Problem mit der Unterrichtsgestaltung

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B_1211819

Gast
liebe user,

ich muss mich jetzt mal an euch wenden und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

ich mache seit okt'08 in berlin eine ausbildung zum gesundheits- und krankenpfleger. es ist kein großes krankenhaus, also nicht vivantes *zwinker*. unser träger ist allerdings ein großer evangelischer krankenhausverbund.

in die ausbildung bin ich gut motiviert gegangen und dieser zustand hielt auch gut ein 3/4 jahr an. habe gute noten in den klausuren geschrieben etc.
mich hat es anfangs nicht gewundert, dass wir gruppenarbeiten machen und ein paar praktische übungen machen werden (z.B. Körperpflege, Lagerungen, etc.).

allerdings war es mir nicht bewusst, dass das die ganze ausbildung so weiter geht. wir bauen standbilder, müssen unsere gefühle bei jeder kleinigkeit aufschreiben, müssen gruppengespräche führen um auf einen konsens zu kommen, beschriften landschaftsbilder, schweifen in andere berufsgruppen (ergo, altenpfleger, sozialpädagogen...) ab usw. die liste könnte ich noch weiter ausführen mit dingen, die ich sowas von unnütz und zeitraubend finde. dieses gefühl habe gott sei dank nicht nur ich, sondern viele meiner anderen kollegen auch. aber wie es so ist in einer gruppe, alle meckern und keiner sagt bei den dozenten etwas. mir selbst ist es peinlich jedes mal etwas zu sagen. stehe schon jetzt da wie einer der alles schlecht sieht.
vielleicht ist nochmal anzumerken, dass ich bis jetzt keine krankheitslehre hatte. dafür irgendwelches andere bla, bla, bla...

jetzt meine fragen an euch, wie soll ich mich verhalten? soll ich zur schulleitung gehen und sagen, dass ich weder an gruppenarbeiten mitarbeiten noch bunten zettelchen mit gefühlsgerede beschriften werde? ich habe echt keine motivation mehr um an diesen kindergartenspielchen mitzuspielen.

HILFE!!!

ich hoffe ihr könnt mir etwas helfen...
 
alle meckern und keiner sagt bei den dozenten etwas. mir selbst ist es peinlich jedes mal etwas zu sagen. stehe schon jetzt da wie einer der alles schlecht sieht.

Stelle dir mal vor, du sollst selbst Pflegeschülern etwas beibringen!
Stelle dir vor, dass die verwendeten pädagogischen Methoden bei den Leuten der Pflegeschule umstritten sind!

Meckern ist das Wichtigste, aber dann wenn deine Sinne sagen, hier stimmt etwas nicht ... eigene Vorschläge einbringen wie "es" besser rüberkommen könnte, dabei.... Ich möchte den Satz nicht enden lassen.

Kopf hoch, harte Kritik ist immer dann wichtig wenn das eigene Gemüt schreit. Soviel mal aus meiner eigenen Erfahrung.

Gruß Neuron
 
@B_1211819

Also ich kann mich leider nur bedingt zu deinem Thema äußern, da ich meine Ausbildung zum GuKP noch nicht angetreten habe und folglich - vor allem zum Rahmenplan - keine verbindliche Aussage treffen kann.

Dennoch nöchte ich mich dafür aussprechen, d.h. dir dringend raten, wie auch immer diese Ausbildungsgestaltung geartet sein mag, die 3 Jahre regulär zu beenden und nicht vorzeitig abzubrechen! Ich spreche aus Erfahrung und möchte dir das daraus resultierende "Leid", dich zukünftigen Ausbildern gegenüber dafür verantworten zu müssen, gern ersparen.

Sollte die von dir geschliderte Art der Wissensvermittlung und Unterrichtsgestaltung tatsächlich "den Weg" deiner Schule darstellen die angehenden Fachkräfte ans Ziel zu führen, so wird sich (wage ich jetzt kühnerweise zu behaupten) zumindest das Vorhaben des Examens dort/und so auch realisieren lassen (oder sind dir bis dato besonders hohe Durchfallquoten bekannt?). Da Du auf mich einen ausreichend patenten Eindruck *zwinker* machst, sollte dir dies möglich sein.

