Trainingscenter "Pflegeplanung"?

Saedis

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03.03.2006
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Ruhrgebiet
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Exam. Gesundheits- u. Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
A bit of everything
Hallo,

im Medi-Learn Forum für Medizinstudenten gibt es ein nettes Unterforum im PJ-Bereich, welches u.a. der Evaluation von Fallbeispielen dient.

Wie sowas bei den Studenten aussieht, könnt ihr euch hier anschauen (s. Trainingscenter).

Vielleicht könnte man ein ähnliches Projekt für die Pflegeazubis (und alle, die sonst noch Spaß dran haben) auf die Beine stellen?

Ich stelle mir das Ganze so vor, dass wir in regelmäßigen Abständen Fallbeispiele aus unterschiedlichen Fachbereichen (Innere, Chirurgie, Gyn, Pädiatrie etc.) kreieren und diese dann gemeinsam bearbeiten, sodass am Ende eine vorzeigbare Pflegeplanung dabei herauskommt.

Vielleicht findet sich ja auch der eine oder andere examinierte User, der Spaß daran hätte, das Ganze ein wenig zu moderieren und ggf. korrigierend einzugreifen!?

Was haltet ihr denn so von der Idee und was sagen die Mods dazu?

Über die allg. Rahmenbedingungen kann man ja diskutieren.

LG,

Saedis
 
Die Idee wäre nicht schlecht! Pflegeplanung ist absolut nicht meine Lieblingssache aber brauchen wir ja für Zwischenexamen und Examen :roll:
 
Hallihallo!
Sorry für die Dumme Frage, aber was ist der Unterschied zur normalen Pflegeplanung und zur Pflegeplanung nach NANDA? Wo wird was genommen? Warum ist die Pflegeplanung nicht einheitlich?
 
Hallo couchpotato,

ich möchte erstmal den Begriff "NANDA" erklären. Es handelt sich dabei um die North American Nursing Association. (Pflegediagnosenvereinigung) Diese hat eine Liste von Pflegediagnosen veröffentlicht.

Die Idee die dahinter auch steckt ist eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, bzw. Terminologie, sowie auch einheitliche pflegerische Handlungsweisen.

Pflegediagnosen werden somit zur Grundlage der Pflegeplanung.

Pflegediagnosen beinhalten 3 wesentliche Komponenten: PES-Schema.
Das "P" steht für Gesundheits-Probleme, das "E" gibt Auskunft über die Entstehungsbedingungen (Ätiologie)des Problems und das "S" beschreibt eine Gruppe von Symptomen und Zeichen, die als bestimmende Merkmale bekannt sind.

Pflegediagnosen sind als Richtlinie zur Erstellung von Pflegeplänen gedacht, die auf der pflegerischen Einschätzung basierend für jeden Patienten individuell angepasst werden müssen.


Liebe Grüße Brady
 
Die mahnende Stimme aus dem Untergrund sagt!
Nicht nur Pflegeplanung für das Examen, es trägt zur Professionalisierung bei und es leichtert dir deinen Arbeitstag (wenn jeder Kollege sich dranhält und danach arbeitet).

SG Martin
 
Kann man nicht die Beispiele von medi-learn übernehmen und hier passende Pflegeplanungen erstellen?

Elisabeth
 
Hallo Jessi,

hier einige Informationen für ein Fallbeispiel:

Frau XY, 19 Jahre, Abitur 07, Aufnahme im August. Die Patientin wurde vom Hausarzt eingewiesen, weil sie zu Hämatomen neigt. Abklärung.
Im Verlauf wird eine AML diagnostiziert und mit Chemotherapie behandelt.
Den ersten Zyklus der Chemotherapie hat sie ohne Probleme vertragen.

Frau XY hat eine Zwillingsschwester, lebt bei ihrer Familie, will im Herbstsemester eine Architekturstudium beginnen. Ihr Heimatort ist vom behandelnden Krankenhaus 100 km entfernt. Sie hat im Zimmer einen Fernseher, Laptop, Radio und Handy.

Frau XY ist auf Grund der Chemotherapie seit 2 Wochen Umkehrisoliert in einem Einzelzimmer. Frau XY leidet an einer sehr ausgeprägten Stomatitis und Mundtrockenheit. Sie kann kaum schlucken, benötigt starke Schmerzmittel.
Sie fühlt sich schlapp und müde. Sie ist niedergeschlagen und traurig, weil sie wenig Besuch erhält, macht sich Gedanken um ihre Zukunft bezüglich des Studiums.
Durch die Chemotherapie hat sie alle Haare verloren.

