Petition: Formulierungsvorschlag

Fleschor_Max

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Wie hier im Thread( http://www.krankenschwester.de/foru...offenen-brief-oeffentlichkeit-bezueglich.html ) gestartet, will ich mal versuchen noch Unterstützer zu finden, für eine Petition zu einer Mindestpersonalbesetzung. Hier mal ein erster Formulierungsvorschlag, und wie man unschwer erkennen kann, hab ich wenig Plan im Scoring, und noch Nachholbedarf in Jura-Sprech. Vllt. findet sich da ne Hilfe, gerne auch nur per PN.
Der deutsche Bundestag möge beschließen, dass


a) in das Sozialgesetzbuch V folgender Paragraph eingefügt wird



"1. In stationären und ambulanten Einrichtungen gilt die in den Absätzen a) bis ... genannte Mindestanzahl an examinierten (Altenpfleger oder?)Krankenpflegern oder Gesundheits- und Krankenpflegern. Werden diese Quoten nicht erreicht, so sind die Bruttolöhne der unbesetzten Arbeitsstellen, inclusive den durchschnittlichen Zuschlägen, auf das Gehalt der angestellten Pflegekräfte aufzuschlagen.



a) In Krankenhäusern gilt für den ambulanten Bereich, dass pro 1000 jährliche Behandlungsfälle ... Pflegekräfte vorhanden sein müssen. Für Intensivtherapie- und Überwachungs-Stationen gelten die Empfehlungen der DGAI / alternativ, gilt die Benutzung des --- Scores als obligatorisch und die Stellenanzahl ergibt sich aus..... Für alle weiteren Stationen gilt die Stellenberechnung anhand der Pflegeminuten, und der Anzahl der jährlichen Patienten anhand folgenden Schlüssels:


b)Im ambulanten Versorgungsbereich ausserhalb eines Krankenhaus gilt die Mindestanzahl pro 1000 Behandlungsfälle....


"


b) in das Sozialgesetzbuch XI folgender Paragraph eingefügt wird:



"1. In Pflegeeinrichtungen gilt die in den Absätzen a) bis ... genannte Mindestanzahl an examinierten Altenpfleger oder Krankenpflegern oder Gesundheits- und Krankenpflegern. Werden diese Quoten nicht erreicht, so sind die Bruttolöhne der unbesetzten Arbeitsstellen, inclusive den durchschnittlichen Zuschlägen, auf das Gehalt der angestellten Pflegekräfte aufzuschlagen.



a) In Pflegeheimen müssen je Pflegebedürftigen der Stufe 3 mindestens ... Kräfte, je Pflegebedürftigen der Stufe 2,. angestellt sein. Folgende zusätzliche Umstände erhöhen die Mindestpersonalanzahl wie folgt / [Alternative: mir mal ein Scoringsystem nennen und nen Vorschlag schicken]

"




Begründung:


Die Alten- und Krankenpflege ist mit einer der angesehensten Berufe, oft hört man, toll dass das jemand macht, aber ich könnte das nicht.
Die Pflegeberufen können aber nicht nur "unangenehme" Tätigkeiten so ausführen, dass sich ein Patient, ein Kunde, in seiner Würde geschützt fühlt, sondern sie sind der meist unterschätzteste Beruf.

Fehlende körperliche und geistige Gesundheit verursacht enorme Kosten im Gesundheitswesen, Pflegeberufe haben nicht nur das Wissen und die Fähigkeiten einem zu helfen, wenn man krank ist, sondern sie können durch beratende Tätigkeiten, durch kommunikative Fähigkeiten Gesundheit erhalten. Was immer preiswerter ist, als sie wieder herzustellen. Es ist schon eine Weile her, dass man den Beruf zur Gesundheits- und Krankenpflege umbenannte, um dem Rechnung zu zollen.

