Was tun, wenn der Ekel zu groß wird?

sunflower24

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Hallo,

ich habe mir schon einiges zum Thema ekel durchgelesen bzw. zu den Situationen in die man geraten kann.

Ich fange im Oktober meine Ausbildung als KP an und wollte mal fragen:
Was ist, wenn ich mich so ekel, dass ich mich wirklich übergeben muss? Renn ich dann einfach auf die Toilette? Was denkt denn der arme Patient? wenn ich das mache, bekomm ich dann ärger? :(

Sorry,aber das interessiert mich wirklich. was habt ihr da für erfahrungen gemacht???
 
Hallo Sunflower,

ich glaube das folgendes Buch einige deiner Fragen beantworten wird:

Ekel ist okay

Kurzbeschreibung

„Ekel“ ist in der Pflege ein Tabuthema. Im pflegerischen Alltag jedoch sind Ekel erregende Situationen häufig anzutreffen. Gerade Berufsanfänger leiden unter „Ekelgefühlen“ und werden mit ihnen allein gelassen. Viele Berufsanfänger zweifeln deshalb oft an sich selbst oder an ihrer Berufswahl. Sie distanzieren sich vom Patienten und können nicht leisten, was sie eigentlich leisten möchten: Eine menschliche und qualitativ hochwertige Pflege.

Das Buch macht deutlich: Ekel ist ein Alltagsphänomen in der Pflegearbeit. Es ist normal, sich zu ekeln – und man kann mit diesem Gefühl so umgehen, dass weder Pflegende noch Patienten darunter leiden müssen.

Hiltrud Krey stellt Methoden vor, mit denen die Erfahrungen der Pflegenden und der Auszubildenden aufgegriffen werden können, wie z. B. das szenische Spiel. Außerdem zeigt sie, wie das Thema „Ekel“ im Pflegeunterricht präsentiert und aufgearbeitet werden kann, denn „Ekel ist okay“.

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Cheers

Ingo :king:
 
Hallo Sunflower,

ich hatte gerade in der Anfangszeit ziemliche Probleme damit.
Mich hat`s z. Bsp. auf meiner ersten Station (Chir.) einmal mitten in der Visiste (!) von den Socken gehauen, als ein Pat. seinen nekrotisierten Zeigefinger in die Luft streckte und meinte, daß ich mir das ganz genau ansehen soll, die Gelegenheit hätte ich so schnell nicht wieder.

Zu mir gekommen bin ich dann im Dienstzimmer, und der nette AiP hielt meine Beine hoch...

Oder die erste Gastroskopie; da fragte mich der Arzt dann, ob die Station für mich auch noch nen Rolli bringen soll. :? :?

War schon echt peinlich......... :knabber:

Das mit dem Brechreiz ist heut noch so`ne Sache; wenn jemand erbricht wenn ich daneben steh oder evtl. auch noch die Nierenschale in der Hand hab, "überleg" ich jedesmal ob da auch Platz für die doppelte Menge wäre... :verwirrt:

Am Anfang ist das sicher alles ungewohnt; sicher hat manch einer eher ein Problem mit Fäkalien als mit Erbrechen - oder der Nächste kriegt beim Absaugen zuviel. Aber ich bin noch niemandem begegnet, der alles ab konnte.

In den ersten Einsätzen wird man Dich aber sowieso wenig allein machen lassen, und bei den ersten Malen eh immer mit Dir gehen, sodaß Du im "Notfall" die Möglichkeit hast aus dem Zimmer zu gehen.
(So kenn ich`s zumindest.)
Und wenn Du zweimal bei erbrechenden Pat. warst, weißt Du auch wie Du in etwa reagierst; kannst Dich schon etwas auf die Situation vorbereiten.

Ansonsten kann ich Dir nur sagen was der CA (anwesend bei der o. g. Situation in der Visite) zu mir gesagt hat: Wir sind alle nur Menschen :!: :klatschspring: :klatschspring:

Mach Dich nicht schon vorher verrückt! :knockin:

LG, Aki
 
Mir graus zwar vor kaum etwas. Aber: wir sind in der Tat alle nur Menschen. Was Du aushälts, wirst Du merken. Wie sich Übelkeit ankündigt, weißt Du sicherlich aus Erfahrung (wem war noch nie schlecht?)- dann einfach rausgehen.

Aber, wie schon vorher gesagt: nicht vorher verrückt machen. Du wirst es merken. So schlimm, wie man sichs vorstellt, ist es oft doch nicht.
 
