Ersteinsatz Onkologie - was erwartet mich?

Crizzy

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06.07.2006
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LA, Bayern
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GKP
Akt. Einsatzbereich
Diabetologie, GastroEnterologie, Geriatrische Komplextherapie
Hallo zusammen!

Haben heute unseren ersten Einsatzort erfahren und ich komme auf die Onkologie. Im ersten Moment war ich baff, da es hieß im 1. Jahr kommt keiner auf diese Station.
Auf Nachfrage warum denn gerade ich (zusammen mit der Klassenältesten) auf die Station komme hieß es, da wir beide eben schon etwas älter (ich bin die 2.älteste) und am meisten Erfahrung in der Pflege sowie Lebenserfahrung haben, traut sie uns das zu.
Bin einerseits total stolz und hoffe diese (schwere) Hürde gleich am Anfang gut bewältigen zu können - und ich trau mir das auch zu.

Jetzt interessiert mich natürlich was auf mich zukommt und würde mich freuen wenn mir jemand ein bißchen was über die Onko erzählen kann, und was meine Aufgabenbereiche (im 1. Kurs) sein könnten. Außerdem wärs super wenn jemand Buchtipps/Internetseiten oder sonstiges weiß mit dem ich mich schonmal einlesen kann bevors in 2 Wochen losgeht. Möcht mich schon im Vorhinein ein bißchen schlaumachen. Zudem bleib ich bis Februar auf dieser Station und hab dort auch meine Zwischenprüfung, da möcht ich natürlich "alles" wissen was geht :)

LG
Crizzy
 
Neben der "normalen" pflegerischen Beanspruchung erwartet dich auch eine z. T. große psychische Beanspruchung. Besonders, wenn eine PatientIn gerade ihre Diagnose erfahren hat.

Da kann ich Dir aber auch kein "Patentrezept" geben, denn das gibt's nicht. JedeR Mensch ist anders und geht auch mit solchen Lebenskrisen anders um.
Das einzige "Patentrezept" ist: sei auf allen Sinneskanälen aufnahmebereit, um die Signale, welche die PatientInnen geben, nicht zu übersehen.

Falls auf der Station Supervision/Balinth angeboten wird, frag einfach mal nach ob Du auch daran Teilnehmen darfst.

Wichtig ist, daß Du deine eigenen Grenzen respektierst und rechtzeitig um Unterstützung bittest, wenn du dich (psychisch) Überfordert fühlst.
 
Hallo Crizzy,

das Arbeiten auf einer onkologischen Station kann sehr schön sein, das Personal hat einen sehr guten Umgang mit den Patienten.
Wir beraten die Patienten z.B. im Umgang mit der Mundpflege während der Chemotherapie.
In der Onkologie versterben nicht alle Patienten, du siehst auch Patienten, die durch die Therapie wieder gesund werden, du siehst aber auch Patienten die palliativ versorgt werden und versterben, manchmal auch junge Patienten.
Viele Patienten begleitest du über eine lange Zeit und die Patienten kommen immer wieder, du siehst Fortschritte aber auch Rückfälle.

Die onkologischen Krankheitsbilder sind sehr vielfältig.
Die psychische Belastung ist vtl. höher als auf einer Entbindungsstation, aber es herrscht meist ein sehr guter Umgang untereinander.

Mein erster Einsatz war damals auch auf einer hämatologischen Station und es hat mir damals schon recht gut gefallen.
Derzeit arbeite ich auch in der Hämatologie und es gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo!

Danke schonmal für eure Antworten. Die psychische Belastung die mir wohl bevorsteht ist mir bewusst, und ich hoffe wir haben die Möglichkeit an Supervisionen teilzunehmen. Werd mich dahingehend noch erkundigen. Außerdem haben wir natürlich die Möglichkeit mit allen "Problemen" zu unsren Anleitern/Klassleitung/Mentoren zu gehen.
Hab auch schon aus mehreren Quellen erfahren, dass das Team der Station wirklich 1A sein muss, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Ich denke da wird sich in jedem Fall immer jemand, wenn nicht mehrere finden bei denen man sich die Seele freireden kann.
Was mich noch interessiert, sind evtl. spezielle Pflegetätigkeiten die auf solchen Stationen anfallen. Man hat sicher auch sehr viel Kontakt mit den Familien der Patienten, das stelle ich mir auch ziemlich hart vor am Anfang.
Zum Thema Pflege in der Onko hat keiner einen Buchtipp vielleicht?
Und was haltet ihr davon die Station beim Ersteinsatz kennenzulernen?
 