Wir sind nicht Kostenfaktor, sondern zwingend nötige Angestellte in einer alternden Gesellschaft, in einer Gesellschaft, die jeden Tag mehr auf Beratung in Gesundheiterhaltung von Psyche und Körper angewiesen scheint, die jeden Tag mehr auf Hilfe angewiesen ist, beim Verlust derselben

Ohne verbindliche Regeln zu einer Mindestpersonalbesetzung, ist die Pflege der große Kostenfaktor an dem man sparen kann.
Gleichzeitig appeliert man an die innere Überzeugung von jungen Pflegekräften, dass sie den Beruf trotz schlechter Bezahlung anzunehmen. Ein dankender Patient oder Bewohner gibt immer Kraft, aber Rechnungen bezahlen muss man trotzdem.

Die Folgen spürt jeder von uns, weil jeder mal Patient oder Bewohner wird. Was ist uns gute Pflege wert, erkennen wir was professionelle Pflege alles kann, abseits vom Urinkellnern, wenn genügend Personal vorhanden ist, und was sind wir bereit dafür zu zahlen? Wie schützen wir die Menschen, die sich ausbeuten lassen, weil sie ein gutes Herz haben.

Nicht durch freiwillige Selbstverpflichtungen, nicht durch Tarifvereinbarungen die mit Haustarifen unterlaufen werden, sondern nur mit einem klaren Gesetz. Die Pflege gibt alles für ihre Kunden, siehe den offenen Brief von Pflegekräften (Link), gebt uns bitte eure Unterschriften.
 
Was Dir/uns bei der Forderung nach einer Mindestbesetzung um die Ohren fliegen wird, ist der Personalmangel. Es zeigen sich bereits Pflegeheime selbst an, weil sie die gesetzlichen Bestimmungen nicht erfüllen können (für die Heime gibt's nämlich welche, im jeweiligen Landesheimgesetz geregelt). Sprich: die Heime suchen Bewerber, inserieren, melden offene Stellen beim Arbeitsamt, gehen vielleicht sogar mit den Löhnen nach oben (können sie ja auch nicht unbegrenzt) und es finden sich keine Interessenten!

Der Bundestag könnte beschließen, was er will, er kann keine Pflegekräfte backen, obwohl er es ja versucht. Siehe Herabsenken des nötigen Schulabschlusses per Gesetzesänderung durch die Hintertür.

Aber davon mal abgesehen: Auf der einen Seite forderst Du hier eine Mindestbesetzung in Krankenhäusern und Pflegeheimen, begründest dies aber u.a. mit der Erhaltung der Gesundheit, was billiger sei, als sie wiederherzustellen. Von Bereichen der Primärprävention hast Du aber gar nicht gesprochen.

Ich würde auch nicht mit dem Ansehen der Pflegekräfte auf eine Mindestbesetzung pochen. Inwieweit besteht da ein Zusammenhang?

Argumentiere mit der Gefahr für Patienten und Bewohner durch Unterbesetzung, mit der gesundheitlichen Belastung der Pflegekräfte, der entsprechend hohen Anzahl an Teilzeitkräften, der hohen Anzahl an psychisch Kranken im Gesundheitswesen. All das ist längst durch Studien belegt. Ans moralische Gewissen der Abgeordneten zu appellieren wird weniger ziehen als klare Fakten und erwiesene Zusammenhänge.
 
Danke für deine Hinweise. An ner Umformulierung werd ich aber heut nicht mehr arbeiten, aber ich werd das morgen evtl. mal versuchen einzubinden.

Das Problem deiner Argumentation im ersten Absatz, "es gibt das Personal gar nicht", hab ich schon im anderen Fred beantwortet. Die Antwort ist doch einfach: das liegt am zu geringen Gehalt. Und deshalb steht ja auch im Vorschlag, dass das Geld der unbesetzten Stellen, auf den Lohn der besetzten aufgeschlagen wird. Damit erreicht man dass die besonders gestressten Kollegen am meisten profitieren, und dass die Löhne allgemein steigen, und dann nachfolgend auch die Attraktivität des Berufs.

