Jammerdepression in der Pflege

opnetz

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20.08.2008
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Zum Glück habe ich dieses Forum gefunden.

Es gibt Eigenheiten der Pflegekräfte, die mir für die Zukunft zu denken geben.
Die Pflege zeichnet sich bundesweit durch tagtägliches jammern und nörgeln aus. In vielen Bereichen wird darüber schon gelacht.

Sollte an einer Maßnahme nur ein Hauch von Verantwortung drohen, heißt es: Das ist nicht meine Aufgabe, der Arzt, die Verwaltung o.ä. sollen das gefälligst selbst machen.
Alles ist zuviel verlangt, man beklagt aber nie gefragt zu werden, wenn es um zukunftsweisende Entscheidungen geht. Niemand, auch in anderen Berufen, wird gefragt, wenn immer er nur von sich gibt:

Das interessiert mich nicht, kann ich nicht, will ich nicht, darf ich nicht

Erlebt habe ich das in 30 Berufsjahren ständig und bin es jetzt leid.
Selbst bin ich Leitung einer chirurgischen Station in einer großen Klinik, dort habe ich in stetem bemühen es geschafft, dass meine KollegInnen mit dem
dauernörgeln aufgehört haben. mit einfachsten Mitteln (zum Teil) z.B.Sprachumstellung: nein damit habe ich nichts zu tun, fragen sie irgendwann denn Arzt- umgewandelt in: (bei Bedarf selbst den Arzt gefragt)...dass verhält sich bei Ihnen so. Also kompetent mit Wissen aufgetreten.

""Wir haben keine Probleme, wir lösen Probleme""

Wir stellen uns nicht mehr mit Vornamen vor, wir sind wie in jedem anderen Beruf Frau X oder Herr Y, das erzeugt eine gesunde Distanz zu Patienten und anderen Berufsgruppen. (ein Thema zum gesonderten diskutieren.
Und wir haben sogenannte ärztl. Aufgaben, die vor 30 Jahren selbstverständlich durch die Pflege gemacht wurden (Blutabnahmen, Verbände etc....etc.) wieder übernommen.

Kaum zu glauben, aber wahr, die Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl der KollegeInnen ging sprunghaft nach oben.
Wenn wir weiter nörgeln und klagen, werden die organisatorischen und med.interessanten Aufgaben (einschließlich Wundmanagement) an Arzthelferinnen abgegeben, die sind billiger und willig!

Daher denke ich, wir müssen uns positionieren, damit wir nicht in kurzer Zeit zu hauswirtschaftlichen Angestellten verkümmern (Essen bestellen füttern, Steckbecken wegbringen, Waschen)
Das würde außerdem zu einer gehaltlichen Einbuße führen, das kann eine Pflegehelferin auch.


Das kann und darf nicht die Zukunft der Pflege in Deutschland sein!!!!!!!


Nun könnte ich noch einen ganzen Roman über aktuelle Entwicklungen an unserer Klinik, die meine Befürchtungen bestätigen, schreiben, möchte aber erstmal erste Reaktionen abwarten.

Mit besten Grüßen

opnetz

(PS: bin heute Abend nicht zu Haus, antworte morgen)
 
Mit grosser Freude habe ich deinen Beitrag gelesen und denke, du hast die Situation und Mentalität der Pflege in Deutschland auf den Punkt gebracht. Ausserdem gratuliere ich dir für deinen Optimismus, den man als Stationsleitung haben sollte. Ich sehe es als äußert wichtig an, in dieser Position ein Vorbild abzugeben, das nicht resigniert ist (und ständig jammert), sondern dem Team aufzeigt, was im positiven möglich ist. So können im Pflegebereich viele Änderungen (im grossen wie im kleinen) durchgesetzt werden. Dadurch entsteht eine positivere und entspanntere Arbeitsatmosphäre. Aktuelles Beispiel ist für mich gerade wieder die Diskussion um zusätzliche Stellen in den Altenheime, die nur wieder niedergemacht und krititiert wird. Kommen nämlich mal positive Signale aus der Politik und konstruktive Vorschläge, ist es auch wieder nicht recht. Ausserdem: Mit einer positiven Grundeinstellung macht der Job erst richtig Spass!
Liebe Grüße
Christian
 
Die Übernahme ärztlicher Tätigkeiten wird aber vielen ganz und gar nicht gefallen...
 
