Akademisierte Krankenpflege vs. staatlich examinierte Krankenpflege

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Hallo Ihr,

mich würde mal interessieren, welche Einstellung / Erfahrungen / Ansichten Ihr als KS und KP (auch wenn wir uns offiziell GuK nennen sollen, haben sich die Ausbildungsinhalte doch sehr verändert; hat das Auswirkungen für ehem. KS/KP auf dem Arbeitsmarkt???) und GuK über die aktuelle und zukünftige Arbeitsmarktlage im Pflegebereich und die derzeitigen fachhochschulischen Abschlüsse, die man im Krankenpflegebereich erwerben kann (Bachelor of Science in Nursing, Bachelor of Nursing), habt.

Seht Ihr derzeitig und/oder zukünftig eine Benachteiligung bei Stellenausschreibungen für Pflegefachpersonal?
Müssen wir jetzt alle den akademischen Grad in der Krankenpflege nachholen, um spätestens in 10 Jahren noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben?
Zumal die derzeitigen Studienbedingungen für diesen Bereich unmöglich sind. Ich weiß nur eine Uni und eine FH in Gesamtdeutschland, wo man als bereits Examinierter den akademischen Grad nachholen kann.
Dies widerum unter erschwerten Voraussetzungen und Bedingungen, auch mit Abitur, durch schwere Eingangstests z.B. oder sehr hohe Studiengebühren (bis zu 300 euro / Monat) an Privaten Fachhochschulen.
Ist das nicht ungerecht? Wenn nicht sogar absichtlich gewollt, daß die Pflegefachkräfte ohne akadem. Grad vom Arbeitsmarkt verdrängt werden?


Widerum ist aber auch unklar, welche Art von Stellen diese akademischen Pflegekräfte besetzen sollen, können, dürfen, müssen? Werden sie ein höheres Gehalt erhalten, wie die staatl. exam. GuK, weil sie Pflege mit all ihren Entwicklungen studiert haben und Pflege aus neuen Perspektiven organisieren können und sollen (z.B. Case Management), wobei aber die Strukturen hierfür längst noch nicht geschaffen sind???

Die derzeitige Situation der Pflege lässt für mich nur noch Fragen offen. Wie geht es Euch damit???
 
Zumal die derzeitigen Studienbedingungen für diesen Bereich unmöglich sind. Ich weiß nur eine Uni und eine FH in Gesamtdeutschland, wo man als bereits Examinierter den akademischen Grad nachholen kann.

Da bist Du aber schlecht informiert. Bachelorstudiengänge gibt's doch recht viele, auch an staatlichen Schulen mit recht geringen Studiengebühren.

Gut, Eingangstests mag es bei manchen Schulen geben, allerdings muss ja eine Auswahl getroffen werden, wenn die Bewerberzahl die Anzahl der Plätze übersteigt. Das gleiche gibt es bei den Ausbildungsplätzen für die Krankenpflege. Wieso ist das ungerecht?
 
In der Pflegebildung wird sich in den Kommenden Jahren einiges ändern, aber wie bei fachweitergebildeten Lehrern wird es eine Besitzstandswahrung für ausgebildete Pflegekräfte geben.

Ich denke, bis Pflege ausschließlich über ein Studium gelehrt wird, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Zuerst kommt mal die generalistische Ausbildung. Mal schauen, wie die gestaltet wird, vor allem auch wegen der Spezialsierungen in die verschiedenen Fachbereiche.

Studierte Pflegekräfte arbeiten zur Zeit eher im Bereich der PDL und nicht im Stationsdienst. Daher besetzen sie schon jetzt etwas höher bezahlte Stellen. Wenn sie normal auf Station arbeiten, werden sie, soweit ich weiß, nach dem selben Tarif bezahlt wie die Kollegen.
Die Bezahlung ist sowieso ein Punkt der mich bezüglich der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beruhigt. Wenn es nur noch studierten PK,s gäbe, wer wollte die bezahlen? Auf Dauer würde man, wenn die Bezahlung auf dem aktuellen Niveau bleibt, sicher nicht genügend Interessenten finden, die für dieses Gehalt arbeiten.
 
Da bist Du aber schlecht informiert. Bachelorstudiengänge gibt's doch recht viele, auch an staatlichen Schulen mit recht geringen Studiengebühren.

Gut, Eingangstests mag es bei manchen Schulen geben, allerdings muss ja eine Auswahl getroffen werden, wenn die Bewerberzahl die Anzahl der Plätze übersteigt. Das gleiche gibt es bei den Ausbildungsplätzen für die Krankenpflege. Wieso ist das ungerecht?