Solange die Pflege als Kostenfaktor einem einzelnen Unternehmen überlassen wird, welches nicht in langen Zusammenhängen denkt, solange jeder im System soviel toleriert, wird der Lohn sich niemals am eigentlichen Markt orientieren.

Achso, den genannten Text oben stell ich unter cc by-nc-sa 3.0. Ist praktisch ne Freigabe für jegliche Weiterbenutzung, ausser im kommerziellen Rahmen. Heisst, ich seh das nicht als meinen Text, sondern als ersten Vorschlag. Es darf gerne jeder sich aufgerufen fühlen, das zu verfeinern.
 
Bist Du für eine bessere Besetzung oder eine bessere Bezahlung?

Im gegenwärtigen Finanzierungssystem schließt das eine das andere nämlich weitgehend aus.

Abgesehen davon kann dir jeder Soziologe zig Studien nennen, die nachweisen, dass Geld ein miserabler Motivator ist. Miese Arbeitsbedingungen bei gutem Gehalt machen einen Beruf weder attraktiv noch die Menschen darin zufriedener. Das ist ein Trugschluss.
 
Geld führt mMn trotzdem erstmal zu mehr PErsonal, was die motivierten Mitarbeiter entlastet.

Mit so einer Regelung erreicht man beides, mehr Personal, und mehr Geld. Und je mehr Personal es gibt, desto mehr schrumpft dieser Vorteil von Kollegen in unterbesetzten Bereichen wieder, weils dann wieder weniger unterbesetzte Bereiche gibt. Die Kollegen in gut besetzten Bereichen haben davon keinen finanziellen Vorteil, aber einen Schutz vor späterer evtl. drohender Unterbesetzung, bzw. sie würden dann später einen finanziellen Vorteil haben.

Natürlich motiviert es nicht, aber es gleicht aus. Erhöhter Stress in unterbesetzten Stellen führt ja eindeutig zu mehr PRoblemen mit der Gesundheit beim Mitarbeiter. Das kann sich ja dauerhaft auf sein Leben auswirken. Ein höheres Gehalt ist da nur entsprechend gerecht, um evtl. kürzere Berufstätigkeit auszugleichen.
 
Diskutieren wir jetzt mal nicht darüber, ob mich hundert Euro mehr auf dem Konto vorm Burn-out schützen.

Inwieweit bekommst Du durch die Forderung nach mehr Personal mehr Geld von Kranken- und Pflegekassen? Und woher bekämen die mehr Einnahmen?
 
Die Einrichtungen haben einfach gesetzlich eine Mindestausgabe fürs Personal: Mindestpersonalanzahl x Gehalt. Ob das jetzt auf weniger Mitarbeiter aufgeteilt wird, als die Mindestpersonalanzahl ist, ändert an der Gesamtsumme nichts.

Es ist effektiv eine Erhöhung der Ausgaben der Einrichtungen, und es ist deren Aufgabe sich das Geld über Erhöhung von Fallpauschalen zu holen. Die Kassen sind ja auch nicht an der Pleite der Einrichtungen interessiert. Bei Gehaltserhöhungen für Ärzte läufts ähnlich.

Im Moment haben wir ja sogar Überschüsse, durch die gute Beschäftigungslage. Bloß will man das Geld nicht weiterreichen, sondern bei den Kassen bunkern. Ansonsten kann man die Beitragsbemessungsgrenze anheben, und die Grenze ab der man in die private Versicherung darf. Oder die privaten Versicherungen schlicht abschaffen, weil unsozial, weil sie ihre kostenträchtigen Fälle auch nur kleinhalten und versuchen abzuzocken. Massive Beitragssteigerungen sind da üblich.

Es geht nicht um den Schutz vorm Burn-Out, sondern um einen Ausgleich, für die Gefahr, und das entgangene Gehalt, falls das doch eintritt.
 
