Beruf und Familie

Claudia B.

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26.07.2011
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Hallo,

unser Beruf hat sehr großen Einfluss auf unser Privatleben und ich denke es ist oft schwer Grenzen zu ziehen (alleine die Dienstplangestaltung hat großen Einfluss auf das Familien-/Privatleben).

Ich bin im Moment in der Sandwichposition:
Die Kinder sind noch nicht aus dem Haus und die alte Generation beschäftigt mich gedanklich.

Das hat berufliche Folgen, ich komme aus dem Nachtdienst und der Teilzeitarbeit raus.

Alt werden:
Eine Geschichte zum nachdenken - YouTube


Das hat mich an diese Begebenheit erinnert.

Ich hole meine Große vom Kindergarten ab, die Kleine sitzt im Buggie und wir gehen nach Hause.

Fragt mich die Große: "Du, Mama gibt es auch Erwachsenenpampers?"
Ich: "Klar, wenn ich das nächste mal dienst habe bringe ich dir mal eine mit. Du kannst dir sicher vorstellen,
das sie größer ist als die von deiner kleinen Schwester, wenn du unsere Popo`sen vergleichst."
Sie beobachtet die Kleine, die im Buggi ihre Beine über die Armlehne gelegt hat (wie sie das geschafft hat
wird mir immer ein Geheimnis bleiben) und an ihren Schuhen rumspielt. Man sieht förmlich das Kinderhirn
rauchen und dann: "Duhuuu, Mama? Schmeißt du dann auch die Beine in die Luft beim pampern?"

Bei mir sofort Kopfkino und ich sagte: "Mein lieber Schatz, wenn ich dazu in der Lage bin, werde ich für dich die Beine in die Luft schmeißen."

Wie ist es bei Euch?

LG
Claudia B.
 
Würde dir gerne antworten, aber ich versteh deine Frage irgendwie nicht.....:weissnix::gruebel:
Malu68
 
Na, wie sehr beeinflusst dein Beruf dein Privatleben und wie sehr beeinflusst dein Privatleben dein Berufsleben?

So, besser?
 
Ach sooooo:knockin:

Ja , Berufsleben beeinflusst doch eigentlich alles.
Ich habe vor meinen Kindern zB in einer Praxis gearbeitet mit einem fordernden und -heute würde man sagen- autoritären Chef.
Dieser Mensch hat mir in der Zeit, in der ich dort gearbeitet habe und auch bis heute unglaublich viel beigebracht, im medizinischen Sinne, was die Berufsauffassung betrifft, menschliche Dinge und auch Lebenseinstellung.
Davon profitiere ich auch heute noch.

Mein Beruf an sich fordert ganz oft, das Privatleben hinten an zustellen, Termine umzuschmeißen oder ganz abzusagen. Mit der Zeit merkt man, dass viele Termine gar nicht sooo wichtig sind wie man eigentlich dachte und das Leben weitergeht auch wenn man nicht auf jeder Hochzeit tanzt.

Im Gegenteil, je rarer man sicht macht umso begehrter wird man oft.:king:

Durch manches Patientenschicksal relativieren sich die eigenen Wehwehchen oder Probleme. Dankbarkeit ist mir nicht fremd.

Und ich denke, dass ich diese Lebenseinstellung und Ansicht mancher Dinge auch an meine Kinder (13 und 16J) weitergebe.
Die unterscheiden sich auch schon von einem Großteil ihrer Freunde, denen wichtiger ist, was man hat und wieviel man saufen kann als die "inneren Werte".

Malu68
 
Ich glaube, unabhängig davon, in welchem Beruf man arbeitet, beeinflusst dieser das Privatleben. Und ist man unfreiwillig ohne Arbeit, so beeinflusst dies ebenso, und wahrscheinlich sogar noch bedeutend mehr als der Beruf.

Die Tageseinteilung wird doch fast immer von Beruf oder Schule dominiert. Die aber ist auch mit dem Privatleben verknüpft.