Frau XY möchte wenig Hilfe, ist aber so geschwächt, dass sie nur kurze Strecken laufen kann, dies wir zusätzlich durch die Infusionstherapie beeinträchtigt.
Frau XY wird momentan hauptsächlich parenteral über den Port ernährt, zusätzlich bekommt sie Trinknahrung und keimfreie Kost angeboten.
Sie duscht normalerweise täglich, möchte sich auf keinen Fall mit einer Waschschüssel waschen.

Wenn sie sich gut fühlt telefoniert sie gerne mit ihren Freunden, die sie auch an den Wochenende besuchen, wobei die Besuche momentan etwas eingeschränkt sind. Die von den Eltern mitgebrachten Bücher über Architektur betrachtet sie derzeit wenig, blättert wenn dann eher lustlos darin herum.


Für weitere Angaben bitte nachfragen.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo Jessi,

damit dir nicht langweilig wird, hier das nächste Beispiel:

Herr Christian Huber (Name frei erfunden), 39 Jahre, verheiratet, Vater von 3 Kindern, Bäckermeister mit eigenem Betrieb und Bäckerei mit 5 Angestellten. Kinder sind Alter 5, 7 und 9 Jahre. Die Ehefrau arbeitet im Betrieb mit.

Bei Herrn Huber wurde eine AML diagnostiziert, er ist zum 3. Zyklus der Chemotherapie im Krankenhaus. Die Chemotherapie verträgt soweit gut.
Herr Huber ist seit 5 Wochen umkehrisoliert, hat immer wieder Fieber. Derzeit hat er eine Pneumonie.
Herr Huber leidet sehr unter der Umkehrisolation und dem Essen im Krankenhaus, nicht schmeckt ihm. Sein grösster Wunsch ist, nach der Chemotherapie Famlienmenu beim "Goldenen M" zu essen.
Frau Huber besucht ihren Mann regelmässig, am Wochenende, die Familie lebt 150 km vom Krankenhaus entfernt. Frau Huber leitet nun alleine den Betrieb.

Herr Huber kommt sich so nutzlos im Krankenhaus vor, er hat vor kurzem einen grossen Auftrag angenommen, dafür hat er auch noch Personal eingestellt. Er macht sich Gedanken, dass der Auftrag nicht gehalten werden kann, wenn dies passiert muss er Personal entlassen, was er vermeiden will.

Durch seine Aplasie dürfen die Kinder derzeit nicht ins Krankenhaus kommen.
Er wacht jede Nacht um 3 Uhr auf und kann nicht mehr schlafen.

In seinem Zimmer hat er Telefon, Laptop und TV, sowie einige Bücher, die ihm aber derzeit zu anstrengend sind um zu lesen. Auf dem Nachttisch sind Fotographien der Familie.

Herr Huber hat 20 kg abgenommen und wiegt nun bei einer Grösse von 190 cm noch 75 kg.

Durch die Fieberschübe schwitzt er immer wieder stark. Er wird vorwiegend parenteral über den Port ernährt, über den er auch die Chemotherapie bekommt.

Die Körperpflege kann er selbst durchführen, braucht allerdings viel Zeit dafür, er duscht sehr gerne.
Herr Huber ist durch die Cheomtherapie und i.v. Antibiose sehr beeinträchtigt in seiner Mobilität, er benötigt Hilfe beim Aufstehen und Gehen.

Bei Bedarf bitte Fragen an mich.

Schönen Abend
Narde
 
Noch ein Fallbeispiel:

Frau Gündugdu (Name frei erfunden), 72 Jahre, 7 Kinder, 9 Enkelkinder, verheiratet, Muslimischer Glaube. Exulcerirtes Mama CA.
Frau G. hat ein Rezidiv ihres Mama CA, Z.n Mama ablatio beidseits vor 4 Jahren. Bei einer Kontrolluntersuchung wurden jetzt Metastasen in der Lunge und Leber festgestellt. Frau G. wurde palliativ bestrahlt und erhielt eine palliative Chemotherapie.
Frau G. ist 155 cm Gross und wiegt noch 38 kg.

Frau G. ist sehr gläubig und trägt auch im Bett ein Kopftuch. Sie ist das "Familienoberhaupt der türkischen Familie. Frau G. kam vor 25 Jahren mit ihrem Ehemann nach Deutschland und spricht, wenn kein Angehöriger anwesend ist sehr gut deutsch. Im Beisein der Angehörigen verschlechtert sich ihr Deutsch sehr.