Woran soll sich die Personalanzahl im KH orientieren? Patientenanzahl? Was macht ein KH, dass net genug einnehmen kann weil es nur "leichte" Fälle behandelte?
Wie sollen die unterschiedlichen Belegungszahlen einbezogen werden? Was macht das KH, dass im letzten Jahr weniger Fälle hatte, bei dem es aber in diesem Jahr sehr gut läuft?

Ist es ethisch vertretbar, dem Menschen mehr Geld zu geben obwohl man weiß, dass eine Überbelastung Folgen haben kann?
Wie hoch muss das Gehalt sein, damit man- analog zum Fußballer- ausreichend vorsorgen kann und somit auch bei einer verkürzten Arbeitszeit ausreichend Geld hat zum Leben? Was wird z.B. mit den Rentenkürzungen, die ein berufsunfähiger Mitarbeiter in EU-Rente hinnehmen muss?

Btw. Welche Kompetenzen muss eine Fachkraft für welche Tätigkeiten mitbringen?

Fragen über Fragen.

Elisabeth
 
Die Kassen sind ja auch nicht an der Pleite der Einrichtungen interessiert.
Die Kassen selbst nicht, aber der Staat. Das gesamte DRG-Abrechnungssystem hat letzten Endes den Bettenabbau zum Ziel. Funktioniert auch.

Ansonsten kann man die Beitragsbemessungsgrenze anheben, und die Grenze ab der man in die private Versicherung darf. Oder die privaten Versicherungen schlicht abschaffen, weil unsozial,
Einverstanden. Aber das hast Du bisher nicht in Deiner Petition gefordert.
 
@F_M- ich hab in einem anderen Thread schon mal geschrieben, dass es nix bringt, seinem Frust Luft zu machen, wenn man eine Petition aufsetzen will. Es wird dir nicht erspart bleiben, dich mit der Gesundheitsökonomie auseinanderzusetzen. Ich würde mich an deiner Stelle dabei auch nur auf mein Arbeitsgebiet- bei mir ist es SGB V- beschränken. Zu SGB X gibt es andere Spezialisten.

Ich befürchte mal- bevor du die Petition abschicken kannst- musst nich sehr viel Papier durcharbeiten. Vielleicht ist ja hier im Forum jemand, der als PDL in einem großen Klinikum arbeitet und dir erklären kann, wie es funzt und warum es ist, wie es ist. Denkbar wäre auch, dass du dir einen Termin bei deiner PDL oder deinem Verwaltungsdirektor holst und dich aufklären lässt.

Elisabeth
 
Elisabeth, ich sehe das nicht als *meine* Petition, sondern ich hab eine Idee aus dem Thread aufgegriffen und mich entschieden die etwas vorranzutreiben. Es wollen sich paar Leute beteiligen, insofern sehe ich das als unsere Petition.

Deine Petition wird es wohl nie werden?
Ich habe nicht die Zeit mich durch die ganzen Sachen zu wühlen, ich hoffe einfach, dass sich in der Gruppe die da mitarbeiten will, auch jemand findet, der sich da auskennt, oder die Zeit hat sich einzuarbeiten. Vllt. doch du Elisabeth? Wieso nimmst du nicht deine ganzen Kritikpunkte und schreibst eine präzisierte Version?

Ja, in die nächste Variante kann man ja die Finanzierung mit hineinschreiben. Wobei das dann ganz andere Gesetze betrifft und mMn erstmal nur in die Begründung gehört und nicht in den Gesetzesvorschlag. Es ist ja nicht unsere Aufgabe uns darum zu kümmern, dass die Häuser die Kohle bekommen. Das ist auch nicht Aufgabe der Docs wenn sie Gehalterhöhungen bekommen.
Da müssen sich die Träger schon selbst kümmern, dass sie genug Kohle von den Kassen bekommen.