Das ist nicht meine Aufgabe, der Arzt, die Verwaltung o.ä. sollen das gefälligst selbst machen.

Das interessiert mich nicht, kann ich nicht, will ich nicht, darf ich nicht


Ja! Kenne ich sehr gut! Besonders bei den älteren, männlichen Mitrarbeitern in meiner Abteilung (Zentral- OP).
Aber ich glaube es hat vieles damit zu tun das man so wird: man bekommt immer mehr Zulagen gekürzt bei gleichzeitig mehr Arbeit, das Arbeitspensum steigt immer mehr, man ist nur noch am rudern, hat kaum noch Zeit für die Pat. bzw. bei mir im OP ist das Fließbandarbeiten- Gefühl recht stark ausgeprägt. Dann ist der Beruf in der Krankenpflege psychisch und physisch kein Zuckerschlecken. Also ich kann trotzdem schon machmal verstehen das manche resignieren und der Rente entgegenfiebern!
Und dann liegt die Motivation der Mitarbeiter natürlich auch bei der pfleg. Abteilungsleitung.
 
Hallo opnetz!

Als ich deinen Beitrag am Anfang las, dachte ich mir: Ok, die kommt nicht aus der Pflege! Nun, da lag ich falsch, auch noch 30 Jahre Berufserfahrung. Ja, du machst mir sogar ein wenig Mut. Ich mit meinen 2 Jahren Berufserfahrung.

Das mit dem Jammern in der Pflege stimmt schon, da gebe ich dir Recht. Nur wieso tun einige das? Ich vermute dies geschieht auch durch Überlastung und mangelnder Zeit.

Klar würde ich gerne mehr ärztliche Tätigkeiten übernehmen, nur in dem Krankenhaus (kleines Haus) wo ich arbeite, gibt es keine Schüler oder Krankenpflegehelfer. Wir haben für eine 40 Betten Interdisziplinäre Chirurgie Station eine FSJ´lerin.
Pflegekräfte werden auf´s minimale Reduziert. Somit muss ich z.b. für jede Flasche-Wasser-Klingel laufen! Ich bin am Ende meine Schicht im Grunde froh wenn ich sagen kann das ich meine Pat. so einigermaßen pflegerisch versorgt habe. :cry:

Wie man sich bei Pat. vorstellt, ob mit Vor oder Nachnamen, finde ich steht jeden selbst zur Verfügung! Also ich persönlich kann auch mit meinem Vornamen die gewiße Distanz aufbauen. Das hat meiner Meinung nach nichts mit dem Nachnamen zu tun.

LG
 
Hallo Opnetz!

Beim dem Teil mit dem Jammern geb ich dir Recht.

Aber beim 2. Teil stellt es mir schon ein wenig die Nackenhaare auf. Mein erster Gedanke war: von einer Station, die solche Zeitressourcen hat hört man selten - wenn ich an meinen heutigen Tag denke, hätte ich nicht Zeit gehabt auch nur eine ärztliche Tätigkeit zusätzlich zu machen (in 12 h habe ich meine gesetzlichen Pausen von 1 x 10min und 1 x 1 h gemacht und sonst keine Minute gesessen und nichts gemacht).

