Duzen?

Mitsubishi-Freak89

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Hallo zusammen!
Ich habe seeeeeeeeeeeehr bald schon meine APH-Prüfung und bin jetzt auf schnelle Antworten angewiesen ;)
Und zwar arbeite ich auf einem Dementenbereich und es passiert mir sehr oft, dass mir die Bewohner das Du bzw. du kannst ruhig "Fritzchen" (also Kosenamen) mir anbieten. Aber wie gehe ich in der Prüfung darauf ein? Soll ich den Bewohner mit Fritzchen und Sie ansprechen oder besser mit Fritzchen Müller ansprechen und weiterhin mit Sie? Meine Anleiterin meinte auch es wäre besser, wenn ich beim Sie bleibe. Aber ich finde, dann wirkt das so, als würde ich den Wunsch meines Bewohners nicht respektieren.

In der Realität dutze ich den Bewohner während der Pflege (sofern sie es wünschen!!!) und spreche ihn dann auch mit Fritzchen an, aber lasse das dann wieder unter den Tisch fallen, wenn ich die Pflege beendet habe, dann ist es für mich wieder der Herr Müller und damit fahr ich auch ganz gut.

Hat jemand ne Idee?
 
Ich habe zwar keine große Erfahrung mit Dementen Patienten aber ich würde generell beim "Sie" bleiben. Immerhin bist du eine Pflegekraft und solltest dementsprechend professionell arbeiten. Dazu gehört meiner Meinung nach auch der korrekte Umgang mit Patienten und eine gewisse Distanz zwischen euch beiden.
Was sagen denn deine Kollegen oder wie handhaben die das?
 
Naja, da gibt es halt keine einheitliche Linie, und das dutzen ist ja um gottes Willen nicht abwertet, sondern man berücksichtigt den Wunsch des Bewohners.
Der eine Teil der Kollegen dutzt alles und jeden (ich weiß, dass das nicht ok ist), der andere Teil sietzt immer und der andere Teil handelt situativ.

Ich dachte nur, wenn der Bewohner gerne Fritzchen genannt wird, dann könnte man es vllt doch so handhaben bsp.: So, Herr Fritzchen Müller, könnten Sie sich mal bitte hinstellen?!"
Man respektiert so ja eig das Sie und auch den Kosenamen.
Unsere PDL sagte damals, wir sollten vor dem Vornamen dann die Anrede machen, also bsp. Herr Fritzchen, Frau Lisa etc. und weiterhin sietzen.
Aber was ist denn gerontologisch richtig gesehen?
 
Wenn dein Patient auf Fritzchen besser reagiert als auf Herr Müller, dann würde ich dies in der Übergabe und auch in der Pflegeplanung so vermerken, dass dies auch auf Wunsch des Patienten geschieht und ihn in der Prüfung so ansprechen wie du ihn immer ansprichst.
 
Hallo, also, als ich seinerzeit meine Prüfung hatte, hatte ich auch ein "Prüfungsopfer, die mir das Du angeboten hat. Ich hatte somit einen sehr guten Zugang zu ihr, wenn ich sie jetzt in der Prüfung gesiezt hätte, wäre sie total durcheinander gewesen...also habe ich im Vorfeld meiner Prüferin gesagt, das ich die Bewohnerin duzen werde, weil sie es mir 1. angeboten hat und 2.ich somit einen besseren Zugang habe und sie 3. nicht verwirren möchte. Die Prüferin fand das korrekt! Also...nur Mut und vorher begründen warum Du das tust, ok?
Und....nicht alle duzen!!!:flowerpower:
 
Hallo,
pauschal alle dutzen finde ich abwertend :down:
Aber die Bewohner wollen mir eig nur damit symbolisieren, ich finde dich nett, ich möchte dich das spüren lassen, also sag Fritzchen zu mir. Bei einem Teil der noch in der 1. Welt lebenden. In der 2. Welt lebende verstehen evtl. ja gar nicht, wer Herr Müller ist, da ist könnte man ja mit der Anrede Herr Fritzchen wieder voran kommen....
 
Unsere PDL sagte damals, wir sollten vor dem Vornamen dann die Anrede machen, also bsp. Herr Fritzchen, Frau Lisa etc. und weiterhin sietzen. Aber was ist denn gerontologisch richtig gesehen?

Dieses Siezen bei gleichzeitigem Anreden mit Vornamen ist in vielen amerikanischen Firmen zwar gang und gebe, ist aber für die Pflege ungeeignet, weil verwirrend für den Patienten. Sprich Deine Patienten grundsätzlich mit "Sie" und "Herr/Frau Müller" an oder (bei erklärtem Wunsch) mit "Du" und dem gängigen Rufnamen.