Wobei es natürlich Unterschiede zwischen den Berufen, oder eher der Art der Arbeitsorganisation, gibt. Ich habe einen Freund, der freiberuflich in der Software-Entwicklung ist - Arbeit je nach Auftragslage, viel Heimarbeit, wenn er in die Firma muss Gleitzeit. Dem fiel irgendwann mal auf, wie "wichtig" es mir sei, pünktlich zur Arbeit zu kommen - sowas scheint er gar nicht zu kennen.
 
Aber es gibt mMn Berufe, die stärker prägen bzw sich auf das eigene Verhalten auswirken als andere.
Gerade wenn ich im direkten Kunden/Patientenkontakt arbeite, beeinflusst das doch mehr als wenn ich den ganzen Tag am PC oder über "totem Material" hocke.

Malu68
 
Aber es gibt mMn Berufe, die stärker prägen bzw sich auf das eigene Verhalten auswirken als andere.

Da bin ich nicht sicher. Jeder Beruf prägt einen Menschen. Ein Elektriker erzählte mir mal, während der Ausbildung habe er in jeder Wohnung, die er betrat, überflogen, wie die Leitungen lagen (in den neuen Bundesländern liegen die Leitungen ja oft über dem Putz, da geht's leicht). Das konnte er gar nicht steuern.

Du entwickelst Dich anhand Deines Berufes weiter. Du erlernst und übernimmt viele Fertigkeiten, die genaugenommen nicht zum Berufsbild selbst gehören. Und auch wenn Du keinen Kundenkontakt hast, hast Du ja in der Regel Kollegen und Vorgesetzte - auch deren Verhalten wird Dich prägen.
 
Ich glaube, unabhängig davon, in welchem Beruf man arbeitet, beeinflusst dieser das Privatleben. ...

Kann ich nur bestätigen. Mein Mann ist Montagearbeiter. Überstunden ohne Ankündigung sind genauso üblich wie kurzfristige Baustellenwechsel. das wird besonders nett, wenn dann auch nich verlangt wird, dass statt 5 Tage mal eben so das Wochenende mitgearbeitet wird.

Wie stark mich ein Beruf privat einschränkt hängt von einem selber ab. Und ich bewundere alle Kollegen, die sich konsequent abgrenzen können und sich auch net erpressen lassen.

Elisabeth
 
Wie stark mich ein Beruf privat einschränkt hängt von einem selber ab. Und ich bewundere alle Kollegen, die sich konsequent abgrenzen können und sich auch net erpressen lassen.

Es geht mir nicht ausschließlich darum, dass der Beruf die private Zeit einschränkt - das tut er nämlich auch dann, wenn du an die 38,5 Stunden pro Woche keine Minute dranhängst.

Die Erfahrungen, die Du im Beruf machst, wirken sich auf Dein Privatleben aus. Das kann positive, negative oder neutrale Auswirkungen haben (es ist nicht wirklich tragisch, wenn man in fremden Wohnungen nach der Elektronik schielt), aber Auswirkungen gibt es immer.

Und wenn Du keine Arbeit hast, wirkt sich dies erst recht aus. Die größte Gruppe der psychisch Kranken ist nicht etwa unter den Pflegekräften, sondern unter den Arbeitslosen zu finden. Und wer von Euch hat einen frischgebackenen Rentner kennengelernt, der gar nichts in seinem Privatleben geändert hat?
 
Ich finde auch, dass das Berufsleben eine Menschen prägt.
Wenn ich, als meine Kinder noch jünger waren, in der Arbeit viel Stress und Anspannung hatte, war ich daheim schneller auf 180, als am WE.
Mein Sohn fragte mich einmal, als es ganz schlimm war: "Hat dich dein Chef heute wieder mal schikaniert?" Das hat er zu diesem Zeitpunkt wirklich, jetzt bin ich seine Chefin, so ändern sich die Zeiten:knabber:.