Weiters habe ich mir gedacht, ob diese von dir beschriebene Zufriedenheit wirklich von langer Dauer ist? Auch das Blutabnehmen und Verbände wechseln wird spätestens nach einem Jahr zur Gewohnheit und nur eine leidige Tätigkeit (man sieht es doch bei den Ärzten). Und dann? Ist der nächste Schritt um das Personal zu motivieren, dass man sie operieren lässt?
Ich denke an meiner Schülerzeit zurück. Ich sehnte die Zeit herbei, in der ich endlich mehr Verantwortung übernehmen darf, Visite mitgehen, usw. Jetzt würde ich manchmal gerne wieder Schüler sein - weniger Verantwortung haben und die Visite ist nicht mehr wirklich spannend.

Dann stellt sich mir noch die Frage: warum ist Blutabnehmen und Verbände wechseln interessanter als an Waschen, Essen eingeben, usw.
Man erfährt doch soviel über den Menschen, wenn man Zeit hat. Und wann hat man noch Zeit um auch mal mit dem Pat. ungestört zu reden? Gerade bei etwas "zeitaufwendigeren" Tätigkeiten wie Waschen oder Mobilisieren. Man erfährt über ihr Leben, ihre Erfahrungen, besonders wichtig über ihre Wünsche und Ängste im Krankenhaus, Vorlieben, Abneigungen, ihre Versorgung zu Hause, was sie noch für zu Hause brauchen, usw. Ich glaube das zu wissen und dieses Wissen zu nützen bringt dem Pat. mehr, als eine Blutabnahme die statt ärztlicher Tätigkeit jetzt pflegerische ist. Auch wenn die Pat. nicht mehr sprechen können, freue ich mich darüber dem Pat. durch eine, nach seinen Wünschen und Ritualen angepasste Waschung, etwas Entspannung, eventuell auch Ablenkung vom tristen, beunruhigenden Krankenhausaufenthalt zukommen zu lassen.

Geht es beim Waschen nur um die Sauberkeit?
Es gibt noch viele weitere Tätigkeiten, die beim Waschen (vielleicht sogar unbemerkt) nebenbei gemacht werden: Hautbeobachtung, Erkennen von Ressourcen die man weiter fördern kann, psychisches und physisches Wohlbefinden, Gedächtnistraining, etwas Physio- und Ergotherapie (natürlich nicht in dem Ausmaß wie es diese Berufsgruppen machen). Sind Pflegehelfer in diesem Ausmaß wirklich ausreichend ausgebildet?
Ich möchte jetzt nicht gegen Pflegehelfer oder gegen diese Ausbildung an sich machen, aber könnte das Waschen nicht für viel mehr genutzt werden, wenn man die Kenntnisse dazu hat?

Was hat das Selbstwertgefühl damit zu tun? Auch Putzfrauen, Müllmänner, Straßenkehrer können ein gutes Selbstwertgefühl zu tun. Im Gegensatz kenne ich einige Ärzte, Lehrer, Bereichsleitungen die wenig Selbstwertgefühl haben. Ich persönlich denke, dass ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Natürlich wird mein Selbstwertgefühl weniger, wenn ich dauernd pessimistisch denke, herumnörgle und ich mit meinem Leben unzufrieden bin. Aber daran kann nur jeder selbst was ändern. Und natürlich wenn ich das Waschen, Essen eingeben, usw. als niedrige und mir unwürdige Tätigkeit sehe, wird mein Selbstwertgefühl sinken.
Aber sollte hier der Abteilungsleiter nicht erst nach den Gründen forschen, bevor man eine Lösung dafür hat?

Zum Thema Vor- oder Nachnamen denke ich, wenn ein Pat./Arzt/wer auch immer distanzlos sein will, tut er es, egal wie er mich anspricht.
Es ist sehr wichtig sich seine Grenzen bewusst zu machen und einhalten können, wie man das macht, kann ganz unterschiedlich sein.

Gruß,
Lin
 
Und wir haben sogenannte ärztl. Aufgaben, die vor 30 Jahren selbstverständlich durch die Pflege gemacht wurden (Blutabnahmen, Verbände etc....etc.) wieder übernommen.

