Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75

white horseman

Poweruser
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12.03.2013
Beiträge
538
Die Aufgaben einer Pflegekammer sind erst einmal abstrakt. Deshalb wäre es interessant, von den Praktikern zu erfahren, für welche Erfahrungen und Erlebnisse eine Pflegekammer hilfreich gewesen wäre.

Die Aufgaben einer Pflegekammer sind üblicherweise diese:


  • Bürgerinnen und Bürger vor gesundheitlichen Nachteilen und Schäden durch unsachgemäße Pflege zu schützen
  • Beratung und Beteiligung an Gesetzgebung und Verordnungen
  • Gutachtertätigkeit und Benennung von Sachverständigen
  • Schiedsstellentätigkeit bei Konflikten im Rahmen der Berufsausübung zwischen Pflegekammermitgliedern oder auch mit anderen
  • Bestimmung einer Berufsethik und ihre Förderung
  • Förderung, Regelung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Abnahme von Prüfungen
  • Registrierung der Berufsangehörigen sowie Vergabe von Lizenzen für die Berufsausübung
  • Kooperation mit nationalen und internationalen Institutionen im Gesundheitswesen


Bitte erzählt, was Ihr Passendes hierzu erlebt habt.
Wichtig: Natürich Anonymität und Datenschutz von Personen und Institutionen beachten. Danke.
 
Ich fange selbst mal an:

wir wurden vom MDK überprüft. Die Verordnungen von den Hausärzten lagen nicht bei allen Patienten vor. Es gab einzelne Ärzte, die sich einfach weigerten, die ärztlichen Anordnungen für die Medikation der Bewohner zu faxen. Auch gutes Hinreden und Betteln half nix.

Gut, eine Pflegekammer hat hier keinen direkten Einfluss. Aber sie hätte als gesetzliche Vertretung des Berufsstandes der Pflege eine ernstzunehmende Autorität und die Möglichkeit, derartige Beschwerden anzunehmen und wenn sich diese häufen, könnte sie sie an die Ärztekammer weitergeben mit der Bitte, ihre Mitglieder aus gegebenen Anlass auf ihre Pflichten hinzuweisen.

Das Antwortschreiben der Ärztekammer könnte wiederum den Mitgliedern der Pflegekammer, also den betroffenen Pflegekräften als auch den Trägern der Pflegeeinrichtungen, bekannt gemacht werden, damit diese es dem MDK vorlegen können.

Ebenso könnte die Pflegekammer sich an die Träger des MDK (Kranken- und Pflegekassen) richten und darum bitten, ihre Vertragspartner (Kassenärztliche Vereinigung) auf ihre Pflichten hinsichtlich der Erbringung ärztlicher Leistungen zu verweisen.

Das hilft mir zwar nicht im Moment, in dem ich das Problem habe, aber ich will ja auch, dass es grundsätzlich einfacher und weniger bürokratisch wird für mich und alle Betroffenen.
 
Dein Beispiel zeigt wunderbar auf, was ich befürchtet habe. Die Pflegekammer ist aber kein Ersatz für die "Mutter Oberin" die sich um alles kümmert.

Habt ihr bereits schriftlich Beschwerde bei der KV eingereicht? Und wieso erbringt ihr eine Leistung ohne Verordnung?

Elisabeth
 
Dein Beispiel zeigt wunderbar auf, was ich befürchtet habe. Die Pflegekammer ist aber kein Ersatz für die "Mutter Oberin" die sich um alles kümmert.

@Elisabeth: Du hast vielleicht nicht aufmerksam gelesen. Es geht nicht um Jammern und Hilfe im Einzelfall, sondern um systematische Verbesserungen dadurch, dass die Pflege mit der Pflegekammer eine Lobby hat, die gehört wird.

Das hilft mir zwar nicht im Moment, in dem ich das Problem habe, aber ich will ja auch, dass es grundsätzlich einfacher und weniger bürokratisch wird für mich und alle Betroffenen.

Habt ihr bereits schriftlich Beschwerde bei der KV eingereicht? Und wieso erbringt ihr eine Leistung ohne Verordnung?

Wenn wir das täten, würden wir sofort die Hausärzte gegen uns aufbringen und die würden dann ihren Patienten davon abraten, zu uns zu kommen. Deshalb wird dieser Weg ja auch nicht beschritten.