Hallo Crizzy,

die Buchtipps die ich hätte, sind für deinen Einsatz übertrieben, also kann ich dir hier nicht wirklich weiterhelfen.

Liebe Grüsse
Narde
 
[...]
Was mich noch interessiert, sind evtl. spezielle Pflegetätigkeiten die auf solchen Stationen anfallen.[...]

Mhh, da hat jedes Fachgebiet einwenig seine Besonderheiten. Bei uns (Schwerpunkt Pneumologie) sind Inhalationen und Hautpflege bei Bestrahlung ein Thema. Bei Chemo ist (dank der modernen Antiemetika) in der Regel weniger Handlungsbedarf. Manchmal auch Umkehrisolation, wenn die PatientIn im Nadir ist. Öfter mal eine Pleurasaugung wegen. malignem Erguß. Und praktisch alle PatientInnen haben mehr oder weniger Dyspnoe und erfordern daher einen ziemlichen (psychischen) Betreuungsaufwand und sind auch praktisch nicht belastbar (viel Pflege muß übernommen werden).

[...]Man hat sicher auch sehr viel Kontakt mit den Familien der Patienten, das stelle ich mir auch ziemlich hart vor am Anfang.[...]

Naja, das ist auch unterschiedlich. Was ich immernoch als belastend empfinde, wenn die Angehörigen jedesmal nachfragen ob die PatientIn wieder gesund wird und jedesmal erklärt bekommen, daß das wohl eher nicht der Fall sein wird.

[...]Zum Thema Pflege in der Onko hat keiner einen Buchtipp vielleicht?[...]

Mir fällt da nur Margulies/Fellinger/Kroner/Gaisser: "Onkologische Krankenpflege". Springer-Verlag ein. Ist aber ein ziemlich "dicker Wälzer", so um die 800 Seiten. Für den "Anfang" wohl auch eher ungeeignet und nicht ganz billig. Ich hab die Ausgabe von 1994 und die hat, wenn ich mich recht erinner so um die 80 DM (!) gekostet.

[...]Und was haltet ihr davon die Station beim Ersteinsatz kennenzulernen?

War bei mir auch so! :D Und nach der Ausbildung bin ich wieder auf der Station gelandet. Nun bin ich schon das 11. Jahr dort. Gefällt mir immernoch sehr gut. Ich fühl mich einfach wohl in dem Team!
 
@Gego: auch Dir lieben Dank :trinken:Hab mir "Onkologische Krankenpflege" schon angeschaut und werd mir das auch holen. Selbst wenn ich jetzt nicht ganz so viel verstehen kann, denk ich ist jedes Buch eine kleine Wissenserweiterung für später.

Ich bin im Moment auch am gucken nach einer Lektüre zu Palliativ Care, vielleicht wie man selbst damit umgeht wenn man auf solchen Stationen tätig ist und welche Gedanken sich im Patienten/Angehörigt etc abspielen. Da ich schon 2jährigen Unterricht in Psychologie hatte interessiert mich das natürlich ganz besonders.

Und ja, ich gebs zu - ich bin der totale Buchfanatiker :engel:
 
Hallo Crizzy,

aus dem Springer Verlag gibt es auch ein Palliativ Care Buch für Pflegeberufe, ich schau mal nach der ISBN Nummer.
Das von Gego erwähnte Onkologiebuch kostet mittlwerweile 45,-- Euro, das Buch ist gut, aber für deinen Einsatz übertrieben.

Sonnige Grüsse
Narde
 
@narde
Wär super wenn Du die ISBN des genannten Buches findest. Das Onko-Pflege Buch hab ich für 24€ im Inet gefunden, denk das is ein guter Preis, bei dem nichts verloren ist auch wenn ichs nur teilweise nutzen kann.