Nichtsdestotrotz kann ich mich meinem Vorredner zumindest in einem Punkt anschließen und dir vorsichtig raten (denn dies kannst leider nur Du allein entscheiden, da ein Eindruck, so wie Du ihn hier schilderst, nun einmal eine höchst individuelle Sache darstellt!), den Missstand dezent und an richtiger Stelle (also nicht mitten im Unterricht) anzusprechen und, wie ebenfalls schon gesagt wurde, Anregungen zu äußern.

Eine wahrhaft verzwickte Situation aus meiner Sicht und keineswegs einfach zu handhaben, wie ich mir vorstelle. Daher solltest Du Bedacht walten lassen und dich nicht allzusehr von Emotionen leiten lassen, solltest Du dich dafür entscheiden, die Situation zu thematisieren! Sofern noch nicht geschehen, frag doch einfach einmal deine Mitschüler, wie sie die Sache wahrnehmen, ob es ihnen ähnlich geht. Manchmal reicht es schon, "Gleichgesinnte" an der Seite zu haben. Möglicherweise entstehen dir dadurch neue Perspektiven in der Betrachtung..?!

Alles Gute :troesten:
 
Überall läuft die Ausbildung etwas anders und fast überall sind die Schüler genervt ;)

Mich hat das ganze System auch angenervt, es war langweilig und gaaanz viel unnützes dabei! Mit erweitertem Stoff hätte man soo viel lernen können.

Naja, bleibt dir nur nebenbei etwas mehr zu lesen oder einfach erstmal alles abzuwarten.

Natürlich kannst du nach oben gehen und was sagen, vielleicht bringt es sogar ein bisschen. Versuchs!
Aber das System änderst du nicht ;)

Hatt übrigens auch Krankheitslehre erst im OK, bzw letzter Monat MK.
 
Oh Mann, du bist doch erst im U-Kurs, was erwartest du?

Alles zu seiner Zeit, wichtig ist doch nur, dass du am Ende der Ausbildung alles gelernt hast, was ein GuK an theoretischem und noch wichtiger an praktischem Wissen haben musst.

Die Unterricht ist in jeder Schule anders aufgebaut, die Anforderungen im Examen sind aber überall ähnlich.

Bedenke: Du hast schon eine KPH Ausbildung abgeschlossen, verfügst also bereits über einige Kenntnisse in der Pflege, aber die meisten sind doch absolute Frischlinge, die direkt von der Schule in die Ausbildung gehen und zuerst einmal "ankommen" müssen, viele Eindrücke verarbeiten müssen und oft anfangs heillos überfordert sind.

Für Unterkursschüler ist anfangs nur der Stationsablauf, Pflege, Lagerung und Hygiene wichtig, Krankheitslehre kommt später hinzu, eben dann wenn die wichtigen Grundkenntnisse vermittelt wurden und "sitzen"

Der 1. Stationseinsatz zeigt das doch, viele junge Menschen haben zu Hause nicht einmal gelernt ein Kopfkissen zu beziehen o.ä.
Um den Beruf von der Pike auf zu lernen, bedarf es anfangs lediglich einiger pflegerelevanten Handgriffe, die in der Schule beigebracht werden, alles andere kommt durch Anleitung und Übung.
Im Laufe der Ausbildung werden die Anforderungen immer höher, in der Schule wie in der Praxis, also *Keep cool*


Isabel:P
 
@Maniac, jepp du hast recht, Sorry:down:

Trotzdem, alles zu seiner Zeit!!!
 
Ich bin mal kess und frage:
Was genau hast du erwartet? Frontalunterricht? Vorgabe von konkreten Inhalten, die man auswendig lernen kann?