Wenn wir aber eine Pflegekammer hätten, die eine Statistik über Beschwerden führen könnte, ohne einzelne Ärzte persönlich anzugreifen, ließe sich kooperativ mit der Ärztekammer oder vielleicht auch anderen Instanzen nachhaltig etwas erreichen. In diesem Beispiel geht es also um Lobbyarbeit, die auch praktisch etwas für die Basis bewirken kann.
 
Nochmal: Die Kammer ist kein Sammelpunkt für Beschwerden über eine andere Institution. Die Pflegekammer wird sich in diesem Falle nicht mit der Ärztekammer anlegen. Warum auch? Die Ärztekammer macht den Kassenärztl. Vereinigungen keine Vorschriften, wie was zu handhaben ist. Dafür ist sie gesetzlich gar nicht legitimiert.

Du selber wirst das Problem lösen müssen- auf dem entsprechenden Dienstweg. Das nimmt dir keine Kammer ab. Von dir wird verlangt, dass du dich an bestehendes Recht hälst: keine Verordnung = keine Leistung. Du iwrst alos wohl oder übel den Arzt schriftlich über die Vorgaben des MDK informieren müssen und bei weiterer Verweigerung die KV mit einbeziehen müssen.

Die Kammer erwartet in diesem Falle von DIR, dass du aktiv wirst- nicht umgedreht.

Ich glaube, du verstehst den Begriff Lobbyarbeit etwas falsch.

Elisabeth
 
Es tut mir leid, wh, aber Du beweist mit diesem Thread selbst, warum man sich die Gründung einer PK gründlich überlegen sollte.
 
Es scheint viel Hoffnung in der Gründung der kammer zu liegen. Nur scheinen die Hoffnungen weit, sehr, sehr weit auseinanderzuliegen. Die einen wollen selbständig agieren. Die anderen erhoffen sich eine neue Instanz, die die Aufgaben übernimmt, für die sei eigentlich selbst verantwortlich sind.

Wenn ich ehrlich bin- es erschreckt mich. Zeigt es doch auf, dass die Aufklärung über Sinn udn Zweck einer Kammer nicht so ankommt, wie wir es erhofft hatten. Stichwort: 4 Ohren-Modell. Da gibt es dringenden Nachholebedarf: Aufklärung nicht auf der Metaebene mit Worthülsen wie Lobby sondern anhand von Alltagsbeispielen.

Elisabeth
 
Ihr wollt es nicht verstehen! Und Euch fehlt wirklich die Phantasie.:fidee:

Versucht doch wenigstens einmal, den gedanklichen Weg mitzugehen.:beten:

Dass soetwas geht, zeigen doch die Ärztekammern.
  • Die Ärztekammern beteiligen sich an CIRS (Fehlermanagement)
  • Die Ärztekammern haben Schlichtungsstellen (überlassen Konflikte nicht anderen)
  • Die Ärztekammern haben Beschwerdestellen (warum sollte die Pflege das nicht auch haben?)
Die Ärzte regeln ihre Angelegenheiten lieber in Eigenregie. Das könnte die Pflege auch tun.

Spielt doch das Spiel einfach mal mit und überlegt Beispiele, die die Verbindung zwischen Theorie und Praxis herstellen können.
 
Ihr wollt es nicht verstehen! Und Euch fehlt wirklich die Phantasie.:fidee:

Versucht doch wenigstens einmal, den gedanklichen Weg mitzugehen.:beten:

...

Ah! Da widerspricht jemand Deiner Vorstellung einer Kammer und zeigt auf, dass eine Kammer die Ideen & Hoffnungen die Du mit ihr verknüpftst gar nicht umsetzen kann und schon geht es bei Dir in die persönliche Ebene. Elisabeth hat übrigens Recht, das was Du, in diesem Punkt, von der Kammer erwartest ist wirklich nicht deren Aufgabe.
 
Wäre es vielleicht möglich, in diesem Thread am Thema zu bleiben? Überschrift: Was habe ich erlebt...
 
@wh- Der Sinn der von dir aufgeführten Punkte ist doch nicht, dass das Kammmermitglied seine Veranwtortung an die Kammer abgibt. Beim CIRC geht es z.B. darum, dass andere aus dem Fällen lernen.- nicht das die Kammer zukünftig die Situation klärt. Bezogen auf dein Beispiel: es wird dir aufgezeigt, welche Institution hier dein Ansprechpartner ist. Ob ich dafür nun aber eine Kammer brauche? Das die KV zuständig ist, weiß ich auch jetzt schon.