Hallo Sunflower,

was mich immer - und das auch bis heute - immer sehr abgeschreckt hat, istd er Geruch. Ich kann mir vieles anschauen und auch mit den härtesten Wunden umgehen (habe ich ja auch, bei einer Station voller selbstverletzender Patienten), aber Gestank von Fäkalien, Erbrochem und langsam verfaulendem Fleisch (Dekubital-Nekrosen) macht mich noch immer fertig. Und das nach nun 20 Jahren im Beruf.

Im Nachhinein betrachtet, war dies auch einer der Gründe in die Psychiatrie zu gehen - ich kann mit den skurilsten Dingen, der größten Paranoia, Zwang, Angst, Wahn, Agression usw. umgehen, aber wenn mir einer ins Bett kotzt, geht es mir noch immer wie Akiko - könnte mir gleich eine eigene Schale holen.

Ingo :wink:
 
Ich konnte früher alles ab - egal welche Gerüche oder Patienten mir begegneten. Bis zu dem Tag, wo eine Patientin nach ihrer Struma-OP mir direkt auf den Arm reiherte....8O Seitdem macht dieser typische Geruch mir im Fall der Fälle enorm zu schaffen... :cry:
 
Hi,

Tumorzerfallgestank, besonders wenn der Tumor nach Aussen durch gebrochen ist, da entleert sich mein Mageninhalt spontan, auch am Pat.-Bett.
Kann nichts dagegen tun, auch manchen Koll. von mir geht es so.

Da kann man nichts machen. Manche ekeln sich davor, Andere vor anderen Dingen.
Das darf man ruhig zu lassen, ist menschlich und nachvollziehbar.

LG

Carmen
 
Wenn du dir jetzt schon Gedanken darüber machst,dann ist dies vielleicht der falsche Beruf für dich,denn glaub mir,es gibt einiges wovor man sich ekeln kann... :wink: Falls du es durchziehst....nunja,was soll ein Patient machen,wenn ihm schlecht wird und sich übergeben muss?? Würdest du dich lieber über den Patienten ergiessen??

denk dran Tjjjssaaaakkkaaa du schaffst das...
 
mmh also ich hab es klingt komisch aber wenn z.b jemand eingeschissen ist macht mir das nichts aus nur wenn jemeand gurgelt weiß ach nicht warum aber wenn es zu schlimm wird......atme ich einaml tief durch und dann gehts witer
 
Ekel ist ein Schutzmechanismus

Hallo an alle, die sich vor verschiedenen grausligen Dingen am oder aus dem Patieneten ekeln:
Ekel ist uns als Schutzmechanismus angeboren und gerade in Berufen, in denen man viel mit Ekelerregendem zu tun hat, ist er sehr wichtig, weil er sagt, wann es für den Pfleger/die Pflegerin gefährlich wird.

Dazu ein Buchtipp:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3825874923/qid%3D1098032999/302-4888126-7031248

Und von mir noch im Netz ein Vortragsmanuskript

http://www.assista.org/files/Pernlochner.pdf

LG
Christine (drtini)
 
Hallo,

ich denke, dass es normal und menschlich ist, sich vor etwas zu ekeln. Und ich finde es OK, wenn du solche Situationen in Gedanken schon mal durchspielst.
Wie es aber im endeffekt "in der Wirklichkeit" ist, musst Du dann sehen....

Es gibt bei sehr unangenehmen Gerüchen aber kleinere Tricks:
- durch den Mund atmen
- Pfefferminzkaugummi kauen
-sofort Lüften
-auf Ausscheidungen kann man einen geruchsbindeneden Schaum geben ( sehen manche Schulen allerdings nicht so gerne, da dieses teuer und somit unwirtschaftlich sind).
Bin gespannt auf Deine ersten Berichte aus der Praxis....
Gruß, Lillebrit
 
Tigerbalsam

Hallo,
mir fällt noch etwas ein, das hilft manchmal: in der Apotheke gibt es ein zeug, das heisst "Tigerbalsam" (was in der Art tuts wahrscheinlich auch).
Einfach ein ganz kleines bischen in richtung Nase schmieren...
Hab ich mal gemacht, weil der Hund einer Bekannten sooooo furchtbar nach ? roch.
-Kann man natürlich nur machen wenn mans vorher weiss und auch nicht jeden Tag....
Liebe Grüße
 
Ekel

Hallo Sunflower,

ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal Krankenschwester werden würde, aber heute ist es der Beruf für mich überhaupt. Allein am Anfang die Vorstellungen haben mir das kalte Grausen über den Rücken laufen lassen und heute?
Heute gibt es wirklich nur noch wenige sachen, die mich "an****en".

Mein Lehrer sagte damals in der Ausbildung zu diesem Thema:" Lächle weiter, wenn dirs hochkommt und gehe diskret aus dem Zimmer und ****e vor die Tür"

In Leichenhalle kann ich nicht mehr, der süssliche Geruch macht mir sehr zu schaffen, aber da findet man wege , um dies zu entgehen:

"Muss auf Toilette geht schon mal vor"
"Wieso ich schon wieder, war die letzten 3xunten"
"ist nicht jemand vom ersten Ausbildungsjahr da, die müssen das Lernen!"