Elisabeth
 
......die liste könnte ich noch weiter ausführen mit dingen, die ich sowas von unnütz und zeitraubend finde. dieses gefühl habe gott sei dank nicht nur ich, sondern viele meiner anderen kollegen auch. aber wie es so ist in einer gruppe, alle meckern und keiner sagt bei den dozenten etwas. mir selbst ist es peinlich jedes mal etwas zu sagen. stehe schon jetzt da wie einer der alles schlecht sieht. ...........
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jetzt meine fragen an euch, wie soll ich mich verhalten? soll ich zur schulleitung gehen und sagen, dass ich weder an gruppenarbeiten mitarbeiten noch bunten zettelchen mit gefühlsgerede beschriften werde? ich habe echt keine motivation mehr um an diesen kindergartenspielchen mitzuspielen.
Du schreibst hier Deine Sicht der Dinge und Deine Unzufriedenheit. Wenn Du zur Schulleitung gehst, was willst Du denn sagen? Dass der Unterricht blöd ist und sie nur Kindergartenspielchen machen?
Halte ich für sehr riskant. Vielleicht fragt Ihr einfach mal nach, was Ihr aus den Dingen, die Euch sooo nerven, lernen sollt. Welche Fähigkeiten sollen dadurch erlangt werden, welche Kompetenzen sollen damit erworben wären?
Eine Schule wird kaum ein Konzept ohne Ziel haben.
Und der Pflegeprozess ist immer noch ein Beziehungs- und Problemlösungsprozess, da finde ich es gar nicht so abwegig, wenn Ihr lernt in Gruppen zu arbeiten und dort einen Konsens zu finden. Ganz zu schweigend davon, dass ihr überwiegend in Teams arbeitet und selten alleine als GuK unterwegs sein werdet.
Ebenso halte ich es für sehr wichtig zu wissen was Ihr selbst fühlt und empfindet. Ich würde mir bei so manchem in der Pflege wünschen, dass er selbtreflektierter ist, aber das muss eben auch gelernt sein.
 
Ich bin mal kess und frage:
Was genau hast du erwartet? Frontalunterricht? Vorgabe von konkreten Inhalten, die man auswendig lernen kann?

Elisabeth
Ich bin zwar nicht gefragt, aber JA, genau das hätte ich mir gewünscht!

Frontalunterricht mit jeder Menge Stoff, aus dem man sich das rauspickt und mitschreibt, was wichtig ist...
Für Erwachsene halt.

Das wär schön :-)

Aber jeder lernt ja nunmal anders, und anscheinend lernt der Großteil so nicht so gut...
Jedem das Seine.


(btw, danke für die Zustimmung im anderen Thread :wavey:)
 
Hallo,

es geht aber nicht nur um reines Faktenlernen. Wenn ich erwarte, dass eine Pflegekraft

  • nicht nur auf Anweiung reagiert, sondern auch eigenständig Gedanken entwickelt
  • eine professionelle Beziehung zum Patienten eingehen kann
  • berät und anleitet
  • ihr Handeln selber "in Frage stellt" und auf den Kontext hin überprüft
  • den eigenen Lernbedarf sieht und darauf reagiert
dann bedarf es mehr als die Fähigkeit zum lernen großer Themengebiete.

All diese Kompetenzen erwirbt man nur aktiv in der Auseinandersetzung...sowas kann man sich nicht "anlesen".

Zu einer reifen Persönlichkeit gehört die Auseinandersetzung mit sich selber. Wie soll ich einen Patienten in einer sehr schweren Situation begleiten, wenn ich selber mit meinen eigenen Gefühlen nicht klar komme?
Aus solchen Überforderungssituationen heraus entstehen dann in der Kommunikation eben Sätze wie "das wir schon wieder"....oder aber als Selbstschutz "sarkastische Gespräche" im Schwesternzimmer.

Wie soll ich verstehen, warum es in meinem Team immer wieder zu "Reibereien" kommt und analysieren, welchen "Part" ich darin habe, wenn ich mich selber in meinen Verhaltensmustern sowie der Interaktion mit anderen nicht verstehe?