Gehe ich jetzt auf die Patientenseite, dann kan ich als solcher bei der Kammer intervenieren, dass der mich betreuende Pflegedienst offensichtlich nicht selber aktiv wird um die erforderlichen Anordnungen einzuholen. Er kommt seiner Aufgabe, mich optimal zu versorgen, nicht nach und damit entsteht ein Sicherheitsrisiko für mich. Die Kammer dürfte dir dann mit Nachdruck erklären, dass dein dich drum herum drücken nicht state of arte ist.

Elisabeth
 
@wh- Der Sinn der von dir aufgeführten Punkte ist doch nicht, dass das Kammmermitglied seine Veranwtortung an die Kammer abgibt. Beim CIRC geht es z.B. darum, dass andere aus dem Fällen lernen.- nicht das die Kammer zukünftig die Situation klärt. Bezogen auf dein Beispiel: es wird dir aufgezeigt, welche Institution hier dein Ansprechpartner ist. Ob ich dafür nun aber eine Kammer brauche? Das die KV zuständig ist, weiß ich auch jetzt schon.
@Elisabeht: Du willst es nicht verstehen. Vielleicht findet sich jemand anderes, der es Dir besser erklären kann - wenn Du es denn zulässt.

Gehe ich jetzt auf die Patientenseite, dann kan ich als solcher bei der Kammer intervenieren, dass der mich betreuende Pflegedienst offensichtlich nicht selber aktiv wird um die erforderlichen Anordnungen einzuholen. Er kommt seiner Aufgabe, mich optimal zu versorgen, nicht nach und damit entsteht ein Sicherheitsrisiko für mich. Die Kammer dürfte dir dann mit Nachdruck erklären, dass dein dich drum herum drücken nicht state of arte ist.

@Elisabeht: Du willst es nicht verstehen. In diesem Falle geht es darum, dass die Pflege-Lobby hilft, das die praktisch arbeitenden Pflegekräfte endlich aus der Schusslinie genommen werden und nicht für etwas verantwortlich gemacht werden, das sie nicht zu verantworten haben.

Das Beispiel zeigt, dass weder die Krankenkassen/Pflegekassen und MDK, noch der Arbeitgeber, noch ein Gewerbeaufsichtsamt, noch eine Heimaufsicht die Lust verspüren, ihren Wirkungskreis zu verlassen und sich dem zugrunde liegenden Problem anzunehmen. Statt dessen wird versucht, die Pflegenden in die Pflicht zu nehmen und sie Betteln zu lassen.

@Elisabeht: Die Spitzenvertreter der Pflegekammer werden von ihren Mitgliedern gewählt. Diese wahlberechtigten Pflegekräfte würden eine Reaktion, wie Du sie hier unterstellst, sehr schnell abstrafen. Deine Kritik in diesem Punkt ist wirklich an den Haaren herbei gezogen.

@Elisabeht: Vielleicht berichtest Du einfach mal von einem eigenen Erlebnis, in dem die anfangs aufgezählten Aufgaben einer Pflegekammer berührt werden. Du kannst gerne auch gleich dazu sagen, warum Du meinst, dass die Kammer dabei nichts helfen würde.
 
Langsam werd ich neugierig. Woher hast du deine Aufklärung? Was hat man euch versprochen? Und vor allem- wer hat da was versprochen?

Elisabeth
 
Nochmal zurück zum Thread:

Hier sollte es darum gehen, Beispiele aus der Praxis zu nennen, die folgende Aufgaben einer Pflegekammer berühren:

  • Bürgerinnen und Bürger vor gesundheitlichen Nachteilen und Schäden durch unsachgemäße Pflege zu schützen
  • Beratung und Beteiligung an Gesetzgebung und Verordnungen
  • Gutachtertätigkeit und Benennung von Sachverständigen
  • Schiedsstellentätigkeit bei Konflikten im Rahmen der Berufsausübung zwischen Pflegekammermitgliedern oder auch mit anderen
  • Bestimmung einer Berufsethik und ihre Förderung
  • Förderung, Regelung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Abnahme von Prüfungen
  • Registrierung der Berufsangehörigen sowie Vergabe von Lizenzen für die Berufsausübung
  • Kooperation mit nationalen und internationalen Institutionen im Gesundheitswesen

Wichtig: Natürich Anonymität und Datenschutz von Personen und Institutionen beachten. Danke.
 