Ja, ich machs auch, weil ich es gern mache. Fakt ist aber, es wird nicht auf unsere Stelle gerechnet und uns auch nicht vergütet, daher ärztliche Tätigkeit.
Wenn man sich "aufwerten" will mit solchen Tätigkeiten sollte man auch gleichermaßen dafür eintreten, dass diese auch in den Pflegebereich übergehen und nicht nur machen für andere Leute, die sich dann in die Tasche freuen.

Ansonsten finde ich die Einstellung sehr gut und ich lasse mich seit geraumer Zeit auch nur noch mit dem Nachnamen ansprechen, ich denke schon, dass das einfach sinnvoller ist. Vor allem stelle ich auch gleich klar, das ich nicht zum Servicepersonal gehöre.....bei den heutigen Hoteleigenschaften verkennen das manche.

cposselt schrieb:
Aktuelles Beispiel ist für mich gerade wieder die Diskussion um zusätzliche Stellen in den Altenheime, die nur wieder niedergemacht und krititiert wird. Kommen nämlich mal positive Signale aus der Politik und konstruktive Vorschläge, ist es auch wieder nicht recht. Ausserdem

Klar, das ist ein toller Vorschlag, wenn denn alles Stimmen würde, wenn es genug Pflegepersonal gäbe und davon einen ausreichenden Teil Fachkräfte. Habe ich absolut nichts dagegen, wenn man finanzielle Mittel einsetzen will um demente Bewohner zu bschäftigen, aber so lange es an allen anderen Ecken und Enden klemmt, halte ich rein gar nichts davon.

Gruß
Dennis
 
Jaja... wer kennt das nicht! manchmal denke ich, dass die Pflegenden, wenn man ihnen Bedingungen schaffen würde unter denen sie nichts mehr zu nörgeln haben, darüber nörgeln würden, dass sie nun nichts mehr zum Nögeln haben...

Und was sind bitte die sog. "ärztliche Tätigkeiten"??? Große Grauzone, aber mit einer ordentlichen Struktur kann man das sicherlich zu 99% so hinbekommen, dass Pflegende trotz Übernahme dieser Tätigkeiten absolut gesetzeskonform bleiben. Das wäre natürlich ein bisschen Aufwand, und dann hätte man ein bisschen mehr Verantwortung und ein bisschen mehr arbeit... Wirklich schrecklich, wer will denn schon sowas!?!?

Wo sind eigentlich all diejenigen Menschen, die diesen Beruf gelernt haben weil sie ihn wirklich machen wollen??? Wo ist die Initiative, wo ist das Engagement? Eine Blutentnahme als solche ist in meinen Augen sicher keine Aufwertung des Berufes, sondern vielmehr die Ganzheitlichkeit, die Patientenorientierung usw. der man auf diesem Wege viel besser gerecht werden kann. Welchen Unterschied macht es wohl für einen Patienten, wenn er eine Person hat, die ihn umfassend betreut, im Gegensatz dazu, dass ein Patient einen hat, der ihn wäscht, einen, der Frühstück bringt, einen der am VOrmittag Getrünke verteilt, einen der Blut abnimmt, einen vom Labor für BGAs und so, einen für den Verband,... Ich frage mich, WAS den Beruf aufwertet...?

Ein schier unerschöpfliches Thema denke ich...

Anika
 
Jammer, jammer....ich bin ja auch so eine jammernde Krankenschwester und ich stehe zu meiner Jammerei!
Hinter mir liegen 20 Jahre Berufserfahrung -ich war immer auf chirugischen Stationen tätig. Was seit DRG-Einführung in der Klinik in der ich arbeite wegratioanalisiert, umstrukturiert und zusammengeführt wurde.....auch wenn jetzt Gute "Fallzahlen", von denen andere Kliniken nur "träumen können" vorliegen, sind diese Fallzahlen meiner Meinung nach auf dem Rücken des Pflegepersonals entstanden.
Dafür gehört uns ein Kräftiges DANKESCHÖN gesagt, wir hören aber nur "noch besser, schneller , mehr"- Lob und Anerkennung kommt nur vom Patienten. Wir sind der Fußabtreter der Klinikleitung und der PDL geworden.
Dieser Fließbandpflege drehe ich am 1.10.08 den Rücken zu!!
 