Wie die Kassen das Geld bekommen können, bzw. dass auch Überschüsse vorhanden sind im Moment, hab ich ja dargestellt.
 
Ich habe nicht die Zeit mich durch die ganzen Sachen zu wühlen,
entschuldige, aber dies sind Argumente auf Stammtischniveau. Wenn Du etwas bewegen willst - und so scheint es ja zu sein - dann musst Du in diese Sache auch einiges an Zeit und Engagement investieren. Sonst kann ich Dich nicht ernst nehmen. Niemand verlangt, dass Du innerhalb weniger Tage einen fertigen Gesetzesentwurf auf die Beine stellst - aber Du solltest Deine Forderungen schon durchdenken.

Es ist ja nicht unsere Aufgabe uns darum zu kümmern, dass die Häuser die Kohle bekommen. Das ist auch nicht Aufgabe der Docs wenn sie Gehalterhöhungen bekommen.
Da müssen sich die Träger schon selbst kümmern, dass sie genug Kohle von den Kassen bekommen.

Wie die Kassen das Geld bekommen können, bzw. dass auch Überschüsse vorhanden sind im Moment, hab ich ja dargestellt.
Mach Dich bitte mal mit dem Finanzierungssystem unseres Gesundheitswesens vertraut. Weder können die Träger einfach mehr Geld von den Kassen fordern, noch können die Krankenkassen die Beitragsbemessungsgrenze etc. verändern oder die private Konkurrenz abschaffen.

Du glaubst wirklich, eine Tariferhöhung bei Ärzten oder Pflegekräften würde eine Erhöhung des Landesbasisfallwertes nach sich ziehen? Kein Träger bekommt in diesem Fall mehr Geld von irgendwem. Die Einnahmen bleiben die gleichen. Die erhöhten Ausgaben an einer Stelle müssen an einer anderen Stelle wieder eingespart werden. Oder das Haus geht pleite. Gab's in den letzten paar Jahren oft genug.
 
entschuldige, aber dies sind Argumente auf Stammtischniveau. Wenn Du etwas bewegen willst - und so scheint es ja zu sein - dann musst Du in diese Sache auch einiges an Zeit und Engagement investieren. Sonst kann ich Dich nicht ernst nehmen. Niemand verlangt, dass Du innerhalb weniger Tage einen fertigen Gesetzesentwurf auf die Beine stellst - aber Du solltest Deine Forderungen schon durchdenken.
Ganz alleine klappt es nunmal nicht, und wenn ich nichtmal jemanden finde der mitarbeitet an der Petition, spare ich mir auch den weiteren Aufwand.

Ich sehe es halt nicht als meine Petition, ich hab eine fremde Idee aufgegriffen und vorangetrieben, wenn ich jetzt keinen finde, der mitmacht, muss ich das akzeptieren.

Ich find meine Forderungen durchdacht und bin auf deine ganzen Einwände eingegangen, und ich bin immer noch der Meinung, wir sind nicht die Stelle, die sich um die Finanzierung der Träger Gedanken machen muss. Wir müssen ausschließlich unsere Interessen vertreten, und schon damit haben wir Probleme.

Dass genügend Geld im System ist, bzw. wie mehr Geld aquiriert werden kann (Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze) gehört in die Begründung, aber nicht in die Petition an sich. Die konkrete Umverteilung des Geldes im System, ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist nur, uns um unsere eigenen Interessen endlich mal zu kümmern.
Die Zeiten wo wir an den Arbeitgeber und dessen Gewinn am Quartalsende denken, sollten vorbei sein.

Die Ärzte haben sich auch kein Deut darum gekümmert, wie die Träger mehr Geld bekommen, wenn sie Gehaltserhöhungen fordern, und das ist auch so völlig korrekt, weil gar nicht ihre Aufgabe.

