Warum brauchts eigentlich ein hauseigenes Rezeptbuch? Ich erlebe die hauseigenen Standards imer als erneute Literaturrecherche- sprich eine neue Zusammenführung von Beiträgen aus verschiedenen aktuellen und weniger aktuellen Fachbüchern. Gerade letzteres ist ein Problem. Auch längst überholte Maßnahmen halten sich nach wie vor in den verschiedensten hauseigenen Standards (bezieht sich hier nicht nur auf Dekubitus) da hier in der Regel keine Qualitätskontrole erfolgt. Die Qualitätsinstanz ist der hauseigene Qualizirkel selbst.

Wenn man es ganz bösartig auf den Punkt bringt: um pflegen zu können reicht es lesen und ev. schreiben zu können. Die Rezeptanleitung findet man in den hauseigenen "Drehbuchstandards".

Elisabeth
 
Ich erlebe die hauseigenen Standards imer als erneute Literaturrecherche- sprich eine neue Zusammenführung von Beiträgen aus verschiedenen aktuellen und weniger aktuellen Fachbüchern. Gerade letzteres ist ein Problem.
Das kann ich leider bestätigen.

S3a -verfügt über die Kompetenz, geeignete druckreduzierende
Hilfsmittel auszuwählen.
S7 -verfügt über die Kompetenz, die Effektivität der prophylaktischen
Maßnahmen zu beurteilen
Nachdem der Expertenstandard gleichzeitig sagt, dass das aufgrund der Studienlage nur sehr eingeschränkt möglich ist, verlangt dieser Standard, dass die einzelne Pflegefachkraft ad hoc mehr Wissen aufbringt, als mehrere 100 "Experten" im Laufe von 2 Jahren. Sehr realistisch!

Ulrich
 
Ich sehe da keinen großen Widerspruch, wenn man sich mit der Pathogenese des Dekubitus auskennt. Man kann die Hilfsmittel beurteilen nach Effektivität. Und wenn man dann noch daran denkt, dass der Pat./ Bew. nicht nur aus dem Dekuproblem besteht dürfte es wenig Probs geben.

Welche Hilfsmittel läßt der NES denn zu? Vielleicht ist es nicht die Anzahl die es ausmacht. Ich kann von Beispielen auf weitere Möglichkeiten schließen. Das macht übrigens genau unsere Fachkompetenz aus... der Laie braucht eine genaue Vorgabe.

Elisabeth
 
Ich sehe da keinen großen Widerspruch, wenn man sich mit der Pathogenese des Dekubitus auskennt. Man kann die Hilfsmittel beurteilen nach Effektivität. Und wenn man dann noch daran denkt, dass der Pat./ Bew. nicht nur aus dem Dekuproblem besteht dürfte es wenig Probs geben.
Ich sehe den Widerspruch darin, dass ich etwas können soll, was lt. der Aussage derer, die es fordern, nicht möglich ist...


Welche Hilfsmittel läßt der NES denn zu? Vielleicht ist es nicht die Anzahl die es ausmacht. Ich kann von Beispielen auf weitere Möglichkeiten schließen.
Nur, wenn Du welche hast. Lagerung/Mobilisation wird als effektiv betrachtet. Wechseldruckmatratzen werden gar nicht beurteilt, weil die Studienlage das nicht zulässt. Mein "auf weitere Möglichkeiten schließen" würde sagen, zeitweise druckentlastung; also warum nicht. Es gibt aber durchaus Studien, die behaupten das Wechseldruck keine Wirkung hat. usw.

Das es nicht die Anzahl ausmacht, ist mir klar und ich habe das wohl auch nie behauptet.

Kannst Du von Dir behaupten, dass Du für jeden Patienten die richtige Methode parat hast? Und das nur durch Logik?
Anders gesagt:
Ich habe das Gefühl, dass Du Pflegeforschung für prinzipiellen Blödsinn hällst, weil man sich ja alles aus der Anatomie/Physiologie herleiten kann.

Ulrich
 
Pflegeforschung blendet Anatomie/ Physiologie aus? Das meintest du sicher nicht, oder?

Elisabeth
 
Hallo,

ich kann allen Beiträgen von Elisabeth nur beipflichten.
Der NES ist kein fertiges Kochrezept, man muß eines daraus machen.
Man kann sich zwar mit dem NES in eine gemütliche Ecke setzen und ihn lesen, aber letztendlich weiß man danach mehr oder weniger genau so viel wie vorher.