:up:Oh, ich danke Dir jackdanielsx84x!!! Der Drucker läuft schon!!!!:emba:
 
Hallo
Jubel, Jubel Freu, endlich mal eine Station die so viel Personal hat, daß sie Verbände und Blutentnahmen machen kann, da will ich sofort arbeiten.
Vor 30 Jahren habe ich das auch noch gemacht, mit dem 3 fachen an Pflegepersonal. Ich arbeite seit mehreren Jahren auf einer internistischen Station, wir nehmen kein Blut ab, wir machen nur manchmal Verbände. Wir verbringen sehr viel Zeit mit Waschen und Essen eingeben, und als kompetente Fachkraft weiß ich daß es nicht damit getan ist den Patienten mit diesen Handlungen nur sauber und satt zu bekommen.
Wir sind (meist) hochmotiviert, unser Selbstwertgefühl ist voll in Ordnung, wir arbeiten mit unseren akademischen Kollegen (Ärzte) Hand in Hand.
Gibt es Probleme versuchen wir sie gemeinschaftlich zu lösen. Ab und an treffen wir uns zu unseren Jammerrunden, beklagen den Pflegemangel, die Forderungen unserer akademischen Kollegen, die umfangreiche Dokumentation usw. usw.Danach krempeln wir die Ärmel hoch und machen wieder hochmotiviert weiter.
Um es mal provokativ und überspitzt auszudrücken : Beziehe ich mein Selbstwertgefühl hauptsächlich darin indem ich Nadeln in Menschen steche und Pflaster wechsle kann ich nicht viel davon haben.
Alesig
 
Ich habe das Gefühl das man sich in kaum einem anderen Beruf so ausbeuten lässt wie wir es tun. Ein Bsp. aus meinem Dienstplan: ich habe bald in einer Woche zwei Bereitschaftsdienste die ich in der Klinik mit 4 Arbeitsstunden und anschließender Übernachtung, ableisten muss. Was habe ich davon das ich die zwei Tage in der Klinik verbringe!? Richtig, 8 Minusstunden! Der anschl. Bereitschaftsdienst zählt dann nicht mehr als volle Arbeitszeit. Da ist es kein Wunder wenn manche aus unserem Beruf demotiviert sind und jammern. Man möchte natürlich seine Arbeit auch angemessen honoriert bekommen, anstatt arbeiten zu kommen und Minusstunden zu kassieren...Oder wenn ich Samstag früh aus dem ND komme, zählt der Samstag als frei *grummel*.
Klar, jemand der in der Krankenpflege arbeitet hat noch immer "aufopferungsvoll" für jeden da zu sein, so wird es auch von uns selbst fälschlicherweise reflektiert. Und da man ja keine schlechte bzw. faule Schwester sein will, übernimmt man dann doch des öfteren zähneknierschend ärztl. Tätigkeiten, obwohl man ja eigentlich keine Zeit hätte. Speziell dort wo ich arbeite (OP) kommt es häufiger vor das man dem Arzt assistiert (wie ein Assistenzarzt) und nebenher noch instrumentiert. Da haben meine Kollegen & ich den Chirurgen schon manchmal aus der Misere geholfen wenn diese unterbesetzt waren. Aber klar, die denken sich: och toll, die übernehmen das assistieren wenn wir schlecht besetzt sind, da brauchen wir ja eigentlich keine weiteren Arzt einstellen. Tja und mit solchen oder ähnlichen Übernahmen von Tätigkeiten schaufelt sich die Krankenpflege ihr eigenes Grab.
Ich habe nichts gegen Übernahme von ärztl. Tätigkeiten, nur wird das von Ärzten und der Klinikleitung ausgenutzt. Und das trägt zu unserem Gefühl von Fließbandarbeiten bei. Man bekommt keine Anerkennung mehr dafür was man leistet, es geht nur noch um schneller- höher- weiter zu sein.
 