Frau G. betet mehrmals täglich in ihrem Bett. Frau G. liegt während des Ramadans auf der Station.

Der Tumor von Frau G. ist nach aussen durchgebrochen und nässt, von der Wunde geht ein sehr unangenehmer Geruch aus.
Frau G. leidet an Atemnot, benötigt auch bei kleinerer Mobilisation Sauerstoff, da ansonsten die Sättigung auf unter 90 abfällt.
Frau G. ist über ihre Krankheit informiert und weiss, dass die Therapie palliativ ist.
Der Tumor von Frau G. wird täglich verbunden, was ihr sehr unangenehm ist, wegen des Geruchs.
Die Familie von Frau G. kommt täglich zu Besuch und bringt auch die Enkelkinder mit, Frau G. fühlt sich teilweise von dem vielen Besuch überfordert, geniesst es aber auch, da die Familie ihr ihre Lieblingsspeisen mitbringt.

Frau G. liegt in einem 3 Bettzimmer, sie kann sich selbst auf den Nachtstuhl mobilisieren an guten Tagen, ansonsten braucht sie hierzu auch Hilfe.
Zur Körperpflege wird sie ins Bad gefahren, die Waschschüssel akzeptiert sie nur selten. Frau G. möchte nach Möglichkeit von einer weiblichen Pflegekraft gewaschen werden, bzw. von einer ihrer Töchter.

Frau G. hat immer wieder starke Schmerzen, trotz eines Schmerzpflasters.

Viel Spass
Narde
 
Hallo Jessi!

Von mir auch noch ein Beispiel:

Herr XY, 76 Jahre alt, mit einem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom bekommt derzeit eine orale Chemotherapie mit Erlotinib (Tarceva [r]).​


Er hat seit früher Jugend eine Laktoseintoleranz und wurde vor 5 Jahren wegen eines Magenkarzinoms Magenteilreseziert. Seit dem leidet er unter vermehrter Diarrhoe. Er hat in einem halben Jahr 7 kg Körpergewicht verloren und wiegt aktuell noch 54 kg bei einer Körpergröße von 172 cm. Die Diarrhoe hat sich unter der Chemotherapie noch verstärkt.​


Durch die Chemotherapie hat sich sein ohnehin schon schlechter Appetit noch weiter verringert und er nimmt nur wiederwillig Nahrung zu sich.​


Aufgrund des Bronchialkarzinoms hat er auch eine ausgeprägte Ruhe- und Belastungsdyspnoe, wodurch er kaum noch mobil ist. Derzeit wird ein bestehender Pleuraerguß mit einer Drainage abgesaugt, was ihn noch weiter in seiner freien Beweglichkeit behindert.​


Er findet kaum mehr Freude an Dingen, die ihm früher Spaß bereitet haben. Er hat gerne und viel gelesen, jetzt fällt es ihm schwer sich darauf zu konzentrieren. "Ich vergesse bis zum Ende des Satzes, was am Anfang steht."​


Seine Frau kommt ihn meist nur am Wochenende besuchen, da sie einen langen Anfahrtsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln hat.​

Bei Fragen, gerne auch per PM, melden.

Und noch so am Rande: Wenn die Akte nicht so viel hergibt, dann bleibt Dir´ja immernoch die Möglichkeit dich direkt mit den PatientInnen zu unterhalten...


Schönen Gruß, Gego.
 
Geht es hier um Pflegeplanung oder nur um die Sammlung von Patienten-Beispielen?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

du darfst gerne Planungen dazu erstellen und einstellen.
Ich habe hier nur Fallbeispiele eingestellt um sie zu sammeln.

Wer will darf gerne seine Pflegeplanung hier einstellen zur Diskussion.

Schönen Tag
Narde
 
Interessante Fallbeispiele, ich würd' auch gerne versuchen, die eine oder andere Überlegung beizusteuern... leider bin ich erst Anfang MK und in (spezieller) Krankheitslehre noch ziemlich unbewandert, müsste diesen Part also weitestgehend aussparen bzw. mir das nötige Wissen erst aneignen ;)

Und wie sieht's eigentlich rechtlich aus - darf ich Fallbeispiele, die wir von den Dozenten erhalten, einfach hier veröffentlichen? Oder muss ich erst um Erlaubnis bitten??
 
Hallo saedis,

bei nicht selbsterstellten Beispielen ist es immer besser, den Ersteller zu befragen.
 
find ich eine super tolle sache. würd mich gern dran beteiligen wenn hilfe benötigt wird.:megaphon:
 

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