Allerdings ist geschieht es auch, dass man seine privaten Problem mit in die Arbeit nimmt. Ich war dann immer sehr "dünnhäutig" und habe schnell geweint. Zum Glück hatte die Mehrzahl meiner Kolleg(inn)en Verständnis für meine Situation.:troesten:

LG opjutti
 
Eins ist schon mal klar, ich nehme keine Patienten im Kofferraum mit um sie bei mir pflegen zu können, aaaber so mancher Patient spukt mir noch durch den Kopf (auch so manche Kollegin/Kollege). ;)
 
Hallo,
das geht aber anderen Berufsgruppen genauso...als Lehrerin habe ich auch in der Freizeit mit dem Job zu tun gehabt: bei einem Bummel durch die Stadt hält man irgendwie trotzdem Ausschau nach geeigneten Filmen, Büchern oder Artikeln für den Unterricht. Auch konnte ich an keinem Papierwaren- oder Bürobedarfsgeschäft vorbeigehen :D Manchmal kamen mir gute Unterrichtsideen ganz spontan in der freien Zeit in den Kopf....und als Fortbildungsteilnehmer kann ich mich nicht davon frei machen, das didaktische Vorgehen des Dozenten näher anzuschauen...

Auch im Kontext einer wissenschaftlichen Tätigkeit erlebe ich es ähnlich, dass man eben über Dinge länger nachdenkt und kurz vorm schlafen gehen plötzlich Lösungen hat ...

Im Unterschied zur Pflege nehmen Lehrer und Forscher ihre Arbeit allerdings auch physisch mit nach Hause und arbeiten dort weiter ...

Von daher denke ich, dass Berufsleben die Familienzeit immer einschränkt.
 
Hallo,

ich denke, unser Beruf greift sehr ins Privatleben und alleine von der Dienstplangestaltung wird oft das Private beeinflusst.

Es ist nicht nur der Schichtdienst, sondern auch die Wochenend- und Feiertagsplanung. Dadurch ist man(n)/frau auch mehr von seinen Kolleginnen/Kollegen abhängig.

Nicht umsonst sollen die Scheidungsquoten bei Polizisten, Ärzten, Pflegepersonal ect. (angeblich) höher sein als in anderen Berufsgruppen.

Claudia B.
 
Hallo,

Schichtdienst greift dahingehend ins Privatleben, dass man "azyklisch" zu anderen arbeiten muss und die Familie/ Freunde eben aufgrund dessen häufig nicht sehen kann. Dieses treibt die Scheidungsraten wohl hoch ...
Auf der anderen Seite ist vielen Frauen aber die Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung (abwechselnd mit dem Ehemann und in Teilzeit) eben auch gerade deshalb nur möglich! Wenn beide einen "Nine to seventeen Job" haben, gäbe es mitunter auch Probleme.

Andere Berufe haben dafür halt andere Probleme und Belastungspotentiale; in der Wissenschaft sind es z.B. unsichere Beschäftigungsverhältnisse, häufige Umzüge (auch ins Ausland), ein permanenter Leistungs- und Erwartungsdruck, relativ geringe Vergütung (gemessen am Aufwand und der Qualifizierungszeit bis zum Berufseintritt) und wöchentlich locker mal 15 - 20 unvergütete Überstunden...zu "Stoßzeiten" gibt es Wochen, in wlchen 18 Stunden Arbeitstage normal sein können.

Jeder Beruf bringt seine Belastungen mit sich ...
 
Ich sehe es so:

Die Arbeitswelt hat sich verändert, somit auch das Familenleben.
Ein Zahnrad greift ins nächste, es wird immer schwerer "allen" Anforderungen gerecht zu werden.

Der Arbeitgeber gibt die Arbeitszeiten vor (die Kolleginnen/Kollegen sind dabei in unserem Beruf nicht ohne Einfluss),
die Kindergärten/Schulen haben ihre Zeiten, zusätzlich kommt die Seniorenpflege dazu.

Flexibel, MÜSSEN wir (Arbeitnehmer) aber sein und DAS wird halt immer schwerer.

Es wird an alten, jahrzehntenlangen Gewohnheiten festgehalten und wird sich nicht auf die geänderten Lebensituationen eingestellt.