Genauso wie es in so einem Prozess wie ich ihn hier anstrebe, nicht meine Aufgabe sein kann, alles zu übernehmen, z.B. über Dinge zu schreiben, wo ich mich gar nicht auskenne, Personalbedarf im ambulanten Bereich, in der Vorsorge, etc.. Es müssen sich mehrere Menschen finden und ihre unterschiedlichen Talente in einen Topf werfen. Ihr beide bringt euch im Moment hauptsächlich mit Kritik ein, das ist auch ok, kann ja auch ein Talent sein, und den Prozess vorranbringen.

Ich hatte gehofft hier sind paar Leute anwesend die sich mit solchen Sachen auskennen, wenn da keiner mitarbeiten will an der Idee der Petition, ist das für mich auch ein Zeichen für den Zusammenhalt der Pflege. Ich seh es halt nicht als meine Petition, sondern unsere.

EDIT: Man kann nicht an anderer Stelle sparen, weil viele Kosten fixkosten sind. Das sagt dir ja auch jeder Krankenhausmanager, dass er hauptsächlich noch den Posten Pflegepersonal beeinflussen kann. Es werden ja nicht die Gehälter für Docs niedriger, wenn wir mehr Geld fordern, du kannst ja nicht an Desinfektionsmitteln sparen.

Und nein, es werden keine Häuser en masse pleite gehen, sondern höchstens einzelne Häuser als Ausnahme wie heute auch schon. Die Kassen haben einen Versorgungsauftrag und dürfen gar nicht die ganzen Häuser pleite gehen lassen.

Aber das ist wie gesagt gar nicht unsere Aufgabe, wir müssen uns um unsere Interessen kümmern, und die Träger um ihre Interessen. Dass die Pflege immer noch versucht die Interessen ihres Arbeitgebers zu vertreten, ist ein Teil der Misere.
 
Ich möchte noch einen Vorschlag hinzufügen:
Einen sog. single-person-nightshift ban (gilt z.B. in Japan seit den 60er Jahren)

"§ Unabhängig von der Gesamtbettenanzahl, der Anzahl belegter Betten und dem Aufwendigkeitsgrad der Patienten / Klienten / Bewohner müssen im Nachtdienst ohne Ausnahmen immer zwei examinierte Fachkräfte anwesend sein. Ein Ersatz mit Hilfskräften, BuFis, FSJ, Auszubilden ist nicht zulässig."
 
@F_M... schau dir mal an, warum der MB solche Erfolge verzeichnen kann. Was passiert aktuell am Frankfurter Flughafen?

Ich denke, deine Ziele werden schon vertreten- nur nicht laut genug. Schau dir mal an, was mit den Petitionen der letzten Jahre passiert ist. Wohlwollend würden einige in das Gesundheitsministerium weiter geleitet. Dort läuft gerade die Aktion: Pflegereform. Und auch wenn viele Kollegen denken, dass betrifft sie- nein da geht es um die Versorgung von Pflegebedürftigen in der Häuslichkeit. Man versucht auf diese Art und Weise die Ausgaben zu deckeln. Wir werden auch zukünftig net alle Bedürftigen professionell pflegen können. Aber selbst da hat Schäuble schon insistiert: das Geld ist knapp.

Und das Geld wird knapper werden, was im sozialen Bereich ausgegeben werden kann. Deine Generation soll meine Generation finanzieren. Meine Generation ist deiner aber zahlenmäßig überlegen. Und nun? Bist du bereit immer mehr Sozialabgaben zu leisten. Selbst wenn du das System änderst und die Pflegekosten ausschließlich von Steuern bezahlen willst müsstest du mehr zahlen.

Was bleibt? Wie steht es mit einer aktiven Mitarbeit in der Gewerkschaft. Und so lange es keine andere gibt, tut es auch verdi. Laut muss die Berufsgruppe werden, ganz laut, so laut das den Politikern die Ohren klingeln. Kennst du die Erfolge des Streiks der Pflegekräfte in Finnland vor einigen Jahren? Weißt du warum die so erfolgreich waren?
Wie hoch ist der Prozentsatz der Mitglieder bei verdi bezogen auf die Belegschaft deiner Einrichtung? Wie wäre es mit dem Ziel diese Anzahl merkbar zu erhöhen. Das kann durchaus etwas bringen. Siehe Charité im letzten Jahr.