Heute wurden wir übrigens auf Station vorgestellt, und ich muss sagen, dafür dass die Station im letzten Eck im Keller des Klinikums eingerichtet ist, ist es wohl die "ansehentlichste" und gemütlichste Station von allen.
Meine vorgesehene Praxisanleiterin ist leider nicht mehr auf Station, da sie auf eine andre Station versetzt wurde, da sie gerade schwanger geworden ist :( Jetzt bekomm ich eine Anleiterin, die eigentlich gar keine ist - zumindest hat sie die Weiterbildung nicht dafür. Und auch diese war heute leider im Frei. Also werd ich wohl erst am Montag wenns "richtig" los geht die Station und das Team kennenlernen.

Jetzt hätte ich aber noch eine Frage, die ich nicht weiß wie ich sie richtig formulieren soll, und zwar: inwiefern bin ich denn bei der Arbeit mit Patienten die Chemo/Bestrahlungen bekommen selbst gesundheitlich gefährdet als gesunder, junger Mensch?
Meine vorgesehene Praxisanleitung wurde aufgrund ihrer Schwangerschaft auf eine andre Station versetzt - ich denke mal um dem ungeborenen Leben nicht zu schaden.
Aber ich frag mich halt jetzt, wie das mit dem Personal an und für sich aussieht....

LG
 
Hallo Crizzy,

hab es gefunden. Hier die Daten:
Palliativ Care aus dem Springer Verlag
Autoren S. Kränzle, U.Schmid, C. Seeger
ISBN 3-540-29437-6
Preis: 29,95
Erscheinungsjahr: 2006 und 332 Seiten dick.

Die Gefährdung auf der onkologischen Station ist nicht höher als sonst im Krankenhaus. Wichtig ist, dass im Umgang mit Chemotherapeutika immer Handschuhe getragen werden. Allerdings ist es nicht deine Aufgabe die Chemo an oder abzuhängen.

Wenn du die Anweisungen deiner Anleiterin befolgst kann nix schief gehen.

Viel Spass
Narde
 
[...]
Jetzt hätte ich aber noch eine Frage, die ich nicht weiß wie ich sie richtig formulieren soll, und zwar: inwiefern bin ich denn bei der Arbeit mit Patienten die Chemo/Bestrahlungen bekommen selbst gesundheitlich gefährdet als gesunder, junger Mensch?[...]

Da brauchst Du dir keine unnötigen Sorgen zu machen, wie narde2003 auch schon geschrieben hat. Bei uns ist das auch so geregelt, daß einE SchülerIn nichts an der Chemo-Infusion machen darf. Wegen Bestrahlung brauchst Du dir auch keine Gedanken machen, denn die PatientInnen werden nur von außen in der Strahlenabteilung bestrahlt. Sie strahlen danach nicht selbst. (Eine Ausnahme stellen sog. "Seeds" und die Radio-Jod-Therapie dar. Diese PatientInnen werden aber auf extra Therapieeinheiten behandelt. Meines Wissens dürfen da SchülerInnen nicht hin lt. Arbeitsschutzgesetz.) Wenn Du dich an die Vorschriften hältst, kann eigentlich nichts passieren.

[...]Meine vorgesehene Praxisanleitung wurde aufgrund ihrer Schwangerschaft auf eine andre Station versetzt - ich denke mal um dem ungeborenen Leben nicht zu schaden.[...]

Das ist klar im Mutterschutzgesetz geregelt. Schwangere dürfen u. a. in Bereichen wo mit "gefährlichen Stoffen" (=Chemo) hantiert wird nicht eingesetzt werden.
 
Ahja - dann bin ich ja beruhigt :flowerpower: Und selbstverständlich halt ich mich an die Anweisungen, is ja klar!

@narde: danke für die ISBN!


Ich werd beizeiten mal berichten was ich dann tatsächlich auf Station zu tun habe, für alle denen es noch bevorsteht.
Und wenn noch jemand was zu ergänzen hat freu ich mich über jeden Beitrag!


LG
 
Ich war letztens (bin auch noch in der Ausbildung) auf der Palliativstation eingesetzt und hatte vorher auch in gewisser Weise Angst. Hat sich aber nachher als völlig unbegründet herausgestellt, es hat mir super gut auf dieser Station gefallen. Der Umgang mit den Patienten ist einfach ganz anders, als auf Stationen, wo der Großteil der Patienten auch wieder gesund werden kann.
Es ist auf jeden Fall eine positive Erfahrung gewesen!
Mach dir nicht zu viele Gedanken im Voraus, lass es mal auf dich zu kommen.
Alles Gute
Annika
 
hallo zusammen!

hab heut auch erfahren dass ich auf die hämatologie/onkologie komme.
na ich bin gespannt was mich erwartet und weiss auch noch nicht so recht wie ichs finden soll.naja,ich lass es auf mich zukommen...
liebe grüße aus berlin:king:
 
@crizzy
und wie ist es so??