Und so weiter......
Ansonsten, wie die anderen schon beschrieben, Balsame mit ätherischen Ölen unter die Nase, wenns geht vorher nen kräftigen Kaffee trinken und wenn man umfällt, ist sofort jemand vom Fach da, besser gehts nicht.

Liebe Grüsse

Philiwrap:wink1:
 
@ Philiwarap:
Ich hoffe, das mit den Erstsemestern ist nicht Dein Ernst...

Klappt`s da unten nicht mit dem Tigerbalsam?
Ist doch eig. recht stark das Zeug.

LG, Aki
 
Hallo Aki,

Nein leider klappt es nicht im LK mit dem Zeug, ist auch ne psychische Sache, denn mir ist da unten schon zu viel ekeliges passiert.

Und ja, dass mit den "erstsemestler" wurde bei uns im KH so gehandhabt. Ich war auch ein OPfer dieser "Ausrede".
DAfür durfte ich auch anschliessend nach meinem ersten LK-Gang eine 1/4 std. Pause machen.


LG

PHILIWRAP:lol1:
 
Es ist wohl nicht das Schlimmste, einen Erstsemestler dahin zu schicken, sondern ihn danach falsch zu begleiten, bzw. das Thema abzuhaken wenn man wieder auf Stat. ist.

Bei meinem ersten Gang damals wurden ne Menge blöde Sprüche gemacht von den Sr. die mit da waren; und nach Lachen ist einem da wohl kaum zumute...

LG, Aki
 
Ach Aki,

du hast ja recht, es ist schlimm, wenn man nicht begleitet wird, aber das ist eben die sache mit dem Tod, mit diesem Thema kommen viele Schwestern nicht zurecht und ein gewisser Zynismus gehört als schutz eben dazu. Ist aber ein interessantes Thema, was wir hier auch mal ins Forum stellen könnten.
Gerade ich fand es schlimm, dass das Thema Tod und STerben erst im zweiten JAhr unterrichtet wurde (Hessen), es war eine lange trockene Woche und am Schluss wurden wir doch allein gelassen.
Und nachdem ich mehr als 2 Jahre auf der Geronto gearbeitet habe und mehr Patienten sterben als leben gesehen habe, sei mir nicht böse, aber da wächst der Zynismus und damit die Mauer, sich nicht damit auseinanderzusetzen. Es ist auch was anderes, wenn ein alter Mensch stirbt oder ein junger oder jemand aus der Familie oder näheren Umgebung.
Es gibt leider Dinge, die sich automatisieren und für mich war das was LK betrifft irgendwann Standart.
Traurig, ich weiss...


Übrigens einen schönen dritten Advent...an Alle.....

Philiwrap
 
Hallo Philiwrap!

Ich habe derzeit mit Tod&Sterben sehr wenig zu tun, aber nach der Ausbildung war ich 1/2 Jahr in der Geronto beschäftigt.
Damals habe ich mir geschworen nie wieder überpünktlich zum Dienst zu kommen, weil es oft vorkam, dass die Nachtsr. schon gewartet hat damit wir dann die "Leute fertig machen können".
Da ging`s dann schon vor`m ersten Kaffee in den LK...
Ich bemerke selber, dass ich und auch meine Kollegen, in manchen Angelegenheiten recht zynisch reagieren; ich denke, dass passiert einfach um uns selber zu schützen, wir wollen auch mal lachen...:zunge:

Unser Seminar zum Thema war recht gut (Berlin) aber auch erst im 2. Lj.
Eine Woche in der Nähe von HH, mit unserem Psychologie-Dozenten, einem KH-Pfarrer und jede Menge Gruppenarbeit, Diskussion-intensive Auseinandersetzung mit dem Thema.
Und gut für`s Gruppengefühl war`s obendrein.

Ich finde es nicht "traurig", dass das für Dich Standard geworden ist.
Stell Dir vor, Du würdest Dich mit dem Tod eines jeden Einzelnen beschäftigen.
Wie lange würdest Du das durchhalten?
Und mehr als zwei Jahre Geronto ist schon ne große Leistung denk ich.

Und ich möchte mal behaupten, dass es hier kaum Jemanden gibt, der bei unserer Arbeit keine Mauer (im Kopf) baut.

Eine schöne Adventswoche!
LG, Aki
 
Hallo, bin froh das nicht nur ich mich das frage! Aber man hat mir gesagt das ist alles gewöhnungssache, na dann schaumer mal...
 

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