Du musst net dei Welt verbessern wenn du deine eigene Situation verbessern willst. Wenn andere was bewegen wollen, können sie sich ja anschließen. Stellen wir uns mal vor: 1,2 Mill. sind organisiert in Gewerkschaften und verdi schafft das unmögliche und geht in Schulterschluss... . Ach ja, was man da alles verändern könnte. *seufz* Was für ein schöner Traum.

Elisabeth
 
Ich möchte noch einen Vorschlag hinzufügen:
Einen sog. single-person-nightshift ban (gilt z.B. in Japan seit den 60er Jahren)

"§ Unabhängig von der Gesamtbettenanzahl, der Anzahl belegter Betten und dem Aufwendigkeitsgrad der Patienten / Klienten / Bewohner müssen im Nachtdienst ohne Ausnahmen immer zwei examinierte Fachkräfte anwesend sein. Ein Ersatz mit Hilfskräften, BuFis, FSJ, Auszubilden ist nicht zulässig."

*ironieon*Ich bin dabei. Wer bezahlt diese Idee? Egal. Ich will das so. Die sollen mir aber net damit kommen, dass ich mehr Sozialabgaben leisten soll. *ironieoff*

Die Forderung zeigt schön, wie wenig Ahnung wir von Gesundheitsökonomie haben- woher das Geld kommt, welches ich da fordere. §12 SGB V hat schon seinen Sinn. Er scheibt bei solchen Ideen- zu recht- den Riegel vor. Ich bin net bereit, 2 Fachkräfte zu finanzieren, die die halbe nacht nach qualifizierter Arbeit suchen müssen. Genauso wenig, wie jeder Pat. 150 kg wiegt, genauso wenig gibt es flächendeckend Stationen dei ausschließlich A3/A4 Pat. versorgen.

Es wäre gut, ein bisschen Augenmaß zu halten sonst wird das zur Witzpetition.

Elisabeth
 
Du solltest dein Paradigma wechseln. ;)

Du fragst nach Arbeitsaufwand.

Ich frage nach Verantwortung. Eine einzelne Fachkraft sollte nicht die Verantwortung über eine ganze Station alleine tragen müssen. Vielleicht sollten wir vorerst den single-person-nightshift ban (traurigerweise) auf Akutkliniken beschränken.
 
Du solltest dein Paradigma wechseln. ;)

Du fragst nach Arbeitsaufwand.

Ich frage nach Verantwortung. Eine einzelne Fachkraft sollte nicht die Verantwortung über eine ganze Station alleine tragen müssen. Vielleicht sollten wir vorerst den single-person-nightshift ban (traurigerweise) auf Akutkliniken beschränken.
Gehört eindeutig mit zur Mindestpersonal-Forderung. Dann beschränkt man den Paragraphen halt erstmal aufs SGB V. Werd ich in der nächsten ausformulierten Version mit reinnehmen. Find ich sehr sinnvoll.

ODer findet das jemand schwachfug, oder hat andere Gegenargumente ausser Finanzierung?



@Elisabeth:
Die Frage "Wer soll das bezahlen" ist unzulässig! In Deutschland gibt es >8,5Billiarden private Vermögen. Davon ließe sich die gesamte Verschuldung von Bund,Ländern und Kommunen mehrfach abgleichen.

Selbst wenn man nur Barvermögen und keine Immobilien etc. rechnet, kommt man auf >4Billiarden EUR, und das würde ebenfalls reichen um die gesamte Verschuldung zurückzuzahlen, und auf Jahrzehnte die steigenden Kosten zu finanzieren.