Ich lasse mich auf der Arbeit beispielsweise selber auch nur ungern Duzen, da mir eine gewisser Grundabstand einfach wichtig ist. Dass ich jemanden pflege, macht mich noch lange nicht zu seinem Intimus. Sinn macht es für mich eigentlich nur dann, wenn ein sehr introvertierter Mensch sich dadurch etwas weiter öffnet und die Pflege dadurch erleichtert wird.

Viel Glück für Deine Prüfung!
Christoph
 
Dieses Siezen bei gleichzeitigem Anreden mit Vornamen ist in vielen amerikanischen Firmen zwar gang und gebe, ist aber für die Pflege ungeeignet, weil verwirrend für den Patienten.
Jetzt bin ICH verwirrt. gerade in der Pflege ist es doch tagtäglich mit dem Vornamen + SIE gesiezt zu werden. Der kleinste Teil der Pflegekräfte ist hier beim Nachnamen angekommen. Meist ist es immernoch, Schwester Stefanie, könnten Sie...

Ungeachtet dessen, bin ich derselben Meinung: Entweder Sie Hr Müller, oder Du, Bernd, wenn es den Pat (im Sinne der Validation) besser empfänglich macht und du so besseren Zugang zu ihm hast.
 
Ich würde es so machen, wie du es auch ohne Prüfung tun würdest.
Ich finde es völlig in Ordnung und nur gerechtfertigt auf den Wunsch des Patienten einzugehen, sofern man selbst es nicht als störend empfindet.
Warum solltest du den Wunsch abschlagen, wenn es für dich ok ist, und vom Patient gewollt?
Du musst eben nur begründen wieso du duzt und nicht siezt.
Oder eben beim Vornamen ansprichst.
Gerade bei Demenzkranken kann das ja auch ein ziemlicher Vorteil sein, den Patient mir Rufnamen anzusprechen, wenn er sich dann eher angesprochen fühlt.
Auch Rufname und siezen ist ok, wenn gewünscht.
Gerade in der der Pflege sollte man von diesen starren Vorschriften wegkommen, die helfen doch keinem. Begründete Ausnahmen sollten immer genutzt werden. (meiner Meinung nach).


Und ich stelle es mir auch praktisch leichter vor für dich, wenn du es so gewohnt bist.
Ich war auch auf einer Station, wo die meisten Patienten immer wieder auf diese Station kamen und daher alle gut kannten. Es waren außerdem viele junge Patienten. ein sehr lockerer Umgang. Da war das duzen häufiger wie das siezen.
Auf beiden Seiten, ich duze Patient und Patient duzt mich.
Ich hatte nicht das Gefühl das dadurch Professionalität verloren geht, oder Höflichkeit oder so. Ich kann auch respektvoll mit jemand umgehen den ich duze. Und auch Distanz wahren kann man noch gut wenn man per Du ist.
Es hat einfach eine vertrauensvolle Atmosphäre unterstützt, in diesem Fall.
Und wenn ich da jetzt eine Prüfung gehabt hätte, hätte ich mir die Frage wegen dem Du natürlich auch gestellt.
Allerdings wäre es mir glaube ich auch schwer schwer gefallen, dann während der Prüfung, wo man eh aufgeregt ist, aufs siezen umszusteigen.
Und dann lieber ein echtes Du, wie gekünstelt Sie, und zwischendurch rutscht, aus Gewohnheit doch das Du raus.
Das sieht dann nämlich schon blöd aus, und lässt sich auch nicht mehr sinnvoll begründen.

So lange die Pflege nicht darunter leidet sollte das erlaubt sein.
Einfach alles sinnvoll begründen, dann kann dir der Prüfer eigentlich nichts wollen.
Und zeigt ja eher Anpassungsvermögen und Mitdenken wie starres Handeln nach dem Motto "war schon immer so, ist so, mach ich so"
 
Jetzt bin ICH verwirrt.
Ich meinte unsere Ansprache an den Patienten und bezog mich auf das Beispiel "Herr Fritzchen". Dass ich umgekehrt mit Vornamen und Sie angesprochen werde, stört mich nicht. Das ist auch bei uns die Regel.

Viele Grüße :daumen:
Christoph
 
Ganz einfach!

"Du" giebt es nur wenn alle folgenden Dinge zutreffen:


  • Bew. reagiert nur auf Vorname, bzw. du
  • Einverständniss von Angehörigen besteht
  • Die Maßnahme ist in der Pflegeplanung des Bewohners angesetzt und begründet

Wenn das nicht ist, dann kannst du dich mit einem "Du" bei einer Prüfung sehr schnell in die Nesseln setzen!
 
