Neuregelung der Anrede auf Station

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Tamara_München

Stammgast
Registriert
03.05.2006
Beiträge
208
Beruf
Hotelfachfrau, Industriekauffrau, Kosmetikerin, Krankenschwester Akutaufnahme Sucht Psychiatrie
hallo,

ich weiß, oder habe hier mal gelesen, dass ich keine fragen stellen darf in bezug auf rechtliche sachen.

uns pflegekräften wird jetzt "vorgeschrieben" unter androhung von abmahnungen, dass wir uns ab sofort mit herr soundso und frau soundso vorzustellen und anzusprechen haben.

wir dürfen uns nicht mehr mit schwester t. oder pfleger m. vorstellen oder ansprechen lassen.

wie kann ich erfahren ob das überhaupt rechtens ist?

früher hat man sich extra mit vornamen anreden lassen, damit man nicht auf noch den nachnamen preisgeben MUSSTE, gerade in der psychiatrie!

danke schonmal

eine verzweifelte krankenschwester
 
Wenn Eure Geschäftsführung eine Dienstanweisung darüber raus bringt, wie Ihr Euch anreden lassen sollt kann sie das, meiner Meinung nach, tun. Immerhin geht es dabei ja im Endeffekt wohl darum, ein bischen mehr Professionalität in die Pflege zu bringen (Dieses Thema haben wie ja in einem anderen Thread im "Talk, Talk, Talk"-Forum schon lang und breit durchgekaut).
Wenn es nun eine Dienstanweisung gibt und sich die Mitarbeiter nicht daran halten, hat die Geschäftsführung durchaus das Recht eine Abmahnung auszusprechen.

Gewisse Regeln in einem Betrieb legt nun mal die Geschäftsführung fest.

PS: Ich persönlich finde es langsam überfällig, dass Pflege aus ihrem "Klein-Dummchen-Image" rauskommt und das ist einer der Wege dahin.
KEINE andere Berufsgruppe lässt sich mit dem Vornamen anreden, nur das "kleine dumme Schwesterchen".
 
KEINE andere Berufsgruppe lässt sich mit dem Vornamen anreden, nur das kleine dumme Schwesterchen

Hallo Joerg, danke. Du sprichst mir aus der Seele. In anderen Threads habe ich mich schon genügend dazu geäußert und es ist einfach müssig mehr Professionalität einzufordern. Man kann Argumente dafür bringen wie man will, es wird ignoriert. Da dies auch schon seit mehreren Jahren gefordert wird, wundert mich solche Anordnung nicht. Dabei wäre es doch um vieles einfacher gewesen sich damit persönlich auseinander zusetzen. Jetzt eben von oben herab.
Bravo, ich finde es einfach klasse.

Liebe Grüße Brady
 
Hi Tanja,

früher hat man sich extra mit vornamen anreden lassen, damit man nicht auf noch den nachnamen preisgeben MUSSTE, gerade in der psychiatrie!

.....was befürchtest Du denn? Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Psychiatrie. Ich hatte weder mit Telefonterror, noch sonstigem Terror zu tun, obwohl die Patienten meinen Namen kennen, ich habe mich auch "früher schon" gerade mit meinem Nachnahmen vorgestellt ....

ansonsten ist zu dem Thema hier im Forum schon Einiges gesagt

@ Joerg: Danke - Dein "PS" spricht mir aus der Seele....
 
Hallo MiChung,

ich arbeite seit 27 Jahren in der Psychiatrie und habe auch nie deshalb Probleme gehabt, wobei ich mich auch schon seit Jahrzehnten mit Nachnamen ansprechen lasse. War auf allen möglichen Stationen der Psychiatrie, vor der Tagesklinik. Jahrelang auf der geschlossenen Akutaufnahme, auch dort nie Probleme wegen meinem Nachnamen.

Liebe Grüße Brady
 
Ich stimme Jörg auch zu 100% zu. Ich stelle mich seit Jahren mit meinem vollen Namen vor, aber leider gelingt es mir nicht, dass die Angehörigen unserer Patienten (Frühgeborene) mich auch mit Frau Soundso ansprechen. Woran das liegt..., weil beinahe alle Kollegen sich mit Schwester XY am Talefon melden und sich auch so vorstellen und da kommt man als einzelne nicht durch.

Ich würde mich über eine solche Dienstanweisung sehr freuen, endlich ein Stück Professionalität!
 
Es mag zwar professioneller sein, aber ich persönlich habs lieber wenn ich mit Vornamen angesprochen werde...
 
Ich glaub, Frau Susi Müller an der Kasse von Karstadt würde sehr befremdet
schauen, spräche man sie mit "Susi, kann ich mit Karte zahlen?" an...