Okay, ich muss wohl selbst ran. Nächstes Beispiel:

Ich hatte Nachtwachte. Bei der Übergabe wurde mir ein Patient übergeben, der eine septische Wunde nach einem sehr einfachen Eingriff hatte, sehr schläfrig und in den Atemwegen verschleimt war. Ich habe mir den Patienten sofort angesehen und gesagt, dass er sofort einen Arzt braucht. Antwort: Der war gerade noch da und sagt, das wäre nicht so dramatisch. Ich habe später diesen diensthabenden Arzt, der zuhause in Rufbereitschaft war, noch drei Mal angerufen, weil der Patient immer mehr eintrübte und somnolent wurde. Der Arzt ist nicht gekommen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass Somnolenz aus meiner Sicht ein lebensbedrohlicher Zustand ist. Am nächsten morgen ist er dann als erstes zu diesem Patienten gegangen und hat sofort die Verlegung auf die Intensivstation veranlasst. Mehr will ich darüber nicht erzählen.

Wenn ich damals klare Vorgaben für solche Fälle gehabt hätte, die vorgeben, dass ich in solchen Situationen weitere Schritte gehen muss und die Verantwortung nicht vollständig an den Arzt abgeben darf, wäre der Patient wahrscheinlich wieder gesund entlassen worden. Ich war noch Frischling und habe nur versucht, den Patienten über die Nacht zu bringen. Später habe ich immer durchgegriffen und die juristischen Konsequenzen angedeutet oder klar angedroht. Das hat immer geholfen. Aber das erste Mal hätte schon nicht passieren dürfen und es reagiert auch nicht jeder sehr selbstbewusst.

Zum Vergleich mit Pflegekräften in Großbritannien: Die haben klare Vorgaben. Wer sie nicht einhält, setzt seine Lizens auf's Spiel. Deshalb gehen sie sehr selbstbewusst damit um. Sie können dem Arzt einfach sagen: "Das kann ich nicht mitmachen. Damit setze ich meine berufliche Zukunft auf's Spiel." Weil die Autorität ihrer Pflegekammer anerkannt ist und kein Arbeitgeber und kein Arzt auf die Idee kommt, dass er das hintergehen könnte. Die dürfen nämlich nur Pflegekräfte mit Lizenz einstellen. Deshalb müssen sie dieses berufliche Selbstbewusstsein der Pflegekräfte akzeptieren. Die Autorität der Pflegekammer hilft sehr, sich auf professionelle Vorgaben berufen zu können. Das gibt Sicherheit.

Das Beispiel ist wirklich passiert. Aber ich möchte dazu sagen, dass ich mit den allermeisten ärztlichen Kollegen sehr posive Erfahrungen gemacht und Spaß bei der Arbeit gehabt habe. Aber bei Schäden an Leib und Leben ist jeder Einzelfall schon zuviel.

Ethische Richtilinien und eine Berufsordnung für die Pflege, die durch die Autorität einer Pflgekammer vorgegeben und überwacht werden, sind wirklich wichtig.
 
Hi white horseman,
das verstehe ich nun gar nicht. Was hätte eine Pflegekammer geändert an Deinem Verhalten oder an dem Verhalten des Arztes, der den Pat. nicht rechtzeitig auf ITS verlegt hat?
Was Du beschreibst gehört doch eher in die Ecke hauseigener Standards oder Leitlinien, denn die Verlegung von Patienten in Notsituationen kann nicht landesweit durch eine Kammer geregelt werden.
Wie Du beschrieben hast, warst Du noch Frischling und berufliches Selbstbewußtsein wird auch ein Neuling mit Mitgliedschaft in einer Pflegekammer nicht haben.
(Vielleicht fehlt mir jetzt auch die Vorstellung, was da abgegangen ist, du Pflegekraft, ich Arzt oder sowas.... )
 
Ich komme aus dem Kopfschütteln net mehr raus. Eine Pflegekammer wird den Teufel tun, neue, noch detailierterem Drehbücher für jedwede Situation herauszubringen. Ich erhoffe mir, dass die Standardisierungwut massiv eingedämmt wird zugunsten einer enstprechenden Anpassung der Fachkompetenz. Sonst bleibt ja alles beim Alten.