Ganz einfach!

"Du" giebt es nur wenn alle folgenden Dinge zutreffen:


  • Einverständniss von Angehörigen besteht
  • Was haben DIE damit zu tun? Interessiert mich nicht...
Und auch ob der Bewohner NUR auf das Du reagiert - muss nicht sein. Wenn er besser reagiert ist es OK.

Dein rigoroses "NUR wenn alle 3 Dinge zutreffen", stört mich.
 
Was haben DIE damit zu tun? Interessiert mich nicht...
Dann hoffe ich, dass wir nicht Zusammentreffen, wenn evtl. meine Mutter in ein AH kommen sollte!

Denn ich als Angehöriger möchte schon sehr detailliert begründet Wissen, warum evtl. eine Frau mit 80/90Jahren von einem evtl. weißbekittelten 20/30 jährigen geduzt wird. Wenn dann so eine Antwort käme, müsstest du dich warm anziehen. Auch das sind deine Kunden.
 
Dann hoffe ich, dass wir nicht Zusammentreffen, wenn evtl. meine Mutter in ein AH kommen sollte!

Denn ich als Angehöriger möchte schon sehr detailliert begründet Wissen, warum evtl. eine Frau mit 80/90Jahren von einem evtl. weißbekittelten 20/30 jährigen geduzt wird. Wenn dann so eine Antwort käme, müsstest du dich warm anziehen. Auch das sind deine Kunden.
Ich habe nicht gesagt "Ich red nicht mit dn Angehörigen" oder "Ich veratte denen nicht warum ich es tue". ich würde nur a) nicht voher nachfragen ob ich den Angehörigen duzen darf und b) es mir nicht grundsätzlich verbieten lassen...
 

Denn ich als Angehöriger möchte schon sehr detailliert begründet Wissen, warum evtl. eine Frau mit 80/90Jahren von einem evtl. weißbekittelten 20/30 jährigen geduzt wird. Wenn dann so eine Antwort käme, müsstest du dich warm anziehen. Auch das sind deine Kunden.[/quote]



Darum geht es ja gar nicht mal! Du musst dir das so vorstellen, als wenn deine Mutter zu mir als Pflegerin sagen würde: "Ach Kind, nenn mich doch lieber Renate - kannst ruhig Renate zu mir sagen"

Ich verstehe deine Bedenken, aber ich finde es auch respektlos auf den Wunsch der Patientin nicht einzugehen!

P.S.: Hatte heute zum Glück keinen dieser "Duz' mich"-Bewohner, also bin ich auch nicht in die Verlegenheit gekommen
 
Also ich finde diese Dinge müssen nicht zutreffen.
Und ich finde auch nicht, das ich als Pflegende Angehörige um Erlaubnis fragen muss einen Patient zu duzen.
Wenn der Patient voll zurechnungsfähig ist schon mal gar nicht.
Und auch bei Dementen Menschen finde ich immer noch das man auch diese respektieren sollte. Es ist ja nicht so das Menschen mit Demenz überhaupt gar nicht wissen was Sache ist und nicht wissen was sie wollen. Diese Menschen wissen oft ganz genau was sie wollen.
Warum werden sie denn manchmal erst unruhig?
- z.B. weil Pflegekraft nur die Angehörigen fragt und den PAtient nicht selbst fragt, "er ist ja dement"
Sorry, aber da würde ich auch unfreundlich und eventuell aggressiv reagieren.
Also warum sollte ich nicht den Patient fragen was er möchte und auf seine Wünsche und Bitten eingehen?

Die Patienten die ich bisher geduzt habe waren nicht dement.
Und haben auch genauso auf sie und Herr sowieso reagiert wie auf den Vornamen und Du.
Natürlich hätte ich auch siezen können.
Aber mir stellt sich die Frage warum hätte ich das tun sollen?
Hätte ich oder mein Patient Vorteile daraus gehabt, wenn ich gesiezt hätte?
Hatte ich oder mein Patient Nachteile daraus das wir uns geduzt haben?
Hat die Pflegequalität unter dem Du gelitten?
Meiner Meinung nach definitiv nicht.
Nein, es hat die Situation gelockert, der Patient fühlte sich sogar wohler dadurch.
Also warum sollte ich nicht duzen?


Muss die Ansprache zwingen in der Pflegepalnung stehen?
Dadurch kann man gleich begründen warum man duzt.
Aber ist duzen eine Pflegehandlung? Denn in eine Pflegeplanung gehören ja Dinge zur Pflege.
Je nachdem was ich damit bewirke kann man es vielleicht hinzufügen.
Aber ist das wirklich zwingend erforderlich.
Ich schreibe ja auch nicht in die Pflegeplanung warum ich meinen Patient sieze!?
 