Solche "Lernprozesse" dauern Jahre...in der Ausbildung werden hierfür die Grundlagen gelegt.

Auch Unterrichtsmethoden wie z.B. POL sollen Problemidentifikation und eigenständige Lösungsstrategien fördern.

Weisst Du, auch in Medizinstudiengängen hat man mittlerweile erkannt, dass reine Frontalvorlesungen nicht zu einer beruflichen Handlungskompetenz führen....und ja, es gibt durchaus Unis, die mit sehr großem Erfolg POL, Beratungsgespräche mit Simulationspatienten (Schauspielern), Selbstreflexion etc. durchführen.

An der Uni Witten -Herdecke ist z.B. auch für Mediziner das Studium fundamentale verspflichtend. Einmal in der Woche treffen sich die Studis aller Fakultäten, um sich mit Dingen wie Philosophie, Kunst, Musik, Rhetorik, Ausdruckstanz etc. auseinander zu setzen.
Man hat hier erkannt, dass das enge Denken in eigenen Fächergrenzen den Blick schon ziemlich "einengt"...
 
@Lille

Maniac bringt es auf den Punkt- die Azubis sind auf solche Lernmethoden gar nicht vorbereitet. Mag sein, dass sich ein Abiturient schneller auf diese Anforderungen einstellt. Ein Realschulabsolvent oder gar, wie geplant, ein Hauptschüler, wage ich zu bezweifeln.

Du verlangst eigenständiges Denken. Ich befürchte, dass muss der Azubi erst mal lernen... und manche lernen es nie.

Was mir aufgefallen ist: es ist kein klarer Faden zu erkennen. Man hat den Eindruck, als wenn man nicht so genau weiß, wei man den neuen Lernstil denn nun umsetzen soll.
Da fängt man schon mal mit Krankheitslehre an, weil der Lehrer für dieses Fach gearde frei hat. Um so ein Konzept durchzustzen, müssten alle Lehrer alles unterrichten können- denn alles beginnt mit den Basics: Anatomie und Berufskunde.
Es kann doch nicht sein, wie selbst erlebt, dass der Azubi in der Schule im ersten Quartal was über Schluckstörungen hört aber nich nicht mal die Anatomie/Physiologie dazu hatte. Eine Bekannte meiner Kinder durfte ein Plakat zur Mundhygiene anfertigen- hatte aber davor weder die entsprechende Anatomie/Physiologie geschweige denn Pathophysiologie zum Thema. Man kann sich des Eindrucks nicht erwähren, dass viele Einrichtungen mit der Einfrührung der Lernfelder glatt überfordert sind. Der Leidtragende ist der Azubi- denn ihm wird verwährt kausale Zusammenhänge eigenständig zu erkennen und diese im Rahmen von POL auch gemeinsam zu erarbeiten und zu begründen.

Mein Eindruck: die Qualität der Ausbildung hat rapide nachgelassen und die verunsicherten jungen GuKs klammern sich verzweifelt an Checklisten udn Drehbuchstandards um wenigstens halbwegs eine Richtlinie zu haben.

Ergo: Schulen haben noch ne Menge Hausaufgaben zu machen- um nicht zu sagen: sie haben das Thema verfehlt.

Elisabeth
 
Hallo,

auch ich habe oft an diesen Dingen gezweifelt. Die Fülle an Wissen die ein GuK nach dem Examen haben soll, passt meiner Meinung nach in ein Bachelor und Masterstudium. Wenn ich mir die LM im Lernkatalog anschaue und welche Anforderungen gestellt werden ist das unrealistisch. Mir haben die POL nichts gebracht. Ich kann mir Wissen durch Erfahrung, theoretisches vor und nach arbeiten beibringen.
Von Elisabeth genannt die Mundpflege: Wir haben hier kein Wissen das aus einer strukturierten Quelle kommt.
Zum Thema Team ich habe 90 Kollegen die mit mir auf Station arbeiten, ich mag trotzdem einige Leute nicht und dann kann ich meine Kommunikationstricks anwenden wie ich möchte, es funktioniert einfach nicht.