Natürlich gibt es mittlerweile tausende Bachelorstudiengänge in der Pflegewissenschaft und im Management. Diese Entwicklung ist nicht an mir vorbeigerauscht.
Mir ging es um etwas ganz anderes.
Zurzeit hat man fast keine Optionen als bereits examinierte und berufserfahrene Pflegefachkraft, den Grad des Bachelors of Nursing oder Bachelor of Science in Nursing nachzuholen, sprich eine verkürzte Form des Studiums, zugeschnitten auf eben o.g. Pflegefachkräfte.
 
In der Pflegebildung wird sich in den Kommenden Jahren einiges ändern, aber wie bei fachweitergebildeten Lehrern wird es eine Besitzstandswahrung für ausgebildete Pflegekräfte geben.

Ich denke, bis Pflege ausschließlich über ein Studium gelehrt wird, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Zuerst kommt mal die generalistische Ausbildung. Mal schauen, wie die gestaltet wird, vor allem auch wegen der Spezialsierungen in die verschiedenen Fachbereiche.

Studierte Pflegekräfte arbeiten zur Zeit eher im Bereich der PDL und nicht im Stationsdienst. Daher besetzen sie schon jetzt etwas höher bezahlte Stellen. Wenn sie normal auf Station arbeiten, werden sie, soweit ich weiß, nach dem selben Tarif bezahlt wie die Kollegen.
Die Bezahlung ist sowieso ein Punkt der mich bezüglich der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beruhigt. Wenn es nur noch studierten PK,s gäbe, wer wollte die bezahlen? Auf Dauer würde man, wenn die Bezahlung auf dem aktuellen Niveau bleibt, sicher nicht genügend Interessenten finden, die für dieses Gehalt arbeiten.

Die duale Ausbildung mit Staatsexamen + Bachelor ist doch schon voll am Laufen. Wenn ich mich heute für den Krankenpflegeberuf entscheiden würde, würde ich doch gleich diese Option wählen und nicht nur die dreijährige Ausbildung mit Staatsexamen. Da wäre ich ja schön blöde bei den heutigen Entwicklungen.
 
Nun ja, ich kenne es z.B. an der Evangelischen FH in Darmstadt so, dass bereits Examinierte Pflegekräfte im Bachelor für Gesundheits- und Pflegewissenschaft um einige Module und alle Praktika herumkommen. Weiterbildungen nach dem Examen können ebenfalls angerechnet werden. Kommt hat halt immer darauf an: Du lernst im Studium einiges, dass in der Ausbildung nicht oder nur sehr kurz angesprochen wird. Daher kannst Du - gerade bei Pflegewissenschaft (bei den anderen Studiengängen wird es ähnlich sein) nicht soooo viel verkürzen; Du hast den Stoff ja noch gar nicht gelernt.

Was anderes ist es beim Bachelor of Nursing. Da kannst Du wesentlich mehr von der Ausbildung profitieren. Inzwischen gibt es da sogar einige Studiengänge, die speziell für bereits examinierte Kräfte zugeschnitten sind. In Witten-Herdecke beginnt einer im Sommersemester 2011.

Würde ich heute mit der Ausbildung anfangen, würde ich versuchen, gleich einen dualen Studienplatz zu ergattern, aber dazu braucht man (Fach-) Abitur. Angesichts des Pflegenotstandes und der Gesetzesänderung durch die Hintertür, die Hauptschülern den direkten Weg in die dreijährige Pflegeausbildung ermöglichen soll, glaube ich nicht daran, dass ein- und dieselbe Regierung kurze Zeit später die Pflege akademisiert. (Obwohl, sonderlich konsequent waren die ja noch nie...)
 
Gibt es in Deutschland keine Höhere Fachschule wie es das bei uns gibt?

Fällt mir grad so ein...
 
Im Gesamtvergleich sind dies jedoch peanuts. Was ist den mit den etablierten Fachhochschulen, wie z.B. EFB und ASFH bzw. die evang. Fachhochschulen allg. Warum bieten diese nicht solche Optionen an, frag ich mich? Es gibt doch sicher noch andere Pflegefachkräfte, die ein berufsbegleitendes Studium oder verkürztes Vollzeitstudium zum Bachelor of Nursing aufnehmen würden, wenn die Bedingungen stimmen würden.
 