Ich melde mich am Telefon nur mit Nachnamen, doch sobald ein Arzt dran ist,
wird man gefragt, ob man "Kollege" ist. Ich fänd die Anrede mit Nachnamen
generell besser, da es doch Distanz schafft, vor allem, wenn man so
intime Dinge tun muss wie eine Ganzkörperpflege. Vielleicht ist das aus Sicht
der Patienten umgekehrt? Ich war neulich selbst im Krankehaus und fand es
schon sehr befremdlich, die Leute mit "Schwester soundso" anzureden,
während die Pfleger sich mit Nachnamen anreden lassen (psychiatrische
Station)

...
 
Ein typisch deutsches Problem.

In anderen Ländern ist es allgemein üblich, sich - auch im allgemeinen Geschäftsleben - mit Vornamen und in der Regel auch mit "du" anzusprechen. Die Dienstleistung dort ist dadurch nicht unprofessioneller.

Warum wir auf's Betiteln ("Herr" und "Frau") und den Familiennamen als Mittel zur Distanzierung so viel Wert legen, ist mir zwar nicht wirklich klar, dennoch bin ich für die Patienten in Deutschland "Herr K." und "Sie". Vermutlich eben weil es in allen Branchen eigentlich so üblich ist (außer in der bezahlten Liebe vielleicht).

In Schweden dagegen bin ich für alle (alle!) "Dominic" und "du".

Schon merkwürdig.

Ich fühle mich allerdings keineswegs degradiert, wenn mich Patienten oder Vorgesetzte mit meinem Vornamen und mit "du" ansprechen. Warum auch? Respekt allein durch die Wahl Anrede ausdrücken zu wollen, halte ich für stark vereinfachte Kommunikation.

Was allerdings so eine Dienstanweisung angeht, muß man sich schon wundern, womit sich deutsche Pflegedienstleiter so alles beschäftigen - man scheint in diesen Etagen ja Zeit im Überfluß zu haben.

Oder sollte das etwa ein Autoritätstest sein? Mal sehen, wer sich widersetzt und die Abweichler aussortieren?

Vielleicht so: Ein Kollege hat dies mal in einem meiner Foren als Führungsmaßnahme im Zuge der Re-Taylorisierung der Krankenhauspflege gedeutet - ein Eingriff, der vielleicht rechtens, aber trotzdem auf den ersten Blick nur eine Willkürmaßnahme und an sich überflüssig ist - so eine Art "Gleichschaltungs-"maßnahme für die Mitarbeiter der Institution, so wie etwa bei uns die zentrale Ausgabe von Namensschildern im "Corporate Design" unseres Klinikums und das gleichzeitige Verbot individueller Zusätze auf diesen Namensschildern oder gar des Tragens eigener Namensschilder.

Letzteres wäre aber auch ein aktuell deutsches Problem, anderswo geht die Entwicklung gerade in die Gegenrichtung.

Apropos "Kollege":
Auch ich werde am Telefon des Öfteren von meinem Gesprächspartner gefragt, ob dieser mal einen "Kollegen" sprechen könnte - und ich habe dann stets überhaupt kein Problem damit, den Hörer wortlos an irgendeinen meiner Kollegen weiterzureichen. Wenn sich der am anderen Ende der Leitung dann heftig entrüstet, er wollte doch einen "Arzt" sprechen, dann stellt ihm mein Kollege klar, daß er sich einfach hätte präziser ausdrücken sollen - wenigstens seine Berufsbezeichnung sollte er im Laufe des Studiums ja verstanden haben.
 
Apropos "Kollege":
Auch ich werde am Telefon des Öfteren von meinem Gesprächspartner gefragt, ob dieser mal einen "Kollegen" sprechen könnte - und ich habe dann stets überhaupt kein Problem damit, den Hörer wortlos an irgendeinen meiner Kollegen weiterzureichen. Wenn sich der am anderen Ende der Leitung dann heftig entrüstet, er wollte doch einen "Arzt" sprechen, dann stellt ihm mein Kollege klar, daß er sich einfach hätte präziser ausdrücken sollen - wenigstens seine Berufsbezeichnung sollte er im Laufe des Studiums ja verstanden haben.

Da fällt mir ein: Manchmal funktioniert unser intern/extern Klingelton nicht richtig; und wenn ich mich mit Nachnamen vorstelle obwohl es von intern kommt, hör ich oft "Kann ich mal ne Schwester sprechen?"

Ich gehorche aufs Wort, muss ich mich dann nicht damit rumschlagen ^^
 
In anderen Ländern ist es allgemein üblich, sich - auch im allgemeinen Geschäftsleben - mit Vornamen und in der Regel auch mit "du" anzusprechen. Die Dienstleistung dort ist dadurch nicht unprofessioneller.