LG Martin
 
Hallo,
nun - genau an diesen Punkten arbeiten dei Schulen aktuell...
Wenn man bedenkt, dass es seit Einführung des neuen Gestzes erst 6 Jahre her ist, dann ist es normal, dass hier noch eine menge an Entwicklungsarbeit zu leisten ist!

  • Die einzelnen Länder haben die letzten Jahre erstmal ihre Landesrichtlinien angepasst
  • Schulen mussten anhand der Richtlinien Curricula stricken
  • Themenegbiete wurden unter den Lehrkräften neu verteilt; Unterricht emussten methodisch umgestellt werden
  • Es erfordert(e) viel Schulungsbedarf - gerade für die nicht akademischen Lehrkräfte (also rund 70 %)!
  • Curricula werden ausprobiert- revidiert-angepasst- wieder getestet. Ein "Testlauf" dauert 3 Jahre(also einen Kurs zum Examen); der erste war also erst 2007 abgeschlossen!
  • Es fanden Modellprojekte statt zur integrativen und generalisierten Ausbildung; zur Ausbildung an Hochschulen sowie dem gleichzeitigen Erwerb der Hochschulreife.
Man kann sagen: die Schulen müssen "sich und ihre Annahmen bezüglich des Lehrens und Lernens" neu erfinden. Und das ganze während des normalen Betriebes!

Das Ganze ist also verhältnismäßig "jung"...während sich erste Dinge bewähren und andere wieder verworfen werden, schimmert ja am Horizont schon wieder der nächste tief greifende Reformplan: eine mögliche Zusammenlegung der 3 grundständigen Berufe.
Würde bedeuten: wieder neues Gesetz, neue Landesrichtlinien, loslösen der Schulen von den Krankenhausträgern, neue Inahlte....

Wenn ich beobachte, wie lange die Allgemeinbildenden Schulen brauchen, um neue Konzepte umzustzen, dann finde ich die Pflege vergleichsweise "flott"...:fidee:
 
Hallo pflegeschüler,

genau diesem Problem- Anforderungen in tlw. unrealistischer Höhe- und sinkenden Voraussetzungen bezüglich des Einstiegsniveaus der Schüler - stehen Schulen gegenüber!
Es ist ein echter Spagat.

Auf Bachelorniveau sehe ich vorrangig Inhalte wie Pflegewissenschaft, QM, BWL...die reinen Grundlagen der Naturwissenschften (Anatomie, Chemie etc.) sowie Pflege und Krankheitslehre haben sich im Vergelich zu meiner eigenen Ausbildung kaum verändert.
Einen hohen Anspruch hatt ediese Ausbildung auch nach dem 85er Gestz; allerdings ist dieser imho mit dem neuen Gesetz unverhältnismäßig gestiegen.
 
Hallo,

  • Die einzelnen Länder haben die letzten Jahre erstmal ihre Landesrichtlinien angepasst
  • Schulen mussten anhand der Richtlinien Curricula stricken
  • Themenegbiete wurden unter den Lehrkräften neu verteilt; Unterricht emussten methodisch umgestellt werden
  • Es erfordert(e) viel Schulungsbedarf - gerade für die nicht akademischen Lehrkräfte (also rund 70 %)!
  • Curricula werden ausprobiert- revidiert-angepasst- wieder getestet. Ein "Testlauf" dauert 3 Jahre(also einen Kurs zum Examen); der erste war also erst 2007 abgeschlossen!
  • Es fanden Modellprojekte statt zur integrativen und generalisierten Ausbildung; zur Ausbildung an Hochschulen sowie dem gleichzeitigen Erwerb der Hochschulreife.

Ich habe gedacht, Curricula gibt es schon lange? Jedenfalls wurde während meiner Ausbildung nach einem festen Lehrplan angelehnt an das hessische Curriculum verfahren.

Anatomie hatten wir das erste Halbjahr, erst danach fing die Krankheitslehre an. In Pflege gab es zu jedem Thema erst noch einmal einen kleinen theoretischen Exkurs in Anatomie.