Hi,

es wird mehr als genügend Bedarf für examinierte KS geben. Keine Angst! Und wenn du seit zig Jahren irgendwo arbeitest wirst du auch nicht rausgedrängt! und es wird auch in Zukunft die exam. KS weitergeben, denn all die Studierten Kollegen, wollen ja nicht wirklich nur am Krankenbett arbeiten. Willst du aber SL, PDL, Lehrer oder ähnliches machen, würde ich dir raten unbedingt irgendwo einen passenden Bachelorstudiengang zususchen. Früher musstest du Fortbildungen machen, heute ist es halt der Bachelor. Ich finde da wird immer viele zuviel Wind rumgemacht. Klar ist da ein Wandel, aber der braucht Zeit, Markt im Auge behalten und die für sich richtige Alternative raussuchen.

Eine Feundin von mir war examinierte PK, hat dann sofort danach ein Pflegemanegmentstudium gemacht ( Teilzeit gearbeitet) mit sehr gut abgeschlossen, aber findet keine PDLstelle weil alle sagen, sie ist zujung! Also arbeitet sie als studierte weiter am Bett und ist unglücklich, weil sie gerne was anderes wollte.
Eine andere hat zig Jahre nur als examinierte Kraft gearbeitet, ist aber von Naturaus eine totale Führungspersönlichkeit und ist mittlerweile stellvertretende PDL ( nur mit der Fortbildung für SL)

Was ich sagen will, ein Studium ist nicht alles, und nicht jeder ist dazu geignet zustudieren, oder will es auch einfach nicht. Es wird immer Platz geben für die examinierte PK und das nicht nur als "niedrige PK"( ist net abwerten gemeint)

Wenn ich jung wäre und gut genug wäre, würde ich heute sicherlich auch den Studiengang/Ausbildungkombination.
 
ich hab einen ganz naiven Gedanken, der mir grad durch den Kopf flitzt:


"gestern" hieß es noch, Hauptschülern soll der Zugang zur GUKP erleichtert werden - sprich sofort in die Ausbildung, ohne vorher eine mind. 1jährige zu absolvieren

und jetzt sprechen wir bei "morgen" über ein Studium - ja wie denn nun!?:-?

Hab ich irgendwie nen Haken in meinen Gedankengängen? Haben wir bald nur noch PK mit Abi/Fachabi?

Ich blick da langsam nicht mehr durch :gruebel:
 
viell. ist das ja so gewollt von der regierung: hauptschüler in die gesundheits- und krankenpflegeausbildung bzw. generalisierte pflegeausbildung, fachabi und allg. hochschulreife in die dualen ausbildungsgänge.

ergebnis: die dreijährig Examinierten sind die Pflegeassistenten und die Dual-ausgebildeten (Examen + Bachelor) die Fachkräfte von morgen. Ich überspitze jetzt etwas.

habe mittlerweile schon von einigen pdl´s gehört, daß sie am liebsten gar keine pflegehelfer mehr einstellen würden, weil die pflegerische arbeit, die sie leisten, stark an qualität mangelt, was sich auch in der doku. widerspiegelt.

ich persönlich habe aber auch die völlig konträre erfahrung gemacht und mit sehr guten, fleißigen und engagierten Pflegeassistenten zusammengearbeitet.
 
Es wird gestufte Kompetenzprofile in der Pflege geben. Die Pflege muss sich neu definieren. Natürlich gehören Pflegehelfer in die Pflege. Und die Qualitätsmängel kann man umgehen indem man Helfer vernünftig anleitet, was eine der Aufgaben der zB studierten Pflegekräfte sein sollte. Warum hat man so viel Angst davor. Es sind nicht alle Pflegekräfte für alle Aufgaben geeignet!
 
ich will mal nebenbei anmerken, dass mir der Gedanke, dass nur Pflegekräfte mit Kohle in der Tasche dann wohl am besten für alles geeignet sind, nicht aus dem Kopf will.

Ich könnte mir nämlich KEINS dieser Studien leisten - ich kann mir nichmal das Sozpädstudium finanzieren. Ich bin froh wenn mein Auto mich zur Arbeit bringt, ich nicht auf Reserve fahren muss und mein Kühlschrank gefüllt ist. Ab davon dass ich all meine hübschen Pflichtversicherungen zahlen kann. >.<
 
Und ich glaube da wird sich wieder das Angebot-Nachfrage spielen. Also die Einrichtungen werden Studiengänge dementsprechend bezuschüssen. Wo ein Wille, da auch ein Weg. Natürlich bedeutet Studium Verzicht auf einiges. Und wenn Bedarf da ist, dann wird es auch Studiengänge geben die es auch 3-jährig ausgebildeten Pflegekräften ermöglichen sich weiter zu bilden. Ich habe mich mit den unterschiedlichen Kompetenzprofilen im Pflegesystem in USA beschäftigt und hatte nicht den Eindruck, dass so was auch in D umsetzbar wäre.
 
kräuterfrau ich sehe nur die Gefahr, dass meine Ausbildung degradiert wird durch ein solches Studium - wie sicher ist denn auch, dass das Studium "besser" ist als die Ausbildung? Wer sagt das? Wer legt das fest?