In der Tat beinhaltet der NES nur einen kleinen Teil darüber, was effektiv ist zur Dekuprophylaxe ist und was nicht.

Die Kunst ist es, aufgrund des Wissens über Pathophysiologie etc. diesen kleinen Teil umzusetzen.

Ich kenne genügend Häuser, da klappt das wunderbar.

Umgekehrt gibt es aber auch genügend, die sagen, dass der NES wenig aussagekräftig ist und nichts mit diesem anzufangen wissen.

In entsprechenden Schulungen/Seminaren kann man dies lernen. Genau aus diesem Grunde werden ausgewählte Mitarbeiter regelmässig zu entsprechenden Veransatltungen geschickt - mit anschließendem großen "AHA!"-Effekt.
Jene Teilnehmer gehen mit einer stark erhöhten Motivation aus der Veranstaltung raus - und zwar deswegen, weil sie endlich verstehen, warum der NES kein Kochrezept ist, aber wissen, wie sie ein Rezept erstellen müssen.

LG
Trisha
 
Pflegeforschung blendet Anatomie/ Physiologie aus? Das meintest du sicher nicht, oder?
Nein. Umgekehrt.
Ich habe Dich so verstanden, dass Forschung unnötig ist, einschießlich deren Erkenntnisse, weil man sich alles herleiten kann.

Ulrich

@Trisha: Ich habe nichts anderes behauptet...
 
Dann haben wir uns wohl mißverstanden. *g* Ich meine, dass ich als Fachkraft in der Lage sein muss Forschungsergebnisse zu beurteilen: sind sie wirklich realistisch und nachvollziehbar.

Wenn mir ein Vertreter ein Produkt anpreist als das Mittel der Wahl, dann muss ich nachvollziehen können: ist das möglich oder nicht.

Beispiel: PC30V wird angepriesen zur Dekubitusprophylaxe. Es wirbt mit einer verbesserten Durchblutung der Region. Problem: längerfristige Druckeinwirkung und verbesserte Durchblutung vertragen sich nicht. Verringere ich die Druckeinwirkung, stellt sich die Frage welche Wirkung soll da noch die verbesserte Durchblutung bringen? Das Dekubitusrisiko ist bereits maximal gesenkt durch die Entlastung. Ist PC30V unter diesen Gesichtspunkten dann eventuell Geldschneiderei?
Die Firma wirbt übrigens mit Studien. Der Effekt läßt sich für mich leicht erklären. Eine vergrößerte Aufmerksamkeit auf das Problem Dekubitus bringt meist eine höhere Lagerunsgfrequenz, hier noch unterstützt durch die Ergebniskontrolle. Eine Doppelblindstudie ist mir bei PC30V nicht bekannt. Dürfte auch schwierig sein, denn allein schon das einmassieren von Substanzen in die Haut bringt eine lokale Hyperämie.

Was will ich also sagen? PflegeFACHkraft muss ausreichend Fachwissen haben um Studien interpretieren zu können. Wer diese Kräfte sind, hat Trisha schon beschrieben.

Elisabeth
 
Dann haben wir uns wohl mißverstanden. *g* Ich meine, dass ich als Fachkraft in der Lage sein muss Forschungsergebnisse zu beurteilen: sind sie wirklich realistisch und nachvollziehbar.
Wie sieht das dann Deiner Meinung nach mit Wechseldruckmatratzen aus? Wirklich handfeste Studien sind mir dazu nicht untergekommen.

Was will ich also sagen? PflegeFACHkraft muss ausreichend Fachwissen haben um Studien interpretieren zu können. Wer diese Kräfte sind, hat Trisha schon beschrieben.
Wo?

Ulrich
 
Wie sieht das dann Deiner Meinung nach mit Wechseldruckmatratzen aus? Wirklich handfeste Studien sind mir dazu nicht untergekommen.

Ebend- aber diese Matratzen sind nicht wegzubekommen. Vertreter haben da wirklich ganze Überzeugungsarbeit geleistet.



In entsprechenden Schulungen/Seminaren kann man dies lernen. Genau aus diesem Grunde werden ausgewählte Mitarbeiter regelmässig zu entsprechenden Veransatltungen geschickt - mit anschließendem großen "AHA!"-Effekt.
Jene Teilnehmer gehen mit einer stark erhöhten Motivation aus der Veranstaltung raus - und zwar deswegen, weil sie endlich verstehen, warum der NES kein Kochrezept ist, aber wissen, wie sie ein Rezept erstellen müssen.

Elisabeth
 

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