Ich fühle mich allerdings keineswegs degradiert, wenn mich Patienten oder Vorgesetzte mit meinem Vornamen und mit "du" ansprechen. Warum auch? Respekt allein durch die Wahl Anrede ausdrücken zu wollen, halte ich für stark vereinfachte Kommunikation.
ich halte es für stark vereinfacht ein deutsches Problem auf schwedische Gegebenheiten zu übertragen.
Wenn es allgemeiner Konsens ist alle mit Vornamen anzusprechen, gäbe es hierzulande selbst in der Pflege kein Problem damit, in Deutschland ist es aber nicht üblich. Hier ist es aber eher ein Ausdruck von "die Pflege klein halten".
 
  • Like
Reaktionen: 2 Mitglieder
Hallo,
ich denke auch, dass es bezüglich der Anrede soziokulturelle Unterschiede gibt...hier in Deutschland ist es üblich, sich im allgemeinen Geschäftsleben mit Sie und Nachnamen anzureden.

Das wahrt eine gewisse soziale Distanz dem anderen gegenüber.

Denn gerade im Hinblick auf die Problematik der ständigen Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz kann dieses dazu beitragen, ein Stück weit mehr Bewusstsein für die eigene Rolle zu entwickeln.
 
  • Like
Reaktionen: 1 Person
Hallo,

ich finds eigentlich auch nicht schlecht wenn man sich mit dem Nachnamen vorstellt, aus schon genannten Gründen.
Andererseits finde ich können wir dadurch dass wir uns mit dem Vornamen vorstellen eine vertrauensvollere Basis schaffen (wenig andre Berufsgruppen gehen so sehr in die Intimsphäre/Privatsphäre eines Patienten ein wie wir, oder?).

Zumindest von mir ausgehend kann ich behaupten dass mir wohler ist wenn sich eine Schwester bei mir als Patientin mit dem Vornamen als mit dem Nachnamen vorstellt, ich denke es nimmt Ängste und bringt einen "näher zusammen". :flowerpower:

lg
 
Ich fühle mich allerdings keineswegs degradiert, wenn mich Patienten oder Vorgesetzte mit meinem Vornamen und mit "du" ansprechen. Warum auch? Respekt allein durch die Wahl Anrede ausdrücken zu wollen, halte ich für stark vereinfachte Kommunikation.



Warum werden denn dann im umgekehrten Fall die Patienten und evtl auch Vorgesetzte mit Hr/Frau XY angesprochen und nur die Pflege lässt sich mit Vornamen ansprechen. Die Länder in denen das anders gehandhabt wird werden auch Patienten, Vorgesetzte und Geschäftspartner mit Vornamen angesprochen.

Behid

PS: Ich finde es großartig, dass sich deutsche PDLs endlich mit diesem Thema befassen, auch wenn leider noch ein Einzelfall zu sein scheint so hoffe ich auf Nachahmer.
 
.. also bei uns im haus wird das auch seit einiger zeit verlangt, einfach weil es ja wirklich professioneller klingt und auch wirkt.oft war ich für patienten auch mal ein "schatzerl" oder das allzeit beliebte "pupperl" und ich finde das nicht richtig.schon mal gehört das sich der oberarzt mit "grüß gott ich bin der franz,..." vorstellt???
 
Hallo,

ich habe einen grossen Unterschied bemerkt, seit der Zeit in der ich mich mit meinem Nachnamen anreden lasse. Wurde ich früher von ettlichen Patienten als Schwesterlein oder ähnliches betittelt, macht dies keiner mehr.
Im Gegenteil, ich werde von den meisten gefragt, ob ich hier die Pflegedienstleitung bin, weil eine Schwester stellt sich so doch nicht vor, mit Vor- und Nachnamen. Bei unseren älteren Patienten habe ich auch keine Problem wenn sie mich mit Schwester Narde ansprechen, ansonsten sprechen mich die Patienten mit Frau 2003 an.
Die Patienten sind allerdings durchwegs der Meinung, dass es ihnen besser gefällt mich mit meinem Nachnamen anzusprechen.
O-Ton einer Patientin: Wissen sie Frau 2003, sie sind ja nicht meine Schwester, also wieso soll ich sie mit Schwester Narde ansprechen? Ich sprech ja auch die Frau Doktor nicht mit Vornamen an.

Stalking durch Patienten habe ich bisher noch nicht erlebt, obwohl sie meinen Vor- und Nachnamen kennen, wer es darauf anlegt, schafft es auch mit dem Vornamen alleine.

Auch in einer JVA wird das Personal nicht mit dem Vornamen angesprochen.

Allerdings verstehe ich nicht warum es dafür eine Dienstanweisung braucht.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo,

Allerdings verstehe ich nicht warum es dafür eine Dienstanweisung braucht.