Dein rigoroses "NUR wenn alle 3 Dinge zutreffen", stört mich.

Dieses wunderschön umschriebene "NUR" war eigendlich vor allem auf die Prüfungssituation veranschlagt. Ansonsten hoffe ich mal, das der Prüfer wohlwollend in gerade diesem Moment ein Lied summt und nix hört.

Selbstverständlich kann man die ganze Geschichte schon leicht vereinfachen,
wenn der Anleiter bzw. der Schüler selbst dies bereits im Vorgespräch erwähnt und begründet.


Ansonsten bin ich mal ausm Thema raus.
Schönen Abend noch
 
Bei einem Teil der noch in der 1. Welt lebenden. In der 2. Welt lebende verstehen evtl. ja gar nicht, wer Herr Müller ist, da ist könnte man ja mit der Anrede Herr Fritzchen wieder voran kommen....

Ist zwar ot, aber was ist denn die 1. und die 2. Welt?? Nie gehört... kenne nur die richtige Welt und die Fußballwelt! :D

Zum dutzen: Es gibt ja auch demente Menschen, die sich gar nicht angesprochen fühlen, wenn man sie mit Fr. Müller anspricht. Weil Frau Müller vor ihrer Hochzeit Frau Schmidt hieß, aber bedingt durch die Demenz längst aus ihrem Gedächtnis gelöscht ist, dass sie jemals verheiratet war... (nur als Bsp.)

Ein Langzeitpatient hat mal, nachdem ich ihn Herrn Müller genannt habe, immer wieder gesagt: "Mensch, wieso sagst Du denn Herr Müller, ich bin doch Dein Onkel Friedhelm." Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn so zu nennen, damit er überhaupt auf mich reagiert. Solche, und nur solche Patienten spreche ich mit Vornamen an. Ansonsten ist mir der gewisse Abstand wichtiger als plumpe Vertraulichkeit...
 
Man geht davon aus, das eine Demenz in 3 wesentliche Phasen verläuft, sprich es geht um die phasengerechte Lebensraumgestaltug - auch das 3- Welten-Konzept genannt, die 1. Phase ist die der "Kognitiven Erfolgslosigkeit", die 2. Phase ist die der "Kognitiven Ziellosigkeit" und die 3. Phase ist die der "Kognitven Schutzlosigkeit". Das Konzept entstammt aus der Schweiz. Und die Station auf der ich arbeite ist die 1. Phase, die der Kognitiven Erfolgslosigkeit. Als Krankenpfleger hat man auch in der Schule wahrscheinlich nicht viel mit Demenz zu tuen gehabt oder? ich finde das 3-Welten-Konzept ideal, weil man dem dementiell veränderten Bewohner immer die Möglichkeit geben kann, ganz unbefangen so zu sein, wie er ist. Es interessiert die anderen Bewohner nicht, wenn er verschiedene Gläser ineinander schüttet, wie auch das des Nachbarn, weil das jeder tut. Stell dir sowas mal im somatischen Bereich vor! Oder der Bewohner liegt im falschen Bett, weil er sein Zimmer nicht findet - die anderen Bewohner wissen gar nicht mehr unbedingt, wo sich ihr Bett befindet und somit ist es den meisten egal, dass sich dort ein anderer Bewohner darin befindet. Das ist schon eine geniale Sache ;)
Sry, wenn ich jetzt vom Thema abgewichen bin!
 
Das Drei-Welten-Konzept kenne ich aus der Krankenpflegeausbildung nicht. Ich denke, bei uns wird da nicht so sehr darauf eingegangen.

In meiner Zeit im Altenheim (also, im Stationseinsatz) habe ich es bei meiner Praxisanleiterin erlebt, dass sie eine ihrer Bezugsbewohnerinnen manchmal gedutzt hat. Dabei handelte es sich um emotionale Situationen, z.B. als eine Bekannte der Bewohnerin verstarb und diese nun traurig war. Ich habe diese Situationen dabei nie als respektlos der Bewohnerin gegenüber empfunden, sondern eher als deutliches Zeichen, dass wirkliches Interesse an ihrer Stimmungslage vorliegt.

Nähe und Distanz sind in unserem Beruf leider immer schwer einzuschätzen. Gerade in Altenheimen stelle ich es mir schwierig vor, da man die Bewohner oft mehrere Monate pflegt und so eine andere Beziehung zu ihnen aufbaut, als auf einer Normalstation im KraHa.
Ich selbst kann mir nicht vorstellen, einen Patienten zu duzen. Ich stelle mich selbst auch mit meinem Nachnamen vor und nicht mit "Schwester xyz".