Was erwarte ich?
Zentrale, und vor allem verbindliche, Stellenbeschreibungen geben vor, was man in welchem Bereich können muss. Darauf wird die Aus- und Weiterbildung abgestimmt. Der MA wird indivduell geschult werden können um eine sicherere Versorgung der Pat. zu gewährleisten.

Beispiel: Pat. hat eine Sekretanschoppung im rechten unteren Lungenflügel und hustet auf Aufforderung nicht ab. Ich erwarte, dass die Fachkraft dem anordnenden Arzt erklären kann, dass ein Abklopfen im Sitzen nicht viel bringen wird da der Pat. infolge kognitiver Einschränkungen nicht mitarbeiten kann. Ich erwarte, dass sie Alternativen kennt und diese mit dem Arzt bespricht.
Beispiel: Pat. hat einen Dauerkatheter und der Arzt setzt "Blasentraining" an. Ich erwarte, dass die Fachkraft dem Arzt erklären kann, warum dies bei einem transurethralen Katheter nicht angezeigt ist und welche Risiken sich daraus ergeben.
....

Ich erhoffe mir, dass der Wildwuchs der Fortbildungszentren- jeder hat eine neue Idee wie man Geld verdienen kann- eingedämmt wird über konkrete Voragben, welche Inhalte unter welchem Titel zu vermitteln sind. Das Kammermitglied muss eine Garantie haben, dass das Angebot geprüft und für gut befunden wurde. Und das er mit diesem Zertifikat bundesweit die gleiche Anerkennung bekommt.

Referenten haben einen Nachweis ihrer Kompetenz zu erbringen. Es kann nicht sein, dass Leute sich nach einem Basisseminar BasStim berufen fühlen, dies an Azubis weiter zu geben.

...

Elisabeth
 
Ich verfolge jetzt bereits einige Threads zu diesem Thema, habe mich auch nicht gerade als Kammerbefürworter geoutet....

Ehrlich white horseman auch nach längerem " in mich gehen" ist mir nichts eingefallen wobei in all den Jahren meiner Pflegetätigkeit mir eine Pflegekammer hätte helfen können oder mir einen Vorteil bringen können.

Ich könnte jetzt all die von dir genannten Kammeraufgaben kommentieren und Gegenargumente nennen, aber alles ist bereits in den anderen Kammerthreads genannt worden und es wird bei Wiederholung der Argumente nicht deutlicher für mich wobei die Kammer helfen könnte.
Ich erspare uns das also.
Als langjähriges verdi-Mitglied (zeitweise auch in Gewerkschaft Pflege) ist mir durchaus die Sinnhaftigkeit eines hohen Organisationsgrades der Pflegenden bewußt und ich würde dies sehr begrüßen. Bevor jetzt einige aufschreien, ich kenne den Unterschied der Aufgaben usw. Durch eine Zwangsmitgliedschaft in der Pflege habe ich zwar einen hohen Organisationsgrad, aber lässt sich das Denken und Handeln dadurch ändern? Ich bezweifle stark, dass sich das Interesse der Pflegenden an bestimmten Themen dadurch steuern ließe.....

Ich verstehe auch nicht wobei eine Kammer bei deinen "Fallbeispielen" helfen sollte. Beispielsweise ist bereits gesetzlich geregelt, dass ohne entsprechende Verordnung des Arztes keine Medikamente gegeben werden dürfen. Konkurenz hin oder her, ein Pflegedienst wird sich weigern müssen, dies ohne Verordnung durchzuführen. Die Verantwortung muss die Pflege schon übernehmen, warum sollte man sie davor aus der Schußlinie nehmen. Genau das sollte eine Kammer meines Erachtens nicht tun! Wenn es denn irgendwann nicht mehr zu verhindern ist, dass eine Kammer kommt, dann hoffe ich, dass sich die Pflegenden irgendwann auch um ihre Probleme kümmern und nicht wieder andere für ihre Probleme mit den bösen Ärzten, dem bösen MDK oder gar unfähigen Kollegen verantwortlich machen......