Wer will studierte Pflegekräfte in Zukunft bezahlen?

Wie attraktiv ist es, als studierte Pflegekraft zum gleichen Tarif wie alle anderen auf einer Station zu arbeiten?


Die müssen erstmal den Boden der Torte backen, bevor sie dekorieren, aber ich habe momentan eher den Eindruck, dass die Tortenfigur oben drauf als erstes fertig sein soll - wie immer üblich in unserer Politik
 
kräuterfrau ich sehe nur die Gefahr, dass meine Ausbildung degradiert wird durch ein solches Studium - wie sicher ist denn auch, dass das Studium "besser" ist als die Ausbildung? Wer sagt das? Wer legt das fest?

Wer will studierte Pflegekräfte in Zukunft bezahlen?

Wie attraktiv ist es, als studierte Pflegekraft zum gleichen Tarif wie alle anderen auf einer Station zu arbeiten?


Die müssen erstmal den Boden der Torte backen, bevor sie dekorieren, aber ich habe momentan eher den Eindruck, dass die Tortenfigur oben drauf als erstes fertig sein soll - wie immer üblich in unserer Politik

Genau diese Fragen stelle ich mir auch. Und den Vergleich mit der Torte finde ich wunderbar treffend.
 
Und Rösler ist das Sahnehäubchen >_< sorry den konnt ich mir grad nich verkneifen

es passiert soviel unüberlegtes in Sachen Pflege - aber auch in Sachen Medizin... ich kann mein Pferdchen doch nich dauernd von hinten aufzäumen - und dann wundern sich alle, wenn wir den großen Präsentkorb Möhrchen kriegen und trotzdem ausschlagen *seufz*
 
ich will mal nebenbei anmerken, dass mir der Gedanke, dass nur Pflegekräfte mit Kohle in der Tasche dann wohl am besten für alles geeignet sind, nicht aus dem Kopf will.

Ich könnte mir nämlich KEINS dieser Studien leisten - ich kann mir nichmal das Sozpädstudium finanzieren. Ich bin froh wenn mein Auto mich zur Arbeit bringt, ich nicht auf Reserve fahren muss und mein Kühlschrank gefüllt ist. Ab davon dass ich all meine hübschen Pflichtversicherungen zahlen kann. >.<

Ich mußte mein Soz.päd.-studium abbrechen, weil es ein VZ Studium ist, ich kein elternunabhängiges BAföG bekam und darauf angewiesen war, mein Studium allein durch Arbeiten gehen zu finanzieren. Im Hauptstudium konnte ich das nicht mehr miteinander vereinbaren und mußte cuten.
 
wenn ich mir überlege, woran ich sparen könnte - ja das wäre Wohnung (was mit 2 Kindern vom Gatten, die wir aber nicht dauerhaft hier haben, schwierig wird, denn wir BRAUCHEN eine Schlafmöglichkeit)... KfZ - hm... ein gebrauchtes kostet viel Reparatur (selbst jetzt 1 Jahr mitgemacht und dadurch 6000 Euro durchgeschossen) - jetzt hab ich einen neuen Wagen - der kostet Vollkasko... im Grunde hätte ich mir eine kleine Schickse kaufen müssen - jeden Tag 100km und mehr würd ich damit aber auch nich fahren wollen.

Was hätten wir denn noch für Spielchen zum Sparen - Lebensmittel und Freizeitaktivitäten - fein - haben wir schonmal durchgerechnet, macht monatlich bei uns beiden zusammen um 100- 150 Euro - davon kann ich kein Studium finanzieren)...

großartig weiterüberlegen brauch ich da gar nich, wir haben nichmal ne Hausrat, keine Zahnzusatz, keine ChefarztVS usw.

wir haben nichmal großen Schnickschnack - wir leben nicht von der Hand im Mund aber auch nicht auf großem Fuß.


Im Endeffekt muss ich als Durchschnittsverdiener mit dem Gedanken leben, dass meine Ausbildung die ich vor 4 Jahren gemacht hab, keinen Penny mehr wert ist. Trauriger und für mich erschütternder Gedanke - zumal ich - wie du elektronaut - meinen Traumjob allein aus finanziellen Gründen nicht erlernen kann.
 

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