Klar, bei uns wurde auch viel geschimpft, ach, die Ausbildung ist so schlecht, und manche Lehrer konnten keine Rechtschreibung, eine hat nur Folien verteilt, Gesetzeskunde war staubtrocken, die älteste aller "Lehrschwestern" hat am liebsten nur aus ihrem langen Leben erzählt und das hieß dann Berufskunde (es war aber nett und interessant)...

Manche haben zu viel verlangt (die Psychologiedozentin meinte, sie müsste ihr ganzes Studium komprimiert in die paar Stunden packen), andere konnten keine Frage beantworten. Der Anatomiedozent mochte keine Knochen, hat aber dafür den Magen-Darm-Trakt und das NS sehr ausführlich behandelt, und jetzt muss ich Unfallchirurgie instrumentieren, wofür ich mir im Nachhinein viel anlesen musste - egal, ich hätte das meisste eh vergessen gehabt.
Alles in allem kann meine Ausbildung nicht soo schlecht gewesen sein.
Es gab sogar noch drei Stellen für Praxisanleiter, die nichts Anderes getan haben als Termine mit Schülern auf Station wahrzunehmen und sie anzuleiten, komplett mit Pflegeplanung und speziellen Maßnahmen. Als die Stellen gestrichen wurden, sind wir demonstrieren gegangen, leider erfolglos. Danach gab es ein übles Besäufnis..., aber wir haben gekämpft (*schwelg in Nostalgie...*).
 
Hallo,

klar gibt es Curricula schon lange....aber die "alten" passen ja inhaltlich und strukturell nicht mehr zum neuen Gestz ;-)
Also wurden in jedem Bundesland neue heraus gebracht. Einige hatten 2004 kein neues, und haben auf die bewährten aus anderen Ländern zurück gegriffen (NRW hat ja bereits 1998 erste Modellprojekte gestartet und das so genannte Oelke -Curriculum dann ab etwa 2001 umgestrickt).
Die Curricula sind tlw. völlig unterschiedlich von der inneren Logik her.....jedes hat so seine Schwerpunkte; und damit verbunden natürlich auch seine Schwächen!

So ist die NRW Richtlinie z.B. von der inneren Logik her sehr gut aufgebaut; allerdings muss man die in sich logischen Module dann hinsichtlich der völlig anderen Struktur der Themenbereiche des Examens dann wieder "auseinander nehmen".

Das neue hessische baut direkt auf den 12 Themenbereichen auf und gliedert desweiteren nach Pflegephänomenen. Das ist "Prüfungsfreundlich", jedoch bleibt es den einzelnen Schulen überlassen, wie man jetzt die einzelnen Themen zu sinnvollen Modulen zusammen führt.

Diese Module können mehreren Logiken folgen:

Entweder kümmert sich ein Dozent um ein Thema (z.B. Bewegen).
Vorteil: die engen Fächergrenzen (Anatomie, Krankheitslehre, Pflege) werden durchbrochen und durch eine fallorientierte Vorgehensweise ersetzt. Ein Thema bleibt in einer Hand und es bedarf nicht der Absprache von mehreren Dozenten.
Nachteil: ist dieser Lehrer krank, dann findet der Unterricht später statt.
An großen Schulen kann allerdings ein Modul meistens von mehreren Lehrern unterrichtet werden.

Die zweite Variante ist die, dass einzelne Dozenten ihre Themen machen und der Zusammenhang durch zeitnahes Unterrichten hergestellt wird.
Hat den Vorteil, dass jeder den teil seines "Faches" beiträgt....aber auch den Nachteil, dass es sehr enger Absprachen bedarf.

Jede Schule ist bezüglich der Qualifikationen der Lehrkräfte anders aufgestellt und hat auch eine unterschiedliche Quote an externen Dozenten.
Je mehr bezugswisenschftliche Aspekte (Anatomie, Krankheutslehre, Psychologie, BWL) an "externe" nicht pädagogisch geschulte Dozenten vergeben werden, desto schwerer wird es mit Terminabsprachen und mit dem Ziel der fächerübergreifenden Didaktik. Gerade an sehr kleinen Schulen mit wenigen und nicht akademischen Lehrkräften wird es also ein Problem!