Gruß Ludmilla
 
Okay, ich muss wohl selbst ran. Nächstes Beispiel:

Ich hatte Nachtwachte. Bei der Übergabe wurde mir ein Patient übergeben, der eine septische Wunde nach einem sehr einfachen Eingriff hatte, sehr schläfrig und in den Atemwegen verschleimt war. Ich habe mir den Patienten sofort angesehen und gesagt, dass er sofort einen Arzt braucht. Antwort: Der war gerade noch da und sagt, das wäre nicht so dramatisch. Ich habe später diesen diensthabenden Arzt, der zuhause in Rufbereitschaft war, noch drei Mal angerufen, weil der Patient immer mehr eintrübte und somnolent wurde. Der Arzt ist nicht gekommen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass Somnolenz aus meiner Sicht ein lebensbedrohlicher Zustand ist. Am nächsten morgen ist er dann als erstes zu diesem Patienten gegangen und hat sofort die Verlegung auf die Intensivstation veranlasst. Mehr will ich darüber nicht erzählen.

Wenn ich damals klare Vorgaben für solche Fälle gehabt hätte, die vorgeben, dass ich in solchen Situationen weitere Schritte gehen muss und die Verantwortung nicht vollständig an den Arzt abgeben darf, wäre der Patient wahrscheinlich wieder gesund entlassen worden. Ich war noch Frischling und habe nur versucht, den Patienten über die Nacht zu bringen. Später habe ich immer durchgegriffen und die juristischen Konsequenzen angedeutet oder klar angedroht. Das hat immer geholfen. Aber das erste Mal hätte schon nicht passieren dürfen und es reagiert auch nicht jeder sehr selbstbewusst.

Zum Vergleich mit Pflegekräften in Großbritannien: Die haben klare Vorgaben. Wer sie nicht einhält, setzt seine Lizens auf's Spiel. Deshalb gehen sie sehr selbstbewusst damit um. Sie können dem Arzt einfach sagen: "Das kann ich nicht mitmachen. Damit setze ich meine berufliche Zukunft auf's Spiel." Weil die Autorität ihrer Pflegekammer anerkannt ist und kein Arbeitgeber und kein Arzt auf die Idee kommt, dass er das hintergehen könnte. Die dürfen nämlich nur Pflegekräfte mit Lizenz einstellen. Deshalb müssen sie dieses berufliche Selbstbewusstsein der Pflegekräfte akzeptieren. Die Autorität der Pflegekammer hilft sehr, sich auf professionelle Vorgaben berufen zu können. Das gibt Sicherheit.

Das Beispiel ist wirklich passiert. Aber ich möchte dazu sagen, dass ich mit den allermeisten ärztlichen Kollegen sehr posive Erfahrungen gemacht und Spaß bei der Arbeit gehabt habe. Aber bei Schäden an Leib und Leben ist jeder Einzelfall schon zuviel.
....
Was will mir denn die Kammer bei Deinem Beispiel helfen???? Dein gesamter Beitrag zeigt, daß selbst bei ihren Befürwortern Unklarheiten darüber bestehen, was eine Kammer kann und was sie nicht kann. Und zu Deinem Beispiel: ich hätte in so einem Fall den Notarzt geholt. Da habe ich eine glasklare Priorität. Ehe dem Patienten etwas passiert... Damit könnte ich nicht leben. Und: was nützen mir denn die klaren Vorgaben einer Kammer in meiner Berufsgruppe, wenn sich eine andere Berufsgruppe nicht daran hält? Nichts!!!
 
Die Aufgaben einer Pflegekammer sind erst einmal abstrakt. Deshalb wäre es interessant, von den Praktikern zu erfahren, für welche Erfahrungen... eine Pflegekammer hilfreich gewesen wäre.


  • Gutachtertätigkeit und Benennung von Sachverständigen
  • Schiedsstellentätigkeit bei Konflikten im Rahmen der Berufsausübung zwischen Pflegekammermitgliedern oder auch mit anderen
  • Bestimmung einer Berufsethik und ihre Förderung
  • Förderung, Regelung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Abnahme von Prüfungen
  • Registrierung der Berufsangehörigen sowie Vergabe von Lizenzen für die Berufsausübung
  • Kooperation mit nationalen und internationalen Institutionen im Gesundheitswesen

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Das, was wirklich im Sinne unseres Berufes gut und richtig wäre aus meiner Sicht, habe ich fett herausgehoben. Alles andere in grauer Schrift hat sowohl Vorteile für uns, kann uns aber genausogut auch um die Ohren fliegen.
 

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