Gerade in der Pflege hätten wir mehr Spielraum, aber wir (Patienten UND Pflegepersonal) sind abhängig von Laborzeiten, OP-Zeiten, Verwaltungszeiten, Therapeutenzeiten.....
 
...Ein Zahnrad greift ins nächste, es wird immer schwerer "allen" Anforderungen gerecht zu werden......

Müssen wir imemr allen Anforderungen gerecht werden? Muss es perfekt sein? Mich haben meine viel zu hohen Ansprüche an mich krank gemacht.

In dem Sinne? Ist es immer die Gesellschaft alleine? Oder sind wir net selsbt beteiligt an der Entwicklung und forcieren sie nich?

Elisabeth
 
Ich kann mich gewissen Anforderungen NICHT entziehen und dieses Gerangel, zum Beispiel Ansprüche von der Schule (sie als Eltern bla,bla, blubb, blubb), die Kolleginnen/Kollegen (Du bist NUR Teilzeitangestellt, dann kannst Du auch mehr einspringen usw.).

Es hat immer Konsequenzen und DIE sind abzuwägen.
Gehe ich nicht zum Schulelternabende ist das Elternhaus nicht interessiert was das Kind in der Schule macht. Springe ich nicht ein, bin ich UNkollegial ect.pp..

DIE Gesellschaft sind wir und es ist schwer EINgefahrene Denkweisen zu ändern.

Perfekt ist eine Definitionssache, für wen? Für MICH oder für die Gesellschaft (im Sinne von Menschen die mich UMgeben) die von mir fordert?

Nicht umsonst sind die psychischen Erkrankungen laut Krankenkassen gestiegen.


Perfekt, bin ich nich und werde ich auch nie sein (will ich auch nich, bin zu sehr Mensch ;)).

Ist der Ruf mal ruiniert lebt es sich ganz ungeniert. ;)

LG
Claudia B.
 
Ich fast nie zum Schulelternabend gegangen. Meine Kinder haben trotzdem was gelernt. Mir war egal, was die Lehrer oder die anderen Eltern über mich denken. Sie haben einen Lehrauftrag und dem sollen sie gefälligst nachkommen. Und wenn die es net gebacken bekommen, muss ich mir net die Schuld zuschieben lassen. Da kann ich andere Wege gehen, um das Lernen trotzdem meinen Kindern schmackhaft zu machen. Diese Wege lerne ich garantiert net auf einem Elternabend mit "bla,bla, blubb, blubb".

Zur Bereitschaft, stets einzuspringen, haben wir schon mehr als genug diskutiert. Ich bereue heute zutiefst, dass ich meiner Familie soviel zeit vorenthalten habe, weil ich glaubte, unersetzlich zu sein.
Mein AG hat es gefreut, dass ich 200% gebracht habe. Als ich das krankheitsbedingt net mehr erreicht habe, hat er sich von mir getrennt auf eine sehr unschöne Art und Weise.

Was perfekt ist, legst schlussendlich du selber fest. Beobachte mal deine Umgebung. Die kommen mit einem geringeren Anspruch oft besser durch das leben und müssen auf weniger verzichten, als man annehmen würde.

Zwischen der kognitiven Aussage "ich bin net perfekt und will es net sein" und dem, was das Unterbewusstsein einem einflüstert, liegen net selten Welten. Da bin ich leider auch erst zu spät hinter gekommen.

Elisabeth
 
von Elisabeth: Zwischen der kognitiven Aussage "ich bin net perfekt und will es net sein" und dem, was das Unterbewusstsein einem einflüstert, liegen net selten Welten. Da bin ich leider auch erst zu spät hinter gekommen.
Besser spät wie nie.

Als ich das krankheitsbedingt net mehr erreicht habe, hat er sich von mir getrennt auf eine sehr unschöne Art und Weise.
Mit dieser Erfahrung bist Du bestimmt nicht alleine (leider), nun bei mir ist es so das ich versuche Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut aufbringe, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Klappt mal mehr, mal weniger ;), aber es geht mir seitdem deutlich besser.
 

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