Eine Darstellung der eigenen Überlastung ist jederzeit gewünscht, aber warum immer in leidendem Ton???
Auch vor 30 Jahren war der allgemeine Tenor, dass wir ausgebeutet werden und wir keine Zeit für die Patienten haben.
Nun ist es mittlerweile wirklich so und unsere Reaktion ist weiter zu jammern.

@opschwesterlein
z.B. Gefäßassistentinnen ist das Lösungswort- sie sollen OP beginnen, Haken halten währenddessen, die Naht selbstständig vornehmen und die OP beenden. Dieses spart Zeit und Ressourcen, d.h. du wirst am Tisch weniger gebraucht und ein Teil deines Arbeitsplatzes in den Steri verschoben und dein Gehalt wegen geringwertiger Tätigkeiten gekürzt - dann hast Du Grund zu weinen.

Ebenso sieht es auf den Stationen aus, organisatorische und med. Aufgaben werden von Assistenzberufen übernommen- die Nahrungsaufnahme und Grundpflege bleiben bei uns- also geringwertigere Arbeiten (ohne das sie geringwertig sind, sondern elementar wichtig-also beschimpft mich nicht zu sehr wegen dieser Darstellung).

Nur diese können auch von schlechter bezahlten PflegehelferInnen übernommen werden, also wird man uns das Gehalt kürzen.

Das können wir nur verhindern, wenn wir die Kraft, die fürs nörgeln aufbringen in kreative produktive Arbeit stecken und uns eindeutig positionieren
--wollen wir eine Wandlung von der Berufung- in den Beruf -zur Profession
oder wollen wir weisungsabhängige Helfer bleiben.

Jede Bemühung eine Pflegekammer zu bilden kann man dann aufgeben.
 
Hallo

Weisungsabhängig werden wir wohl immer bleiben!

Wenn ich hätte Arzt werden wollen, dann hätte ich Medizin studiert. So einfach ist es. Ich werde mich gewiß nicht besser fühlen wenn ich noch mehr Arbeit am Hals habe und die ärztlichen Tätigkeiten mit übernehmen müsste. Damit hätte ich noch weniger Zeit für die Patienten. Denn meine Arbeit übernimmt niemand.

Ich finde meine Arbeit schon wichtig genug. Und verstehe hier einfach nicht warum man sich besser fühlen soll wenn man mehr ärztliche Tätigkeiten übernimmt.

Ich persönlich fühle mich besser wenn ich einem Pat. das Essen anreiche, als ihm Blut abzunehmen! Das hört sich hier ja so an als wenn ich mich erniedrigt fühlen sollte wenn ich einen Pat. aufs Steckbecken setze!!!

LG
 
@opnetz: Werden nicht (fast) alle Beschwerden seitens der Pflege als Jammerei gesehen?

Beschwert sich ein Patient wird es ernstgenommen, beschwert sich ein Arzt ist es gerechtfertigt, beschwert sich die Pflege heißt es gleich sie jammern.

Gruß,
Lin
 
Am Anfang meiner Berufszeit war jehrelang alles i.O.!
Dann hat sich eine schleichende Unzufriedenheit eingschlichen, daß in Jammern geendet hätte -> Down-Syndorm!
Habe dann innerhalb weniger Wochen meine Job gekündigt und ging in den Home-Care-Bereich eines Sanitätshauses mit Spitzengehalt, Firmenwagen zur privten Nutzung, Dienstbeginn war, wenn ich in die Garage ging und meine Termine konnte ich selber reglen. Keine Konrolle, keine Pläne!!!
Klingt doch geil, oder?

Nach2 Jahren fand ich es wieder unbefriedigend und ging wieder in eine chirurgische Notaufnahme, nachdem ich noch eine Ausbildung zur MTRA gemacht habe, da jeder bei uns röntgen können muß, der in der Na arbeit.