Wir sind eine der reichsten Gesellschaften der Welt, die Frage ist nicht, ob wir das Geld haben, sondern die Frage ist, ob wir es auch fürs Gesundheitssystem ausgeben wollen. Was sind uns unsere Kranken und Pflegebedürftigen wert, was ist es uns wert, dass überhaupt noch jemand diese Arbeit macht. Und wie man das Geld reinbekommt ist im Moment gar nicht die Frage, weil es Überschüsse bei den Kassen gibt. Das Geld ist im Moment vorhanden. Und solange keiner plant, die Beiträge zu senken, wäre jetzt der Zeitpunkt zu fordern, dass die Überschüsse an die Pflege gehen.
Und wie schon begründet, steigende Ausgaben fürs Pflegepersonal, bedeuten mMn eher sinkende Kosten in restlichen Bereichen.

Bei den Gewerkschaften seh ich das PRoblem, dass sie immer nur die Interessen der angestellten Mitglieder vertreten, aber nicht die Interessen der Patienten und der nicht (mehr) angestellten PFlegekräfte. Wo gab es mal einen Streik oder eine Initiative für Mindestpersonalbesetzung? Mehr Lohn brauch ich nicht, ich komm im Vergleich zur Region und anderen Ausbildungsberufen ganz gut klar, aber mehr Mitarbeiter wären schön.
Es ist auch einfach Fakt, dass z.B. Pflegekräfte in den neuen Ländern solchen Massenorganisationen, Vereinen und ähnlichem eher skeptisch gegenüber stehen, was man verstehen kann.

Entweder gehts über Zwang, oder dann halt über den Lohnanreiz, weil in unterbesetzten Bereichen nach dem vorgeschlagenen Modell, der einzelne Mitarbeiter mehr verdient als in regulär besetzten Bereichen.
Mehr Lohn würde auch zu mehr Immigration von Pflegekräften führen. Auch in Polen verdient man mittlerweile immer besser, wer auswandert geht gleich nach uk, und nicht ins Niedriglohnland Deutschland.



EDIT: Für Arbeitgeber mit ordentlicher Personalbesetzung würde sich gar nichts ändern, und sie müssten auch keine erhöhten Kosten verkraften.

Und wer nur mit Unterbesetzung wirtschaftlich erfolgreich ist, ist dann halt kein fähiger Unternehmer. MAn kann doch nicht sagen: sorry, nur bei der ausbeutung von Mitarbeitern mach ich noch Gewinne, deshalb könnt ihrs mir nicht verbieten, weil ich sonst pleite gehe. Mit so einem Argument ließe sich jeder Lohn rechtfertigen.

Ich sage, ja, dann muss er pleite gehen, weil unfähiger Unternehmer. Es gibt Einrichtungen die beweisen, dass man ohne Unterbesetzung Gewinne machen kann.
 
@Moonkid:
Aufgrund dieser Forderung wird sich jeder entsapnnt zurück lehnen und sich beglückwünschen, dass diese Forderung ja schon lange erfüllt ist. Vielleicht gibt es ja sogar noch Bedarf anhand dessen Personal abzubauen....Du sagst ja nicht wieviele Stationen oder Patienten diese beiden Fachkräfte betreuen sollen.

In jedem AH sind pro Nacht zwei anwesend...ok für 4 Wohnbereiche und 120 Bewohner :mryellow:.

@all:
Ich glaube auch, dass es sehr fundiertes Wissen um gesundheitsökonomische und systemische Aspekte unsere Gesundheitssystems braucht, um eine Petition auf die Beine zu stellen, die einer Diskussion standhält.

Ich denke also, dass sich die Gruppe (wer auch immer diese ist ...) erstmal von einer Fachperson beraten lässt.

Und: ich denke nicht, dass man sowas übers Knie brechen kann. Das ist genau das, was ich mit "blindem Aktionismus" meine. Stramme Behauptungen aufstellen reicht hier leider nicht ...
 

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