Du merkst: egal was man tut, es bleibt die Quadratur des Kreises.

Ein weiterer Aspekt, den man bedenken muss, ist die Tatsache, dass viele Schüler frontalen Unterricht gewohnt waren. Sie kommen in die Ausbildung mit der Vorstellung, dass es so "weiter geht" und sind erstmal völlig irritiert dass der "Lehrer plötzlich nicht mehr sagt wie es richtig ist, sondern eigene Gedanken entwickelt werden müssen".
So etwas verunsichert erstmal...

Nach meinen eigenen Erfahrungen ist es denke ich so, dass man Schüler langsam ranführen muss. Und das es eben auch dazu gehört, sich mit sich und seinen Emotionen auseinander zu setzen..
 
Interessant. Ich beginne demnächst in Berlin. Lässt sich in Erfahrung bringen, welchen Curriculums man sich dort bedient? In der Zwischenzeit bediene ich den Googlematen :wink:

Vielen Dank!

Update: Werde mich hier ersteinmal einlesen ..
 
Ich wette, daß der nächste genau dasselbe über Frontalunterricht reklamieren wird, über ständiges Gruppenarbeiten, in denen man sich das Wissen selbst erarbeiten soll,- über Einzelarbeiten, über zuviel/ zuwenig Theorie usw.
Wie heißt es so schön:" Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann."
Liebe Grüße Fearn
 
Man kann sagen: die Schulen müssen "sich und ihre Annahmen bezüglich des Lehrens und Lernens" neu erfinden. Und das ganze während des normalen Betriebes!
Und das ganze auf dem Rücken der Azubis.

Das Ganze ist also verhältnismäßig "jung"...während sich erste Dinge bewähren und andere wieder verworfen werden, schimmert ja am Horizont schon wieder der nächste tief greifende Reformplan: eine mögliche Zusammenlegung der 3 grundständigen Berufe.
Meinst du wirklich, dass dies die Lösung des Problems ist. Die mitgebrachten Fähigkeiten des Azubis ändern sich ja nicht.
Würde bedeuten: wieder neues Gesetz, neue Landesrichtlinien, loslösen der Schulen von den Krankenhausträgern, neue Inahlte....
Das eh schon einmal gescheiterte Konstrukt wird wieder aufgewärmt?

Wenn ich beobachte, wie lange die Allgemeinbildenden Schulen brauchen, um neue Konzepte umzustzen, dann finde ich die Pflege vergleichsweise "flott"...:fidee:
Jau- wenn man vom Ergebnis mal absieht und dass sollte wohl im Focus jeder Veränderung stehen.

Was mir gänzlich fehlt bei allen Überlegungen: die Ist-Analyse. Wo hole ich den Azubi ab und wie kann ich ihn zum selbständigen Denken bringen. Bei einigen der Post hat man den Eindruck (und der deckt sich mit meinen Erfahrungen) das man da etwas durchzieht nach der Devise: es wird schon irgendwie werden. Entweder der Azubi gewöhnt sich dran- scheint oft nicht der Fall- oder es geht wieder zurück in die alte Unterrichtsform. Letzteres scheinen vor allem ältere Lehrersemester zu hoffen.

Übrigens, weil wir uns ja so gerne am Medizinstudium orientieren: auch der Medizinstudent fängt nicht mit Fallarbeit an sondern bekommt per Frontalunterricht erst mal ein gerüttelt Maß an Grundlagenwissen.
Was spricht dagegen, dies in der Pflegeausbildung gleich zu tun? Warum nicht im ersten Jahr konsequente Wissensvermittlung (beschränkt auf pfelgerelevante Themen) inklusive der Vermittlung: wie gehe ich mit dem I-net und Suchmaschinen um... und dann die Fallarbeit?

Elisabeth
 

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