Tja, nun arbeite ich da auch schon wieder fast 17 Jahre (wo sind die bloß hin?) und gehe noch immer mit Freude in die Arbeit. Hätte ich den Absprung vorher nicht geschafft, würde ich heute auch eine unzufriedene und nörgelnde Schwester ohne wirkliche Perspektive sein.

Ausschlaggeben war ien Spruch meines Mannes:" Manche arbeiten sich in der Arbeit auf, daß sie zuhause nichts mehr tun können, total feritig und müde sind. Andere arbeiten mit Liebe und Freude, damit sie zuhause noch viel mit der Familie tun können"

Gott sei dank gehöre ich zur 2. Gruppe und höre auch in der Arbeit immer, wie sie mich um meine innere Ruhe in Stress-Situationen beneiden. Strahle wohl auch aus, was ich lebe.
 
@Lin
Du machst mich traurig, dass ist genau das Verhalten, welches ich meine.

-nur wir sind unterprivilegiert, nur wir werden nicht ernstgenommen, alle dürfen sagen was sie wollen, nur wir nicht-

Das lese ich aus deinem Beitrag heraus, vielleicht gar nicht so gemeint, aber es kommt so an.

@Schwester Sonja
Wir haben eine ähnliche Biographie, auch ich war kurz im Außendienst und habe in`s KH zurückgefunden und bin zufrieden mit meiner Arbeit, zu der eben auch alle vorher erwähnten Tätigkeiten gehören.


@jackdanielsx
Dir besten Dank für den interessanten Link.
Ich fühle mich in der Studie voll bestätigt, auch unsere Pflegedienstleitungen sehen uns in Zukunft stärker im med. Bereich.

Berufe verändern sich, als Beispiel mag der Schornsteinfeger dienen. Lange Zeit stieg er auf das Dach und kehrte den Kamin, sonst nichts.
Heute muß er Immissions- und Emmissionsmessungen und beratende Tätigkeiten rund um den Umweltschutz wahrnehmen. Hätte er diese Tätigkeiten nicht angenommen wäre sein Beruf ausgestorben und von z.B. Heizungsbauern übernommen worden. Als Hilfsberuf Kaminkehren wäre geblieben.

An dieser Schwelle stehen wir mit unserem Beruf zur Zeit auch.
Assistenten unterschiedlichster Ausprägung sind angedacht, Grundpflege bleibt und wird von PflegehelferInnen ausgeführt.

Wo sind wir, wenn wir über Pflegekammern reden, aber selbst bezweifeln selbstständig Bereiche der Pflege zu übernehmen und uns mit unserem
Beruf Selbstständig machen zu können.
Selbständig Bereiche der Pflege ausüben, ohne Weisungsabhängigkeit. Und natürlich Weisungsabhängig medizinische Tätigkeiten.


@Alle
Nein, ich möchte kein Arzt sein, und ja mein Beruf macht mir Spaß und das möchte ich sagen und vermitteln.
Ich würde mich freuen, wenn einige, die sich bestimmt über mich geärgert haben, dennoch auf ihrer Station einmal darauf achten, wie schlecht die Stimmung aller wird, wenn nur einer anfängt zu jammern.

Verbesserungen für uns können wir nur selbst erreichen und zwar müssen wir damit dort anfangen wo wir arbeiten - auf der Station jeder für sich

Es kommt niemand von irgendwo und tut es für uns, da sind wir selbst gefragt.
 
Ja, es ist so, dass auch Unterforderung und nicht nur Überforderung unglücklich macht!
Genauso wie dieses Entmündigt-Sein. Wir haben alle das Gefühl, es wird über unseren Kopf hinweg entschieden.
Zur Zeit sind die meisten Pflegekräfte aber viel zu schlecht ausgebildet und abgesichert, um 'ärztliche' Tätigkeiten zu übernehmen.
 

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