@ Joerg: Mir ist sehr bewusst, wie eine Gerwerkschaft funktioniert, da meine Schwester sehr motiviert über verdi organisiert ist. Wenn du tatsächlich, wie es scheint, ein aktives Mitglied bist, finde ich das klasse. (Als Betriebsratsmitglied wirst du das wohl sein) Ich weiß, wie viel Zeit man da investieren muss, meine Schwester ist so fast jedes Wochenende entweder in Sachen Uni oder verdi unterwegs.
Von ihr weiß ich auch, wie schwer es ist Mitglieder zu mobilisieren, wenn gerade mal nichts (keine Tarif-Verhandlungen) ansteht. Und ohne Organisation würde es hier in unserer Gegend wohl kaum Arbeitskampf geben, weil den ja jemand organisieren muss. Die mussten busseweise Gewerkschaftsmitglieder in den Osten karren, weil da keiner Lust hatte zu streiken, bzw die Arbeitnehmer nicht in einer Gewerkschaft organisiert waren.
Da du selber "keine Zeit" in Anführungszeichen gesetzt hast, darf man daraus deuten, dass auch du es so siehst, dass sich viele (und ich meine sehr viele) nur auf ihrem Mitgliederbeitrag ausruhen? Und "keine Zeit" nur ´ne faule Ausrede ist, und eigentlich heißen müsste: "keine Lust"? Dass meinte ich mit "Unselbständigkeit fördern". Die Gewerkschaften müssten ihre Mitglieder viel mehr fördern, aber am Ende nehmen die paar stark aktiven, die sich jede Minute ihrer Freizeit für die Gewerkschaft aufopfern, der passiven Mehrheit alles ab. Als Mitglied muss man sich keine Gedanken machen, die Gewerkschaft sagt schon rechtzeitig bescheid.
Ich bin in keinem Fall gegen Gewerkschaften, da ich durchaus weiß, was sie geschaffen und erreicht haben. Aber es macht keinen Spaß in der heutigen Gesellschaft grundsätzlich als "Nichtmitglied" von was auch immer diskriminiert zu werden. Da muss man sich taufen lassen (und das ist nicht nur mal eben die Taufe, sondern ein ganzer Taufkurs) und Kirchensteuer zahlen, um in einem kirchlichen Krankenhaus lernen bzw arbeiten zu dürfen, darf aber in dem selbigen Haus kein Mitglied einer Gewerkschaft sein, Schwesternschaft ist erlaubt. Dann wechselt man später in die freie Marktwirtschaft, und muss Mitglied einer Gewerkschaft sein, um Weihnachtsgeld zu erhalten???
Ich zahle z.Z. meinen Beitrag für die Gesellschaft als Kirchensteuer, Nichtmitglieder dürfen "unsere" Kirchen ja auch "benutzen".(ich weiß, dass ist nicht das gleiche) Ich könnte natürlich auch zusätzlich in einer Gewerkschaft sein, da ich im Moment aber nicht nach Tarif bezahlt werde, sondern mir mein Gehalt selber aushandeln musste, bleibe ich vorerst nur bei der Kirche. Sollte ich aber zu einem Arbeitgeber wechseln, der Tarif bezahlt, würde ich mit dem Arbeitsvertrag auch die Beitrittserklärung unterschreiben.
Gruß, Anne
Ps.: In Finnland wäre ich auch bei den "kündigenden" dabei, schließlich brauchen die Arbeitgeber das Pflegepersonal. Da gibt es nicht so viele arbeitsuchende Pflegefachkräfte. Hier ist es auch schwer, das passende gute Personal zu finden.