In 3 Monaten komm ich auch auf einer multidisziplinären station (Ersteinsatz), Hämatologie,Onkologie und Pneumologie.

Hast du dich gut eingelebt? Ich werde mir die beiden Bücher auch holen, da ich auch dort mein Examen machen werde....

berichte mal von deinen Erlebnissen :trinken:
 
Hallo!

Also, ich versuch mal kurz zu berichten wies bei mir so läuft:
grundsätzlich mal gesagt, es läuft von den Tätigkeiten her nicht recht viel anderes hier als auf anderen Stationen.
Um auf die Unterschiede einzugehen kann ich nur sagen dass es auf der Onko irgendwie scheint, als würde es oft den "umgekehrten" Weg laufen als man es von einem KH gewohnt ist. Damit mein ich, dass die Patienten meist noch relativ fit (nach außen hin) zu uns kommen um z.B. chemo oder Bestrahlungen machen zu lassen - und dann im Laufe der Wochen ziemlich heftig abbauen und einfach auch ganz ganz viele Patienten bei uns versterben.
Auf anderen Stationen - finde ich- sieht man einfach einen Heilungserfolg nachdem der Patient (schwer)krank auf Station gekommen ist, zumindest ansatzweise. Das war bisher auf der jetztigen Station nie der Fall.

Weiter ist die psychische Belastung auch um einiges höher als auf anderen Stationen wie ich finde....Man bekommt viel Leid mit, sei es das Leiden des Patienten selbst, oder die Ängste der Angehörigen, deren Trauer.

Auch wenn das jetzt alles vielleicht erstmal etwas "hart" klingen mag muss ich sagen, das es eine wunderbare Zeit auf dieser Station ist. Das Team ist einfach klasse, ich kann jederzeit zu jedem gehen wenn mich etwas bedrückt - hab super Rückhalt.
Auch hab ich in dieser zeit superviel gelernt, nicht nur in pflegerischer Hinsicht sondern vor allem auch im Umgang mit schwerkranken Patienten (die einem wirklich sehr sehr viel wieder zurückgeben können, und sei es nur nur zufriedene Blicke).

Erlebt hab ich in dieser Zeit unglaublich viel....von meiner "aufregenden" Erstanleitung bei der meine Pat. eine viertel Std. vor Anleitungsbeginn leider verstorben ist, Pat. die ihren Todestag irgendwie vorausahnten und ankündigten, über die Sicht mancher Ärzte die Therapien verschreiben nur um ihr Gewissen zu beruhigen obwohl sie wissen das es nichts mehr bringt, sondern das Leiden nur verlängert....usw und so fort.

Mich hat diese Station nochmal ein Stück weiter reifer lassen werden und ich seh viele Dinge jetzt aus anderer Sicht....

Das war jetzt mal ein kleiner Einblick.... falls noch jemand konkrete Fragen haben sollte, fragt :)

LG
Crizzy
 
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Reaktionen: narde2003
hey,

vielen lieben dank für eure ausführlichen berichte.

ich habe meine drei wochen praktikum im krankenhaus noch vor mir und werde auch auf der onkologie station sein.
ich freue mich eigentlich sehr darauf. ich habe nur eben auch angst davor. der pflegedienstleiter glaubt mir nicht ganz, dass ich weiß, was eine krankenschwesterausbildung bedeutet und möchte mich gewissermaßen prüfen.

er meinte, er wolle es mir nicht so einfach machen und stecke mich darum auf diese station. nur dadurch bin ich erst so nervös geworden. versteht ihr das?
ich fands ein bisschen gemein von ihm, aber ich werde ihm schon zeigen, dass ich weiß, was ich tue. ich meine, man kann doch nicht von anfang an gleich ganz abgebrüht sein? das will ich auch nie werden !



Jolanda
 

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