Sonnige Grüsse
Narde


Hallo Narde,

weil immer noch viel zu viele es als sebstverständlich ansehen, sich mit Sr. XY ansprechen zu lassen und auf Namensschildern Nachnamen abkleben. Wenn das nicht per Dienstanweisung unterbunden wird sprechen unsere Nachfolger noch in 100 Jahren darüber......! Manchmal braucht es eben Druck von oben:wink1:!

Ein sonniges Wochenende
Behid
 
Hallo Behid,

wäre ich ein Mann, wäre ich schon in meiner Ausbildung mit dem Nachnamen und Herr angesprochen worden, das hat mich damals schon sehr geärgert und ich bin immer auf die Palme gegangen. Damals stand nämlich schon bei den Schülern der Nachname drauf, bei den Mädels nur der Vorname... Allerdings ist es auch schon ettliche Jahre her.

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich fühle mich allerdings keineswegs degradiert, wenn mich Patienten oder Vorgesetzte mit meinem Vornamen und mit "du" ansprechen.
Ich fühle mich dann nicht degradiert, wenn sich alle gegenseitig mit "Du" ansprechen. Gleichberechtige Personen (im Sinne von Persönlichkeiten) sprechen auf der selben Ebene miteinander.

Was allerdings so eine Dienstanweisung angeht, muß man sich schon wundern, womit sich deutsche Pflegedienstleiter so alles beschäftigen - man scheint in diesen Etagen ja Zeit im Überfluß zu haben.
Da magst Du bedingt Recht haben. Es gibt sicherlich wichtigere "Baustellen", die mit Dienstanweisungen zu regeln wären.
Andererseits wissen wir ja nicht, wie es um das Personal-Patienten-Verhältnis in dieser Klinik bestellt ist. Also, was die PDL dazu "getrieben" hat. Irgendwas wird sie sich während ihrem Zeitüberfluss ja dabei gedacht haben ;-)

eine verzweifelte krankenschwester
Und das ist der Punkt, wo ihr mal reflektieren solltet, warum es zu diesem "Machtspielchen" mit der Dienstanweisung gekommen ist. Ich gehe mal von einer professionell handelnden PDL aus, die die Anrede schon vorher thematisiert hatte und Gründe für ihr Anliegen vorgetragen hat.

früher hat man sich extra mit vornamen anreden lassen, damit man nicht auf noch den nachnamen preisgeben MUSSTE, gerade in der psychiatrie!
Als Leitung würde ich mir Gedanken machen, warum meine Beschäftigten so eine Angst davor haben, "enttarnt" zu werden. Für Außenstehende mag so eine Sorge begründet klingen. (Hat so was von Psycho-Schockern: "Ich weiß, wie Du heißt - ich weiß, wo Du wohnst!")
Nicht jeder Patient mit psychischen Problemen ist aber ein Serienkiller, der es nach seinem "Ausbruch" auf das Pflegepersonal abgesehen hat.

Stalking durch Patienten habe ich bisher noch nicht erlebt
Ich arbeite jetzt zwar nicht in der Psychiatrie, d.h. aber nicht, dass ich nicht schon genug Patienten mit "Therapiebedarf" gehabt hätte. Ich habe auch noch nie Stalking durch Patienten erlebt (obwohl es meinen Nachnamen genau 1,0mal im Deutschen Telefonbuch gibt). Auch von Kollegen ist mir da nichts bekannt.

Allerdings verstehe ich nicht warum es dafür eine Dienstanweisung braucht.
Da sich scheinbar unüberwindbare Widerstände auf den Stationen gebildet haben?!
weil immer noch viel zu viele es als sebstverständlich ansehen, sich mit Sr. XY ansprechen zu lassen und auf Namensschildern Nachnamen abkleben.
Das macht es für den Patienten dann sogar noch direkt sichtbar, dass sich die Pflegekraft anonymisiert, während er sich preisgeben soll. Kam bei uns auch schon vor. Gäbe mir als Patient zu denken, was die Pflegekraft wohl zu verbergen hat.

Grüße
Michl
 
Die deutsche Sprache lässt sich nicht übertragen auf amerikanische, bzw. englische Sprachkulturen, da es dort andere Mechanismen gibt um Distanz zu wahren und zu halten.

Ein "Du" bedeutet kein Du wie hier im üblich Sinne, sondern es muss im Kontext gesehen werden.

Also doch nicht so cool, wie viele mal denken, dass sich sich alle dort total nahe sind und viel lockerer als bei uns ist.

Wobei es sogar oft zu hören ist, das Amerika viel konservativer ist als wir hier in Deutschland. Aber das ist nunmal Ansichtssache und OT.


Liebe Grüße Brady
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen